Der offene Sternhaufen der Plejaden (Messier 45) im Sternbild Stier (Taurus) gehört zu denjenigen Objekten am Himmel, die der Menschheit schon weit vor der Erfindung des Fernrohres bekannt waren. Sie sind Teil der Folklore und Mythen sehr vieler Kulturen der Erde, einschließlich der Hawaiianer, Maori und den australischen Aborigines. Der Eigenname des Sternhaufens ist griechischen Ursprungs. Denn in der griechischen Mythologie sind die Plejaden die Töchter des Titanen Atlas und der Pleione. Eine Zeichnung in den Höhlen von Lascaux, die in der Jungsteinzeit vor 17.000 Jahren entstanden sind, ist wahrscheinlich die älteste bekannte Darstellung der Plejaden. Die Sternengruppe wurde vor 5.500 Jahren im mesopotamischen Sumer als eigenständiges Sternbild zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Weitere schriftliche Erwähnungen gab es von den Assyrern im 15. Jahrhundert vor unserer Zeit sowie in Homers Schriften Ilias und Odyssee (um 750 bzw. 720 v.u.Z) sowie bei Hesiod (um 700 v.u.Z). Vermutlich sind die Plejaden schon auf der bronzezeitlichen Himmelsscheibe von Nebra zu sehen, die um 1600 v. Chr. für astronomische Zwecke genutzt wurde. Aufgrund der Präzision der Erdachse, markierte der Sternhaufen vor 4.000 Jahren den ungefähren Schnittpunkt zwischen Ekliptik und des Himmelsäquator, das zur Eichung antiker Kalender wichtig war. In den frühen Kulturen signalisierte der Untergang der Plejaden den wichtigen Zeitpunkt der Aussaat und ihr heliakischer Aufstieg den Zeitpunkt der Ernte.
Galileo Galilei war wahrscheinlich der erste Beobachter, der die Plejaden durch ein Teleskop betrachtete. Seine Beobachtung, einschließlich einer Skizze des Sternhaufens mit 36 Sternen, veröffentlichte er in seiner Abhandlung „Sidereus Nuncius“ im März 1610. Charles Messier nahm den Sternhaufen am 4. März 1769 als Nummer 45 in seinen berühmten Nebelkatalog auf, mit dem Wissen, dass die Plejaden bereits seit prähistorischen Zeiten bekannt waren. Offensichtlich wollte Messier eine längere Liste an Objekten veröffentlichen, als sein Konkurrent Lacaille. Im deutschen Sprachraum sind die Plejaden auch als Glucke bzw. Gluckhenne, Sieben Schwestern oder Siebengestirn bekannt. Seltener ist die Bezeichnung Atlantiden. Im Gegensatz zu anderen Objekten im Messier-Katalog, tragen die Plejaden keine NGC- oder IC-Nummern. Im Katalog von Melotte und Collinder werden sie aber als Melotte 20 und Collinder 42 geführt. Die Plejaden bilden zusammen mit den offenen Sternhaufen der Hyaden das so genannte „Goldene Tor der Ekliptik“. Sonne, Mond und alle anderen Planeten unseres Sonnensystems müssen bei ihrer Wanderung regelmäßig diese Himmelsregion durchlaufen. Die Plejaden stehen dabei nur 4 Grad von der Ekliptik entfernt, so dass sie oft vom Mond bedeckt werden. Besonders spektakulär sind auch enge Begegnungen mit hellen Planeten unseres Sonnensystems.
