Der Komet C/2021 A1 (Leonard) wurde am 3. Januar 2021 Gregory J. Leonard am Mount Lemmon Observatorium als 19,0 mag helles Objekt im Sternbild Jagdhunde entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt war der Komet noch 5 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt. Es wird erwartet, dass der Komet Mitte Dezember 2021 die 4. Größenklasse erreichen und mit dem bloßen Auge sichtbar werden wird. Und momentan hält sich der Schweifstern noch sehr gut an die Helligkeitsprognosen. Eventuell könnte Leonard, durch die Vorwärtsstreuung durch Staub in seiner Koma zum Zeitpunkt der Erdnähe am 12. Dezember 2021, extra Sonnenlicht in Richtung Erde reflektieren. Damit könnte der Komet sogar noch etwas heller als erwartet werden und ab dem 13. Dezember noch in der hellen Abenddämmerung sichtbar sein. Leider steht er zum Zeitpunkt seines Helligkeitsmaximum nur noch 15° von der Sonne entfernt. Falls der Komet schwächer als erwartet bleibt, verschwindet er kurz nach der Erdnähe von unserem Himmel und wird dann ab dem letzten Monatsdrittel auf der Südhalbkugel der Erde in der Abenddämmerung auftauchen.
Ab der letzten Novemberwoche kann man den Kometen bereits in der zweiten Nachthälfte in lichtstarken Ferngläsern aufspüren vorausgesetzt, der Himmel ist für eine Bobachtung dunkel genug. Die Helligkeit des Kometen in den Sternbilder Jagdhunde und Haar der Berenike steigt von anfangs 8,0 auf 6,5 mag. Kurz nach dem Monatswechsel sollte er auch die Sichtbarkeitsgrenze für das bloße Auge überschreiten. In der ersten Dezemberwoche stört kein Mond, weil am 4. Dezember Neumond ist. Der Komet wandert weiter durch das Sternbild Bärenhüter und steht zu Beginn der Morgendämmerung noch 50° bis 35° hoch im Osten in sehr guter Beobachtungsposition. Seine Helligkeit steigt in den kommenden Tagen weiter steil an, so dass er ab 10. Dezember auch aus der Vorstadt heraus mit bloßem Auge im Kopf der Schlange beobachtet werden kann. Bei Dämmerungsbeginn beträgt seine Höhe noch gut 20°. Im Fernglas und vor allem in kleinen Teleskopen sollte nun ein deutlicher Schweifansatz und eine grünliche Koma sichtbar sein. Die Beobachtungssituation über dem morgendlichen Horizont verschlechtert sich nun Tag für Tag. Zwischen dem 11. und 12. Dezember beträgt seine Höhe über dem Osthorizont nur noch rund 10°, wenn er vom Sternbild Herkules in den Schlangenträger wandert.
Um den 13. Dezember wird das mathematische Helligkeitsmaxium mit voraussichtlich 3,7 mag erreicht. An diesem Tag wechselt der Komet an den Abendhimmel und ist nur noch mit weiter schnell abnehmender Horizonthöhe in der nautischen Dämmerung zu sehen. Am 14. Dezember könnte sich der Effekt der Vorwärtsstreuung bemerkbar machen, so dass Leonard mit 1 bis 2 Größenklassen Helligkeit einen ähnlichen Anblick bieten würde, wie der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) im Juli 2020! Die Sichtbarkeitsbedingungen über dem südwestlichen Horizont verschlechtern sich weiter, so dass er spätestens am 18. Dezember von unseren Breiten aus gesehen von der Himmelsbühne abtritt. Am 3. Januar 2022 erreicht der Komet, mit 92 Millionen Kilometern Abstand, schließlich die Sonnennähe.
Tipp: Eine aktuelle Aufsuchkarte als PDF-Datei für den Kometen C/2021 A1 (Leonard) gibt es auf meiner Homepage.
Quelle: Daniel Fischer, „Ein Fahrplan für den Advents-Kometen Leonard“ auf Skyweek Zwei Punkt Null
Edit: Leider gibt es eher schlechte Neuigkeiten zum Helligkeitsverlauf von Komet Leonard. Beobachtungen aus den letzten Nächten belegen, dass der Komet schwächer ist als erwartet. In den letzten 10 Tagen dümpelt der Komet bei rund 7,9 mag herum. Die Absolute Helligkeit scheint ebenfalls leicht zu sinken. Es wird vermutet, dass sich C/2021 A1 (Leonard) eventuell noch vor dem Perihel (Anfang Januar 2022) zerbrechen könnte und schließlich auflösen wird. Das ist übrigens kein ungewöhnlicher Vorgang für neue Kometen aus der Oortschen Wolke! Trotzdem könnte der Komet immer noch 5. Größenklasse ab dem zweiten Dezemberdrittel erreichen. Es bleibt also spannend. Mehr Informationen (in Englisch) gibt es hier…
Edit: Komet Leonard sollte unter einem sehr dunklen Landhimmel bereits mit bloßen Auge sichtbar sein. Und es bleiben nur noch wenige Nächte, um C/2021 A1 zu beobachten, bis der Komet auf die Südhalbkugel verschwindet. Am Morgen des 3. Dezembers konnte ich den Schweifstern in der Nähe des Kugelsternhaufens Messier 3 im Sternbild Jagdhunde beobachten. Mit dem 10x50 Fernglas war der Komet ein leichtes Objekt, mit einem halben Grad langen Schweif. Ich schätzte ihn dort noch auf 7,2 mag, etwa 1 Größenklasse schwächer als der Kugelsternhaufen.
Der niederländische Kometenbeobachter Guideon van Buitenen konnte ihn am 7. Dezember zeichnen und sein visuelles Aussehen dokumentieren.
Haus der Astronomie: Komet Leonard: Himmelsschauspiel fürs Fernglas
Edit: Am Morgen des 12. Dezember 2021 war die letzte Gelegenheit, C/2021 A1 (Leonard) am Morgenhimmel zu beobachten. Aktuell ist der Schweifstern nur noch am Abendhimmel in der Dämmerung zu sehen.
Seit dem 3. Dezember hatte ich nicht mehr die Gelegenheit gehabt, den Kometen zu beobachten, weil seit einer Woche Wolken bzw. Hochnebel die Wettersituation in der Nacht bestimmten. Ich werde versuchen, Leonard in der kommenden Woche am Abendhimmel zu erwischen. Die Vereinigung der Sternfreunde hat auf Twitter eine Grafik veröffentlicht, die helfen soll, den Kometen eine Dreiviertelstunde nach Sonnenuntergang über dem südwestlichen Horizont zu beobachten.
Edit: Nachdem der Komet im Winter noch eine tolle Show auf der Südhalbkugel der Erde abgeliefert hat, trudeln nun Berichte ein, dass C/2021 A1 (Leonard) wohl auseinandergebrochen ist und sich schließlich auflösen wird.