Operation Große Konjunktion erfolgreich

  • Letz­te Ände­rung:3 Jah­ren 
  • Lese­zeit:3Minu­ten
  • Wör­ter:664
  • Bei­trags­auf­ru­fe:949

Ges­tern Abend gab es ein sehr sel­te­nes Natur­schau­spiel zu bewun­dern: Jupi­ter und Saturn tra­fen sich im Stern­bild Stein­bock und waren nur 6 Bogen­mi­nu­ten – rund 1/5 Voll­mond­durch­mes­ser – von­ein­an­der ent­fernt. Die­se Gro­ße Kon­junk­ti­on zwi­schen den bei­den Pla­ne­ten tre­ten nur alle 20 Jah­re auf, wenn der Rie­sen­pla­net Jupi­ter auf sei­nem Weg um die Son­ne, den auf einer Außen­bahn krei­sen­den Ring­pla­ne­ten Saturn über­holt. In die­sem Jahr soll­te die­se Zusam­men­kunft beson­ders eng aus­fal­len und die bei­den Pla­ne­ten, bei ihrer dich­tes­ten Annä­he­rung, sogar wie ein ein­zel­ner Pla­net am Abend­him­mel erschei­nen. Zum letz­ten Mal stan­den bei­de Pla­ne­ten im März des Jah­res 1226 ähn­lich eng beisammen!

Halbmond
Der zuneh­men­de Halb­mond am Abend des 21. Dezem­ber 2020 – Foto: Ste­phan Sadowski

Schon in den Wochen und Tagen davor konn­te, gutes Wet­ter vor­aus­ge­setzt, die gegen­sei­ti­ge Annä­he­rung bei­der Pla­ne­ten in der fort­ge­schrit­te­nen Abend­däm­me­rung ver­folgt wer­den. Des­halb fuhr ich in den letz­ten zwei Wochen öfters mal raus, um das Pla­ne­ten­duo zu foto­gra­fie­ren. Die Wet­ter­aus­sich­ten waren für den 21. Dezem­ber 2020 nicht gera­de opti­mal. Vie­ler­orts war ein bedeck­ter Him­mel vor­her­ge­sagt wor­den, so auch in Süd­bran­den­burg für den Abend der dich­tes­ten Annä­he­rung. Über­ra­schen­der­wei­se war es den gesam­ten Vor­mit­tag und Nach­mit­tag über klar bis gering bewölkt und die Son­ne zeig­te sich von einem blau­en Him­mel. Des­halb ver­ab­re­de­te ich mich kurz vor 16 Uhr mit Chris­ti­an zur gemein­sa­men Beob­ach­tung im Lüb­be­ner Orts­teil Trep­pen­dorf. Am Ort ange­kom­men zeig­te sich aus­ge­rech­net dort wo sich Jupi­ter und Saturn im Süd­wes­ten zei­gen soll­te, ein zähes Wol­ken­band, das auf­grund der Wind­stil­le auch nahe­zu am sel­ben Ort ver­harr­te. Ich bau­te erst­mal das Lidlscope auf und rich­te­te es auf den Mond, der zwi­schen hoher Zir­rus­be­wöl­kung stand. Der Mond war zu 47% beleuch­tet und hob etwas die Stim­mung für uns Beob­ach­ter: „Viel­leicht haben wir ja doch Glück und Jupi­ter und Saturn zeigt sich doch noch zwi­schen einer Wolkenlücke.“

Jupiter & Saturn im Teleskop
Jupi­ter und Saturn am 21.12.2020 im klei­nen Tele­skop – Foto: Jür­gen Manigk

Plötz­lich zeig­te sich zwi­schen einem Wol­ken­strei­fen ein hel­ler „Stern“, der sich im Fern­glas als „Dop­pel­stern“ ent­pupp­te: Jupi­ter und Saturn! Ich steck­te das 15 mm Plössl-Oku­lar in den Oku­lar­aus­zug, dreh­te das Fern­rohr in Rich­tung der Pla­ne­ten und konn­te sie erst mal nicht fin­den, weil der Leucht­punkt­su­cher sich ver­stellt hat­te. Ein hal­be Minu­te spä­ter hat­te ich dann bei­de Objek­te im Gesichts­feld des Tele­skops. Jupi­ter stand links unter­halb vom deut­lich licht­schwä­che­ren Saturn, der auch einen zar­ten Ring zeig­te. Das See­ing war an die­sem Abend über­ra­schen­der­wei­se sehr mode­rat, was nicht selbst­ver­ständ­lich war so dicht über dem süd­west­li­chen Hori­zont. Auf Jupi­ter konn­ten wir auch ein­zel­ne Wol­ken­bän­der erken­nen, obwohl ich mit 47-fach nicht hoch ver­grö­ßer­te. Ich nahm die Kame­ra mit dem Stan­dard­ob­jek­tiv und mach­te in Rich­tung der Pla­ne­ten ein Foto. Mit 50 mm Brenn­wei­te zeig­te sich nur ein kaum sicht­ba­res win­zi­ges Pünkt­chen zwi­schen den Wol­ken. Des­halb hol­te ich die ande­re Kame­ra mit dem 70–200 mm Objek­tiv her­vor, schraub­te sie an das Sta­tiv und such­te mir einen pas­sen­den Vor­der­grund. Bin­go! End­lich hat­te auch ich ein Beleg­fo­to der bei­den Pla­ne­ten. Chris­ti­an war vor­her schon erfolg­reich mit sei­ner Kame­ra und prä­sen­tier­te stolz sein Ergeb­nis. Die Bewöl­kung wur­de zuneh­mend dich­ter und die bei­den Pla­ne­ten zeig­ten sich im Oku­lar immer schwä­cher. Kurz vor 17:30 Uhr ver­schwan­den die bei­den schließ­lich in der dich­ten Wol­ken­de­cke. Chris­ti­an ver­ab­schie­de­te sich von mir und fuhr wie­der Heim. Ich woll­te noch kurz blei­ben, um den hüb­schen Mond­ha­lo auf den Kame­ra­chip zu ban­nen, obwohl die Käl­te lang­sam ihren Tri­but forderte.

Mondhalo
Mond­ha­lo am 21. Dezem­ber 2020 bei auf­zie­hen­der Bewölkung

In den kom­men­den Tagen wer­den sich Jupi­ter und Saturn wie­der von­ein­an­der ent­fer­nen und bereits im Janu­ar 2021 von der Him­mels­büh­ne abtre­ten. Wenn der Wet­ter­gott gnä­dig gestimmt ist, kann man ver­su­chen, den nun wie­der wach­sen­den Abstand der Pla­ne­ten foto­gra­fisch zu doku­men­tie­ren. Die nächs­te „Gro­ße Kon­junk­ti­on“ fin­det am 31. Okto­ber 2040 im Stern­bild Waa­ge statt, dies­mal in einem deut­li­che wei­te­ren Abstand von 1,13 Grad. Am 15. März 2080 nähern sich bei­de Pla­ne­ten aber­mals in einem Abstand von nur 6 Bogen­mi­nu­ten an. Jupi­ter wird dann nörd­lich an Saturn vorbeiziehen.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert