Beobachtungstipp: Adventskomet C/2021 A1 (Leonard)

  • Letz­te Ände­rung:1 Jahr 
  • Lese­zeit:4Minu­ten
  • Wör­ter:954
  • Bei­trags­auf­ru­fe:1458

Der Komet C/2021 A1 (Leo­nard) wur­de am 3. Janu­ar 2021 Gre­go­ry J. Leo­nard am Mount Lem­mon Obser­va­to­ri­um als 19,0 mag hel­les Objekt im Stern­bild Jagd­hun­de ent­deckt. Zu die­sem Zeit­punkt war der Komet noch 5 Astro­no­mi­sche Ein­hei­ten von der Son­ne ent­fernt. Es wird erwar­tet, dass der Komet Mit­te Dezem­ber 2021 die 4. Grö­ßen­klas­se errei­chen und mit dem blo­ßen Auge sicht­bar wer­den wird. Und momen­tan hält sich der Schweif­stern noch sehr gut an die Hel­lig­keits­pro­gno­sen. Even­tu­ell könn­te Leo­nard, durch die Vor­wärts­streu­ung durch Staub in sei­ner Koma zum Zeit­punkt der Erd­nä­he am 12. Dezem­ber 2021, extra Son­nen­licht in Rich­tung Erde reflek­tie­ren. Damit könn­te der Komet sogar noch etwas hel­ler als erwar­tet wer­den und ab dem 13. Dezem­ber noch in der hel­len Abend­däm­me­rung sicht­bar sein. Lei­der steht er zum Zeit­punkt sei­nes Hel­lig­keits­ma­xi­mum nur noch 15° von der Son­ne ent­fernt. Falls der Komet schwä­cher als erwar­tet bleibt, ver­schwin­det er kurz nach der Erd­nä­he von unse­rem Him­mel und wird dann ab dem letz­ten Monats­drit­tel auf der Süd­halb­ku­gel der Erde in der Abend­däm­me­rung auftauchen. 

Komet C/2021 A1 Leonard
Komet C/2021 A1 (Leo­nard) Mit­te Novem­ber 2021 – Cre­dit & Copy­right: Dan Bart­lett (APOD vom 21.11.2021)

Ab der letz­ten Novem­ber­wo­che kann man den Kome­ten bereits in der zwei­ten Nacht­hälf­te in licht­star­ken Fern­glä­sern auf­spü­ren vor­aus­ge­setzt, der Him­mel ist für eine Bob­ach­tung dun­kel genug. Die Hel­lig­keit des Kome­ten in den Stern­bil­der Jagd­hun­de und Haar der Bere­ni­ke steigt von anfangs 8,0 auf 6,5 mag. Kurz nach dem Monats­wech­sel soll­te er auch die Sicht­bar­keits­gren­ze für das blo­ße Auge über­schrei­ten. In der ers­ten Dezem­ber­wo­che stört kein Mond, weil am 4. Dezem­ber Neu­mond ist. Der Komet wan­dert wei­ter durch das Stern­bild Bären­hü­ter und steht zu Beginn der Mor­gen­däm­me­rung noch 50° bis 35° hoch im Osten in sehr guter Beob­ach­tungs­po­si­ti­on. Sei­ne Hel­lig­keit steigt in den kom­men­den Tagen wei­ter steil an, so dass er ab 10. Dezem­ber auch aus der Vor­stadt her­aus mit blo­ßem Auge im Kopf der Schlan­ge beob­ach­tet wer­den kann. Bei Däm­me­rungs­be­ginn beträgt sei­ne Höhe noch gut 20°. Im Fern­glas und vor allem in klei­nen Tele­sko­pen soll­te nun ein deut­li­cher Schwei­fan­satz und eine grün­li­che Koma sicht­bar sein. Die Beob­ach­tungs­si­tua­ti­on über dem mor­gend­li­chen Hori­zont ver­schlech­tert sich nun Tag für Tag. Zwi­schen dem 11. und 12. Dezem­ber beträgt sei­ne Höhe über dem Ost­ho­ri­zont nur noch rund 10°, wenn er vom Stern­bild Her­ku­les in den Schlan­gen­trä­ger wandert.

Komet NEOWISE
Komet C/2020 F3 (NEOWISE) in der Mor­gen­däm­me­rung des 12. Juli 2020

Um den 13. Dezem­ber wird das mathe­ma­ti­sche Hel­lig­keits­ma­xi­um mit vor­aus­sicht­lich 3,7 mag erreicht. An die­sem Tag wech­selt der Komet an den Abend­him­mel und ist nur noch mit wei­ter schnell abneh­men­der Hori­zont­hö­he in der nau­ti­schen Däm­me­rung zu sehen. Am 14. Dezem­ber könn­te sich der Effekt der Vor­wärts­streu­ung bemerk­bar machen, so dass Leo­nard mit 1 bis 2 Grö­ßen­klas­sen Hel­lig­keit einen ähn­li­chen Anblick bie­ten wür­de, wie der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) im Juli 2020! Die Sicht­bar­keits­be­din­gun­gen über dem süd­west­li­chen Hori­zont ver­schlech­tern sich wei­ter, so dass er spä­tes­tens am 18. Dezem­ber von unse­ren Brei­ten aus gese­hen von der Him­mels­büh­ne abtritt. Am 3. Janu­ar 2022 erreicht der Komet, mit 92 Mil­lio­nen Kilo­me­tern Abstand, schließ­lich die Sonnennähe.

