Objekte des Monats: Der Große Orionnebel Messier 42 & Messier 43

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Der Gro­ße Ori­on­ne­bel (Mes­sier 42 / NGC 1976) ist neben der Andro­me­da­ga­la­xie (Mes­sier 31) und den Ple­ja­den (Mes­sier 45) wahr­schein­lich das bekann­tes­te Deep-Sky-Objekt des Him­mels. Im Gegen­satz zum Andro­me­da­ne­bel, war der Ori­on­ne­bel vor der Ein­füh­rung des Tele­skops nicht bekannt. An der Posi­ti­on des Nebels wur­de von Pto­le­mai­os und Al Sufi ein Stern kata­lo­gi­siert, der auch von dem deut­schen Astro­no­men Johann Bay­er 1603 in sei­ner „Urano­me­tria“ als The­ta Orio­nis bezeich­net wur­de. Am 26. Novem­ber 1610 wur­de der Nebel schließ­lich von dem fran­zö­si­schen Astro­nom Nicho­las Pei­resc sowie unab­hän­gig im Jahr 1611 von dem Schwei­zer Jesui­ten­as­tro­nom und Mathe­ma­ti­ker Johann Bap­tist Cysat als Nebel im Tele­skop beob­ach­tet. Der ita­lie­ni­sche Astro­nom Gali­leo Gali­lei beob­ach­te­te die Regi­on zum ers­ten Mal im Jahr 1610 und beschrieb am 4. Febru­ar 1617 einen Drei­fach­stern ohne den Nebel sel­ber wahr­zu­neh­men. Schließ­lich zeich­ne­te der ita­lie­ni­sche Astro­nom Gio­van­ni Batis­ta Hodier­na im Jahr 1654 das Objekt zum ers­ten Mal. Die ers­te genaue Beschrei­bung stammt aber vom nie­der­län­di­schen Astro­no­men Chris­ti­an Huy­gens, der im Jahr 1659 eine detail­lier­te Umriss­zeich­nung ver­öf­fent­lich­te. Der hells­te inne­re Bereich des Nebels, die Huy­gens in sei­nen Auf­zeich­nun­gen beschrieb, wird heut­zu­ta­ge auch als „Huy­gens-Regi­on“ bezeich­net. Mes­sier 43 (NGC 1982) ist der schwä­che­re und leicht rund­li­che Nebel­teil unmit­tel­bar nörd­lich von M 42. Die­ser Nebel wur­de vor 1731 von dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Jean-Jac­ques D’Ortous de Mai­ran zum ers­ten Mal beob­ach­tet und 1733 beschrie­ben, so dass er heu­te auch als „De Mairans Nebel“ bekannt ist. Charles Mes­sier trug dann bei­de Objek­te am 4. März 1769 als Num­mer 42 und 43 in sei­nen berühm­ten Nebel­ka­ta­log ein. Auch der deutsch-eng­li­sche Astro­nom Wil­helm Her­schel beob­ach­te­te den Gro­ßen Ori­on­ne­bel im Jahr 1774 mit sei­nem 6 Fuß gro­ßen Spie­gel­te­le­skop und erkann­te sei­ne wah­re Natur. M 42 war auch das ers­te Objekt, das Hen­ry Dra­per am 30. Sep­tem­ber 1880 erfolg­reich auf eine Foto­plat­te ban­nen konn­te. Zugleich gilt die­se Auf­nah­me, mit 51 Minu­ten Belich­tungs­zeit, als ers­te Auf­nah­me eines nicht­stel­la­ren Objekts außer­halb des Sonnensystems.

Sternbild Orion
Gas und Staub im Win­ter­stern­bild Ori­on mit Bar­nards Loop & Shar­pless 264

