Objekte des Monats: Der offene Sternhaufen Messier 103

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Mes­sier 103 (NGC 581) ist ein offe­ner Stern­hau­fen im nörd­li­chen Stern­bild Kas­sio­peia (Cas­sio­peia). Er wur­de im März oder April 1781 von Charles Mes­siers Freund und Kol­le­ge Pierre Méchain ent­deckt. Der fran­zö­si­sche Astro­nom trug das Objekt im sel­ben Jahr, zusam­men mit den Gala­xien Mes­sier 101 und Mes­sier 102, als letz­ten offi­zi­el­len Ein­trag in sei­ne berühm­te Nebel­lis­te ein. Mes­sier beschrieb M 103 als „Stern­hau­fen zwi­schen Epsi­lon und Del­ta des Beins der Kas­sio­peia“. Mes­sier sah, nach der Ent­de­ckung der letz­ten Objek­te, kei­ne Ver­an­las­sung mehr, genaue­re Beob­ach­tun­gen durch­zu­füh­ren. Er nahm sie nur als Zusatz zu sei­nem Kata­log auf, indem er die Beob­ach­tungs­da­ten von Méchain ver­wen­de­te. Erst in neue­rer Zeit wuchs der Kata­log auf sei­ne heu­ti­ge Grö­ße an, weil Wis­sen­schafts­his­to­ri­ker ihn um wei­ter sie­ben Objek­te ergänz­ten. Der deutsch-bri­ti­sche Astro­nom Fried­rich Wil­helm Her­schel beob­ach­te­te den Stern­hau­fen am 8. August 1783 eben­falls und beschrieb ihn als Objekt mit sehr hel­len und vie­len schwa­chen Ster­nen. Auf­grund sei­nes äuße­ren Erschei­nungs­bil­des wird Mes­sier 103 auch als „Klei­ner Weih­nachts­baum“ bezeichnet.

Ein weit entfernter und junger Sternhaufen

Mes­sier 103 ist der am wei­tes­ten ent­fern­te offe­ne Stern­hau­fen des Mes­sier-Kata­logs. Die Ent­fer­nung des Stern­hau­fens ist aber mit gro­ßen Unsi­cher­hei­ten behaf­tet, weil er sich inmit­ten des Ban­des der Herbst­milch­stra­ße befin­det. Schät­zun­gen gehen von 7.100 bis 9.000 Licht­jah­ren aus. Die inter­stel­la­re Extink­ti­on trübt die Hel­lig­keit des Stern­hau­fen um min­des­tens 1 ½ Grö­ßen­klas­sen. Nach den neus­ten Daten der Raum­son­de Gaia wird heut­zu­ta­ge eine Ent­fer­nung von 9.500 Licht­jah­ren ange­nom­men. Damit befin­det sich der Stern­hau­fen bereits im wei­ter außen lie­gen­den Per­seus-Spi­ral­arm unse­rer Milch­stra­ße. Sei­ne mar­kan­te Form und die hells­ten Ster­ne, mit ihren Farb­kon­tras­ten, machen ihn zu einem inter­es­san­ten und attrak­ti­ven Objekt für Ama­teur­as­tro­no­men. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 7,4 mag und eine Aus­deh­nung von 6 Bogen­mi­nu­ten am Him­mel, ist M 103 schon sehr leicht in jedem Fern­glas und klei­nen Tele­sko­pen beob­acht­bar. Mes­sier 103 ist mit einem Alter zwi­schen 16 und 25 Mil­lio­nen Jah­ren noch recht jung und deut­lich jün­ger als die Ple­ja­den (Mes­sier 45) oder Mes­sier 35 im Stern­bild Zwil­lin­ge. M 103 gilt als mäßig ster­nen­rei­cher Hau­fen, mit rund 70 Mit­glieds­ster­nen, der nur eine gerin­ge Kon­zen­tra­ti­on sei­ner Ster­ne zum Zen­trum hin auf­weist. Bezieht man die Ster­ne mit ein, die im Gra­vi­ta­ti­ons­feld des Stern­hau­fens lie­gen, könn­te der 17 Licht­jah­re gro­ße Stern­hau­fen sogar 172 Ster­ne umfassen.

