Der offene Sternhaufen NGC 7789, im nördlichen Sternbild Kassiopeia, wurde am 30. Oktober 1783 von Herschels jüngerer Schwester Caroline entdeckt. Ihr Bruder Friedrich Wilhelm Herschel nahm das Objekt erst am 18. Oktober 1787 als H VI.30 in seinen Katalog der Sternhaufen und Nebel auf. Er beschrieb den Sternhaufen als wunderschönen und reichen Haufen von sehr gedrängten Sternen. Aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes ist NGC 7789 unter den Eigennamen „Herschels Spiralhaufen“ (Herschel’s Spiral Cluster), Carolines Rose (Carolin’s Rose Cluster) und „White Rose Cluster“ bekannt. Den Namen erhielt der Haufen, weil die Sternenketten und die dunklen, sternlosen Bahnen, von oben betrachtet, wie das wirbelnde Muster von Rosenblättern erscheinen.
Ein sternenreicher und besonders alter Sternhaufen
Aufgrund seines enormen Sternenreichtums gehört NGC 7789 zu den schönsten und faszinierendsten Objekten des nördlichen Sternenhimmels. Normalerweise hätte NGC 7789 es verdient, in die Liste der Messier-Objekte aufgenommen zu werden. Vor allem, weil er schon in einem 7x50 Feldstecher zu erkennen ist. Der 6,7 mag helle und 25 Bogenminuten große Haufen erscheint dem Betrachter wie ein ausgedehnter und lockerer Kugelsternhaufen. Trotzdem wird er zur Klasse der offenen Sternhaufen gezählt und gehört, mit einem Alter von 1,6 Milliarden Jahren, zu den ältesten Sternhaufen in unserer Galaxis. Herschels Spiralhaufen ist somit im Schnitt rund 10 Mal älter, als andere offene Haufen des Milchstraßensystems. Gleichzeitig vereint NGC 7789 Merkmale eines weniger konzentrierten Kugelsternhaufens. Er besitzt deutlich mehr als 580 Mitgliedssterne in rund 7.600 Lichtjahre Entfernung und befindet sich in der Lücke zwischen dem lokalen Orionarm und dem Perseusarm der Galaxis. Sein Durchmesser wird in der astronomischen Literatur mit ungefähr 65 Lichtjahren angegeben.
Ein großer Teil seiner Mitglieder haben sich schon zu roten Riesen entwickelt und befinden sich im Herzsprung-Russell-Diagramm bereits jenseits der Hauptreihe. Die meisten der hellen Sterne im Haufen sind orange Riesen vom Spektraltyp K4 III. Sie besitzen absolute Helligkeit von ‑2,3 mag und die 400-fache Sonnenleuchtkraft, wobei jeder Stern, aufgrund der interstellaren Absorption, um gut 0,7 Magnituden abgeschwächt wird. Der hellste Stern besitzt eine Helligkeit von 10,7 Größenklassen. Alle anderen Sterne sind normale Riesen oder Unterriesen. Die Helligkeiten seiner Mitgliedssterne variieren zwischen 11 und 18 mag. Stünde unsere Sonne in der gleichen Entfernung wie der Sternhaufen, erschiene sie uns nur als 17 mag helles Sternchen! Der Sternhaufen enthält ca. 45 veränderliche Sterne, darunter 35 Bedeckungsveränderliche, zwei RR-Lyrae-Sterne und einen Delta-Scuti-Stern. Die massereichsten Sterne konzentrieren sich in Richtung des Haufenzentrums. Studien legen nahe, dass NGC 7789 schon viele, vor allem masseärmere Sterne, aufgrund von Gezeitenkräften, an die Scheibe unserer Milchstraße verloren hat. Insgesamt besitzt NGC 7789 noch eine Gesamtleuchtkraft von 12.000 Sonnen.
