Objekte des Monats: Der offene Sternhaufen Messier 93

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Mes­sier 93 (NGC 2447) ist ein offe­ner Stern­hau­fen im Stern­bild Ach­ter­deck des Schiffs (Pup­pis). Das Objekt wur­de am 20. März 1781 von dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Charles Mes­sier ent­deckt. Der Astro­nom nahm den Stern­hau­fen als Num­mer 93 in sei­nen berühm­ten Kata­log der kome­ten­ähn­li­chen Objek­te auf. Er beschrieb ihn als Hau­fen schwa­cher Ster­ne und Nebel, zwi­schen dem Gro­ßen Hund und dem Bug des Schif­fes. M 93 gehört auch zu den letz­ten Objek­ten, die Charles Mes­sier per­sön­lich gefun­den und kata­lo­gi­siert hat. Am 26. Febru­ar 1783 beob­ach­te­te Caro­li­ne Her­schel, die jün­ge­re Schwes­ter des deutsch-bri­ti­schen Astro­no­men Fried­rich Wil­helm Her­schel, M 93 unab­hän­gig mit ihrem eige­nen Tele­skop. Die­se Beob­ach­tung wird als Beginn ihrer eige­nen Nebelauf­zeich­nun­gen ange­se­hen. Im angel­säch­si­schen Sprach­raum ist der Hau­fen als „But­ter­fly Clus­ter“ (Schmet­ter­lings­hau­fen) bekannt.

Ein hübscher Sternhaufen im Hinterdeck des Argonautenschiffs

Nur der nörd­li­che Teil des Stern­bilds Ach­ter­decks ist von Mit­tel­eu­ro­pa aus sicht­bar. Aus die­sem Grund wird Mes­sier 93, unter den zahl­rei­chen Stern­hau­fen des Win­ter­him­mels, nur rela­tiv sel­ten beob­ach­tet und foto­gra­fiert. Dabei gehört er zu den schöns­ten offe­ne Stern­hau­fen am Win­ter­him­mel, der selbst unter einem auf­ge­hell­ten Him­mel und Mond­schein loh­nend ist. Außer­dem ist Mes­sier 93 nicht sehr schwer zu fin­den. Er steht im sel­ben Him­mels­be­reich wie Siri­us, dem Haupt­stern des Gro­ßen Hun­des und hells­ten Stern an unse­rem Him­mel. Der Stern­hau­fen besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 6,2 mag und eine Aus­deh­nung von 22 Bogen­mi­nu­ten, was etwa 2/3 des schein­ba­ren Durch­mes­sers unse­res Voll­mon­des ent­spricht. M 93 ist somit bereits in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen beob­acht­bar. Sei­ne Ent­fer­nung wird in der astro­no­mi­schen Lite­ra­tur mit 3.380 Licht­jah­ren ange­ge­ben. Damit befin­det er sich bereits im hin­te­ren Abschnitt des Ori­on-Spi­ral­arm, in der sich auch unser Son­nen­sys­tem befin­det, nur eini­ge Licht­jah­re ober­halb der Ebe­ne unse­rer Milch­stra­ße. Trotz­dem wird sein Licht nur um 0,05 Magni­tu­den abgeschwächt.

Messier 93
Mes­sier 93 im Stern­bild Hin­ter­deck des Schif­fes – Auf­nah­me von Her­bert Wal­ter & CEDIC Team, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