Eine Sternentstehungsregion in unserer Nähe

Der Ori­on­ne­bel ist das aktivs­te Stern­ent­ste­hungs­ge­biet und der hells­te galak­ti­sche Nebel in der unmit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft unse­rer Son­ne. Ohne Fra­ge ist das Objekt sicher­lich das Glanz­licht der beein­dru­cken­den Him­mels­re­gi­on um das Win­ter­stern­bild Ori­on und bil­det, mit einer Hel­lig­keit von 3,7 mag, ein Teil des gut mit blo­ßem Auge sicht­ba­re Schwert­ge­hän­ge des Him­mels­jä­gers. Mes­sier 42 ist ein Emis­si­ons­ne­bel, der eine schein­ba­re Grö­ße von mehr als einen Grad am Him­mel besitzt und durch die jun­gen Ster­ne in sei­nem Inne­ren zum Leuch­ten ange­regt wird. Unmit­tel­bar nörd­lich des Nebels fin­det man mit NGC 1973, NGC 1975 und NGC 1977 auch eini­ge schwä­che­re Refle­xi­ons­ne­bel und Staub­wol­ken, die phy­sisch mit dem Ori­on­ne­bel ver­bun­den sind und mit 1.350 Licht­jah­ren die glei­che Ent­fer­nung auf­wei­sen. Der wah­re Durch­mes­ser von M 42 beträgt unge­fähr 30 Licht­jah­re und sei­ne Mas­se rund 2.000 Son­nen­mas­sen. Auf­grund sei­ner Nähe zur Erde, gilt der Ori­on­ne­bel zu einem der am bes­ten erforsch­ten Stern­ent­ste­hungs­ge­bie­te unse­rer Milch­stra­ße und zu den am häu­figs­ten foto­gra­fier­ten Him­mels­ob­jek­ten überhaupt.

Gürtel und Schwertgehänge des Orion
Nebel­land­schaft im Gür­tel und Schwert des Stern­bilds Orion

In Mes­sier 42 kön­nen wir alle Aspek­te der Stern­ent­ste­hung in allen Details stu­die­ren. Und vor allem in den letz­ten Jahr­zehn­ten wur­de viel über den Bil­dungs­pro­zess von Ster­nen und Pla­ne­ten­sys­te­men aus kol­la­bie­ren­den Staub gelernt. In sei­nem Inne­ren wur­den zahl­rei­che pro­to­pla­ne­ta­re Schei­ben, Pro­tos­ter­ne, Brau­ne Zwer­ge, inten­si­ve und tur­bu­len­te Bewe­gun­gen von Gas sowie die pho­to­io­ni­sie­ren­den Effek­te mas­se­rei­cher jun­ger Ster­ne ent­deckt. Der Ori­on­ne­bel ist aber nur ein klei­ner Teil einer rie­si­gen Gas- und Staub­wol­ke, die sich noch über das hal­be Stern­bild Ori­on erstreckt. Die wah­re Grö­ße die­ser inter­stel­la­ren Gas­wol­ke beträgt wahr­schein­lich meh­re­re hun­dert Licht­jah­re. Zu ihr gehö­ren bei­spiels­wei­se auch Bar­nards Loop, der berühm­te Pfer­de­kopf­ne­bel im Ori­on (Bar­nard 33) und Mes­sier 78, die alle ein Teil der gro­ßen Ori­on Mole­kül­wol­ke (OMC‑1) sind, die wie­der­um zur Rie­sen­mo­le­kül­wol­ke Ori­on A gehört. Aller­dings ist die­se wie­der­um auch nur ein Teil der deut­lich grö­ße­ren Ori­on-Mono­ce­ros-Mole­kül­wol­ke, mit einer Gesamt­mas­se von über 200.000 Son­nen­mas­sen! Der gesam­te Kom­plex befin­det sich, wie auch unse­re Son­ne, im Ori­on-Spi­ral­arm unse­rer Milch­stra­ße. Das zum Ver­gleich recht klei­ne Gebiet des Ori­on­ne­bels wird sich in eini­gen 10.000 bis 100.000 Jah­ren zu einem dich­ten Ster­nen­hau­fen, ähn­lich der Ple­ja­den im Stier, ent­wi­ckeln, wenn der größ­te Teil des Gases, durch den inten­si­ven Ster­nen­wind der mas­se­rei­chen Ster­ne, aus­ge­sto­ßen wird. Zur Zeit ist ein Groß­teil die­ser neu ent­stan­de­nen Ster­ne – die jüngs­ten und hells­ten von ihnen sind ver­mut­lich weni­ger als 300.000 oder nur eini­ge 10.000 Jah­re alt – noch von den Staub- und Gas­mas­sen ein­ge­schlos­sen, aus denen sie ent­stan­den sind.

