(4) Vesta wird zu ihrer Opposition Anfang August diesen Jahres so hell, dass wir den Asteroiden sogar mit bloßem Auge beobachten können. Leider zieht der Planetoid die Oppositionsschleife im Sternbild Steinbock, so dass sie nicht sehr hoch über dem Horizont steigen wird. So ist ein dunkler Landhimmel mit geringem Horizontdunst notwendig, um Vesta als schwachen Lichtpunkt aufzuspüren. Auch wenn man nicht mit einem dunklen Himmel gesegnet ist, wird der Himmelskörper zumindest in jedem kleineren Fernglas ein auffälliges Objekt. Das ist aber noch nicht die größte Helligkeit die Vesta überhaupt erreichen kann: Im Mai und Juni 2007 konnte man den hellsten aller Asteroiden am Nachthimmel mit beachtliche 5,4 Magnituden Helligkeit beobachten!
Vesta ist mit 530 km Durchmesser, nach dem Zwergplaneten (1) Ceres und den Hauptgürtel-Asteroiden (2) Pallas, das drittgrößte Objekt des Asteroidengürtels und bewegt sich einmal 3,63 Jahren um die Sonne – mit einem mittleren Abstand zur Sonne von 2,36 Astronomischen Einheiten ((1 AE = 149,6 Mio. km). Der deutsche Amateurastronom Heinrich Olbers entdeckte Vesta am 29. März 1807 an der Sternwarte in Lilienthal bei Bremen. Olbers übertrug das Recht der Benennung aber auf den Mathematiker Carl Friedrich Gauß, der entscheidende Beiträge zur Bahnbestimmung von Himmelskörpern geleistet hat. Gauß benannte den Asteroiden schließlich nach der römischen Göttin von Heim und Herd und Schwester von Ceres.
Vesta hat die Form einer Kartoffel, mit einem Durchmesser von 580 x 560 x 460 Kilometern, besitzt eine basaltische Kruste und einen Eisen-Nickel-Kern. Damit ähnelt sie im Aufbau den terrestrischen Planeten unseres Sonnensystems. Im Vergleich zu anderen Asteroiden des Hauptgürtels besitzt Vesta eine helle Oberfläche mit einem Albedo von 0,423, was einem Rückstrahlungsvermögen von 42% entspricht. Gleichzeitig bewegt sich der Planetoid entlang des inneren Randes des Asteroidengürtels und kommt deshalb der Erde bis auf 1,14 AE nahe. In diesem Jahr werden es aber „nur“ 1,2 AE sein. Im Gegensatz dazu hat der Zwergplanet Ceres mit 950 Kilometern zwar annähernd die doppelte Größe von Vesta, ist aber mit einem mittleren Abstand von 2,77 AE deutlich weiter von der Sonne entfernt und reflektiert nur 9% des eintreffenden Sonnenlichts.
Am 16. Juli 2011 soll auch die am 27. September 2007 gestartete NASA Raumsonde Dawn bei Vesta eintreffen, in eine Umlaufbahn einschwenken und den Asteroiden mehrere Monate lang untersuchen. Dann gibt es auch die ersten hochaufslösende Bilder des Planetoiden und von jenem 460 km großen und 8 km tiefen Krater auf der Südhalbkugel, der wahrscheinlich durch einen gewaltigen Einschlag vor einer Milliarde Jahre entstanden ist. Das Ergebnis dieses Einschlags sind zahlreiche Trümmer in Form von Meteoriten, die auf die Erde niedergehen und sogar eine eigene seltene Untergruppe bilden. Diese Achondrite besitzen ein ähnliches Spektrum wie Vesta und stammen deshalb höchstwahrscheinlich von diesem. Nachdem die Sonde den Asteroiden eingehend untersucht hat, fliegt Dawn weiter zum Zwergplaneten Ceres. Ankunft dort ist der Februar 2015. Die Mission der Raumsonde wird sicherlich zahlreiche neue Erkenntnisse über Asteroiden bringen. Wir dürfen also gespannt sein.
Im Juni befindet sich (4) Vesta noch am Morgenhimmel und geht Mitte des Monats ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht auf. Die hellen Nächte stören die Beobachtung sehr, da die Morgendämmerung hereinbricht bevor der Asteroid seine höchste Stellung im Süden erreicht. Deutlich günstiger ist die Zeit nach dem letzten Mondviertel im Juli 2011. Die Nächte werden dann auch im Norden von Deutschland wieder länger. Bis zur Opposition am 5. August 2011 steigt die Helligkeit auf 5,6 Magnituden. Der Mond stört zum Oppositionszeitpunkt herum ebenfalls nicht, so dass man den Versuch unternehmen kann, den Asteroiden mit dem bloßen Auge zu sichten. Leider erreicht Vesta in dieser Zeit nur maximale Kulminationshöhen von rund 15° und ist dementsprechend schwer zu finden.
Übrigens erreicht (1) Ceres am 16. September 2011 mit 1,99 AE und 7,6 mag Helligkeit im Sternbild Walfisch die Opposition zur Sonne und kann dann ebenfalls sehr leicht im Fernglas oder im Fernrohr aufgefunden werden.
Weiterführende Links
Dawn – Missionsseite des JPL
Dawn – Missionsseite des MPS