Bahn
Bahn von C/2021 A1 (Leo­nard) am Himmel

Tipp: Eine aktu­el­le Auf­suchkar­te als PDF-Datei für den Kome­ten C/2021 A1 (Leo­nard) gibt es auf mei­ner Home­page.

Quel­le: Dani­el Fischer, „Ein Fahr­plan für den Advents-Kome­ten Leo­nard“ auf Sky­week Zwei Punkt Null

Edit: Lei­der gibt es eher schlech­te Neu­ig­kei­ten zum Hel­lig­keits­ver­lauf von Komet Leo­nard. Beob­ach­tun­gen aus den letz­ten Näch­ten bele­gen, dass der Komet schwä­cher ist als erwar­tet. In den letz­ten 10 Tagen düm­pelt der Komet bei rund 7,9 mag her­um. Die Abso­lu­te Hel­lig­keit scheint eben­falls leicht zu sin­ken. Es wird ver­mu­tet, dass sich C/2021 A1 (Leo­nard) even­tu­ell noch vor dem Peri­hel (Anfang Janu­ar 2022) zer­bre­chen könn­te und schließ­lich auf­lö­sen wird. Das ist übri­gens kein unge­wöhn­li­cher Vor­gang für neue Kome­ten aus der Oort­schen Wol­ke! Trotz­dem könn­te der Komet immer noch 5. Grö­ßen­klas­se ab dem zwei­ten Dezem­ber­drit­tel errei­chen. Es bleibt also span­nend. Mehr Infor­ma­tio­nen (in Eng­lisch) gibt es hier

Edit: Komet Leo­nard soll­te unter einem sehr dunk­len Land­him­mel bereits mit blo­ßen Auge sicht­bar sein. Und es blei­ben nur noch weni­ge Näch­te, um C/2021 A1 zu beob­ach­ten, bis der Komet auf die Süd­halb­ku­gel ver­schwin­det. Am Mor­gen des 3. Dezem­bers konn­te ich den Schweif­stern in der Nähe des Kugel­stern­hau­fens Mes­sier 3 im Stern­bild Jagd­hun­de beob­ach­ten. Mit dem 10x50 Fern­glas war der Komet ein leich­tes Objekt, mit einem hal­ben Grad lan­gen Schweif. Ich schätz­te ihn dort noch auf 7,2 mag, etwa 1 Grö­ßen­klas­se schwä­cher als der Kugelsternhaufen.

Der nie­der­län­di­sche Kome­ten­be­ob­ach­ter Gui­deon van Bui­te­nen konn­te ihn am 7. Dezem­ber zeich­nen und sein visu­el­les Aus­se­hen dokumentieren.

Haus der Astro­no­mie: Komet Leo­nard: Him­mels­schau­spiel fürs Fernglas

Edit: Am Mor­gen des 12. Dezem­ber 2021 war die letz­te Gele­gen­heit, C/2021 A1 (Leo­nard) am Mor­gen­him­mel zu beob­ach­ten. Aktu­ell ist der Schweif­stern nur noch am Abend­him­mel in der Däm­me­rung zu sehen. 

Seit dem 3. Dezem­ber hat­te ich nicht mehr die Gele­gen­heit gehabt, den Kome­ten zu beob­ach­ten, weil seit einer Woche Wol­ken bzw. Hoch­ne­bel die Wet­ter­si­tua­ti­on in der Nacht bestimm­ten. Ich wer­de ver­su­chen, Leo­nard in der kom­men­den Woche am Abend­him­mel zu erwi­schen. Die Ver­ei­ni­gung der Stern­freun­de hat auf Twit­ter eine Gra­fik ver­öf­fent­licht, die hel­fen soll, den Kome­ten eine Drei­vier­tel­stun­de nach Son­nen­un­ter­gang über dem süd­west­li­chen Hori­zont zu beobachten.

Edit: Nach­dem der Komet im Win­ter noch eine tol­le Show auf der Süd­halb­ku­gel der Erde abge­lie­fert hat, tru­deln nun Berich­te ein, dass C/2021 A1 (Leo­nard) wohl aus­ein­an­der­ge­bro­chen ist und sich schließ­lich auf­lö­sen wird. 

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert