Der offene Sternhaufen Messier 46 (NGC 2437) wurde am 19. Februar 1771 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt. Er beschrieb ihn als Haufen schwacher Sterne mit etwas Nebel und war das 1. Objekt, nachdem er die erste Ausgabe seiner berühmten Nebelliste veröffentlicht hatte. Caroline Herschel, die Schwester des deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel, entdeckte den Sternhaufen am 4. März 1783 unabhängig von Messier. Herschel vermaß die Position des Sternhaufens 2 Jahre später und nahm ihn in seine Liste der Deep-Sky-Objekte auf. In unmittelbarer Nachbarschaft zu M 46 befindet sich auch Messier 47 (NGC 2422), der von dem sizilianischen Astronomen Giovanni Battista Hodierna um 1654 aufgefunden wurde. Er notierte: „Nebel zwischen den beiden Hunden“. Die Entdeckung Hodiernas blieb allerdings bis in das Jahr 1984 verborgen. Messier beobachtete M 47 in derselben Nacht wie M 46 und beschrieb ihn als Sternhaufen mit einigen hellen Sternen ohne Nebel. Allerdings machte Messier einen Vorzeichenfehler bei der Positionsbestimmung, so dass Wilhelm Herschel den Sternhaufen am 4. Februar 1785 unabhängig neu entdeckte. Er sah in ihm eine dichte Ansammlung von großen und kleinen Sternen. Lange Zeit galt M 46 als „verlorenes“ Messier-Objekt, bis der kanadische Astronom T.F. Morris im Jahr 1959 die Identifizierung gelang. Beide Sternhaufen befinden im südlichen Sternbild Hinterdeck (Puppis).
„Doppelhaufen“ in unterschiedlicher Entfernung
Messier 46 und Messier 47 bilden ein schönes Paar heller offener Sternhaufen im Achterdeck des Schiffes, am äußeren Rand des Bandes der Wintermilchstraße und in nahezu entgegen gesetzter Richtung zum Zentrum unserer Galaxis. Die beiden Sternhaufen stehen nur 1,3° voneinander entfernt, befinden sich räumlich gesehen aber in unterschiedlichen Entfernungen zur Erde. Messier 46 steht mit 5.400 Lichtjahren deutlich weiter im Hintergrund, als der 1.560 Lichtjahre von der Erde entfernte Messier 47. Damit steht uns M 47 ungefähr ein Drittel näher als M 46. Mit einer Helligkeit von 6,1 mag (M 46) und 4,4 mag (M 47) sind beide Sternhaufen in jedem Fernglas und M 47 unter einem dunklen Landhimmel sogar freisichtig zu beobachten. Allerdings verhindert von unseren Breiten aus gesehen der Horizontdunst und die Lichtverschmutzung in der Regel eine Sichtung des Sternhaufens mit dem bloßen Auge. M 47 unterscheidet sich in seinem Erscheinungsbild auch deutlich von M 46.
Messier 46
Messier 46 ist 27 Bogenminuten groß, was ungefähr die Größe des Vollmondes an unserem Himmel entspricht. Auf die Entfernung gerechnet beträgt der wahre Durchmesser des Sternhaufens rund 30 Lichtjahre. M 46 ist sehr sternenreich und enthält rund 150 Einzelsterne der 10. bis 13. Größenklasse, die rund 251 Millionen Jahre alt sind. Untersuchungen legen aber nahe, dass der Sternhaufen bis zu 500 Mitgliedssterne und eine Gesamtmasse von 453 Sonnenmassen enthalten könnte. Der hellste Stern, ein A0 Stern mit der 100-fachen Sonnenleuchtkraft, ist 8,7 mag hell und trägt die Bezeichnung HD 62000. Die Mitgliedssterne im Haufen sind gleichmäßig verteilt und eine Zunahme der Sterndichte zur Mitte hin ist kaum wahrnehmbar. Im infraroten Licht ist seine räumliche Ausdehnung etwas größer als im sichtbaren Licht. Wahrscheinlich hat der Sternhaufen eine Massensegregation durchlaufen, wobei die massereicheren Sterne ins Zentrum gewandert sind und die lichtschwachen, masseärmeren Sterne, die vor allem im roten Spektralbereich leuchten, in die Außenbereiche. Die schwächeren Sterne, die sich nach Süden und Norden ausdehnen, könnte ein Gezeitenschweif sein, der auf eine frühere Wechselwirkung mit einem anderen Objekt zurückzuführen ist.
