(4) Vesta – Anfang August 2011 günstig in Opposition

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(4) Ves­ta wird zu ihrer Oppo­si­ti­on Anfang August die­sen Jah­res so hell, dass wir den Aste­ro­iden sogar mit blo­ßem Auge beob­ach­ten kön­nen. Lei­der zieht der Pla­ne­to­id die Oppo­si­ti­ons­schlei­fe im Stern­bild Stein­bock, so dass sie nicht sehr hoch über dem Hori­zont stei­gen wird. So ist ein dunk­ler Land­him­mel mit gerin­gem Hori­zont­dunst not­wen­dig, um Ves­ta als schwa­chen Licht­punkt auf­zu­spü­ren. Auch wenn man nicht mit einem dunk­len Him­mel geseg­net ist, wird der Him­mels­kör­per zumin­dest in jedem klei­ne­ren Fern­glas ein auf­fäl­li­ges Objekt. Das ist aber noch nicht die größ­te Hel­lig­keit die Ves­ta über­haupt errei­chen kann: Im Mai und Juni 2007 konn­te man den hells­ten aller Aste­ro­iden am Nacht­him­mel mit beacht­li­che 5,4 Magni­tu­den Hel­lig­keit beobachten!

Ers­ter Blick auf Ves­ta von der Raum­son­de Dawn am 3. Mai 2011 (Distanz 1,2 Mio. km)

Ves­ta ist mit 530 km Durch­mes­ser, nach dem Zwerg­pla­ne­ten (1) Ceres und den Haupt­gür­tel-Aste­ro­iden (2) Pal­las, das dritt­größ­te Objekt des Aste­ro­iden­gür­tels und bewegt sich ein­mal 3,63 Jah­ren um die Son­ne – mit einem mitt­le­ren Abstand zur Son­ne von 2,36 Astro­no­mi­schen Ein­hei­ten ((1 AE = 149,6 Mio. km). Der deut­sche Ama­teur­as­tro­nom Hein­rich Olbers ent­deck­te Ves­ta am 29. März 1807 an der Stern­war­te in Lili­en­thal bei Bre­men. Olbers über­trug das Recht der Benen­nung aber auf den Mathe­ma­ti­ker Carl Fried­rich Gauß, der ent­schei­den­de Bei­trä­ge zur Bahn­be­stim­mung von Him­mels­kör­pern geleis­tet hat. Gauß benann­te den Aste­ro­iden schließ­lich nach der römi­schen Göt­tin von Heim und Herd und Schwes­ter von Ceres.

Ves­ta hat die Form einer Kar­tof­fel, mit einem Durch­mes­ser von 580 x 560 x 460 Kilo­me­tern, besitzt eine basal­ti­sche Krus­te und einen Eisen-Nickel-Kern. Damit ähnelt sie im Auf­bau den ter­res­tri­schen Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems. Im Ver­gleich zu ande­ren Aste­ro­iden des Haupt­gür­tels besitzt Ves­ta eine hel­le Ober­flä­che mit einem Albe­do von 0,423, was einem Rück­strah­lungs­ver­mö­gen von 42% ent­spricht. Gleich­zei­tig bewegt sich der Pla­ne­to­id ent­lang des inne­ren Ran­des des Aste­ro­iden­gür­tels und kommt des­halb der Erde bis auf 1,14 AE nahe. In die­sem Jahr wer­den es aber „nur“ 1,2 AE sein. Im Gegen­satz dazu hat der Zwerg­pla­net Ceres mit 950 Kilo­me­tern zwar annä­hernd die dop­pel­te Grö­ße von Ves­ta, ist aber mit einem mitt­le­ren Abstand von 2,77 AE deut­lich wei­ter von der Son­ne ent­fernt und reflek­tiert nur 9% des ein­tref­fen­den Sonnenlichts.

Hub­ble Space Telescope-Auf­nah­me von (4) Vesta

Am 16. Juli 2011 soll auch die am 27. Sep­tem­ber 2007 gestar­te­te NASA Raum­son­de Dawn bei Ves­ta ein­tref­fen, in eine Umlauf­bahn ein­schwen­ken und den Aste­ro­iden meh­re­re Mona­te lang unter­su­chen. Dann gibt es auch die ers­ten hoch­auf­s­lö­sen­de Bil­der des Pla­ne­to­iden und von jenem 460 km gro­ßen und 8 km tie­fen Kra­ter auf der Süd­halb­ku­gel, der wahr­schein­lich durch einen gewal­ti­gen Ein­schlag vor einer Mil­li­ar­de Jah­re ent­stan­den ist. Das Ergeb­nis die­ses Ein­schlags sind zahl­rei­che Trüm­mer in Form von Meteo­ri­ten, die auf die Erde nie­der­ge­hen und sogar eine eige­ne sel­te­ne Unter­grup­pe bil­den. Die­se Achon­dri­te besit­zen ein ähn­li­ches Spek­trum wie Ves­ta und stam­men des­halb höchst­wahr­schein­lich von die­sem. Nach­dem die Son­de den Aste­ro­iden ein­ge­hend unter­sucht hat, fliegt Dawn wei­ter zum Zwerg­pla­ne­ten Ceres. Ankunft dort ist der Febru­ar 2015. Die Mis­si­on der Raum­son­de wird sicher­lich zahl­rei­che neue Erkennt­nis­se über Aste­ro­iden brin­gen. Wir dür­fen also gespannt sein.

Blick von der Raum­son­de Dawn auf (4) Ves­ta am 9. Juli 2011 (Ent­fer­nung 41.000 km)

Im Juni befin­det sich (4) Ves­ta noch am Mor­gen­him­mel und geht Mit­te des Monats unge­fähr eine hal­be Stun­de nach Mit­ter­nacht auf. Die hel­len Näch­te stö­ren die Beob­ach­tung sehr, da die Mor­gen­däm­me­rung her­ein­bricht bevor der Aste­ro­id sei­ne höchs­te Stel­lung im Süden erreicht. Deut­lich güns­ti­ger ist die Zeit nach dem letz­ten Mond­vier­tel im Juli 2011. Die Näch­te wer­den dann auch im Nor­den von Deutsch­land wie­der län­ger. Bis zur Oppo­si­ti­on am 5. August 2011 steigt die Hel­lig­keit auf 5,6 Magni­tu­den. Der Mond stört zum Oppo­si­ti­ons­zeit­punkt her­um eben­falls nicht, so dass man den Ver­such unter­neh­men kann, den Aste­ro­iden mit dem blo­ßen Auge zu sich­ten. Lei­der erreicht Ves­ta in die­ser Zeit nur maxi­ma­le Kul­mi­na­ti­ons­hö­hen von rund 15° und ist dem­entspre­chend schwer zu finden.

Schein­ba­re Bahn von Ves­ta am Him­mel vom 15. Mai bis 1. Novem­ber 2011

Übri­gens erreicht (1) Ceres am 16. Sep­tem­ber 2011 mit 1,99 AE und 7,6 mag Hel­lig­keit im Stern­bild Wal­fisch die Oppo­si­ti­on zur Son­ne und kann dann eben­falls sehr leicht im Fern­glas oder im Fern­rohr auf­ge­fun­den werden.

Wei­ter­füh­ren­de Links

Dawn – Mis­si­ons­sei­te des JPL
Dawn – Mis­si­ons­sei­te des MPS

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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