Beobachtung
Durch seine große, scheinbare Helligkeit, ist NGC 7789 schon in jedem Sucherfernrohr oder Fernglas, als ausgedehnter Nebelfleck in einem reichen Sternenfeld der Herbstmilchstraße, zu erkennen. Allerdings besitzen die hellsten Sterne des Haufens nur eine Helligkeit von 11. Größenklasse, so dass höhere Vergrößerungen erforderlich sind, um ihn mit kleineren Instrumenten in Einzelsterne aufzulösen. Schon unter Zuhilfenahme eines 10x50 oder 16x70 Feldstechers zeigt sich der Haufen als relativ heller, runder und granulierter Nebelfleck, der mit einem Kometen ohne Schweif verwechselt werden kann. Dieser Anblick ändert sich auch nicht im 2 bis 3 Zoll Refraktor. Die Helligkeitsverteilung, von der Mitte bis zum Rand, erscheint recht gleichmäßig. Mit rund 60-facher Vergrößerungen tauchen bereits die ersten Sterne aus dem milchigen Hintergrund auf. Mit höherer Vergrößerung sind im 4 bis 5 Zoll Refraktor rund 50 Sterne der 11. bis 12. Größe sichtbar. Am westlichen Rand erkennt man einen Stern der 8. Größenklasse. Der Haufen selber besitzt eine annähernd runde Form, mit geringer bis mäßiger Flächenhelligkeit. Ab 6 Zoll Öffnung erscheint NGC 7789 deutlich heller, relativ groß, dicht und ohne zentrale Konzentration. Rund 100 schwachen Sterne sind ab 70-facher Vergrößerung zu erkennen, die vor einem milchig erscheinenden Hintergrund zu schweben scheinen und wie Diamantenstaub erscheinen.
Im 8 Zoll Dobson erscheinen bereits mehr als 150 nahezu gleich helle Sterne, in einem Feld von der Größe des Vollmondes. Die Sternketten, zusammen mit Gebieten die weniger Sterne enthalten, bilden dabei eine Art Spiralmuster bzw. die Blätter einer Rosenblüte nach. Sehr dunkle Zonen und Kanäle schlängeln sich durch den Haufen. Einer dieser Kanaäle durchquert den südlichen Teil des Haufens und biegt dann nach Osten ab. Bei indirektem Sehen erscheint die Ostseite von NGC 7789 etwas heller. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung ergibt sich ein wahrhaft großartiger Anblick: ab 100-facher Vergrößerung sind mehr als 200 Sterne der 11. bis 13. Größe sichtbar, wobei bei einigen Mitgliedssternen bereits ihre orange Färbung zu erkennen ist. Die schwächeren Sterne überfluten regelrecht das Gesichtsfeld. Die Sterne nahe des Zentrums sind recht gleichmäßig verteilt. In den äußeren Gebieten zeigen sich zahlreiche Sternenknoten und Lücken. Auch mit dieser Teleskopöffnung erscheint der Hintergrund immer noch neblig, was an den unzähligen schwachen, unaufgelösten Haufenmitgliedern liegt.
NGC 7789 ist ein typisches Objekt für den frühen Herbst- und Winterhimmel, kann allerdings von unseren Breiten aus das gesamte Jahr aufgesucht werden. Der Sternhaufen befindet sich fast ziemlich genau zwischen den Sternen Rho (5,1 mag) und Sigma Cassiopeiae (4,9 mag) und somit direkt westlich des „Himmels‑W“. Um den Sternhaufen aufzufinden, stellen wir den 2,3 mag hellen Stern Caph (Beta Cas) in die Suchermitte ein. 3° südwestlich dieses Sterns befindet sich Rho Cas, der mit einem weiteren Stern ein hübsches Paar bildet. Nun schwenken wir, ausgehend von diesem Sternenpaar, 2° in Richtung Südosten zu Sigma Cas. Auf halber Strecke müsste nun NGC 7789, als rundlicher Nebelfleck, im Gesichtsfeld des Sucherfernrohrs auftauchen.
Aufsuchkarte NGC 7789 (205,9 KiB, 285 hits)
Steckbrief für NGC 7789
Objektname | NGC 7789 |
Katalogbezeichnung | OCL 269 |
Typ | offener Sternhaufen, II 1 r |
Sternbild | Kassiopeia (Cassiopeia) |
Rektaszension (J2000.0) | 23h 57m 24,0s |
Deklination (J2000.0) | +56° 42′ 30″ |
V Helligkeit | 6,7 mag |
Winkelausdehnung | 25,0′ |
Anzahl der Sterne | 300 |
Hellster Stern | 10,7 mag |
Durchmesser | 65 Lichtjahre |
Entfernung | 7.600 Lichtjahre |
Beschreibung | Cl,vL,vRi,vmC,st 11…18; H VI 30;1000 members from 11 to 18 mag |
Entdecker | Caroline Herschel, um 1783 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 1, 2, 7 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 8 & 15 Millennium Star Atlas: Charts 1083–1084 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 72 Sky Atlas 2000: Chart 3 Uranometria 2nd Ed.: Chart 18 |