Ein Sternhaufen in unserer Nachbarschaft
Messier 45 ist mit einem Alter von 115 Millionen Jahren ein sehr junger Sternhaufen in der heiße und blaue Sterne dominieren. Mit einer Helligkeit von 1,6 Größenklassen, sind die Plejaden selbst aus hellen Städten heraus schon sehr leicht mit dem bloßen Auge zu sehen. Meist erkennt man aber nur die hellsten 6 bis 9 Sterne, die auch alle einen eigenen Namen tragen. Unter besseren Sichtbedingungen sind sogar über ein Dutzend Sterne erkennbar. Die neun hellsten Sterne sind nach den sieben Schwestern der griechischen Mythologie, Alcyone, Asterope, Electra, Maia, Merope, Taygeta und Celaeno und ihren Eltern Atlas und Pleione benannt. Die Entfernung zu den Plejaden ist seit der Gaia-Mission und durch VLBI-Messungen relativ genau bekannt und beträgt rund 136,2 ± 5,0 Parsec oder 444 Lichtjahre. Somit gehören die Plejaden zu den uns am nächsten liegenden offenen Sternhaufen. Davor war die Entfernungsmessung des Sternhaufens von vielen Kontroversen geprägt, weil Messungen des Hipparcos-Satelliten eine deutlich Abweichung gegenüber der Parallaxenmethode, die von der Erdoberfläche aus gewonnen wurde, zeigte. Die scheinbare Größe des Sternhaufens am Himmel beträgt ungefähr 2 Grad, was 4 Vollmonddurchmessern entspricht. Die wahre Ausdehnung der Plejaden beträgt ungefähr 43 Lichtjahre. Die innere Region, mit den hellen Plejadensternen, besitzt aber nur einen Durchmesser von 7 Lichtjahren. Aufgrund der Sterndichte, die deutlich geringer als bei vergleichbaren Sternhaufen ist, wird den Plejaden nur eine geringe Lebensdauer von ungefähr 250 Millionen Jahren beschienen. Aufgrund von Gravitationswechselwirkungen der galaktischen Nachbarschaft haben sich die Mitgliedssterne in dieser Zeit so weit im Raum verteilt, dass der Sternhaufen als solches nicht mehr zu erkennen sein wird.
Der Sternhaufen besitzt mehr als 500 Mitgliedssterne, davon sehr viele Doppel- und Mehrfachsterne, und eine Gesamtmasse von über 800 Sonnenmassen. Auch zahlreiche Braune Zwerge sind bekannt, die weniger als 8% der Sonnenmasse und eine geringe Temperatur aufweisen. Diese verhinderten Sterne sind nicht massereich genug, um die Kernfusion in ihrem Inneren zu zünden. Es wird geschätzt, dass sie rund ¼ der Anzahl der Mitgliedssterne ausmachen. In den Plejaden wurden auch einige Weiße Zwerge gefunden, was für einen jungen Sternhaufen recht ungewöhnlich erscheint. Man vermutet, dass die Nähe zu anderen Sternen bzw. die schnelle Rotation oder Sternenwinde einen großen Massenverlust bei diesen Sternen verursacht haben, so dass nur noch der heiße Kern übrig blieb.
Der hellste Stern in den Plejaden ist Alcyone und besitzt eine scheinbare Helligkeit von 2,86 mag. Der Stern der Spektralklasse B7 besitzt die 1.400fache Sonnenleuchtkraft, die siebenfache Masse und den achtfachen Durchmesser unserer Sonne. Außerdem ist Alcyone ein Mehrfachsystem aus insgesamt 4 Komponenten. Der bekannteste Veränderliche ist der Stern Pleione (BU Tauri), dessen Oberfläche 100mal so schnell wie die Sonne rotiert. Seit 1888 hat der Stern verschiedene Hüllenphasen durchlaufen, die den Stern konzentrisch umgeben und einen Helligkeitsabfall bewirkten. Die Helligkeit des Sterns schwankt deshalb unregelmäßig zwischen 4,8 und 5,5 mag. Bei der Analyse von Infrarotbildern, die mit dem Spitzer-Weltraumteleskop und dem Gemini-Nord-Teleskop aufgenommen wurden wurde festgestellt, dass der Mitgliedsstern HD 23514 von einer Scheibe aus heißen Staubpartikeln umgeben ist. Man vermutet, dass zur Zeit ein Planetensystem um diesen Stern entsteht.
