Zwischen dem 26. bis 29. September 2019 trafen sich wieder zahlreiche Sternfreunde in Jeßnigk zum 20. Herzberger Teleskoptreffen. Diesmal war das Wetter recht durchwachsen. Neben einigen sonnigen Abschnitten am Donnerstag, gab es am Freitag überwiegend Regenwetter bis in den frühen Abend hinein, so dass die Teilnehmer gezwungen waren, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Aufgrund des Schauerwetters wurden die meisten Teleskope deshalb unter den Planen versteckt, so dass ich kaum Bilder von dem Instrumentarium auf dem Platz machen konnte. Auch der Samstag zeigte sich recht wechselhaft, mit heiteren Abschnitten, die zum Teil durch kräftigen schauerartigen Regen unterbrochen wurden. Trotz alledem zählte der Veranstalter gut 170 Teilnehmer. Aufgrund der unsicheren Wetterlage, hatte ich als Beobachtungsinstrument nur meinen 10x70 Fujinon-Feldstecher und die Fernglasmontierung eingepackt und schlief die Nacht über in meinem Caddy.
Donnerstag
Nach meiner Ankunft an der Südkurve der großen Beobachterwiese, konnte ich bereits zwei Teilnehmer unserer Whatsapp-Gruppe begrüßen. Normalerweise war in den Jahren zuvor deutlich mehr Mitglieder unserer Südkurve anwesend. Neben Stefan und seiner Tochter, hatte sich auch Jörg bereits häuslich eingerichtet. An diesem Donnerstag war die große Wiese nur zu rund einem Drittel gefüllt. Einige Teilnehmer des Treffens reisten aber schon am Wochenende an und konnten bis Dienstag die sonnige Wetterphase für erste Beobachtungen und Aufnahmen nutzen. Unser langjähriger Astrofreund Mario hatte sich in diesem Jahr den Mutzel-Astronomers aus Sachsen angeschlossen, die ihr Lager auf der Fotografenwiese aufgeschlagen hatten.
Das Wetter zeigte sich am Donnerstagnachmittag eher von der heiteren Seite. Es gab viele blaue Lücken zwischen den einzelnen Wolkenfeldern. Und auf dem nahen Militärflugplatz in Holzdorf gab es einen regen Betrieb. Man konnte hier und da F4-Phantom Jets sowie Hubschrauber bei ihren Übungsflügen zusehen. Und auch ein Lear-Jet kreiste über Jeßnigk und drehte seine Runden über dem Gelände. Langsam füllte sich die Südkurve zum späten Nachmittag hin, als weitere Mitglieder unserer kleinen Beobachtergruppe eintrafen. Unter den Neuankömmlingen waren die beiden Uwes und der andere Jörg, der vom Emberger Almbergtreffen zu uns stieß. Durch die vorhandene Zirrusbewölkung konnte zum Abend hin einige interessante Haloerscheinung gesichtet werden. Der Zirkumzenitalbogen war nur wenige Minuten zu sehen und ich musste meine Mitstreiter regelrecht darauf aufmerksam machen. Zum Abend hin waren dann auch zwei Nebensonnen sichtbar, die ebenso schnell wieder verschwanden. Die Bewölkung verdichtete sich immer mehr, so dass die Sonne kurz vor ihren Untergang vollständig verdeckt wurde. Leider zeigte sich in dieser Nacht kein Sternenlicht, so dass die Südkurvenmitglieder sich die Zeit mit einem guten Whisky und Alkohol aus eigener Produktion vertreiben musste. Durch Stefan wurden wir u.a. in die Geheimnisse eines guten Honig Met eingeweiht. Bereits kurz vor Mitternacht lagen schließlich alle in ihren Schlafsäcken.
Freitag
Der nächste Morgen präsentierte sich vom Wetter her zunächst recht freundlich. Vom Frühstück war ich allerdings etwas enttäuscht, da ich mit aufgebackenen Brötchen vom Vortag abgespeist wurde. Leider zog der Himmel dann kurz vor Mittag vollständig zu und es setzte ein ergiebiger Landregen ein. So war jeder Teilnehmer gezwungen, unter Pavillons und Zeltplanen Schutz zu suchen. Das war aber nicht weiter schlimm, da sich hier und da interessante Gespräche entwickelten. Der ergiebige Regen hielt dem Bauer vom nebenan nicht ab, sein Feld zu düngen, mit entsprechenden olfaktorischen Eindrücken. Am frühen Nachmittag stieß dann Tilo mit seiner kleinen Tochter zu uns, den wir zuerst nicht erkannten, da er sich einen langen Bart hat wachsen lassen. Schließlich hörte der Landregen kurz vor 16 Uhr auf und es zeigten sich in Richtung Horizont immer größere Wolkenlücken. In der Zwischenzeit stießen mit Speedy und Torsten die letzten Teilnehmer zur Südkurve.