Messier 42 & Messier 43
Der Gro­ße Ori­on­ne­bel (M42/M43) & Run­ning Man Nebu­la (NGC 1977/S­h2-279) im Stern­bild Ori­on – Ein­zel­bild-Auf­nah­me (!) von Mario Richter

Eine kosmische Kinderstube

In den letz­ten Jah­ren war Mes­sier 42 das Ziel moder­ne­rer Tele­sko­pe. Auf­nah­men des VLTs im Infra­rot­be­reich sowie Auf­nah­men der Welt­raum­te­le­sko­pe Spit­zer, WISE und Her­schel tru­gen zur bes­se­ren Ver­ständ­nis der phy­si­ka­li­schen Vor­gän­ge im Ori­on­ne­bel bei. Beson­ders das Hub­ble Space Telescope (HST) ent­deck­te hier in sei­nem Inne­ren mehr als 150 pro­to­pla­ne­ta­re Staub­schei­ben, so genann­te Pro­p­lyds, die sich in Zukunft wahr­schein­lich zu einem Pla­ne­ten­sys­tem, ähn­lich dem unse­ren, ent­wi­ckeln wer­den. Die gro­ße Anzahl die­ser pro­to­pla­ne­ta­ri­schen Schei­ben gilt als Beweis dafür, dass die Bil­dung von Son­nen­sys­te­men im Uni­ver­sum sehr häu­fig statt­fin­det. Spek­tro­sko­pi­sche Unter­su­chun­gen Mit­te des 20. Jahr­hun­derts zeig­ten bereits, dass der Nebel gro­ße Antei­le an schwe­ren Ele­men­ten ent­hal­ten muss. Wei­te­re Unter­su­chun­gen wie­sen nach, dass der Nebel aus 60% Was­ser­stoff und 38% Heli­um bestehen sowie gerin­ge Antei­le an schwe­re­ren Ele­men­ten, wie Sau­er­stoff, Koh­len­stoff, Neon, Stick­stoff, Schwe­fel und Argon, ent­hal­ten muss. Des wei­te­ren wur­den noch Ele­men­te wie Magne­si­um, Sili­zi­um und Eisen gefun­den, die als Oxid im stel­la­ren Staub gebun­den sind. All die­se Ele­men­te sind wich­ti­ge Bau­stei­ne für die Pla­ne­ten­ent­ste­hung. Jüngs­te Infraot­be­ob­ach­tun­gen zei­gen eben­falls, dass die­se Staub­kör­ner in den pro­to­pla­ne­ta­ren Schei­ben ange­fan­gen haben zu wach­sen, was irgend­wann in die Bil­dung von grö­ße­ren Pla­ne­tens­i­ma­len mün­den wird. Im Jahr 1965 wur­de im infra­ro­ten Licht etwa 700 Pro­tos­ter­ne ent­deckt, die ver­schie­de­ne Ent­wick­lungs­sta­di­en auf­wei­sen. Die­se nach sei­nen Ent­de­ckern Beck­lin-Neu­ge­bau­er und Klein­man-Low-Objek­te benann­ten Struk­tu­ren wei­sen eine Tem­pe­ra­tur von nur 700 Kel­vin auf.

Zentralbereich des Orionnebels
Pro­p­lyds im Ori­on­ne­bel (Hub­ble-Mosa­ik des Ori­on­ne­bels in vol­ler Auf­lö­sung) – Cre­dit: ESA/Hubble, CC BY 4.0, via Wiki­me­dia Commons

