Gestern Abend gab es ein sehr seltenes Naturschauspiel zu bewundern: Jupiter und Saturn trafen sich im Sternbild Steinbock und waren nur 6 Bogenminuten – rund 1/5 Vollmonddurchmesser – voneinander entfernt. Diese Große Konjunktion zwischen den beiden Planeten treten nur alle 20 Jahre auf, wenn der Riesenplanet Jupiter auf seinem Weg um die Sonne, den auf einer Außenbahn kreisenden Ringplaneten Saturn überholt. In diesem Jahr sollte diese Zusammenkunft besonders eng ausfallen und die beiden Planeten, bei ihrer dichtesten Annäherung, sogar wie ein einzelner Planet am Abendhimmel erscheinen. Zum letzten Mal standen beide Planeten im März des Jahres 1226 ähnlich eng beisammen!
Schon in den Wochen und Tagen davor konnte, gutes Wetter vorausgesetzt, die gegenseitige Annäherung beider Planeten in der fortgeschrittenen Abenddämmerung verfolgt werden. Deshalb fuhr ich in den letzten zwei Wochen öfters mal raus, um das Planetenduo zu fotografieren. Die Wetteraussichten waren für den 21. Dezember 2020 nicht gerade optimal. Vielerorts war ein bedeckter Himmel vorhergesagt worden, so auch in Südbrandenburg für den Abend der dichtesten Annäherung. Überraschenderweise war es den gesamten Vormittag und Nachmittag über klar bis gering bewölkt und die Sonne zeigte sich von einem blauen Himmel. Deshalb verabredete ich mich kurz vor 16 Uhr mit Christian zur gemeinsamen Beobachtung im Lübbener Ortsteil Treppendorf. Am Ort angekommen zeigte sich ausgerechnet dort wo sich Jupiter und Saturn im Südwesten zeigen sollte, ein zähes Wolkenband, das aufgrund der Windstille auch nahezu am selben Ort verharrte. Ich baute erstmal das Lidlscope auf und richtete es auf den Mond, der zwischen hoher Zirrusbewölkung stand. Der Mond war zu 47% beleuchtet und hob etwas die Stimmung für uns Beobachter: „Vielleicht haben wir ja doch Glück und Jupiter und Saturn zeigt sich doch noch zwischen einer Wolkenlücke.“
Plötzlich zeigte sich zwischen einem Wolkenstreifen ein heller „Stern“, der sich im Fernglas als „Doppelstern“ entpuppte: Jupiter und Saturn! Ich steckte das 15 mm Plössl-Okular in den Okularauszug, drehte das Fernrohr in Richtung der Planeten und konnte sie erst mal nicht finden, weil der Leuchtpunktsucher sich verstellt hatte. Ein halbe Minute später hatte ich dann beide Objekte im Gesichtsfeld des Teleskops. Jupiter stand links unterhalb vom deutlich lichtschwächeren Saturn, der auch einen zarten Ring zeigte. Das Seeing war an diesem Abend überraschenderweise sehr moderat, was nicht selbstverständlich war so dicht über dem südwestlichen Horizont. Auf Jupiter konnten wir auch einzelne Wolkenbänder erkennen, obwohl ich mit 47-fach nicht hoch vergrößerte. Ich nahm die Kamera mit dem Standardobjektiv und machte in Richtung der Planeten ein Foto. Mit 50 mm Brennweite zeigte sich nur ein kaum sichtbares winziges Pünktchen zwischen den Wolken. Deshalb holte ich die andere Kamera mit dem 70–200 mm Objektiv hervor, schraubte sie an das Stativ und suchte mir einen passenden Vordergrund. Bingo! Endlich hatte auch ich ein Belegfoto der beiden Planeten. Christian war vorher schon erfolgreich mit seiner Kamera und präsentierte stolz sein Ergebnis. Die Bewölkung wurde zunehmend dichter und die beiden Planeten zeigten sich im Okular immer schwächer. Kurz vor 17:30 Uhr verschwanden die beiden schließlich in der dichten Wolkendecke. Christian verabschiedete sich von mir und fuhr wieder Heim. Ich wollte noch kurz bleiben, um den hübschen Mondhalo auf den Kamerachip zu bannen, obwohl die Kälte langsam ihren Tribut forderte.
In den kommenden Tagen werden sich Jupiter und Saturn wieder voneinander entfernen und bereits im Januar 2021 von der Himmelsbühne abtreten. Wenn der Wettergott gnädig gestimmt ist, kann man versuchen, den nun wieder wachsenden Abstand der Planeten fotografisch zu dokumentieren. Die nächste „Große Konjunktion“ findet am 31. Oktober 2040 im Sternbild Waage statt, diesmal in einem deutliche weiteren Abstand von 1,13 Grad. Am 15. März 2080 nähern sich beide Planeten abermals in einem Abstand von nur 6 Bogenminuten an. Jupiter wird dann nördlich an Saturn vorbeiziehen.