Messier 103
Mes­sier 103 in der Kas­sio­peia – Auf­nah­me von Bern­hard Hubl, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Der hells­te Stern des Hau­fens besit­zen eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 8,5 Grö­ßen­klas­sen. Er ist ein Roter Über­rie­se der Spek­tral­klas­se M6 und besitzt eine Leucht­kraft von 2.800 Son­nen. Jun­ge hei­ße blau-wei­ße Ster­ne der Spek­tral­klas­se B domi­nie­ren aber. Der hells­te und mit Abstand auf­fäl­ligs­te Stern, mit einer Hel­lig­keit von 7,3 und 10,5 mag, ist der hüb­sche Mehr­fach­stern Struve 131 (ADS 1209, HD 9311), im nord­west­li­chen Teil von M 103. Die­ser 20.000 Kel­vin hei­ße Be-Stern der Spek­tral­klas­se B5 scheint aller­dings kein ech­tes Hau­fen­mit­glied zu sein und befin­det sich nur zufäl­lig in der glei­chen Sicht­li­nie. Neus­te Daten von Gaia las­sen dar­an aber wie­der Zwei­fel auf­kom­men. Die Haupt­kom­po­nen­te weist näm­lich eine ähn­li­che Par­al­la­xe auf, wie die Mit­glieds­ster­ne von Mes­sier 103. Die Raum­be­we­gung des Sterns ist eben­falls gleich. Falls Struve 131 ein ech­tes Mit­glied wäre, wür­de sei­ne abso­lu­te Hel­lig­keit rund ‑5,0 mag betra­gen. Die bei­den Haupt­kom­po­nen­ten A und B ste­hen nur 13,8 Bogen­se­kun­den aus­ein­an­der. Sie besit­zen eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 7,2 bzw. 9,8 mag. Ein wei­te­rer Beglei­ter (10,9 mag) steht in dop­pel­ter Ent­fer­nung zur Haupt­kom­po­nen­te. Fer­ner sind in dem Hau­fen 20 ver­än­der­li­che Ster­ne bekannt.

Kassiopeia - Ausschnitt
Die pro­mi­nen­te Umge­bung von Mes­sier 103 – Auf­nah­me von Gün­ter Kersch­hu­ber, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Mes­sier 103 befin­det sich in pro­mi­nen­ter Umge­bung. Denn mit Trüm­pler 1, NGC 654, NGC 659 und NGC 663 befin­den sich noch wei­te­re offe­ne Stern­hau­fen im sel­ben Him­mels­aus­schnitt. Letzt genann­ter Stern­hau­fen wird gele­gent­lich sogar mit M 103 ver­wech­selt. Alle Stern­hau­fen sind in einem Umkreis von 3° zu fin­den. Ins­ge­samt gibt es in der Cas­sio­peia mehr als 100 offe­ne Stern­hau­fen zu ent­de­cken. Nur das Stern­bild Pup­pis, am Süd­him­mel, bie­tet mehr. Fer­ner ist die Regi­on durch­zo­gen von dunk­len und nur sehr schwach leuch­ten­den Staub- und Gas­wol­ken, die auf lang belich­te­ten Fotos zu erken­nen sind. NGC 654, 659 und 663 sind, zusam­men mit Mes­sier 103, auch Teil der 20 bis 25 Mil­lio­nen Jah­re alten Cas OB8 Assoziation.

