Der offene Sternhaufen Messier 39 (NGC 7092), im nördlichen Sternbild Schwan (Cygnus), wurde am 24. Oktober 1764 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt und als Nummer 39 in seinen berühmten Nebelkatalog aufgenommen. Er beschrieb ihn als Haufen aus Sternen ohne Nebel. Eventuell wurde der Sternhaufen bereits vom griechischen Philosophen Aristoteles um 325 v. Chr. gesehen und als kometenhaftes Objekt beschrieben. Ferner wird die Entdeckung auch dem französischen Astronomen Jean-Baptiste Le Gentil zugerechnet. Er soll M 39 bereits im Jahr 1750 brobachtet haben. Beide mutmaßlichen Entdeckungen des Sternhaufens vor Messier sind allerdings umstritten. Der englische Astronom John Herschel katalogisierte den Sternhaufen als h 2126 im September 1829 und nahm ihn als GC 4681 in seinen Gesamtkatalog der Nebel und Sternhaufen auf.
Ein junger offener Sternhaufen in geringer Entfernung
Messier 39 ist ein schönes Objekt für einen aufgehellten Himmel. Er gehört mit einer scheinbaren Helligkeit von 4,6 mag und einen Durchmesser von 32 Bogenminuten auch zu den größten und hellsten Sternhaufen im Sternbild Cygnus. M 39 nimmt ungefähr eine Fläche am Himmel ein, die dem scheinbaren Durchmesser des Vollmondes entspricht. Der offene Haufen befindet sich inmitten der Sommermilchstraße und ist umgeben von Dunkelwolken und anderen offenen Sternhaufen und Nebeln. Er erscheint dem Beobachter groß und locker bis mäßig konzentrierte. Mit einer Entfernung von nur 824 Lichtjahren zur Erde, gehört der Sternhaufen zu den der Erde am nächsten stehenden Messier-Objekten. Nur die Plejaden (M 45) im Stier, Winnecke 4 (M 40) im Großen Bären, der Bienenstockhaufen (M 44) im Krebs und möglicherweise der Ptolemäus-Cluster (M 7) im Sternbild Skorpion liegen uns noch näher. Rund 30 Sterne der 7. bis 10. Größenklasse werden zu den echten Mitgliedern des Haufens gezählt. Sein absoluter Durchmesser beträgt gut 7 Lichtjahren und das Alter wischen 230 bis 300 Millionen Jahren. M 39 zählt damit zur mittleren Altersgruppe der Sternhaufen und ist ungefähr doppelt so alt wie die Plejaden aber jünger noch als der Bienstockhaufen. Die Gesamtmasse von Messier 39 wird auf 232 Sonnenmassen geschätzt.
Die hellsten Sterne des Haufens haben sich noch nicht zu Roten Riesensternen entwickelt. Sie befinden sich alle noch auf der Hauptreihe des Hertzsprung-Russell-Diagramm und verbrennen
Wasserstoff in ihren Kernen. Die 12 Hellsten von ihnen haben die Spektralklasse A2 bis B9 und ungefähr die doppelte Masse und die 80-fache Leuchtkraft unserer Sonne. Der hellste Stern, mit der Spektralklasse A0 (HD 205210), befindet sich nur 5 Bogenminuten östlich des Zentrums. Er besitzt eine scheinbare Helligkeit von 6,8 mag. Der 7,6 mag helle Stern HD 205117 ist wahrscheinlich ein Bedeckungsveränderlicher, mit einer Periode von 113,2 Tagen. Beide Mitglieder in diesem Doppelsternsystem scheinen Unterriesen zu sein. Ferner existieren noch mindestens fünf chemisch eigenartige Sterne und 10 mutmaßlich kurzperiodische Veränderliche.
Nur 40 Bogenminuten nordwestlich von M 39 befindet sich der schwache offene Sternhaufen Platais 1. Dieser enthält etwa 40 Sternen schwächer als 12 mag. Sein scheinbarer Durchmesser beträgt 10 Bogenminuten. Nur 3° östlich von Messier 39 kann man auch den Dunkelnebel Barnard 168 finden, der die Form einer großen Zigarre besitzt. An ihrem östlichen Ende beherbergt dieses Objekt den Kokonnebel (IC 5146). Zwischen Messier 39 und dem Hauptstern Deneb kann man noch den ovalen und sehr ausgedehnten Dunkelnebel „Le Gentil 3“ mit bloßem Auge entdecken.