Mit Hil­fe von Infra­rot­be­ob­ach­tun­gen wur­den im Ori­on­ne­bel ins­ge­samt 3.500 Ster­ne gefun­den, deren Gesamt­mas­se zwi­schen 700 bis 2.100 Son­nen­mas­sen beträgt und über­wie­gend der Spek­tral­klas­se K bis A zuge­ord­net wer­den kön­nen. Außer­dem sind in sei­nem Inne­ren zahl­rei­che Ver­än­der­li­che bekannt, dar­un­ter auch vie­le jun­ge T‑Tau­ri-Ster­ne, die noch nicht die Haupt­rei­he erreicht und gera­de mit der Kern­fu­si­on begon­nen haben. Sie sind meist noch in ihren Kokons, den Herbig-Haro-Objek­ten, ein­ge­schlos­sen. Mit Hil­fe wei­te­rer Beob­ach­tun­gen konn­ten in den 2000er Jah­ren zahl­rei­che Brau­ne Zwer­ge und Objek­te pla­ne­ta­rer Mas­se auf­ge­spürt wer­den.
Vor 50.000 Jah­ren war der Ori­on­ne­bel ver­mut­lich noch nicht sicht­bar, weil die jun­gen und hei­ßen Ster­ne noch von ihren Mole­kül­wol­ken, aus denen sie ent­stan­den sind, umschlos­sen waren. Die­se Mole­kül­wol­ken wur­den durch Pho­to­io­ni­sa­ti­on lang­sam ver­dampft, so dass die jun­gen und hei­ßen Ster­ne nach und nach sicht­bar wur­den und den Nebel schließ­lich ioni­sie­ren konn­ten. Die­ser Pro­zess ist für die Schaf­fung des inne­ren Hohl­raums im Nebel ver­ant­wort­lich. Das rote Leuch­ten im Gro­ßen Ori­on­ne­bel ist cha­rak­te­ris­tisch für ioni­sier­ten Was­ser­stoff, der mit den frei­en Elek­tro­nen rekom­bi­niert. Das blaue Leuch­ten stammt vom reflek­tier­ten Licht der hei­ßen jun­ge Sterne.

Das Orion-Trapez

Die Haupt­en­er­gie­quel­le, die den Ori­on­ne­bel zum Leuch­ten anregt, ist der nur 1,2 Mil­lio­nen Jah­re alte Mehr­fach­stern Theta1 Orio­nis. Er ist ein blau­er und ver­än­der­li­cher Rie­se der Spek­tral­klas­se O7V, der eine Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur von 45.000 Kel­vin, eine Mas­se von 33,5 Son­nen­mas­sen und eine Hel­lig­keit von 250.000 Son­nen auf­weist. Als Teil des so gen­an­ten Ori­on-Tra­pez, gehört die­ser Stern zu den hells­ten Ster­nen unse­rer Milch­stra­ße. Theta1 Orio­nis wird von wei­te­ren 13 Ster­nen beglei­tet, von denen nur 5 visu­ell sicht­bar sind. Er wird in weni­gen Mil­lio­nen Jah­ren als Super­no­va explo­die­ren. Die inten­si­ve Ultra­vio­lett­strah­lung die­ses Sterns ioni­siert den Ori­on­ne­bel und sein inten­si­ver Stern­wind, der 100.000 Mal stär­ker als die der Son­ne bläst, lässt die HII-Regi­on mit 1000 km/s immer wei­ter expan­die­ren. Theta1 Orio­nis besitzt einen wei­te­ren mas­se­rei­chen und sehr hei­ßen ver­än­der­li­chen Beglei­ter der Spek­tral­klas­se O9.5 mit 12 Son­nen­mas­sen. Die­ser umkreist die Haupt­kom­po­nen­te in einer Ent­fer­nung von 18 Astro­no­mi­schen Ein­hei­ten (AE). Ein wei­te­rer Beglei­ter befin­det sich nur 0,4 AE entfernt.

Zentralbereich (HST)
Der Tra­pe­zi­um Clus­ter in einer Auf­nah­me vom Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop – Cre­dit: NASA/ESA/Hubble, Public domain

