Objekte des Monats: Ptolemaeus Sternhaufen Messier 7

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Mes­sier 7 (NGC 6475) ist ein offe­ner Stern­hau­fen im süd­li­chen Stern­bild Skor­pi­on (Scor­pi­us). Er ist bereits seit der Anti­ke bekannt. Das Objekt wur­de im Jahr 138 n. Chr. von dem grie­chisch-römi­schen Mathe­ma­ti­ker und Astro­nom Clau­di­us Pto­le­mä­us in sei­nen berühm­ten „Alma­gest“ als „Girus ille nebu­lo­sus“ erwähnt. Er beschrieb ihn als Nebel, der dem Sta­chel des Skor­pi­ons zu fol­gen scheint. Die Beschrei­bung des Astro­no­men könn­te auch den benach­bar­ten Stern­hau­fen Mes­sier 6 mit ein­ge­schlos­sen haben. In Aner­ken­nung an die­se frü­hen Beob­ach­tung trägt der Hau­fen heut­zu­ta­ge den Eigen­na­men „Pto­le­mae­us Stern­hau­fen“ (Ptolemy’s Clus­ter). Der per­si­sche Gelehr­te Al Sufi (um 964 n. Chr.) und der ara­bi­sche Astro­no­men Ulugh Beg (1394 bis 1449) beschrie­ben ihn eben­falls in ihren Wer­ken. Der ita­lie­ni­sche Astro­nom Gio­van­ni Batis­ta Hodier­na beob­ach­te­te den Hau­fen vor dem Jahr 1654 und zähl­te in ihm 30 Mit­glieds­ster­ne. Er erkann­te wahr­schein­lich als ers­ter Beob­ach­ter sei­ne wah­re Natur. Der berühm­te eng­li­sche Astro­nom Edmund Hal­ley ver­zeich­ne­te den Stern­hau­fen in sei­nem im Jahr 1678 erschie­nen Kata­log der süd­li­chen Ster­ne. Heve­li­us führt M 7 eben­falls in sei­ner im Jahr 1690 publi­zier­ten Lis­te auf. Am 15. Juni 1752 fand ihn Abbé Nico­las-Lou­is de Lacail­le, am Kap der Guten Hoff­nung, unab­hän­gig und ver­zeich­ne­te ihn in sei­nen Kata­log der süd­li­chen Objek­te. Der fran­zö­si­sche Astro­nom beschrieb ihn als eine dicht ste­hen­de Grup­pe aus 15 bis 20 Ster­nen in Form eines Qua­drats. Charles Mes­sier beob­ach­te­te und kata­lo­gi­sier­te ihn am 23. Mai 1764. Der fran­zö­si­sche Astro­nom konn­te ihn damals von Paris aus mit dem blo­ßen Auge erken­nen. Der eng­li­sche Astro­nom John Her­schel beschrieb ihn Mit­te des 19. Jahr­hun­derts als grob ver­streu­ten Sternhaufen.

Der dritthellste Sternhaufen an unserem Himmel

Mes­sier 7 zählt zu den hells­ten offe­nen Stern­hau­fen des Him­mels, die bereits sehr ein­fach mit dem blo­ßen Auge zu erken­nen sind. Aus der Vor­stadt her­aus kann der Stern­hau­fen eben­falls mit einem klei­nen Fern­rohr sehr gut beob­ach­tet wer­den. Der Hau­fen pro­ji­ziert sich vor den weit ent­fern­ten Ster­nen der süd­li­chen Milch­stra­ße und befin­det sich noch im loka­len Spi­ral­arm unse­rer Gala­xis. Er ist mit einer Hel­lig­keit von 3,3 mag und einer schein­ba­ren Aus­deh­nung von 80 Bogen­mi­nu­ten von der süd­li­chen Hemi­sphä­re aus ein ein­fa­sches Objekt. Tat­säch­lich ist er nach den Ple­ja­den (Mes­sier 45) im Stern­bild Stier und der Prae­se­pe (Mes­sier 44) im Krebs der dritt­hells­te Stern­hau­fen am Him­mel. Er ähnelt vom äuße­ren Erschei­nungs­bilds der Prae­se­pe. Gleich­zei­tig zählt er zu den pracht­volls­ten Objek­ten sei­ner Klas­se und steht rund 980 Licht­jah­re von der Erde ent­fernt. Sein Durch­mes­ser beläuft sich auf gut 24 Licht­jah­ren, sei­ne Mas­se auf 735 Son­nen und sein Alter auf 220 Mil­lio­nen Jah­re. Damit gehört M 7 eher zu den jün­ge­ren Stern­hau­fen unse­res Milch­stra­ßen­sys­tems. Sein Gezei­ten­ra­di­us beträgt 40,1 Licht­jah­re. In die­sem Bereich kön­nen die Ster­ne nicht durch den gra­vi­ta­ti­ven Ein­fluss unse­rer Milch­stra­ße vom Stern­hau­fen weg­ge­zo­gen werden.