In Mes­sier 93 kon­zen­trie­ren sich 80 bis 100 Mit­glieds­ster­ne, auf einem Gebiet von etwa 20 bis 25 Licht­jah­ren Durch­mes­ser. Zumeist sind es hei­ße blaue Rie­sen. Der Stern­hau­fen beher­bergt auch drei Rote Rie­sen, deren visu­el­le Hel­lig­keit nur gering­fü­gig klei­ner ist, sowie meh­re­re Wei­ße Zwer­ge. Der hells­te Stern in Mes­sier 93 ist ein Blau­er Rie­se der Spek­tral­klas­se B9. Die­ser besitzt ein Alter von rund 100 Mil­lio­nen Jah­ren und eine schein­ba­ren Hel­lig­keit von 8,1 Grö­ßen­klas­sen. Eini­ge Quel­len geben ein Alter für den Hau­fen von 400 Mil­lio­nen Jah­ren an. Damit wäre M 93 deut­lich älter als die berühm­ten Ple­ja­den (Mes­sier 45) im Stern­bild Stier. Vier ech­te Dop­pel­ster­ne kön­nen wir in Mes­sier 93 fin­den. Drei von ihnen sind mit klei­ne­ren Tele­sko­pen auf­lös­bar. Fer­ner ent­hält der Stern­hau­fen zahl­rei­che ver­än­der­li­che Ster­ne. Die Gesamt­mas­se des Stern­hau­fens wird mit 1.700 Son­nen­mas­sen angegeben.

Canis Major
Das Stern­bild Gro­ßer Hund (Canis Major) befin­det sich direkt west­lich des Stern­bilds Hin­ter­deck (Pup­pis)

In unmit­tel­ba­rer Nähe zu Mes­sier 93 ste­hen noch wei­te­re offe­ne Stern­hau­fen des Mes­sier-Kata­logs, die oft mit M 93 ver­wech­selt wer­den: Mes­sier 46, Mes­sier 47 und Mes­sier 50. Außer­dem gehört das Hei­mat­stern­bild unse­res Stern­hau­fens zu einer grö­ße­ren Stern­bild­grup­pe, die als Schiff der Argo­nau­ten bekannt ist. Das sind die Stern­bil­der Vela, Pup­pis und Cari­na. Die­se Stern­bil­der sind voll­stän­dig nur von der süd­li­chen Hemi­sphä­re aus beobachtbar.

Beobachtung

Unter einem sehr dunk­len Him­mel und Stand­or­ten süd­li­cher als Mit­tel­eu­ro­pa, ist Mes­sier 93 bereits mit dem blo­ßen Auge als unschein­ba­rer Licht­fleck sicht­bar. Wenn man eine freie Hori­zont­sicht, ohne Dunst und hel­len Lich­tern, in Rich­tung Süden hat, kann man M 93 vom deut­schen Sprach­raum aus schon mit einem 8x30 Feld­ste­cher erspä­hen. Man erkennt aber auch hier nicht mehr als einen dif­fu­sen Nebel­fleck. Durch einen 7x50 oder 10x50 Feld­ste­cher erkennt man bereits eine nach Wes­ten hin spitz zulau­fen­de Drei­er­for­ma­ti­on aus 8 bis 10 hel­le­ren Ster­nen. Die Zen­tral­re­gi­on wird als läng­lich wahr­ge­nom­men. Umge­ben sind die Ster­ne von einem schwa­chen Halo unauf­ge­lös­ter Hau­fen­mit­glie­der. Mit 3 bis 4 Zoll Öff­nung und mitt­le­rer bis hoher Ver­grö­ße­run­gen erscheint der Stern­hau­fen rela­tiv groß, läng­lich und kom­pakt, mit ca. drei Dut­zend Ein­zel­ster­nen. In der Hau­fen­mit­te erkennt man eine Art Pfeil­spit­ze bzw. eine keil­för­mi­ge Grup­pe aus 30 Ster­nen, die in Rich­tung Süd­wes­ten zeigt. Im nörd­li­chen Bereich ent­hält Mes­sier 93 über­pro­por­tio­nal vie­le gleich hel­le schwa­che Ster­ne. Am Wes­t­en­de ste­chen dage­gen zwei hel­le­re Ster­ne her­vor. Der Hin­ter­grund des Hau­fens bleibt aber auch hier noch dif­fus. Die­ser Hin­ter­grund wird mit indi­rek­tem Sehen in vie­le schwä­che­re Ster­ne auf­ge­löst. Mit 6 bis 8 Zoll Öff­nung tau­chen bereits rund 50 Ein­zel­ster­ne auf, zumeist blaue aber auch eini­ge rote Rie­sen. Die hel­le­ren Mit­glie­der bil­den eine Form, die man­che Beob­ach­ter mit einem Schmet­ter­ling oder einem umge­dreh­ten Buch­sta­ben „A“ ver­glei­chen. Zwei oran­ge Ster­ne befin­den sich in der süd­west­li­chen Regi­on, an der Spit­ze des Drei­ecks. Noch höhe­re Ver­grö­ße­run­gen las­sen mehr Ein­zel­ster­ne erken­nen. Mit 10 bis 12 Zoll Öff­nung und rund 80-facher Ver­grö­ße­rung füllt der Stern­hau­fen das gesam­te Gesichts­feld des Tele­skops aus. Man erkennt zwi­schen 60 und 80 ein­zel­ne Ster­ne unter­schied­li­cher Far­be, die dicht in einem Mus­ter aus Drei­fach­ster­nen grup­piert sind. Dabei kon­zen­trie­ren sich die hells­ten Ster­ne auf den süd­west­li­chen Teil von M 93. Mit noch grö­ße­rer Öff­nung erkennt man sogar über 100 Sterne.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 93 – erstellt mit SkytechX