Der planetarische Nebel NGC 2438 in M 46
Nur 7 Bogenminuten nordöstlich des Zentrums von M 46 befindet sich der planetarische Nebel NGC 2438. Aufgrund des Alters seines Zentralsterns und seiner unterschiedlichen Radialgeschwindigkeit, kann der Nebel nur ein Vordergrundobjekt sein und ist somit kein echtes Mitglied des Sternhaufens. NGC 2438 befindet sich knapp 2.900 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Nach neusten Messungen der Raumsonde Gaia, die die Parallaxe des 75.000 Kelvin heißen Zentralsterns gemessen hat, befindet sich der Nebel sogar in einem Abstand von nur 1.370 Lichtjahren zu Erde. Der planetarische Nebel besteht aus mehreren Schalen und entstand wahrscheinlich vor rund 45.000 Jahren, als der Zentralstern, durch seinen starken Sternenwind in seiner AGB-Phase, seine äußeren Hüllen abgestoßen hat. Heutzutage besitzt die Hülle eine Ausdehnung von 70.000 AE bzw. ein Lichtjahr. Mit einer Helligkeit von 10,8 mag und einer Ausdehnung von 1,1 Bogenminuten am Himmel, ist der Nebel aber schon in mittleren Teleskopen beobachtbar. Er wurde am 19. März 1786 von Wilhelm Herschel entdeckt.
Messier 47
Messier 47 ist deutlich heller als M 46, mäßig sternenreich und locker zur Mitte hin konzentriert. Mit einem scheinbaren Durchmesser von 30 Bogenminuten, besitzt der Sternhaufen ebenfalls die scheinbare Ausdehnung wie unser Erdtrabant am Himmel. Absolut gesehen ist M 46 aber mit Abstand der größere der beiden Sternhaufen. M 47 enthält rund 50 mit Amateurteleskopen sichtbare Einzelsterne, die sich in einem Gebiet von ca. 15 Lichtjahren Ausdehnung verteilen. Von der Sternpopulation her ähnelt der Sternhaufen den Plejaden (Messier 45) im Sternbild Stier. Die Sternendichte, im zentralen Teil des Haufens, beträgt ungefähr 16 Sterne pro Kubikparsec. Insgesamt enthält M 47 rund 500 Mitglieder, bis zu einer Helligkeit von 19 Größenklassen. Im Vergleich zu M 46, sind die Sterne, mit einem Alter von 78 Millionen Jahren, auch deutlich jünger. Man findet überwiegend heiße Hauptreihen- und Riesensterne der Spektralklasse A und B. Der hellste von ihnen (HD 60855, Spektralklasse B2) steht 7 Bogenminuten westlich des Zentrums und besitzt eine scheinbare Helligkeit von 5,7 Größenklassen und eine Leuchtkraft von 1250 Sonnen. M 47 enthält auch mehrere Be-Sterne. Der hellste von Ihnen ist HD 60856 (8,0 mag). Be-Sterne sind am Äquator stark abgeplattet und fallen durch starke Wasserstoff-Balmer Emissionslinien in ihren Spektren auf, die auf atomare Übergänge schwerer Elemente wie Eisen, Silizium und Magnesium zurückzuführen sind. Zwei orange Riesensterne der Spektralklasse K sind ebenfalls Mitglieder des Sternhaufens und besitzen die 200-fache Leuchtkraft unserer Sonne. Im Zentrum von Messier 47 können aufmerksame Beobachter einen hübschen gelb-oranger Doppelstern mit der Bezeichnung Struve 1121 erkennen. Beide Sterne besitzen eine Helligkeit von 7,9 mag und stehen nur 7,4 Bogensekunden auseinander. Der veränderliche Stern KQ Puppis ist ebenfalls ein Haufenmitglied und besitzt eine Helligkeitsamplitude von etwa 5 Größenklassen. Dieser orange erscheinende Stern bildet mit den anderen Haufenmitgliedern einen schönen Farbkontrast. Die Extinktion in der Sichtlinie von M 47 ist gering und beträgt nur 0,5 Magnituden.
