Beobachtungstipp: Komet C/2022 E3 (ZTF) am Winterhimmel

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In den kom­men­den Wochen und Mona­ten kön­nen wir wie­der einen rela­tiv hel­len Kome­ten am mit­tel­eu­ro­päi­schen Him­mel beob­ach­ten. Der Komet C/2022 E3 (ZTF) wur­de am 2. März 2022 von der Zwi­cky Tran­si­ent Faci­li­ty (ZTF) am Palo­mar-Obser­va­to­ri­um in Kali­for­ni­en (USA) als 17,2 mag hel­les Objekt ent­deckt. Zu die­sem Zeit­punkt war der Komet 4,3 Astro­no­mi­sche Ein­hei­ten (AE) bzw. 640 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von der Son­ne ent­fernt. Das Objekt wur­de ursprüng­lich als Aste­ro­iden klas­si­fi­ziert. Spä­te­re Beob­ach­tun­gen zeig­ten, dass das Objekt eine kon­den­sier­te Koma besaß. Der Komet kommt am 12. Janu­ar 2023, mit einem Abstand von 1,11 AE bzw. 166 Mil­lio­nen Kilo­me­tern, in Son­nen­nä­he (Peri­hel). Damit befin­det er sich noch weit hin­ter der Erd­bahn. Ende Janu­ar 2023 wird ZTF die 5. Grö­ßen­klas­se errei­chen und even­tu­ell sogar mit dem blo­ßen Auge sicht­bar sein. Die Erd­nä­he, mit 0,28 AE bzw. 42,5 Mil­lio­nen Kilo­me­ter, wird am 1. Febru­ar durch­lau­fen. Zu die­sem Zeit­punkt soll­te der Schweif­stern sei­ne maxi­ma­le Hel­lig­keit von 5 Grö­ßen­klas­sen errei­chen. Wäh­rend der Erd­nä­he wird er in der Nähe des Him­mels­nord­pol ste­hen und somit opti­mal bei uns sicht­bar sein. Der Komet bewegt sich retro­grad um die Son­ne und stammt wahr­schein­lich aus der Oort­schen Wol­ke, die unser gesam­tes Son­nen­sys­tem umgibt. Sei­ne Umlauf­zeit um die Son­ne beträgt mehr als 50.000 Jahre.

Komet Lovejoy
Komet C/2014 Q2 (Love­joy) im Febru­ar 2015 

Die Situation bis zum Jahreswechsel 2022/2023

Mit­te Novem­ber über­schritt C/2022 E3 (ZTF) die 10. Grö­ßen­klas­se und ist im Novem­ber und im ers­ten Dezem­ber­drit­tel noch im Stern­bild Kopf der Schlan­ge (Ser­pens Cau­da), knapp süd­lich der Nörd­li­chen Kro­ne (Coro­na Borea­lis) und dem Stern Del­ta Coro­nae Borea­lis, auf­find­bar. Unter einem dunk­len und kla­ren Him­mel reicht für die Beob­ach­tung des Kome­ten bereits ein klei­nes Tele­skop. Zum Ende der astro­no­mi­schen Däm­me­rung hin steht ZTF aller­dings schon sehr tief über dem west­li­chen Hori­zont, in nur 20° Höhe. Ab Ende Novem­ber beob­ach­tet man den Kome­ten am bes­ten am Mor­gen­him­mel, kurz vor Beginn der astro­no­mi­schen Däm­me­rung. Im Gegen­satz zum Abend­him­mel, steigt der Komet am Mor­gen jeden Tag ein Stück­chen höher über den Ost­ho­ri­zont. Auch der Mond stört nicht, zumin­dest bis zum 5. Dezem­ber. Die Hel­lig­keit des Kome­ten soll­te in die­ser Zeit auf 9,5 Grö­ßen­klas­sen ange­stie­gen sein, so dass er nun in licht­star­ken Fern­glä­sern auf­ge­fun­den wer­den kann.

Am 10. Dezem­ber über­schrei­tet C/2022 E3 (ZTF) die Gren­ze zum Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne und beschleu­nigt sei­ne Bewe­gung am Him­mel spür­bar. Er zieht nun steil in Rich­tung Nor­den. Um 5:30 Uhr mor­gens steht er bereits 30° hoch im Osten. Das nächst güns­ti­ge Beob­ach­tungs­fens­ter, für den Schweif­stern ohne Mond, ist die Weih­nachts­zeit und der Jah­res­wech­sel, ab dem 22. Dezem­ber bis zum 3. Janu­ar 2023. Pünkt­lich zu Weih­nach­ten über­schrei­tet der Komet die 8. Grö­ßen­klas­se und kann dann sehr gut in klei­nen Feld­ste­chern beob­ach­tet wer­den. Am Sil­ves­ter­tag hat ZTF bereits 7,5 mag erreicht und zieht mit einer Geschwin­dig­keit von rund einer Bogen­mi­nu­te pro Stun­de wei­ter in Rich­tung Nor­den. Gegen 6 Uhr erreicht er eine statt­li­che Höhe von 50° über dem Hori­zont und ist damit opti­mal zu beobachten.

Beste Beobachtungszeit Januar und Februar 2023

Ab dem 11. Janu­ar 2023, pünkt­lich zum Peri­hel, wird C/2022 E3 (ZTF) zir­kum­po­lar und ist nun theo­re­tisch die gesam­te Nacht zu sehen. Er bleibt aber noch bis Ende Janu­ar ein Objekt für den Mor­gen­him­mel. Am 14. Janu­ar zieht ZTF vom Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne in den Bären­hü­ter (Boo­tes) und am 22. Janu­ar wei­ter in das Stern­bild Dra­che (Dra­co). Dort wird er im letz­ten Janu­ard­rit­tel auch die Sicht­bar­keits­gren­ze für das blo­ße Auge über­schrei­tet. Der Komet ist nun ein ein­fa­ches Objekt für jedes Fern­glas oder Fern­rohr. Die nächs­te güns­ti­ge Beob­ach­tungs­pe­ri­ode, ohne stö­ren­des Mond­licht, reicht vom 19. bis zum 29. Janu­ar. Inter­es­sant ist die Begeg­nung mit der 10,4 mag hel­len Edge-On-Gala­xie NGC 5907 am 23. Janu­ar, kurz nach Neu­mond. Der 5 mag hel­le Komet steht rund 1° öst­lich die­ser Gala­xie, was auf jeden Fall ein hüb­sches Foto­mo­tiv abge­ben wird. Nach einem kur­zen Abste­cher in das Stern­bild Klei­ner Bär (Ursa Minor), ab dem 26. Janu­ar, über­schrei­tet der nun 5,0 mag hel­le Komet am 29. Janu­ar die Gren­ze zum Stern­bild Giraf­fe (Came­lo­pard­a­lis), mit einem kur­zen Abste­cher aber­mals in Dra­chen am 30. Januar.

Kometenbahn
Bahn von C/2022 E3 (ZTF) am Himmel

Dass die Erd­nä­he nun kurz bevor steht, wird man an der sehr schnel­len Bewe­gung des Schweif­sterns über den Him­mel erken­nen. Inner­halb von nur einer Stun­de bewegt sich der Komet unge­fähr eine hal­be Voll­mond­brei­te wei­ter. Die rasan­te Bewe­gung von ZTF, gegen­über dem Ster­nen­hin­ter­grund, wird bereits nach 10 Minu­ten im Feld­ste­cher offen­sicht­lich. Zum Monats­wech­sel ist C/2022 E3 (ZTF) am bes­ten wie­der am Abend­him­mel zu sehen. Am 30. Janu­ar steht er gegen 22:30 Uhr rund 60° hoch über dem Nord­ho­ri­zont und 10° vom nörd­li­chen Him­mels­pol ent­fernt. Am 1. Febru­ar 2023 erreicht der Schweif­stern, gegen 19 Uhr, die gerings­te Ent­fer­nung zur Erde und befin­det sich zu die­sem Zeit­punkt 42.479.000 Kilo­me­ter von unse­rem Hei­mat­pla­ne­ten ent­fernt. An die­sem Tag erreicht er auch sei­ne maxi­ma­len Hel­lig­keit von vor­aus­sicht­lich 4,9 Grö­ßen­klas­sen. Lei­der stört in die­ser Nacht der zuneh­men­de Mond, 5 Tage vor Voll­mond. Ein kur­zes Zeit­fens­ter, ohne stö­ren­des Mond­licht, ergibt sich an die­sem Tag kurz vor Ende der astro­no­mi­schen Däm­me­rung am Mor­gen­him­mel. Gegen 5:30 Uhr, kurz nach dem Mond­un­ter­gang, befin­det sich ZTF noch 45° hoch im Nor­den. Abge­se­hen von der Voll­mond­zei­ten, lässt sich ab Mit­te Janu­ar immer ein Zeit­fens­ter ohne Mond finden.