Die Plejadennebel
Lang belichtete Fotos zeigen, dass der Sternhaufen in einem Nebel aus Staub und Gas eingebettet ist. Hierbei handelt es sich um Reflexionsnebel, die das blaue Licht der jungen Plejadensterne reflektieren und auch mit verschiedenen Nummern im NGC-Katalog verzeichnet sind. Die Plejaden sind nicht, wie man früher annahm, aus diesem Nebel entstanden, sondern durchqueren zurzeit den Rand einer Molekülwolke, die als Taurus-Auriga-Dunkelnebelkomplex bekannt ist. Denn der gesamte ursprüngliche Staub, der durch die Entstehung der Plejadensterne übrig geblieben wäre, hätte sich in den 100 Millionen Jahren, aufgrund des Strahlungsdrucks der Mitgliedssterne, bereits aufgelöst. Studien zeigen, dass der für die Nebel verantwortliche Staub nicht gleichmäßig verteilt ist, sondern sich hauptsächlich in zwei Schichten entlang der Sichtlinie zum Sternhaufen konzentriert. Sie befinden sich demzufolge nur zufällig in derselben Milchstraßenregion. Ein Hinweis auf diesen Umstand sind auch unterschiedliche Radialgeschwindigkeiten der Plejadensterne und des Nebels selber. In 30.000 Jahren legen die Mitglieder des Sternhaufens eine Entfernung zurück, die des scheinbaren Durchmessers des Vollmondes am Himmel entspricht. Dabei bewegen sie sich auf eine Stelle am Himmel zu, die sich in der Nähe der Füße des Sternbild Orion befinden. Die blaue Farbe der Reflexionsnebel kommt durch die Streuung von blauen Licht der hellsten Plejadensterne an kleinen Staubpartikeln. Nur im südlichen Teil der Plejaden wird eine leicht rötliche Färbung des Nebels gefunden die anzeigt, dass dort die starke UV Strahlung der Sterne das umgebende Gas ionisiert.
Selbst mit mittleren Teleskopen und reichlich Beobachtungserfahrung sind diese Nebel nur sehr schwer auszumachen, da das Licht der hellen Sterne diese Nebel überstrahlen. Außerdem sind ein dunkler Himmel und optimale Sichtbedingungen sowie eine saubere Optik notwendig. Der hellste Nebel in den Plejaden ist NGC 1435, der um den 4 mag hellen Stern Merope zu sehen ist und auch als Merope-Nebel bekannt ist. Dieser wurde am 19. Oktober 1859 von Wilhelm Tempel in Venedig mit Hilfe eines 4 Zoll Refraktors visuell entdeckt, als Tempel eine Karte der Plejaden erstellte. Andere Beobachter mit größeren Instrumenten sahen diesen Nebel nicht, so dass dessen Existenz lange Zeit bestritten wurde, bis die ersten Fotografien die Existenz dieser Nebel bestätigten. Direkt bei Merope befindet sich noch IC 359. Es ist ein kleiner Nebel, der sich nur 0,06 Lj vom Stern entfernt befindet. Dieser ist auch als „Barnards Merope-Nebel“ bekannt und wurde 1890 von Edward Emerson Barnard entdeckt. Der Maia-Nebel wurde am 16. November 1885 von den französischen Brüdern Paul und Prosper Henry gefunden und besitzt die Nummer 1432 im NGC-Katalog.
