Der Kugelsternhaufen Messier 53 (NGC 5024), im nördlichen Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices), wurde am 3. Februar 1775 von dem deutschen Astronomen Johann Elert Bode in Berlin entdeckt. Er beschrieb ihn als „lebending und rund“. Am 26. Februar 1977 entdeckte der französische Astronom Charles Messier den Sternhaufen unabhängig und nahm ihn anschließend in seinen berühmten Nebelkatalog auf. Messier verglich M 53 mit dem Kugelsternhaufen M 79 im Sternbild Hase und beschrieb ihn als Nebel ohne Sterne, rund und auffällig. Der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel war schließlich der erste Beobachter, der den Kugelhaufen in Einzelsterne auflösen konnte. Er stellte fest, dass der Sternhaufen Messier 10 im Sternbild Schlangenträger ähnlich sehe und bezeichnete ihn als einer der schönsten Objekte des Himmels.
Der nördlichste Kugelsternhaufen der Milchstraße
Messier 53 besitzt eine scheinbare Helligkeit von 7,5 mag und einen einen Durchmesser von 12,6 Bogenminuten. Somit ist der Kugelhaufen bereits in Ferngläsern und kleinen Teleskopen beobachtbar. Seine Entfernung wird mit 59.700 und sein Durchmesser mit 220 Lichtjahren angegeben. Der Sternhaufen ist vom galaktischen Zentrum unseres Milchstraßensystems rund 60.000 Lichtjahre entfernt, so dass M 53 auch zu den entferntesten Objekten seiner Klasse gehört. Gleichzeitig ist er der nördlichste Kugelhaufen unserer Galaxis und liegt räumlich gesehen nahezu direkt nördlich der galaktischen Bulge. Mit einer absoluten Helligkeit von ‑8,8 mag und mit einer Masse von 750.000 Sonnen, ist er ähnlich hell und sogar noch etwas größer als sein deutlich berühmteres Pendant Messier 13 im Sternbild Herkules. Stünde Messier 53 in derselben Entfernung wie M 13 (25.000 Lichtjahre), würde er unter guten Sichtbedingungen ebenfalls mit dem bloßen Auge sichtbar sein. Bei Messier 53 handelt sich um einen recht lockeren Kugelsternhaufen. Seine Mitgliedssterne sind eher mäßig zum Zentrum hin konzentriert. Die hellsten von ihnen erreichen scheinbare Helligkeiten von 13,8 Größenklassen.
Der Kugelsternhaufen erscheint dem Beobachter als nahezu perfekte Kugel. In Wahrheit ist dieser aber leicht elongiert, was zuerst dem amerikanischen Astronomen Harlow Shapley auffiel. Für einen kompletten Umlauf benötigt M 53 rund 1 Milliarde Jahre. Die Umlaufbahn um das galaktische Zentrum bringt ihn bis auf eine Entfernung von 100.000 Lichtjahren zum galaktischen Zentrum. Der Sternhaufen weist ferner verschiedene gezeitenähnliche Merkmale auf, darunter Klumpen und Wellen um den Sternhaufen sowie Sternenströme entlang seiner Umlaufbahn um unsere Galaxie. Wissenschaftliche Studien zeigten außerdem, dass alle Sterne des Sternhaufens sehr metallarm sind. Sie besitzen sogar durchschnittlich noch eine deutlich geringere Metallizität, als die Sterne anderer Kugelsternhaufen unserer Galaxis. Metallarm bedeutet in der Astronomie, dass seine Mitgliedssterne geringe Mengen von Elementen enthalten, die schwerer sind als Helium – hauptsächlich Kohlenstoff und Sauerstoff. Lange Zeit galt M 53 sogar als der metallärmste Haufen unseres Milchstraßensystems was beweist, dass das Objekt mit 12,67 Milliarden Jahren zu den ältesten seiner Klasse gehört.
Über die Jahre wurden 59 Sterne vom RR-Lyrae Typ, 200 so genannte „Blaue Nachzügler“ (Blue Stragglers), 8 Pulsationsveränderliche vom Typ SX Phoenicis sowie ein halbregelmäßig veränderlicher Rote Riese in Messier 53 entdeckt. Die Blauen Nachzügler verleihen dem Sternhaufen auf Fotos ein bläuliches Aussehen und sind ursprünglich alte Sterne, die durch die Wechselwirkung und Kollision mit anderen Mitgliedssternen des Haufens dem Beobachter deutlich jünger erscheinen. Die RR Lyrae Sterne sind periodisch veränderliche Sterne der Spektralklasse A, die oft als Standardkerzen für die Entfernungsmessung verwendet werden. Auch ein Pulsar (PSR1639+36) ist bekannt, der in nur 33 Millisekunden einmal um seine Achse rotiert. Dieser besitzt ein Alter von 1 Milliarde Jahre und wurde im Jahr 1989 von dem Arecibo-Radioteleskop entdeckt. Der Pulsar besitzt noch einen Begleiter, der ihn in 256 Tagen umkreist.