Die Ster­ne der Tra­pez­re­gi­on wer­den mit blo­ßen Auge als ein Stern wahr­ge­nom­men, die mit Hil­fe eines klei­nen Tele­skops in wei­te­re Kom­po­nen­ten auf­lös­bar sind. Das Tra­pez ist Teil eines jun­gen Stern­hau­fens, der als Ori­on Nebu­la Clus­ter bzw. Tra­pe­zi­um Clus­ter bekannt ist. Die­ser ent­hält rund 2.800 Ster­ne inner­halb eines Durch­mes­sers von 20 Licht­jah­ren. Der Tra­pez­hau­fen besteht zumeist aus Ster­nen von einer hal­ben bis einer Son­nen­mas­se und gehört auch zu den stern­reichs­ten offen Stern­hau­fen, die wir in unse­rer Milch­stra­ße ken­nen. Auf­grund der ihm umge­be­nen inter­stel­la­ren Mate­rie, wird das Licht der Mit­glieds­ster­ne mehr als 10 Grö­ßen­ord­nun­gen abge­schwächt, so dass sie meist visu­ell unsicht­bar blei­ben. Nur 300 Mit­glie­der die­ses nur weni­ge Mil­lio­nen Jah­re alten Stern­hau­fens sind hel­ler als 17 mag und kon­zen­trie­ren sich in einem Radi­us von nur 3 Bogen­mi­nu­ten Aus­deh­nung. Vie­le die­ser Ster­ne haben die Haupt­rei­he noch nicht erreicht und sind nach wie vor in einem Pro­zess der Kon­trak­ti­on und Mas­sen­ak­kre­ti­on. Die­ser Stern­hau­fen war ver­mut­lich auch die ursprüng­li­che Hei­mat von AE Auri­gae, 52 Arie­tis und Mu Colum­bae. Die­se Ster­ne wer­den „Runa­way-Ster­ne“ genannt und ent­fer­nen sich zur Zeit mit einer Geschwin­dig­keit von mehr als 100 km/s vom Nebel, so dass sie bereits ande­re Regio­nen des Him­mels erreicht haben.

De Mairans Nebel

De Mairans Nebel
De Mairans Nebel (Mes­sier 43) – Cre­dit: NASA, ESA, M. Rob­ber­to (Space Telescope Sci­ence Institute/ESA) and the Hub­ble Space Telescope Ori­on Tre­asu­ry Pro­ject Team, Public domain, via Wiki­me­dia Commons

Nur 8 Bogen­mi­nu­ten wei­ter nörd­lich von Mes­sier 42 befin­det sich ein trop­fen­för­mi­ger Nebel, der auch als „De Mairans Nebel“ oder Mes­sier 43 bekannt ist. M 43 besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 9,0 mag und einen Durch­mes­ser von 20 x 15 Bogen­mi­nu­ten, was einen wah­ren Durch­mes­ser von 9 Licht­jah­ren ent­spricht. Auch die­ses Objekt ist bereits mit Hil­fe eines klei­nen Feld­ste­chers sicht­bar. Die­ser Nebel wird durch das so genann­te Fisch­maul, einer mar­kan­ten Dun­kel­wol­ke vom hells­ten Teil des Ori­on­ne­bels getrennt. Die­ser Nebel wur­de lan­ge Zeit als inte­gra­ler Bestand­teil des M42-Kom­ple­xes gese­hen und gilt heut­zu­ta­ge nicht mehr als Teil des Ori­on­ne­bels. Denn M 43 wird von einer ande­ren Ener­gie­quel­le zum Leuch­ten ange­regt. Der anre­gen­de Stern in M 43 ist der Drei­fach­stern und unre­gel­mä­ßi­ge Ver­än­der­li­che HD 37061 (NU Orio­nis) vom Spek­tral­typ B0.5V. Die­ser besitzt 19 Son­nen­mas­sen und die 26.000-fache Son­nen­leucht­kraft und hat noch nicht die Haupt­rei­he erreicht. Die Hel­lig­keit des Sterns vari­iert zwi­schen 6,5 und 7,6 Grö­ßen­klas­sen. Im Jahr 2001 wur­den in dem Nebel zwei pro­to­pla­ne­ta­re Schei­ben um jun­ge Ster­ne ent­deckt, in denen sich zur Zeit ein Pla­ne­ten­sys­tem bil­den könnte.

Beobachtung

Mes­sier 42 und Mes­sier 43 las­sen sich am bes­ten in den Win­ter­mo­na­ten beob­ach­ten, wenn das Stern­bild Ori­on halb­hoch im Süden kul­mi­niert. Dem blo­ßen Auge erscheint der Ori­on­ne­bel wie ein unschar­fes Stern­chen im Schwer­ge­hän­ge des Him­mels­jä­gers. Mit Hil­fe eines klei­nen 8x42 Feld­ste­chers, vor allem unter einem dunk­len und mond­lo­sen Him­mel, ist der Anblick selbst von der Stadt her­aus beein­dru­ckend. Auch die mar­kan­te Form, die beson­ders auf Fotos her­vor­tritt, ist als nach Süden hin erstre­cken­der hauch­zar­ter Nebel­schlei­er deut­lich zu erken­nen. Mit einem 10x50 Fern­glas sind 4 Kom­po­nen­ten des Tra­pez bereits auf­lös­bar, inklu­si­ve der hells­ten Fila­men­te im Nebel. Mit einem 16x70 Feld­ste­cher erscheint im nord­öst­li­chen Teil auch eine Dunkelwolke.