Licht­kur­ve von Komet C/2022 E3 (ZTF)

Nach der Pas­sa­ge am Him­mels­nord­pol wan­dert der Komet wie­der steil in Rich­tung Süden. Am 5. Febru­ar zieht C/2022 E3 (ZTF) vom Stern­bild Giraf­fe in den Fuhr­mann (Auri­ga) und befin­det sich schließ­lich am Mor­gen des 6. Febru­ar nur 1,5° west­lich von Capel­la, dem Haupt­stern im Fuhr­mann. An die­sem Abend erreicht der Schweif­stern auch die maxi­ma­le Höhe über dem Hori­zont im gesam­ten Beob­ach­tungs­zeit­raum. Gegen 20:15 steht ZTF direkt im Zenit. Nur einen Abend spä­ter befin­det sich der Komet mit­ten im „Ster­nen­drei­eck“ des Fuhr­manns, das aus den Ster­nen Epsi­lon, Zeta und Eta Auri­gae gebil­det wird. Von nun an stört auch der Mond am Abend­him­mel nicht mehr. Das ist übri­gens das letz­te güns­ti­ge Sicht­bar­keits­fens­ter für die Beob­ach­tung mit dem Feld­ste­cher. In den Mor­gen­stun­den des 9. Febru­ar steht der Komet nur eine Voll­mond­brei­te west­lich von Iota Auri­gae und unweit des inter­es­san­ten Nebel­ge­bie­tes IC 405 & IC 410 im Fuhr­mann. Ab dem 10. Febru­ar fin­den wir ihn im Stern­bild Stier (Tau­rus), in der Nähe unse­res roten Nach­barn Mars, wo sich sei­ne Bewe­gung am Him­mel jeden Tag immer wei­ter ver­lang­samt. Am 14. Febru­ar fin­den wir den Kome­ten nur weni­ge Bogen­mi­nu­ten west­lich des 6,4 mag hel­len offe­nen Stern­hau­fens NGC 1647, der sehr gut im Fern­glas zu erken­nen ist. Der Komet besitzt an die­sem Tag die glei­che schein­ba­re Hel­lig­keit wie das Deep-Sky-Objekt.

Beobachtung ab Mitte Februar bis zum Ende der Sichtbarkeitsperiode

Auch Mit­te Febru­ar ist C/2022 E3 (ZTF) nach wie vor ein Objekt für den Abend­him­mel und kann öst­lich des offe­nen Stern­hau­fens der Hya­den und des Haupt­stern Alde­ba­ran im Stern­bild Stier auf­ge­fun­den wer­den. Aller­dings nimmt nun auch sei­ne Höhe über dem Hori­zont jeden Tag spür­bar wei­ter ab. Fer­ner zieht er sich immer wei­ter aus der 2. Nacht­hälf­te zurück. Gleich­zei­tig bremst er sei­ne Bewe­gung gegen­über den Ster­nen stark ab. Wir kön­nen ihn nun 15° west­lich der Figur des Win­ter­stern­bilds Ori­on beob­ach­ten. Am 18. Febru­ar ist die schein­ba­re Hel­lig­keit des Schweif­stern auf 7,0 mag abge­sun­ken. Das güns­ti­ge Beob­ach­tungs­fens­ter reicht aber noch bis Anfang März, bis der zuneh­men­de Mond die Beob­ach­tung am Abend­him­mel wie­der stört. In die­ser Zeit sinkt er bereits kurz nach Mit­ter­nacht unter die süd­west­li­che Hori­zont­li­nie. Die Hel­lig­keit des Kome­ten nimmt wei­ter schnell ab und beträgt Ende Febru­ar nur noch 8,0 Grö­ßen­klas­sen. Er ist somit immer noch ein hüb­sches Objekt für den Feld­ste­cher. ZTF steht Ende Febru­ar gegen 18:00 Uhr im Meri­di­an, erreicht aber nur noch eine Höhe von 40 Grad über dem Südhorizont.