Beobachtung
Das Siebengestirn ist in den Wintermonaten von der Nordhalbkugel der Erde aus schon sehr leicht mit bloßem Auge erkennbar und bis in mittlere südlichere Breiten sichtbar. Am besten verwendet man für die Beobachtung des Sternhaufens einen Feldstecher oder ein kleines Teleskop mit geringer Vergrößerung. Unter einem aufgehellten Stadthimmel erkennt man nur die hellsten 6 Sterne, die in ihrer Anordnung an einen kleinen Wagen erinnern. Diese sind Atlas, Merope, Electra, Maia und Taygeta, die eine Helligkeit zwischen 3,6 und 4,2 mag aufweisen. Unter einem dunklen Landhimmel sind bis zu 9 Sterne und unter exzellenten Bedingungen 10 bis 11 Sterne sichtbar. Manche Beobachter berichten sogar von 18 mit bloßem Auge sichtbaren Sternen. Ein kleiner Feldstecher zeigt mehr als 20 hellere Sterne in einem rund 2° großen Feld, wobei sich die hellsten Plejadensterne auf einem Gebiet von ca. 1° Durchmesser konzentrieren. Mit einem 7x50 bzw. 10x50 Fernglas, sind über 30 bis 40 helle und schwächere Einzelsterne erkennbar. Südlich von Alcyone schließt sich eine auffällige Kette von Sternen der 7. bis 9. Größenklasse an. Im 3 bis 4 Zoll Refraktor und 25-facher Vergrößerung steigert sich die Anzahl der sichtbaren Sterne auf 80 bis 100. Höhere Vergrößerungen zerstören den Haufencharakter, da man dann nur noch wenig Einzelsterne sieht. In den Plejaden sind nun viele enge Doppelsterne sichtbar, von denen einige der Hauptsterne ebenfalls doppelt erscheinen. Auf lang belichteten Aufnahmen treten sehr schön die blauen Gas und Staubschwaden hervor, in denen die Plejaden eingebettet sind. Sie sind visuell recht schwierig auszumachen. Ein heller, ca. 20 Bogenminuten großer und annähernd dreiecksförmige Nebel befindet sich direkt südlich des Sterns Merope. Unter einem dunklen und klaren Himmel gelingt die Sichtung des Merope-Nebels sogar mit einem 10x50 Fernglas! Mit einem 5 bis 6‑Zöller und höherer Vergrößerung erkennt man sogar andeutungsweise seine faserige Struktur. Insgesamt sind mit dieser Teleskopöffnung 150 bis 180 Sterne erkennbar. Ein weiterer Nebel ist östlich des Sterns Maia zu sehen. Um auch die anderen, deutlich schwächeren Nebel um die Plejadensterne visuell wahrnehmen zu können, beobachtet man am besten mit Öffnungen zwischen 8 und 12 Zoll. Mit 14 Zoll Öffnung sind über das gesamte Gesichtsfeld mehrere hundert Sterne und hauchfeine Nebelschwaden erkennbar.
Messier 45 befindet sich ungefähr eine Handspanne nordwestlich des Wintersternbilds Orions und ist der am leichtesten mit bloßem Auge erkennbare offene Sternhaufen des Himmels. Unter einem lichtverschmutzten Himmel sind die Plejaden womöglich gar nicht so einfach zu erkennen. Geht man vom hellen rötlichen Hauptstern Aldebaran im Stier aus, befinden sie sich ungefähr 14 Grad nordwestlich dieses Sterns.
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Steckbrief für Messier 45
Objektname | Messier 45 |
Katalogbezeichnung | Collinder 42, Melotte 22, OCL 421 |
Eigenname | Plejaden, Siebengestirn, Pleiades |
Typ | offener Sternhaufen & Reflexionsnebel, I 3 r n + RN |
Sternbild | Stier (Taurus) |
Rektaszension (J2000.0) | 03h 47m 00,0s |
Deklination (J2000.0) | +24° 07′ 00″ |
V Helligkeit | 1,2 mag |
Winkelausdehnung | 120,0′ |
Anzahl der Sterne | 100 |
Hellster Stern | 2,9 mag |
Durchmesser | 17 Lichtjahre |
Entfernung | 444 Lichtjahre |
Beschreibung | vvB,vL,brilliant naked eye cluster,neb inv; Pleiades;nebys NGC 1432 and 1435 involve |
Entdecker | prähistorisch |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 2, 3, 8, 9 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 38 & D8 Millennium Star Atlas: Charts 163–164 (Vol I) Pocket Sky Atlas: Chart 15 Sky Atlas 2000: Chart 4 Uranometria 2nd Ed.: Chart 78 |