Der offene Sternhaufen NGC 752, im nördlichen Sternbild Andromeda, wurde wahrscheinlich schon von dem sizilianischen Gelehrten und Priesterastronomen Giovanni Batista Hodierna, vor dem Jahr 1654, als nebliges Objekt beschrieben. Er beobachtete den Sternhaufen mit seinem 20-fach vergrößernden galiläischen Fernrohr. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein blieb sein Werk unentdeckt, so dass lange die Schwester des deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel als Entdeckerin des Sternhaufens galt. Caroline Herschel beobachtete NGC 752 am 29. September 1783. Ihr Bruder nahm das Objekt am 21. September 1786 in seinen Katalog der Sternhaufen und Nebel auf. Er beschrieb ihn als sehr großen, locker gestreuten und unregelmäßigen Haufen heller Sterne. In Sir Patrick Moores Caldwell-Katalog ist der Sternhaufen auch als Caldwell 28 verzeichnet.
Ein ausgedehnter und alter offener Sternhaufen
NGC 752 ist der einzige offene Sternhaufen des NGC-Katalogs in der Andromeda und ein typisches Objekt für den Feldstecher oder für ein kleines Fernrohr mit großem Gesichtsfeld. In diesen Instrumenten ist NGC 752 bereits vollständig in seine Einzelsterne auflösbar. Der Sternhaufen befindet sich nur 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernt und gehört zu den uns am nächsten liegenden offenen Sternhaufen. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 5,7 mag, ist er unter einem dunklen Himmel schon als Nebelfleckchen mit bloßen Auge zu erahnen. Mit einem scheinbaren Durchmesser von 75 Bogenminuten, besitzt das Objekt mehr als die doppelte Ausdehnung des Vollmondes an unserem Himmel. Das entspricht, auf die Entfernung gerechnet, einem wahren Durchmesser von rund 28 Lichtjahren. Mit einem Alter von mehr als 1,34 Milliarden Jahren, gehört NGC 752 auch zu den ältesten offenen Sternhaufen in unserem Milchstraßensystem. Allerdings ist er noch ein klein wenig jünger als sein berühmteres Pendant Messier 67 im Sternbild Krebs und deutlich jünger als der 5 Milliarden Jahre alte Haufen NGC 188 im Sternbild Kepheus.
Aufgrund seines hohen Alters haben sich seine Mitgliedssterne schon sehr weit im Raum verstreut. Die weiter außen liegenden Sterne des Haufens haben sich bereits in der galaktischen Ebene verteilt. NGC 752 besitzt nach neusten Forschungsergebnissen noch 258 Mitgliedssterne, wobei die hellsten unter ihnen Helligkeiten von 9. bis 10. Größenklassen erreichen. Die meisten Sterne des Haufens besitzen aber scheinbare Helligkeiten zwischen 10 und 12 Magnituden. Überwiegend handelt es sich hierbei um massearme Sterne der Hauptreihe, so genannte Unterriesen, oder um Sterne, die gerade die Rote-Riesen-Phase durchlaufen. Insgesamt wurden in NGC 752 15 Rote Riesen gezählt. Ein blauer Nachzügler ist ebenfalls vorhanden, ebenso einige spektroskopische Doppelsterne und Veränderliche. Der heißeste Stern des Haufens besitzt die Spektralklasse A2.
Der hellste Stern, der südlich des Haufenzentrums zu finden ist und mit zwei anderen orange und bläulich leuchtenden Sternen ein hübsches Dreieck bildet, ist ein so genannter Carbon Stern (SAO 55138), der eine Helligkeit von 7,11 mag aufweist und intensiv rot leuchtet. 56 And ist ein hübscher Doppelstern der 6. Größenklasse, dessen beiden fast gleich hellen gelben und roten Komponenten 3,6 Bogenminuten auseinander stehen. Sie können bereits mit Hilfe eines Feldstechers aufgelöst werden. Die drei Sterne sind allerdings keine echten Mitglieder des Sternhaufens und befinden sich nur zufällig in der selben Richtung. Der Sternhaufen besitzt ferner keine sichtbare zentrale Konzentration.
