Merkurtransit bei bestem Wetter

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Der Merk­ur­tran­sit am 9. Mai 2016 konn­te Dank des sehr guten Wet­ters in sei­ner vol­len Län­ge ver­folgt wer­den. Des­halb flat­ter­ten schon bald nach dem 1. Kon­takt die ers­ten Bil­der durch das Netz. Vier Mit­glie­der unse­rer Süd­kur­ve beob­ach­te­ten den Durch­gang vom son­ni­gen Fins­ter­wal­de aus. Dabei wur­den ver­schie­de­ne Beob­ach­tungs­in­stru­men­te genutzt. Vom Fern­glas, das mit zwei Objek­tiv­son­nen­fil­tern aus­ge­stat­tet wur­de, über ein Kauf­haus­te­le­skop, bis zum meh­re­re tau­send Euro teu­ren Apo­chro­ma­ten, war fast für Jeden etwas dabei. Inter­es­sant war es, die Son­nen­schei­be, mit dem pech­schwar­zen Mer­kur­scheib­chen, durch die ver­schie­de­nen Tele­sko­pe und mit unter­schied­li­chen Ver­grö­ße­run­gen zu beob­ach­ten und zu ver­glei­chen. Um das grel­le Son­nen­licht abzu­schir­men, wur­de unter ande­rem Baa­der-Son­ne­fil­ter­fo­lie benutzt. Aber auch Glas­son­nen­fil­ter und Her­schel­kei­le wur­den ein­ge­setzt. Neben­bei wur­de die Son­ne auch im H‑Al­pha-Licht beob­ach­tet. Der inners­te unse­rer Pla­ne­ten zeich­ne­te sich dabei als win­zi­ges Scheib­chen vor der rot ein­ge­färb­ten und mit zahl­rei­chen Fila­men­ten ver­se­hen­den Son­nen­schei­be ab. Da wur­den Erin­ne­run­gen zum letz­ten Venus­tran­sit im Juni 2012 wach, der eben­falls von uns Süd­kur­v­lern erfolg­reich beob­ach­tet und doku­men­tiert wer­den konnte.

Merkurtransit am 9. Mai 2016 um 1354 Uhr UT - Baader-Sonnenfilterfolie mit Okularprojektion

Merk­ur­tran­sit am 9. Mai 2016 um 13.54 Uhr UT – 4 Zoll Apo mit Baa­der-Son­nen­fil­ter­fo­lie & Okularprojektion

Als Beob­ach­tungs­ge­rät hat­te ich mei­nen klei­nen 70 mm f/10 Lidl-Refrak­tor ein­ge­packt, den ich mit einem selbst gebau­ten Son­nen­fil­ter aus­stat­te­te. Thors­tens Frau Gabi bemerk­te kurz nach 13:12 Uhr MESZ zuerst eine klei­ne Ein­buch­tung am lin­ken unte­ren Son­nen­rand: Der 1. Kon­takt Mer­kurs mit der Son­nen­schei­be! Im H‑Al­pha-Licht erschien der Ein­tritt des Mer­kur­scheib­chens recht sur­re­al: An der Stel­le des 1. Kon­takts war eine läng­li­che Pro­tu­ber­anz sicht­bar, die wie eine Art Stich­flam­me aus­sah – als bren­ne der Mer­kur. Durch das schlech­te See­ing – der Ost­wind war zum Teil in Böen stür­misch und rüt­tel­te regel­mä­ßig an unse­ren Instru­men­ten – mein­ten wir auch eine Art Trop­fen­phä­no­men wäh­rend des 2. Kon­takts wahr­zu­neh­men, als sich Mer­kur vom Son­nen­rand lös­te. Für alle sicher­lich über­ra­schend, beweg­te sich Mer­kur deut­lich schnel­ler über die Son­nen­schei­be als erwar­tet. Auch erschien er deut­lich grö­ßer als zunächst ange­nom­men. Im Ver­gleich zur Venus, war der Mer­kur aber deut­lich kleiner.

Merkur und die altiven Regionen #2542 & #2543 um 1526 Uhr UT

Mer­kur und die bei­den akti­ven Regio­nen #2542 & #2543 auf der Son­ne um 15.26 Uhr UT