Nur 40 Bogenminuten nördlich des Haufens steht NGC 2423. Das Objekt ist ebenfalls ein offener Sternhaufen in mehr als 3.000 Lichtjahren Entfernung. Mit einer Helligkeit von 6,7 Größenklassen und einerscheinbaren Ausdehnung von 15 Bogenminuten am Himmel, ist der Sternhaufen im Feldstecher bereits als diffuser Lichtfleck und in Teleskopen als lockerer Haufen von 11 mag hellen Sternen zu erkennen. NGC 2423 enthält rund 30 Mitgliedssterne.
Beobachtung
Unmittelbar östlich von M 47 befindet sich im selben Gesichtsfeld des 10x50 Feldstechers Messier 46. Dieser erscheint allerdings nur als deutlich schwächer leuchtendes und zumeist unaufgelöstes Wölkchen. Nur einzelne Sterne blitzten bei indirektem Sehen zeitweise hervor. Für das bloße Auge liegt der Sternhaufen hart an der Grenze zur Sichtbarkeit, vor allem von südlicheren Standorten aus. Im 10x70 Fujinon-Feldstecher erscheint der Sternhaufen bereits körnig. Mit einem kleinen 80 mm Refraktor und mittleren Vergrößerungen sind in M 46 rund 30 Einzelsterne der 9. Größenklasse erkennbar. Diese stehen in bemerkenswerter gleichmäßiger Helligkeit und Verteilung vor einem nebligen Hintergrund schwächerer, unaufgelöster Sterne. Mit 4 bis 6 Zoll Öffnung erscheinen 40 bis 60 Einzelsterne, die locker und sehr gleichmäßig über das Gesichtsfeld verteilt sind. Eine Konzentration zum Haufenzentrum hin ist nicht wahrnehmbar. Eine dichtere Konzentration an Sternen existiert nur am südlichen Rand, getrennt durch eine dunklere Spur. Der Sternhaufen ist ab einer Öffnung von 6 bis 8 Zoll nun vollständig in 70 bis 80 Einzelsterne aufgelöst. Mit seinen schwächeren Mitgliedern der 11. bis 13. Größenklasse erscheint er nun sehr sternenreich. Ab 100-facher Vergrößerung füllt der Sternhaufen das gesamte Gesichtsfeld des Fernrohrs aus. In Teleskopen ab 10 bis 12 Zoll Öffnung leuchten über 150 Sterne, die untereinander einen hübschen Farbkontrast von blau bis rot-orange bilden.
Ab 5 bis 6 Zoll Öffnung ist der planetarische Nebel NGC 2438 zu erkennen, der unter guten Bedingungen bereits im 4 Zöller und hoher Vergrößerung zu erahnen ist. Er erscheint aber nur als blasse und gleichmäßig helle, grünliche Nebelscheibe, im nördlichen Bereich von Messier 46. Ein Stern der 11. Größenklasse berührt den Rand des Nebels. Ein UHC-Filter hilft bei der Beobachtung und Sichtung von Details. Mit Teleskopen von 8 bis 12 Zoll Öffnung und Vergrößerungen um 150-fach, erkennt man eine ungleichmäßige helle, leicht ovale Ringstruktur, die sich gut von der Umgebung des Sternhaufens abhebt. Der Nebel ähnelt jetzt einem Donut. In der Nähe des Nebelzentrums befindet sich ein Stern der 13. Größenklassen, der nicht mit dem Zentralstern verwechselt werden sollte. Auch innerhalb von NGC 2438 befinden sich einige schwache Sterne. Der echte Zentralstern besitzt nur eine Helligkeit von 17,5 mag und ist sehr großen Teleskopen vorbehalten.