Messier 7
Mes­sier 7 im Stern­bild Skor­pi­on – Auf­nah­me von Mar­kus Blau­en­stei­ner & CEDIC Team, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Die Gesamt­zahl der im Hau­fen ent­hal­te­nen Ster­ne beläuft sich auf 330. Der hells­te Stern, ein gel­ber Rie­se der Spek­tral­klas­se G8, erreicht die 5,6te Grö­ßen­klas­se. Vie­le Mit­glieds­ster­ne sind jun­ge, hei­ße blaue Ster­ne mit Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tu­ren von 10.000 Kel­vin. Zwei von ihnen zäh­len mit ihren schein­ba­ren Hel­lig­kei­ten von 5,9 und 6,1 mag zu den hells­ten Ster­nen im Stern­hau­fen. Zwei wei­te­re Ster­ne sind soge­nann­te „Blaue Nach­züg­ler“, die man vor allem in Kugel­stern­hau­fen fin­det. Rund 80 bis 100 Ster­ne hel­ler als 10 mag tum­meln sich allein auf einem Gebiet, das die 3‑fache Flä­che des schein­ba­ren Voll­mond­durch­mes­sers ein­nimmt. Stu­di­en erga­ben, dass sich alle Ster­ne hel­ler als 7,5 mag bereits aus der Haupt­rei­he hin­aus ent­wi­ckelt haben. Bemer­kens­wer­ter ist der Umstand, dass Mes­sier 7 den höchs­ten Kon­zen­tra­ti­ons­grad an Ster­nen zum Hau­fen­zen­trum hin aller offe­nen Stern­hau­fen auf­weist. Fer­ner weist er für sein sein Alter einen leicht höhe­ren Anteil an Ele­men­ten schwe­rer als Heli­um auf. Die hells­ten Hau­fen­mit­glie­der wer­den ihr Leben in naher Zukunft einer hef­ti­gen Super­no­va­ex­plo­si­on been­den. Die im Stern­hau­fen ver­blie­be­nen schwä­che­ren Ster­nen wer­den dage­gen in den nächs­ten Mil­lio­nen Jah­ren all­mäh­lich auseinanderdriften.

Messier 7 Umgebung
Die Umge­bung von M 7 – Auf­nah­me von Bern­hard Hubl & CEDIC Team, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Knapp ein hal­bes Grad west­lich von Mes­sier 7 befin­det sich der 10,1 mag hel­le Kugel­stern­hau­fen NGC 6453. Die­ser steht mit einer Ent­fer­nung von 35.500 Licht­jah­ren weit im Hin­ter­grund. Er ist selbst mit gro­ßen Öff­nun­gen nicht auf­lös­bar. Nur 50 Bogen­mi­nu­ten west­lich von M 7 fin­den wir den unschein­ba­re Stern­hau­fen NGC 6444. Die­ser kann bereits in mitt­le­ren Tele­sko­pen in Ein­zel­ster­ne auf­ge­löst wer­den. Knapp 5° nord­west­lich von M 7 steht M 6, der auch als „Schmet­ter­lings­hau­fen“ bekannt ist. Die­ser kann, zusam­men mit Pto­le­mae­us Stern­hau­fen im sel­ben Gesichts­feld eines 7x50 Feld­ste­chers beob­ach­tet wer­den. Am süd­li­chen Rand von M 7 befin­det sich noch der Dun­kel­ne­bel Bar­nard 287. Die­ser bil­det einen inter­es­san­ten Kon­trast zum Stern­hau­fen, wenn bei­de Objek­te im sel­ben Gesichts­feld betrach­tet werden.

Beobachtung

Lei­der steigt Mes­sier 7, auf­grund sei­ner süd­li­chen Dekli­na­ti­on von ‑35°, von Mit­tel­deutsch­land aus gese­hen nicht viel höher als 5° über dem Hori­zont. Von unse­ren Brei­ten aus ist er des­halb ein eher schwie­ri­ges Objekt. Von der süd­li­chen Hemi­sphä­re aus ist Mes­sier 7 in die hel­le Sagit­ta­ri­us-Stern­wol­ke der Milch­stra­ße ein­ge­bet­tet und ein über­aus leich­tes Ziel für das blo­ße Auge. In Nord­deutsch­land erreicht der Stern­hau­fen zur Kul­mi­na­ti­ons­zeit gera­de ein­mal eine Höhe von 1° über dem Hori­zont. Somit ist er von die­sem Stand­ort aus prak­tisch unbe­ob­acht­bar. Beob­ach­ter in Nami­bia beschrei­ben ihn als sehr gro­ßen, duns­ti­ger Fleck inmit­ten der Milch­stra­ße. Und selbst mit dem blo­ßen Auge sind sei­ne hells­ten Ster­ne gera­de noch auf­lös­bar. Mit einem 8x30 Feld­ste­cher erkennt man rund zwei Dut­zend Ster­ne der 5. bis 7. Grö­ßen­klas­se. Mit grö­ße­ren Feld­ste­chern erscheint der Stern­hau­fen als hel­les, gro­ßes und impo­san­tes Objekt. Er umspannt ca. 1/3 des Gesichts­fel­des eines 10x50 Fern­gla­ses. Mit die­sem Instru­ment ist der Stern­hau­fen bereits in 30 bis 50 hel­le Ein­zel­ster­ne auf­ge­löst. Sie ver­tei­len sich unre­gel­mä­ßig über das Gesichts­feld und ste­hen vor einem stern­rei­chen bis neb­li­gen Hintergrund.