Am 4. März zieht C/2022 E3 (ZTF) in den nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Fluss der Unter­welt (Eri­danus). Vom 9. bis zum 22. März steht unser Erd­tra­bant wie­der güns­tig am Him­mel, so dass das Ver­schwin­den des Kome­ten in klei­nen Tele­sko­pen ver­folgt wer­den kann. Aller­dings hat sei­ne Höhe über dem Hori­zont wei­ter stark abge­nom­men. Am 9. März steht der 9,0 mag hel­le Komet nur eine hal­be Bogen­mi­nu­te west­lich der 10,9 mag hel­len Gala­xie NGC 1638. Ab Mit­te März wird es außer­dem immer schwie­ri­ger, den Kome­ten tief über dem süd­west­li­chen Hori­zont auf­zu­spü­ren. Am 22. März 2023 wird der Komet schließ­lich die 10. Grö­ßen­klas­se unter­schrei­ten. Im April wird C/2022 E2 (ZTF) lang­sam außer Sicht geraten.

Zur Sicht­bar­keit von C/2022 E3 (ZTF) habe ich wie­der ein umfang­rei­ches Info­blatt mit Eph­eme­ri­den und Auf­such­kar­ten als PDF-Datei erstellt:

Komet C/2022 E3 ZTF – Info­blatt (1,6 MiB, 2.728 hits)

Edit: Dani­el Fischer hat auf sei­nem Blog eben­falls einen „Ein Fahr­plan für den Kome­ten C/2022 E3 (ZTF)“ veröffentlicht.

Wei­ter­füh­ren­de Links:

Star Walk 2: Komet C/2022 E3 (ZTF) rast auf die Erde zu – wann kann man ihn sehen?
Inter­con Space­tec – Sternhimmel.net: Komet C/2022 E3 (ZTF)
WAA Hot­spot: Komet C/2022 E3 (ZTF)
astro.vanbuitenen.nl: C/2022 E3 (ZTF)
The Sky Live: Comet C/2022 E3 (ZTF)

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

3 Kommentare:

  1. Was für ein bemer­kens­wer­tes Spektakel;)

    Grü­ße

    Stef­fen

  2. Rainer Kirmse , Altenburg

    Kome­ten, ob grau oder grün, 😉
    seit Urzei­ten um die Son­ne zieh’n.
    Gro­ßes Schau­spiel am Himmelszelt, 🌠
    bringt es viel­leicht Frie­den die­ser Welt?

    DIE KOMETEN

    Des Son­nen­sys­tems Wie­ge entsprungen;
    uralte kos­mi­sche Vagabunden,
    himm­li­sche Objek­te aus Eis und Staub,
    die unser Zen­tral­ge­stirn umrunden.

    Oort­sche Wol­ke, Kui­per­gür­tel ade!
    Weit drau­ßen beginnt ihre Reise.
    Äuße­re Pla­ne­ten­bah­nen passiert,
    hal­ten sie Ein­zug in uns’­re Kreise.

    Die bie­d’­re Gestalt der kal­ten Gesellen
    belebt die Son­ne mit Schweifespracht.
    Seit jeher von den Men­schen bewundert,
    ver­zau­bert das Him­mels­spiel die Nacht.

    Sie gal­ten als Send­bo­ten des Schicksals,
    Glück ver­hei­ßend oder Unheil im Sog.
    Das leuch­ten­de Zei­chen am Firmament
    zu manch fata­ler Ent­schei­dung bewog.

    Sie haben viel Scha­den angerichtet,
    gan­ze Arten wur­den vernichtet.
    Sie brach­ten wohl einst Was­ser hierher,
    viel­leicht auch Lebens­kei­me und mehr.

    Rai­ner Kirm­se , Altenburg

    Herz­li­che Grü­ße aus Thüringen

  3. @Rainer: Vie­len Dank für das Gedicht. 🙂

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