Der nahe Begleiter NGC 5053
Nur 1° östlich von Messier 53 steht ein weiterer Kugelsternhaufen, der am 14. März 1783 von Herschels Sohn John entdeckt wurde. Dieser ist 2,5 Größenklassen lichtschwächerer und deutlich lockerer konzentriert. NGC 5053 befindet sich mit 55.000 Lichtjahren nahezu in derselben Entfernung wie M 53, enthält aber deutlich weniger Sterne als dieser. Auch sein Zentrum ist weniger kompakt und hell. Besonders auffällig ist seine geringe Sternendichte und das Fehlen eines dichten Kerns. Ferner besitzt NGC 5053 ebenfalls eine sehr niedrige Metallizität. Sein Durchmesser wird mit 160 Lichtjahren angegeben. Die Leuchtkraft des Haufens entspricht dem 40.000-fachen unserer Sonne. Zum Vergleich besitzt Messier 53 eine Leuchtkraft von 200.000 Sonnen. Aus diesem Grund wurde seine Zugehörigkeit zu den Kugelhaufen in der Vergangenheit angezweifelt.
Messier 53 scheint mit NGC 5053 aber durch eine Art diffuse und gezeitenähnliche Struktur verbunden zu sein. Dies könnte auf eine dynamische Gezeitenwechselwirkung zwischen den beiden Sternhaufen hindeuten, was M 53 zu einer Art binären Haufen macht. Außerdem scheint M 53 mit der Sagittarius-Zwerggalaxie, durch einen weiteren Gezeitenstrom, in direkter Verbindung zu stehen.
Beobachtung
Messier 53 ist schon im 10x50 Fernglas als verschwommener Lichtfleck der 8. Größenklasse sichtbar, der einem Kometen ähnlich sieht. Mit 3 Zoll Öffnung und rund 60-facher Vergrößerung erscheint er deutlich größer, leicht oval, mit einem helleren Zentrum und einem ausgedehnten äußeren Halo. Die Helligkeitsverteilung ist ziemlich gleichmäßig und der äußere Halo läuft diffus in den Hintergrund über. Mit einem Teleskop von 4 bis 6 Zoll Öffnung und höherer Vergrößerung tauchen schon die ersten Einzelsterne in den Randbereichen des Haufens auf. Der Hintergrund bleibt weiter diffus. Der Zentralbereich erscheint ziemlich groß und flächenhell und dreieckig, mit einem sternförmigen Zentrum. Unter sehr guten Bedingungen und größerer Öffnung ist auch der Zentralbereich des Kugelsternhaufens schon ansatzweise granuliert. Mit 8 Zoll Öffnung ist M 53, mit Ausnahme des Zentrums, schon sehr gut in einzelne Sterne auflösbar. Ein einzelner Stern der 11,5ten Größenklasse sticht besonders hervor und befindet sich knapp nordöstlich des Haufenzentrums. Die Zentralregion erscheint hell und scharf. Mit dieser Öffnung kann auch NGC 5053 beobachtet werden, als körnig erscheinender diffuser Fleck. Unter sehr guten Bedingungen ist der Nachbarhaufen von M 53 schon im 5 Zöller wahrnehmbar. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung erscheinen dann auch im Kernbereich von M 53 dutzende Sterne. Das Zentrum bleibt auch mit dieser Öffnung noch nicht vollständig in Einzelsterne aufgelöst. Insgesamt sind aber bis zu 150 Sterne zu erkennen. In NGC 5053 sind nun ebenfalls bis zu 30 Sterne wahrnehmbar. Ein hübscher Doppelstern, mit der Bezeichnung Struve 648, befindet sich nur 6,2 Bogenminuten südöstlich von M 53. Seine beiden gleich hellen Komponenten der 9. Größenklasse besitzen einen gegenseitigen Abstand von 87 Bogensekunden.
Messier 53 steht in den Frühlingsmonaten hoch an unserem Himmel und befindet sich 15 Grad westlich von Arktur (Alpha Bootis, ‑0,05 mag), dem Hauptstern im Sternbild Bärenhüter (Bootes). Der Kugelsternhaufen ist im Sucher relativ einfach auffindbar und steht nur nur 1° Grad nordöstlich von Diadem (Alpha Comae Berenices), einem visuellen Doppelstern mit einer scheinbaren Helligkeit von 4,3 mag. Den Stern findet man, wenn man die Linie zwischen Arktur und Eta Boo (2,7 mag) um das Dreifache nach Westen verlängert.
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Steckbrief für Messier 53 & NGC 5053
Objektname | Messier 53 NGC 5053 |
Katalogbezeichnung | NGC 5024, GCL 22 GCL 23 |
Typ | Kugelsternhaufen, V Kugelsternhaufen, XI |
Sternbild | Haar der Berenike (Coma Berenices) |
Rektaszension (J2000.0) | 13h 12m 55,3s 13h 16m 27,0s |
Deklination (J2000.0) | +18° 10′ 11″ +17° 41′ 55″ |
V Helligkeit | 7,7 mag 9,0 mag |
Winkelausdehnung | 13,0′ 10,0′ |
Durchmesser | 220 Lichtjahre 160 Lichtjahre |
Entfernung | 59.700 Lichtjahre 55.000 Lichtjahre |
Beschreibung | !B,vC,iR,vvmbM,st 12…; 1 deg NE of Alpha Comae Berenices Cl,vF,pL,iR,vgbM,st 15; H VI 7;Low surf brightness;1 deg sf M 53 |
Entdecker | Johann Elert Bode, 1775 John Herschel, 1783 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 5 & 11 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 45 Millennium Star Atlas: Charts 699–700 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 45 Sky Atlas 2000: Chart 14 Uranometria 2nd Ed.: Chart 71 |