Milchstraße im Skorpion
Die süd­li­che Milch­stra­ße im Stern­bild Skor­pi­on – Mes­sier 7 steht mit­tig am lin­ken Bildfeldrand

Mit einem 2 ½ bis 3‑Zoll gro­ßen Refrak­tor, mit sehr nied­ri­ger Ver­grö­ße­rung, ist der Stern­hau­fen sehr auf­fäl­lig. Man erkennt rund 80 Ein­zel­ster­ne. Die Anzahl sicht­ba­rer Ster­ne lässt sich mit 4 bis 6‑Zoll Öff­nung noch deut­lich stei­gern. Etwa 120 Ster­ne sind bis zur 12. Grö­ßen­klas­se erkenn­bar. Die Hälf­te die­ser Ster­ne ste­hen im Vor­der- oder Hin­ter­grund und sind kei­ne ech­ten Mit­glie­der. Die hells­ten Ster­ne des Hau­fens bil­den eine Art Kreuz. Mit 8 bis 10-Zoll Öff­nung erkennt man einen sehr präch­ti­gen Stern­hau­fen, mit einer Unzahl an hel­len und schwä­che­ren Ster­nen. Vor allem im Zen­trum ste­hen die­se dicht bei­ein­an­der. Mit die­ser Tele­s­ko­pöff­nung ist bereits ein lang­brenn­wei­ti­ges und nied­rig ver­grö­ßern­des Weit­win­kel­oku­lar erfor­der­lich, um ihn voll­stän­dig zu erfas­sen. Die hel­len blau-wei­ßen Ster­ne sind lose über das gesam­te Gesichts­feld ver­teilt. Der hells­te Stern, der eine oran­ge-gel­be Fär­bung besitzt, sticht regel­recht her­aus. Dia­go­nal durch die Mit­te ver­lau­fen zwei auf­fäl­li­ge Ster­nen­ket­ten, in Form eines auf der Sei­te lie­gen­den X oder K. Mit höhe­rer Ver­grö­ße­rung als 50-fach geht der Hau­fen­cha­rak­ter nach­hal­tig verloren.

Aufsuchkarte Messier 7
Auf­such­kar­te für Mes­sier 7 – erstellt mit SkytechX

Den Stern­hau­fen, im süd­öst­li­chen Teil des Stern­bilds Scor­pi­us, kann man am bes­ten von der süd­li­chen Hemi­sphä­re aus betrach­ten. Er erreicht dort in den Mona­ten Juni bis August die Zenit­re­gi­on. Mes­sier 7 befin­det sich 4 ¾ Grad nord­öst­lich des zweit­hells­ten Sterns Shau­la (Lamb­da Sco, 1,6 mag), an der Gren­ze zum Stern­bild Sagit­ta­ri­us. Er soll­te nicht mit dem schwä­che­ren und nord­west­lich lie­gen­den Nach­barn Mes­sier 6 ver­wech­selt wer­den. Wenn man von dem Tee­kan­nen-Aste­ris­mus des Schüt­zen aus­geht und den Sta­chel des Skor­pi­ons ins Visier nimmt, steht er rund 5° süd­west­lich davon. Er bil­det zusam­men mit Al Nasl (Gam­ma Sgr, 3,0 mag) und Epsi­lon Sagit­ta­rii (1,8 mag) ein nahe­zu gleich­sei­ti­ges Dreieck.

Auf­such­kar­te Pto­le­mae­us Stern­hau­fen (Mes­sier 7) (52,7 KiB, 187 hits)

Steckbrief für Messier 7

Objekt­na­meMes­sier 7
Kata­log­be­zeich­nungNGC 6475, Col­lin­der 354, Melot­te 183, Raab 125, OCL 1028, ESO 394-SC9
Eigen­na­mePto­le­mae­us Stern­hau­fen, Ptolemy’s Cluster
Typoffe­ner Stern­hau­fen, II 2 r
Stern­bildSkor­pi­on (Scor­pi­us)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)17h 53m 46,0s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)-34° 47′ 00″
V Hel­lig­keit3,3 mag
Flä­chen­hel­lig­keit12,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung75,0′
Anzahl der Sterne80
Hells­ter Stern5,6 mag
Durch­mes­ser24 Licht­jah­re
Ent­fer­nung980 Licht­jah­re
Beschrei­bungCl,vB,pRi,lC,*7…12; 80 mem­bers to 10th mag;Fine naked eye cluster
Ent­de­ckerClau­di­us Ptol­mä­us, 138 n. Chr.
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 18
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 78, 79, 90, 91 & D5
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 1437–1438 (Vol III)
Pocket Sky Atlas: Chart 58
Sky Atlas 2000: Chart 22
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 135

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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