Orionnebel
Der Gro­ße Ori­on­ne­bel in einer Ama­teur­auf­nah­me – Cre­dit: Star­hop­per, CC BY-SA 4.0, via Wiki­me­dia Commons

Nord­öst­lich der hells­ten Nebel­re­gi­on ist der ande­re Nebel­teil, mit der Bezeich­nung Mes­sier 43, schon sehr deut­lich im 10x50 Feld­ste­cher zu erken­nen, näm­lich als leicht ova­les Anhäng­sel, der auch einen schwa­chen Über­gang zu die­sem besitzt. In grö­ße­ren Fern­glä­sern erscheint M 43 kom­ma­för­mig. Die­ser Nebel umgibt den 7 mag hel­len unre­gel­mä­ßig ver­än­der­li­chen Stern NU Orio­nis, der eben­falls im Feld­ste­cher ein­fach zu erken­nen ist. Der nord­öst­li­che Teil des Nebels erscheint dabei etwas schwä­cher. In grö­ße­ren Tele­sko­pen ist eine läng­li­che Dun­kel­wol­ke wahr­nehm­bar, der die Regi­on in Nord-Süd-Rich­tung teilt. Mit 6 bis 8 Zoll Öff­nung zei­gen sich Details wie Ran­ken, dunk­le Staub­strei­fen und hel­le­re Bereich im öst­li­chen Teil von Mes­sier 43.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 42 & Mes­sier 43 – erstellt mit SkytechX

Beob­ach­tet man den Gro­ßen Ori­on­ne­bel mit einem klei­nen Tele­skop von 2 bis 3 Zoll Öff­nung, ist das grün­li­che Leuch­ten in der OIII-Linie recht auf­fäl­lig. Auf­grund der gro­ßen Flä­chen­hel­lig­keit ver­trägt M 42 Ver­grö­ße­run­gen sehr gut. Hier soll­te mit der Ver­grö­ße­rung und dem wah­ren Gesichts­feld des Oku­lars ein wenig expe­ri­men­tiert wer­den. Mit­un­ter stei­gert das stark die Detail­wahr­nehm­bar­keit. In der Huy­gens­re­gi­on sind mit die­ser Öff­nung und rund 50-facher Ver­grö­ße­rung die Tra­pez­ster­ne A bis D gut auf­ge­löst. Dabei ste­hen die ein­zel­nen 5 bis 8 mag hel­len Kom­po­nen­ten 8,7 bis 19,2 Bogen­se­kun­den aus­ein­an­der. Ab 4 Zoll Öff­nung, hoher Ver­grö­ße­rung und gutem See­ing erschei­nen auch die schwä­che­ren Kom­po­nen­ten E und F, die eine Hel­lig­keit von 11 Magni­tu­den besit­zen. Am nord­öst­li­chen Rand des Nebels erkennt man dann auch die Dun­kel­wol­ke recht deut­lich, die durch ihre mar­kan­te Form als „Fisch­maul“ oder „Sinus Magnus“ bezeich­net wird. Hier kann man ruhig noch höher ver­grö­ßern. Ab 4 bis 6 Zoll Öff­nung soll­te in der Dun­kel­wol­ke auch eine schwa­che Nebel­brü­cke auf­tau­chen. Die Huy­gens-Regi­on ist dabei gut begrenzt und zeigt auch zwei dunk­le Kanä­le in ihrem Inne­ren, die sich kreu­zen. Mit 8 bis 10 Zoll Öff­nung erscheint der Ori­on­ne­bel sehr viel ein­drucks­vol­ler und füllt schließ­lich das gesam­te Gesichts­feld aus. Die Detail­fül­le ist nahe­zu uner­schöpf­lich. Hier und da tau­chen plötz­lich zahl­rei­che Hell- und Dun­kel­ge­bie­te sowie Nebel­fi­la­men­te auf, die mit klei­ne­ren Öff­nun­gen nicht zu erken­nen sind. Auch ein schmal­ban­di­ger Nebel­fil­ter bringt Vor­tei­le, weil dann selbst in klei­ne­ren Tele­sko­pen und bei nied­ri­ger Ver­grö­ße­rung die bei­den hells­ten Aus­läu­fer, die auch als Flü­gel bezeich­net wer­den, sich nach Süden hin ver­ei­ni­gen und eine Art Nebel­ring bil­den. Der öst­li­che Flü­gel ist dabei etwas hel­ler als der west­li­che. Ab 12 Zoll Öff­nung und guter Durch­sicht ist mit­un­ter schon ein leicht oran­ge-roter Farb­ton an den Nebel­rän­dern wahr­nehm­bar. Die Huy­gens-Regi­on erscheint in einer grün-bläu­li­chen Färbung.