Messier 47 ist in einer dunklen, klaren und kalten Winternacht überraschend einfach als diffuser, kleiner Lichtfleck mit bloßem Auge sichtbar. Im Sucherteleskop oder im 7x50 Fernglas erscheint er sehr hell und in rund 10 bis 15 Einzelsterne aufgelöst, die an die Form des Sternbilds Pfeil erinnern. Im Gegensatz zu M 46, besitzt M 47 wenige, dafür aber deutlich hellere und locker verteilte Sterne. Der beste Eindruck ergibt sich in meinem 16x70 Fujinon-Feldstecher, wo bis zu 25 Sterne sichtbar werden. Durch die höhere Vergrößerung sind nun auch schwächere Einzelsterne erkennbar. Mit rund 50-facher Vergrößerung sind im 3 bis 4 Zoll-Refraktor rund 30 bis 40 Sterne sichtbar, mit einer Vielzahl weiterer schwächerer Sterne. Im südlichen Teil des Haufens fällt eine gebogene Dreierkette auf. Im Norden befindet sich eine Sternengruppe, die an den Kopf des Sternbilds Walfisch erinnert. Einer der hellsten Sterne des Haufens ist der schon weiter oben beschriebene Doppelstern Struve 1121. Aber auch der hellste Stern des Haufen ist doppelt und trägt die Bezeichnung Struve 1120. Hier stehen die 5,7 und 9,6 mag hellen Komponenten nur 19 Bogensekunden auseinander. Im 6 bis 8 Zöller fällt im Zentralbereich des Haufens eine Art Raute auf. Außerdem sind zahlreiche Knoten, die von Leerräumen und hübsche Sternenketten unterbrochen sind, erkennbar. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung erscheinen nun über 100 Sterne unterschiedlicher Helligkeiten. Bei hohen Vergrößerungen verliert M 47 allerdings langsam seinen Haufencharakter.
Die beiden Sternhaufen steigen von unserem Breiten aus gesehen in den Wintermonaten nicht sehr hoch über dem Südhorizont. Um den „Doppelsternhaufen“ aufzusuchen, stellen wir zuerst Sirius im Sternbild Großer Hund ein, der mit einer scheinbaren Helligkeit von ‑1,46 mag mit Abstand das hellste Objekt in dieser Himmelsregion ist. Nun verlängern wie die Linie zwischen Mirzam (Beta Canis Majoris, 1,9 mag) und Sirius rund 12° in Richtung Nordosten. Ungefähr 5° nördlich der Verbindungslinie zu Sirius befindet sich Alpha Monocerotis (3,9 mag). M 47 steht ca. 4° südlich dieses Sterns und M 46 etwas mehr als ein Grad weiter südöstlich von M 47.
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Steckbrief für Messier 46 & Messier 47
Objektname | Messier 46 Messier 47 |
Katalogbezeichnung | NGC 2437, Collinder 159, Melotte 75, OCL 601 NGC 2422, NGC 2478, Collinder 152, Melotte 68, OCL 596 |
Typ | offener Sternhaufen, III 2 m offener Sternhaufen, III 2 m |
Sternbild | Hinterdeck des Schiffs (Puppis) |
Rektaszension (J2000.0) | 07h 41m 46,8s 07h 36m 35,0s |
Deklination (J2000.0) | -14° 48′ 36″ ‑14° 28′ 47″ |
V Helligkeit | 6,1 mag 4,4 mag |
Flächenhelligkeit | 13,0 mag |
Winkelausdehnung | 27,0′ 25,0′ |
Anzahl der Sterne | 150 50 |
Hellster Stern | 8,7 mag 4,4 mag |
Durchmesser | 25 Lichtjahre 12 Lichtjahre |
Entfernung | 5.400 Lichtjahre 1.560 Lichtjahre |
Beschreibung | !,Cl,vB,vRi,vL; PLNNB NGC 2438 on N edge;150 * 10–13 mag Cl, B, vL, pRi, st L and S; Equals 2422 (M 47) |
Entdecker | Charles Messier, 1771 Giovanni Battista Hodierna, 1654 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 9, 10, 15 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 72 Millennium Star Atlas Charts: 295–296 (Vol I) Pocket Sky Atlas: Chart 26 Sky Atlas 2000: Chart 12 Uranometria 2nd Ed.: Chart 135 |