Mes­sier 93 ist durch sei­ne süd­li­che Dekli­na­ti­on von ‑24° am bes­ten von süd­li­che­ren Brei­ten als Mit­tel­eu­ro­pa aus in den Win­ter- und Früh­jahrs­mo­na­ten beob­acht­bar. Denn von Deutsch­land aus gese­hen steigt der Stern­hau­fen nie sehr hoch über dem Hori­zont. M 93 steht nur weni­ge Grad von der Gren­ze zum Stern­bild Gro­ßer Hund (Canis Major) ent­fernt. Nur 8° süd­öst­lich von Siri­us befin­den sich die 3,9 bzw. 3,0 mag hel­le Ster­ne Omic­ron 1 & 2 Canis Majo­ris. Wir ver­län­gern die Ver­bin­dungs­li­nie zwi­schen die­sen bei­den Ster­nen unge­fähr 10° in Rich­tung Osten und leicht nach Süden, auf den Stern Asmi­dis­ke (Xi Pup­pis, 3,3 mag). Anschlie­ßend schwen­ken wir 1 ½ Grad in Rich­tung Nord­wes­ten, ent­lang einer Ket­te aus zwei Ster­nen der 7. Grö­ßen­klas­se. Nun soll­te M 93 im Sucher­fern­rohr auftauchen.

Auf­such­kar­te Mes­sier 93 (73,7 KiB, 255 hits)

Steckbrief für Messier 93

Objekt­na­meMes­sier 93
Kata­log­be­zeich­nungNGC 2447, OCL 649, 
ESO 493-SC7, Col­lin­der 160, Melot­te 76, Raab 63
Eigen­na­meSchmet­ter­lings­hau­fen, But­ter­fly Cluster
Typoffe­ner Stern­hau­fen, IV 1 p
Stern­bildHin­ter­deck (Pup­pis)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)07h 44m 29,2s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)-23° 51′ 11″
V Hel­lig­keit6,9 mag
Flä­chen­hel­lig­keit12,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung10,0′
Anzahl der Sterne80
Hells­ter Stern8,2 mag
Durch­mes­ser25 Licht­jah­re
Ent­fer­nung3.380 Licht­jah­re
Beschrei­bungCl,L,pRi,lC,st8…13; 63 mem­bers to 13 mag;wedge shaped center
Ent­de­ckerCharles Mes­sier, 1781
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 9, 10, 16
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 84
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 343–344 (Vol I)
Pocket Sky Atlas: Chart 26
Sky Atlas 2000: Chart 19
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 153

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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