Der Merkurtransit am 11. November 2019

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Am frü­hen Nach­mit­tag des 11. Novem­bers 2019 fin­det wie­der ein Merk­ur­tran­sit statt, der aller­dings nicht in sei­ner vol­len Län­ge von Mit­tel­eu­ro­pa aus sicht­bar ist. Der inners­te Pla­net des Son­nen­sys­tems zieht an die­sen Tag fast zen­tral vor der Son­nen­schei­be vor­über. Lei­der wird die Son­ne an die­sem Abend lan­ge vor dem 3. Kon­takt unter­ge­hen, wenn das Mer­kur­scheib­chen den west­li­chen Son­nen­rand berührt und die­sen rund 2 Minu­ten spä­ter wie­der ver­lässt. Das Him­mels­er­eig­nis kann über­all dort beob­ach­tet wer­den, wenn zum Zeit­punkt des Durch­gangs die Son­ne über dem Hori­zont steht. Der letz­te Merk­ur­tran­sit fand übri­gens am Nach­mit­tag des 9. Mai 2016 statt und war auch in wei­ten Tei­len von Deutsch­land aus in sei­ner vol­len Län­ge zu sehen. Voll­stän­dig ist das dies­jäh­ri­ge Ereig­nis aller­dings nur im äußers­ten Nord­wes­ten Afri­kas, im Osten Nord­ame­ri­kas sowie in Süd­ame­ri­ka und der Ant­ark­tis zu beobachten.

Mer­kur als klei­ner schwar­zer Punkt vor der Son­nen­schei­be am 9. Mai 2016 um 13:54 Uhr UT

An die­sem Nach­mit­tag des 11. Novem­ber erreicht der inners­te Pla­net unse­res Son­nen­sys­tem sei­ne unte­re Kon­junk­ti­on zur Son­ne. Dabei befin­det er sich genau zwi­schen Son­ne und unse­ren Hei­mat­pla­ne­ten Erde. Gleich­zei­tig pas­siert er auch den auf­stei­gen­den Kno­ten sei­ner Bahn, der Schnitt­punkt sei­ner Bahn mit der Eklip­tik, so dass der Pla­net vor der Son­nen­schei­be vor­über­zieht. Ein Merk­ur­tran­sit ist beob­acht­bar. Tran­site des inners­ten Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems sind sehr sel­te­ne Him­mels­er­eig­nis­se, aber bei wei­tem nicht so spek­ta­ku­lär wie ein Venus­tran­sit, der noch deut­lich sel­te­ner statt­fin­den. Im 21. Jahr­hun­dert kommt es zu 14 Merk­ur­tran­site. Die Venus zog im Jahr 2004 und 2012 vor der Son­nen­schei­be vor­über, wobei im 20. Jahr­hun­dert kein ein­zi­ger Venus­tran­sit sicht­bar war. Der nächs­te wird erst wie­der am 11. Dezem­ber 2117 statt­fin­den. Der Durch­mes­ser des Mer­kur­scheib­chens beträgt zum Zeit­punkt der unte­ren Kon­junk­ti­on zwi­schen 10 und 13 Bogen­se­kun­den und der der Venus gut 60 Bogen­se­kun­den. Aus die­sem Grund sind Tran­site des Mer­kurs visu­ell deut­lich unauf­fäl­li­ger als Venus­durch­gän­ge vor der Sonne.

Sicht­bar­keits­ge­biet des Merk­ur­tran­sits vom 11. Novem­ber 2019

Bei einem Tran­sit vor der Son­ne wer­den 4 Kon­takt­zei­ten sowie der Zeit­punkt, an dem der Pla­net die gerings­te Distanz zum Son­nen­schei­ben­mit­tel­punkt besitzt, ange­ge­ben. Der Ers­te Kon­takt, wenn das nur 10 Bogen­se­kun­den gro­ße Mer­kur­scheib­chen zum ers­ten Mal den öst­li­chen Son­nen­rand berührt, fin­det um 13:35 Uhr statt. Unser Zen­tral­ge­stirn steht dann rund 20° hoch im Süd­süd­wes­ten. Der 2. Kon­takt fin­det statt, wenn Mer­kur nur zwei Minu­ten spä­ter voll­stän­dig vor die Son­nen getre­ten ist und den Son­nen­rand von innen berührt. Die Mit­te des Tran­sits wird um 16:19 Uhr erreicht. Mer­kur befin­det sich dann im kür­zes­ten Abstand von nur 1,27 Bogen­mi­nu­ten zum Son­nen­mit­tel­punkt. Vom deutsch­spra­chi­gen Raum aus gese­hen fin­det die­ses Ereig­nis aber kurz vor Son­nen­un­ter­gang statt. Und je nach Stand­ort, steht unser Zen­tral­ge­stirn nur weni­ge Grad über dem süd­west­li­chen Hori­zont. Von Ber­lin aus gese­hen beträgt der Abstand zwi­schen Son­ne und Hori­zont zu die­sem Zeit­punkt gera­de ein­mal 0,2° und ist damit prak­tisch unbe­ob­acht­bar! In süd­west­li­che­ren Lan­des­tei­len, wo der Son­nen­un­ter­gang etwas spä­ter statt­fin­det, steht die Son­ne etwas höher, so dass der Tran­sit – gute Wet­ter­be­din­gun­gen und einen frei­en Hori­zont vor­aus­ge­setzt – län­ger beob­ach­tet wer­den kann. Der 3. und 4. Kon­takt ist für uns Mit­tel­eu­ro­pä­er nicht mehr sicht­bar, weil unser Zen­tral­ge­stirn zu die­sem Zeit­punkt schon längst unter dem Hori­zont ver­schwun­den ist. Glo­bal endet das Ereig­nis nach gut 5 ½ Stun­den Dau­er um 19:04 Uhr Mit­tel­eu­ro­päi­scher Zeit.