Beobachtung
In einer dunklen und klaren Nacht ist NGC 752 schon als diffuser Lichtfleck mit dem bloßen Auge erkennbar. Der Sternhaufen ist vor allem für Instrumente mit einen großen Gesichtsfeld interessant. Im 10x50 Feldstecher gehört der Sternhaufen, auch aufgrund seiner großen Ausdehnung am Himmel, zu den interessantesten Objekten seiner Klasse. Denn er ist bereits vollständig in Einzelsterne aufgelöst. Hier zeigen sich über zwei Dutzend Sterne, die sich locker auf ein Areal von ungefähr der doppelten Größe des Vollmondes konzentrieren. Aus diesem Grund ist bei der Beobachtung des Sternhaufens mit Teleskopen dringend erforderlich, mit der niedrigsten, sinnvollen Vergrößerung zu beobachten. Am besten erschien mir der Sternhaufen in meinem 16x70 Fujinon Feldstecher. Dort nehmen die drei Dutzend Sterne des Haufens ungefähr 1/3 des Gesichtsfeld ein. Mit 3 bis 4 Zoll Öffnung sind schon 40 bis 60 Sterne beobachtbar, die über das gesamte Gesichtsfeld locker verteilt sind. Eine gebogene Linie aus vier Sternen der Größenklassen 7 und 8 durchquert den zentralen Teil des Sternhaufens von Ost nach West. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung und weniger als 50-facher Vergrößerung sind rund 70 bis 80 Sterne erkennbar, die entlang von Ketten, Bögen und kleinen Grüppchen angeordnet sind. Besonders reizvoll ist visuell der Kontrast von gelben und bläulichen Sternen, die sich in Paaren anordnen. Das Sternendreieck, in der Nähe des Zentrums, ist dabei besonders auffällig. Mit noch größerer Teleskopöffnung verliert der Sternhaufen seinen Haufencharakter. Zwei kleine, schwache Galaxien befinden sich 1 ½ Grad südsüdwestlich von NGC 752: NGC 753 (12,2) und NGC 708 (11,9) sind unter einem dunklen Landhimmel mit Teleskopen ab 6 bis 8 Zoll Öffnung auffindbar. Sie sind Mitglieder des 200 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxienhaufens Abell 262.
NGC 752 ist ein typisches Objekt der Herbsthimmels und steht ungefähr auf halbem Wege zwischen dem offenen Sternhaufen Messier 34 im Sternbild Perseus und der hellen Galaxie Messier 33 im Sternbild Dreieck. Genau genommen liegt der Sternhaufen 4,5° südlich und etwas westlich von Gamma Andromedae. Dieser bildet den linken, äußeren Stern der Andromedakette, in Richtung des Sternbilds Dreieck. Wir finden NGC 752, wenn wir 1/3 der Verbindungslinie zwischen Gamma And (2,1 mag) und Alpha Tri (3,4 mag) entlang gehen. Der 5,69 mag helle Stern 56 And kann dabei als Markierungspunkt für die Position des Sternhaufens dienen, da er unter einem relativ dunklen Himmel mit bloßem Auge zu erkennen ist. Oder man verlängert die Strecke zwischen 7 Tri (5,2 mag) zu Beta Tri (3,0 mag) um das Doppelte nach Nordwesten.
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Steckbrief für NGC 752
Objektname | NGC 752 |
Katalogbezeichnung | Collinder 23, Melotte 12, OCL 363, Caldwell 28 |
Typ | offener Sternhaufen, III 1 m |
Sternbild | Andromeda (Andromeda) |
Rektaszension (J2000.0) | 01h 57m 42,0s |
Deklination (J2000.0) | +37° 40′ 00″ |
V Helligkeit | 5,7 mag |
Winkelausdehnung | 75,0′ |
Anzahl der Sterne | 60 |
Hellster Stern | 9,0 mag |
Durchmesser | 28 Lichtjahre |
Entfernung | 1.300 Lichtjahre |
Beschreibung | Cl,vvL,Ri,*L & S,C; H VII 32;Best in RFT or binocs;Ir scattered cl 70* mags 8… |
Entdecker | Giovanni Batista Hodierna, um 1654 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 2 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 26, 27, 38, 39 Millennium Star Atlas: Charts 123–124 (Vol I) Pocket Sky Atlas: Chart 2 Sky Atlas 2000: Chart 4 Uranometria 2nd Ed.: Chart 62 |