Am späten Nachmittag besuchte ich den interessanten Vortrag von Martin Fiedler, der über Videoastronomie referierte und sehr hochauflösende Mondfotos dem geneigten Publikum präsentieren konnte. Die Aufnahmen des Mondes, die mit einer ASI-Kamera gewonnen wurden und mit AutoStakkert und Registax weiterverarbeitet wurden, waren einfach atemberaubend. Der Vortrag zum diesjährigen Skyguide von Uwe Pilz, an dessen gedruckter Form ich einen großen Anteil hatte, war ebenfalls recht kurzweilig. Interessant fand ich auch den Vortrag von Robert Zebahl, der den Zuhörern sein Interesse an der visuellen Doppelsternbeobachtung näher bringen konnte.
Da die Abenddämmerung bereits hereingebrochen war, ging ich zurück zur Südkurve, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Auf Höhe des Standortes des Riesendobson bemerkte ich aus dem Augenwinkel heraus eine grünliche und sehr helle Leuchterscheinung: ein mondheller Feuerball-Bolid bewegte sich in einer langen Spur den Nordhimmel entlang, zerbrach direkt vor meinen Augen in mehreren goldgelben Stücken und erlosch schließlich in Richtung NNW. Die Erscheinung dauerte vielleicht 4 bis 5 Sekunden. Nebenbei bemerkte ich ein knisterndes Geräusch beim Zerbrechen des Meteors. Gleich darauf setzte ich eine Twittermeldung ab und meldete die Sichtung des Feuerball-Boliden der IMO via Webformular. Am nächsten Tag stellte sich dann heraus, dass noch weitere 200 Augenzeugen den Boliden beobachtet hatten, vorrangig aus dem Osten Deutschlands und aus Dänemark.
Als die ersten Sterne am Himmel erschienen verschwand kurz darauf auch die restliche Bewölkung fast vollständig. Leider herrschte eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit vor, so dass die Teleskope der Südkurvenmitglieder schnell mit Tau beschlugen. Und auch das Seeing war nicht besonders gut, da die Planeten Jupiter und Saturn im Okular munter vor sich hin tanzten. Um 21.24 Uhr tauchte die ISS im Westen auf und wir konnten durch Jörgs Apo den Durchflug der Raumstation verfolgen und sogar einige Details der wahrnehmen. Später in der Nacht gesellten sich einige Mitglieder der Dorfjugend zu uns, die teilweise aber schon ein Glas zu viel hatten. Wir konnten ihnen trotzdem die Standardobjekte des Herbsthimmels zeigen, was regelrechte Begeisterungsstürme auslöste. Nebenbei versuchte ich den Kometen Africano aufzusuchen und benutzte den Refraktor des anderen Jörg, der leider keine Peilvorrichtung hatte. In der Gegend des Kometen sah ich nur einen blassen runden Nebelfleck, war aber unsicher, dass es sich hierbei tatsächlch um den Kometen handelte. Um ganz sicher zu gehen, suchte ich den Standort von Uwe Pilz auf, der zu diesem Zeitpunkt interessierten Teilnehmern die Objekte im HTT-Skyguide live präsentierte. Nach kurzem Suchen und Fragen, wo sich der genau der Standort seines Ninja-Dobson befände, fand ich ihn schließlich und bat ihn für mich den Kometen, der im südöstlichen Bereich des Sternbilds Pegasus weilte, aufzusuchen. Ein kurzer Blick durchs Okular bestätigte meine Vermutung. Das Objekt in Jörgs Teleskop war eindeutig die Galaxie NGC 7742. Der Komet sollte erst am nächsten Abend das Objekt erreichen. Kurz nach Mitternacht machte ich mich auf zur Fotografenwiese, um Mario zu besuchen, traf dort aber niemanden von den Mutzel-Astronomers an. Aus diesem Grund gesellte ich mich zu den Radebeuler Sternfreunden, die ihren 24 Zoll Go-To-Dobson vor der Sternwarte aufgebaut hatten und dabei waren, lichtschwache Deep-Sky-Objekte zu beobachten. besonders vom Anblick beeindruckt war ich von dem Planetarischen Nebel Jones 1 im Pegasus sowie von der Galaxie NGC 891 in der Andromeda. Kurz nach 1.30 Uhr morgens beendete ich meine Beobachtungsnacht.