Beobachtung

Mes­sier 103 ist ein wun­der­ba­res Ziel für einen nicht ganz so dunk­len Him­mel und selbst bei Mond­schein ein Genuss. Im 8x42 oder 7x50 Feld­ste­cher erscheint der Stern­hau­fen als kör­ni­ger und fächer­för­mi­ger hel­ler Nebel­fleck. In mei­nem 16x70 Fuji­non-Fern­glas ist der Stern­hau­fen zum Teil schon in rund ein hal­bes Dut­zend Ein­zel­ster­ne auf­ge­löst. Die hells­ten vier Ster­ne sehen ein wenig wie der grie­chi­sche Buch­sta­be Lamb­da aus. Im 3 Zoll Refrak­tor, bei mitt­le­rer Ver­grö­ße­rung, sind bereits zwei Dut­zend Ster­ne vor einem drei­ecki­gen neb­li­gen Hin­ter­grund erkenn­bar. Die­ses Drei­eck wird von 3 auf­fäl­li­gen blau­wei­ßen Ster­nen ein­ge­fasst, wobei deren Spit­ze der schon wei­ter oben ange­spro­chen Dop­pel­stern Struve 131 ist. Im Zen­trum die­ses Drei­ecks steht ein oran­ger und ein weiß­lich leuch­ten­der Stern, die zusam­men einen schö­nen Farb­kon­trast erge­ben. Im Nord­os­ten befin­det sich eine auf­fäl­li­ge klei­ne Ket­te aus 3 Ster­nen, wobei der letz­te von ihnen hell­gelb erscheint. Mit 4 bis 6 Zoll Öff­nung sind schon rund 40 Mit­glieds­ster­ne erkenn­bar, die rela­tiv locker über das Gesichts­feld ver­teilt sind. Mit viel Fan­ta­sie ergibt sich tat­säch­lich der Anblick eines klei­nen Weih­nachts­baums, mit den hells­ten Ster­nen an der Spit­ze. Mit 8 bis 10 Zoll Öff­nung bie­tet Mes­sier 103 einen wun­der­schö­nen Anblick und ver­trägt auch deut­lich höhe­re Ver­grö­ße­run­gen. Mit Ver­grö­ße­run­gen um 200 bis 300-fach blit­zen aus dem dunk­len Him­mels­hin­ter­grund sehr vie­le schwa­che Ein­zel­ster­ne hervor.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 103 – erstellt mit SkytechX

Mes­sier 103 ist ein schö­nes Objekt für den Herbst- und Win­ter­him­mel. Von unse­ren Brei­ten aus gese­hen ist der Stern­hau­fen zir­kum­po­lar und das gan­ze Jahr beob­acht­bar. Der Stern­hau­fen ist in der Kas­sio­peia rela­tiv ein­fach auf­zu­fin­den. Denn er befin­det sich etwas mehr als 1 ½ Grad nord­öst­lich des bede­ckungs­ver­än­der­li­chen Sterns Ruch­bah (Del­ta Cas, 2,7 mag). Die­ser Stern mar­kiert die lin­ke unte­re Spit­ze des „Himmels‑W“. Um den Stern­hau­fen auf­zu­fin­den, ori­en­tie­ren wir uns an der Ver­bin­dungs­li­nie zwi­schen Segin (Epsi­lon, 3,4 mag) und Ruch­bah. M 103 liegt unter­halb und auf etwa 4/5 die­ser Stre­cke. Wir stel­len Ruch­bah in die Sucher­mit­te ein. Unge­fähr ein hal­bes Grad öst­lich des Sterns befin­det sich ein Drei­eck aus Ster­nen der 7. Grö­ßen­klas­se. Wir schwen­ken das Tele­skop rund 0,7° in Rich­tung Nord­os­ten. Nun soll­te M 103 im Sucher­fern­rohr leicht erkenn­bar sein.

Auf­such­kar­te Mes­sier 103 (195,1 KiB, 427 hits)

Steckbrief für Messier 103

Objekt­na­meMes­sier 103
Kata­log­be­zeich­nungNGC 581, Col­lin­der 14, Melot­te 8, OCL 326
Eigen­na­meKlei­ner Weih­nachts­baum, Litt­le Christ­mas Tree Cluster
Typoffe­ner Stern­hau­fen, III 2 p
Stern­bildKas­sio­peia (Cas­sio­peia)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)01h 33m 21,7s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+60° 39′ 29″
V Hel­lig­keit6,9 mag
Flä­chen­hel­lig­keit11,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung6,0′
Anzahl der Sterne40
Hells­ter Stern10,6 mag
Durch­mes­ser17 Licht­jah­re
Ent­fer­nung9.500 Licht­jah­re
Beschrei­bungCl,pL,B,R,Ri,*10..11; in Cas OB8;incl Struve 131 6–9m 14″
Ent­de­ckerPierre Méchain, 1781
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 1, 2, 7
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 15
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 47–48 (Vol I)
Pocket Sky Atlas: Chart 3
Sky Atlas 2000: Chart 1
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 29

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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