Wäh­rend der 7 1/2 Stun­den lan­gen Beob­ach­tung wur­de auch für das leib­li­che Wohl der Teil­neh­mer gesorgt. Nach einem ver­spä­te­ten Mit­tag­essen in Form von Bock­würs­ten und Bautz’ner Senf, gab es zum Kaf­fee fri­schen Dresd­ner Blech­ku­chen, den Ste­phan und sei­ne Freun­din mit­brach­ten. Lei­der traf er erst ver­spä­tet bei uns ein und ver­pass­te den inter­es­san­ten 1. und 2. Kon­takt. Wäh­rend sich Mer­kur dem Son­nen­mit­tel­punkt näher­te, den er um 16:56 Uhr eini­ge Bogen­se­kun­den süd­lich pas­sie­ren soll­te, wur­de der Tran­sit auch foto­gra­fisch doku­men­tiert. Selbst Mario, der zu die­sem Zeit­punkt auf der Astro­farm Kiri­bo­tip in Nami­bia weil­te, konn­te das astro­no­mi­sche Ereig­nis eben­falls bei bes­tem Wet­ter beob­ach­ten. Sei­ne Bild­ergeb­nis­se pos­te­te er direkt in unse­re Whats­App-Grup­pe. Ich konn­te mei­ne Canon EOS 600D an den Fern­roh­ren von Tors­ten und Uwe adap­tie­ren und Mer­kur, zusam­men mit den bei­den Son­nen­fle­cken­grup­pen #2546 und #2547, auf den Chip der Kame­ra ban­nen. Als Brenn­wei­ten­ver­län­ge­rung, durf­te ich Tors­tens nicht ganz von Staub und Dreck befrei­tes Baa­der Hype­ri­on-Zoom nut­zen. Es war gar nicht so ein­fach, einen ruhi­gen Moment abzu­pas­sen und Mer­kur bei 1/500 Sekun­den Belich­tungs­zeit scharf abzu­bil­den. Das See­ing war stel­len­wei­se extrem schlecht. Auch ver­ur­sach­te der star­ke Wind deut­lich sicht­ba­re Vibra­tio­nen an unse­ren Gerä­ten. Ste­phan, der sei­ne Canon EOS 7D an sein Fern­rohr geklemmt hat­te und Seri­en­auf­nah­men anfer­tig­te, hoff­te auf einen kur­zen ruhi­gen Moment, um das Mer­kur­scheib­chen scharf abzu­bil­den. Regel­rech­te Begeis­te­rungs­stür­me lös­te Ste­phans 40x80 APO-Fern­glas aus. Denn bei die­ser Ver­grö­ße­rung konn­te die Son­nen­schei­be fast das gesam­te Gesichts­feld aus­fül­len. Der pech­schwar­ze Mer­kur hob sich, Dank des bin­oku­la­ren Sehens, regel­recht drei­di­men­sio­nal von der Son­nen­schei­be ab.

Position des Merkurs um 1543 Uhr UT

Die Posi­ti­on des Mer­kur­scheib­chens auf der Son­ne um 15.43 Uhr UT – Taka­ha­shi FS102 & Thousand Oaks Son­nen­fil­ter in Okularprojektion

Kurz nach 20 Uhr ver­sank die Son­ne immer tie­fer in Rich­tung Hori­zont her­ab. Das See­ing wur­de zuneh­men­de schlech­ter, so dass man im Tele­skop beob­ach­ten konn­te, wie sich der Pla­net, auf­grund der immer tur­bu­len­ter wer­den­den Luft­zel­len, sicht­bar ver­form­te. Auch die Son­ne erschien schon nicht mehr ganz rund. In die­ser Zeit näher­te sich der Mer­kur immer mehr dem west­li­chen Son­nen­rand. Kurz vor 20:30 Uhr konn­te ich schließ­lich zum letz­ten Mal einen Blick auf Mer­kur erha­schen, als die Son­ne hin­ter der Spit­ze einer klei­nen Tan­ne ver­schwand. Der 3. und 4. Kon­takt fand dann für uns lei­der unbe­ob­acht­bar um 20:41 und 20:44 Uhr bei Son­nen­un­ter­gang statt.

Zum Aus­klang die­ser erfolg­rei­chen Beob­ach­tung wur­den in der fort­schrei­ten­den Abend­däm­me­rung noch Steaks und Würst­chen gegrillt. Auch der Wind ließ end­lich nach. In der Däm­me­rung konn­ten wir noch die dün­ne Mond­si­chel über dem West­ho­ri­zont beob­ach­ten. Uwes 20x80 Fern­glas leis­te­te hier gute Diens­te. Der Anblick unse­res Erd­tra­ban­ten war ein­fach fas­zi­nie­rend. Die­ser zeig­te einen deut­lich sicht­ba­ren Erd­schein sowie zahl­rei­che Kra­ter an der Tag-Nacht-Gren­ze. Tors­ten hat­te in der Zwi­schen­zeit auch sei­nen 16-Zöl­ler aus der Hüt­te gefah­ren, so dass wir noch den Jupi­ter beob­ach­ten konn­ten. Auch hier zeig­te sich auf­grund des Seeings, ein nicht ganz kla­res Bild. Trotz­dem war auch die­ser Anblick des Rie­sen­pla­ne­ten, mit sei­nen 4 hel­len Gali­lei­schen Mon­den und sei­nen dunk­len Atmo­sphä­ren­bän­dern, fas­zi­nie­rend. Kurz nach 22:30 Uhr ver­ab­schie­de­te ich mich von unse­rer klei­nen Beob­ach­ter­trup­pe und fuhr zufrie­den heim.

Die Internationale Raumstation vor der Sonne am 10. Mai 2016, 9:16 Uhr MESZ

Die Inter­na­tio­na­le Raum­sta­ti­on vor der Son­ne am 10. Mai 2016, 9:16 Uhr MESZ © Uwe Neumann

Am nächs­ten Mor­gen, gegen 9:16 Uhr, konn­ten Tors­ten, Ste­phan und Uwe noch einen zen­tra­len ISS-Tran­sit vor der Son­ne im ehe­ma­li­gen Tage­bau­ge­biet nahe Fins­ter­wal­de beob­ach­ten und doku­men­tie­ren. Sie stan­den fast an der Stel­le, wo wir vor fast 4 Jah­ren den Venus­tran­sit vor der Son­ne beob­ach­ten konn­ten. Wie damals pass­ten auch hier Stand­ort, Zeit­punkt und Wetter. 🙂

Bildergalerie zum Merkurtransit

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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