Samstag
Nach einer recht kühlen Nacht fuhren wir gleich nach dem Frühstück nach Kolochau, um im nahe gelegenen Sportlerheim zu duschen. Das Wetter zeigte sich auch diesmal recht wechselhaft und ab und zu gab es einen kurzen Schauer, der stets durch einen hübschen Regenbogen angekündigt wurde. Am frühen Nachmittag trafen schließlich noch Anja und Michaela ein, die wir vor 4 Jahren auf dem 16. HTT kennengelernt haben. Die kleine 5 jährige Tochter von Michaela drückte den Altersdurchschnitt der Südkurve etwas nach unten. Nachdem die drei von ihrem Waldspaziergang zurückkehrten, saßen alle zusammen in einer geselligen Runde. Da die Wetteraussichten auch an diesem Tag keinen signifikante Verbesserung versprach, brach zum Abend hin der Großteil der Südkurvenmitglieder den Heimweg an.
Wider erwarten lichtete sich nach Sonnenuntergang die Wolken und wir konnten schließlich noch in der Abenddämmerung die Planeten Jupiter und Saturn durch Uwes Teleskop beobachten. Diesmal war das Seeing sogar etwas besser als in der vorhergehenden Nacht. Auch diesmal wurden die Standardobjekt des Herbsthimmels beobachtet. Die Milchstraße präsentierte sich in dieser Nacht deutlich intensiver und auch vom Tau war Dank des immer weiter aufrischenden Windes nichts mehr zu spüren. Nach dem Durchgang der ISS, die kurz vor dem Sternbild Leier im Erdschatten verschwand, traten dann die drei Mädels die Heimreise an. Zuletzt waren nur noch 4 Teilnehmer der Südkurve auf dem Platz, die sich unter Jörgs Tarp gemütlich machten. Denn zwischenzeitlich war der Himmel wieder vollständig zugezogen. Zwischendurch gab es einen kurzen Schauer, den wir zum Anlass nahmen, die Instrumente für diese Nacht abzubauen. Kurz nach Mitternacht machten wir noch einen Abstecher zur H‑Alpha Bar um festzustellen, dass diese bereits geschlossen war. Wir unterhielten uns noch bis kurz nach 1.30 Uhr um dann während meines Aufbruchs festzustellen, dass der Himmel wieder nahezu vollständig von Wolken befreit war. Auf der großen Beobachterwiese war in der Zwischenzeit allerdings Ruhe eingekehrt. Der Himmel präsentierte sich in einer beeindruckenden Transparenz. Das Band der Herbstmilchstraße spannte sich hoch über unseren Köpfen und selbst die aufgehende Wintermilchstraße war ein beeindruckender Anblick. Und im Westen neigte sich das Sommerdreieck schon dem Untergang entgegen. In Zenitnähe zeigte sich der Andromedanebel als großes flächenhaftes Objekt und selbst die Dreiecksgalaxie war schon direkt mit dem bloßen Auge zu erkennen. Knapp eine Stunde später war ich wieder zu Hause.
Fazit
Das HTT Jubiläumstreffen war wettertechnisch in diesem Jahr sicher nicht ganz optimal, trotz alledem aber wieder ein voller Erfolg. In der ersten offiziellen Nacht mussten die Teilnehmer sogar fast ganz ohne Sternenlicht auskommen. Die zweite Nacht war zwar klar, aufgrund des intensiven Regens am Nachmittag aber auch sehr feucht. Der Tau ließ nicht lange auf sich warten und verhinderte hier und da sogar die weitere Beobachtung. In der dritten Nacht gab es längere Abschnitte klaren Himmels, die durch Wolkenfelder oder einem kurzen Schauer unterbrochen wurden. Die Palette der atmosphärischen Erscheinungen, die über den Tag verteilt zu sehen waren, war sehr beeindruckend. Neben einem hübschen Zirkumzenitalbogen und Nebensonnen, hatten wir gleich mehrere Regenbögen und zum Teil sehr interessante Wolkenformationen. Das Highlight war sicherlich der mondhelle Meteor am Freitagabend, der später selbst in der Presse Erwähnung fand. Neben den positiven Aspekten des Treffens – jedem Teilnehmer wurde eine HTT Tasse überreicht – gab es auch diesmal wieder einige Kritikpunkte, die mir von anderen Teilnehmern zu Ohren kamen. Tagesgäste mussten zum Beispiel den vollen Eintritt bezahlen. Und auch die Öffnungszeiten der H‑Alpha-Bar wurde diesmal bemängelt. Denn nach Mitternacht war diese bereits geschlossen. Die aufgebackenen Tiefkühlbrötchen zum Frühstück sollen nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Und auch der späte Termin des Treffens Ende September wurde wieder bemängelt.
Das 21. Herzberger Teleskoptreffen findet im nächsten Jahr vom 17. bis 20. September 2020 statt und es bleibt zu hoffen, dass es wettertechnisch diesmal etwas besser wird.