Das Auf­fin­den des Ori­on­ne­bels ist denk­bar ein­fach. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 4 Magni­tu­den und Dank sei­ner gro­ßen Aus­deh­nung am Him­mel, kann der Nebel unter mode­ra­ten Bedin­gun­gen schon mit blo­ßem Auge als unschar­fes Stern­chen, knapp 4° süd­west­lich der Gür­tel­ster­ne, erkannt werden.

Auf­such­kar­te Ori­on­ne­bel (Mes­sier 42 & Mes­sier 43) (118,6 KiB, 689 hits)

Steckbrief für Messier 42 & Messier 43

Objekt­na­meMes­sier 42
Mes­sier 43
Kata­log­be­zeich­nungNGC 1976, LBN 974
NGC 1982, CED 55G 
Eigen­na­meGro­ßer Ori­on­ne­bel, Ori­on­ne­bel, Ori­on Nebula
De Mairans Nebel, De Mairans Nebula
TypEmis­si­ons­ne­bel, EN+RN
Emis­si­ons­ne­bel, EN
Stern­bildOri­on (Ori­on)
Rekt­aszen­si­on
(J2000.0)
05h 35m 17,1s
05h 35m 31,3s
Dekli­na­ti­on
(J2000.0)
-05° 23′ 25″
‑05° 16′ 03″
V Hel­lig­keit4,0 mag
9,0 mag
Flä­chen­hel­lig­keit11,0 mag
13,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung65,0′ x 60,0′
20,0′ x 15,0′
Durch­mes­ser30 Licht­jah­re
Ent­fer­nung1.350 Licht­jah­re
Beschrei­bung!!!,The­ta Orio­nis and the gre­at nebu­la M42; Tra­pe­zi­um* 6.7–7.7m;>50 var* invl;M 43 to NE
!,vB,vL,R w tail,mbM*8; H III 1 ?;detached part of Ori­on Nebula 
Ent­de­ckerNico­las Pei­resc, 1610
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 9
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 61, 73, D7
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 277–278 (Vol I)
Pocket Sky Atlas: Chart 16
Sky Atlas 2000.0: Chart 11
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 116

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

2 Kommentare:

  1. Günther Krisch (31167 Bockenem)

    Hal­lo Andreas,
    habe von dei­nen Beob­ach­tun­gen gele­sen, beson­ders Ori­onn­ne­bel-Bereich. Beob­ach­te seit 1969 Ver­än­der­li­che Ster­ne (Jahr­gang 1947)
    Als Grund­la­ge die­nen zwei Kar­ten aus dem Burn­ham, Instr.: haupt­säch­lich 12,5″ Dobson/Rockerbox. Beob­ach­tun­gen wer­den auch an die AAVSO weitergegeben.

  2. Hal­lo Günther,

    es freut mich, dass eini­ge mei­ne Arti­kel lesen und kommentieren. 

    Ja, der „Burn­ham“ ist immer noch eine gute Quel­le für Deep-Sky-Beob­ach­ter. Ich war­te noch auf die Ver­öf­fent­li­chung der Aus­ga­be des „Burn­ham Nach­fol­gers“ „Annals of the Deep-Sky“, wenn der Ori­on end­lich an der Rei­he ist. Mitt­ler­wei­le ist man ja beim Buch­sta­ben „F“ ange­langt. 🙂 Lei­der ist der Bezug die­ser Bücher in den letz­ten Jah­ren, vor allem für deutsch­spra­chi­ge Beob­ach­ter, um 60% im Preis gestiegen.

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