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Tors­ten bei der Beob­ach­tung des Merk­ur­tran­sit mit Her­schel­keil & Binoansatz

Beobachtung

Im Gegen­satz zu einem Venus­tran­sit, reicht eine Son­nen­fins­ter­nis­bril­le zur Beob­ach­tung des Him­mels­er­eig­nis­ses lei­der nicht aus. Denn Mer­kur ist deut­lich klei­ner als die Venus und klei­ner als die meis­ten grö­ße­ren Son­nen­fle­cken. Nie­mals soll­te man aber unge­schützt die Son­ne beob­ach­ten, weil sonst Augen­schä­den und Erblin­dung dro­hen! Auch von so genann­ten Oku­lar­son­nen­fil­tern ist abge­ra­ten, weil die­se durch die hohe Hit­ze­ent­wick­lung im Brenn­punkt des Tele­skops plat­zen kön­nen! Die sichers­te Beob­ach­tungs­me­tho­de ist die Pro­jek­ti­on des Son­nen­bil­des auf einen wei­ßen Schirm oder Kar­ton, in einem abge­dun­kel­ten Raum. In der Regel reicht selbst ein 7x50 Feld­ste­cher aus, der auf ein sta­bi­les Sta­tiv mon­tiert wird und mit einem Son­nen­pro­jek­ti­ons­schirm aus­ge­stat­tet wird. Das hat auch den Vor­teil, dass meh­re­re Beob­ach­ter gleich­zei­tig das Schau­spiel ver­fol­gen kön­nen. Die bes­te Metho­de einen Tran­sit zu beob­ach­ten ist aber das Tele­skop, wel­ches mit einen Objek­tiv­son­nen­fil­ter aus Son­nen­fil­ter­fo­lie oder einen Her­schel­keil zur Son­nen­be­ob­ach­tung, der in den Oku­lar­aus­zug geklemmt wird, aus­ge­stat­tet wird. Vie­le Stern­war­ten und astro­no­mi­sche Ver­ei­ne bie­ten an die­sem Tag Beob­ach­tungs­füh­run­gen an, so dass jeder Inter­es­sier­te das Schau­spiel gefahr­los beob­ach­ten kann, falls das oft trü­be Novem­ber­wet­ter eine Beob­ach­tung über­haupt zulässt.

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Andre­as mit dem Doc­ter 40x80 Apo-Feld­ste­cher & Objektivsonnenfilter

Der nächs­te Merk­ur­tran­sit fin­det übri­gens erst wie­der am Vor­mit­tag des 13. Novem­ber 2032 statt und ist in sei­ner vol­len Län­ge auch wie­der vom deutsch­spra­chi­gen Raum aus zu sehen.

Kontaktzeiten für den Merkurtransit am 11.11.2019

Ort1. Kon­takt2. Kon­taktmax. Pha­seUnter­gang
Mit­tel­eu­ro­pa (50° n.Br. / 10° ö.L.)13h35m29s13h37m10s16h19m39s16h42m
Ber­lin13h35m28s13h37m09s-16h20m
Düs­sel­dorf13h35m32s13h37m13s16h19m42s16h51m
Mün­chen13h35m29s13h37m10s16h19m39s16h41m
Wien13h35m27s13h37m08s16h19m38s16h22m
Zürich13h35m30s13h37m11s16h19m39s16h55m

Wei­ter­füh­ren­de Links: Merkurtransit.de – Der Merk­ur­tran­sit 2019 | Astro-Info – 11. Novem­ber 2019: Merk­ur­tran­sit | BR.de – Mer­kur zieht als win­zi­ger Fleck vor der Son­ne vorbei

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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