Beobachtung
Unter sehr guten Bedingungen erscheint Messier 39 dem bloßen Auge als heller Lichtfleck inmitten der Sommermilchstraße. Spätestens unter Zuhilfenahme eines Opernglas ist ein relativ heller und granulierter Lichtfleck wahrnehmbar. Dieser hebt sich überraschend gut vom Hintergrund der Milchstraße ab. Ein 7x50 oder 10x50 Feldstecher löst den symmetrisch erscheinenden Sternhaufen bereits vollständig in eine Handvoll Einzelsterne auf. In meinem 16x70 Fujinon Feldstecher ist M 39 einfach nur beeindruckend: Die Sterne scheinen in einer Art gleichseitiges Dreieck angeordnet zu sein. Die hellsten Mitglieder finden sich an den Ecken des Dreiecks. Insgesamt sind rund 20 Einzelsterne sichtbar. Die südliche Seite des Sternhaufens ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Mit einem 3 bis 4 Zoll Refraktor und niedriger Vergrößerung sind über zwei Dutzend Sterne der 6. bis 9. Größenklasse erkennbar, die vor einem reichen Milchstraßenhintergrund stehen. Viele dieser Sterne sind in Paaren angeordnet und erscheinen stahlblau. Im Zentrum steht ein hübsches Sternenpaar und im südlichen Teil des Haufens eine auffällige und gebogene Sternenkette. Aufgrund der scheinbaren Größe des Haufens ist es angebracht, eine niedrige Vergrößerung, mit einem Gesichtsfeld von mehr als 1°, zu wählen. Denn vor allem mit größeren Fernrohren von 6 bis 8 Zoll Öffnung und höherer Vergrößerungen verliert der Sternhaufen seinen typischen Haufencharakter.
Die beste Beobachtungszeit, um den offenen Sternhaufen zu beobachten, sind die Sommer- und Herbstmonate, wenn das Sternbild Schwan hoch am Himmel steht. Messier 39 befindet sich im nordöstlichen Teil des Sternbilds, an der Grenze zur Eidechse (Lacerta) und nur wenige Grad nordöstlich des Hauptsterns Deneb (Alpha Cyg, 1,2 mag). Dieser blau-weiß leuchtende Überriese bildet die schwächste Ecke des bekannten und viel beobachteten „Sommerdreiecks“. Um Messier 39 zu finden, stellen wir Deneb in die Mitte des Gesichtsfelds des Sucherfernrohrs ein. Nun schwenken wir ungefähr 9° in Richtung Osten zum Stern Rho Cygni (4,0 mag). Danach geht es weitere 3° nach Norden und ¼ Grad in Richtung Westen. Nun sollte M 39 schon im Sucher zu erkennen sein.
Aufsuchkarte Messier 39 (205,4 KiB, 206 hits)
Steckbrief für Messier 39
Objektname | Messier 39 |
Katalogbezeichnung | NGC 7092, OCL 211 |
Typ | offener Sternhaufen, III 2 p |
Sternbild | Schwan (Cygnus) |
Rektaszension (J2000.0) | 21h 31m 57,0s |
Deklination (J2000.0) | +48° 25′ 15″ |
V Helligkeit | 4,6 mag |
Flächenhelligkeit | 11,0 mag |
Winkelausdehnung | 32,0′ |
Anzahl der Sterne | 30 |
Hellster Stern | 6,8 mag |
Durchmesser | 7 Lichtjahre |
Entfernung | 824 Lichtjahre |
Beschreibung | Cl,vL,P,vlC,*7…10; Large but loose cluster |
Entdecker | Charles Messier, 1764 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 1, 6 & 7 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 16 & 17 Millennium Star Atlas: Charts 1105–1106 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 73 Sky Atlas 2000: Chart 9 Uranometria 2nd Ed.: Chart 32 |