Das war das 16. Herzberger Teleskoptreffen

  • Letz­te Ände­rung:7 Jah­ren 
  • Lese­zeit:7Minu­ten
  • Wör­ter:1701
  • Bei­trags­auf­ru­fe:931

Das 16. Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen war auch in die­sem Jahr wie­der ein vol­ler Erfolg. So wun­dert es nicht, dass das HTT am Ende mit einer Besu­cher­zahl von mehr als 350 Stern­freun­den auf­war­ten konn­te. Auch das Wet­ter war 2015 etwas bes­ser als noch im letz­ten Jahr. Nach dem hef­ti­gen Regen­schau­er am Don­ners­tag­abend, folg­te eine kla­re und beson­ders trans­pa­ren­te Nacht. Die zwei­te Nacht­hälf­te, von Frei­tag auf Sams­tag, war eben­falls von einem sehr guten trans­pa­ren­ten Him­mel und See­ing geprägt. Auf­grund von Berich­ten in den Foren der übli­chen Ver­däch­ti­gen, ahn­te man aber schon, dass es in die­sem Jahr recht voll auf den Wie­sen in Jeß­nigk wer­den soll­te. Schon am Mitt­woch reis­te ein Groß­teil der Teil­neh­mer an, so dass am Don­ners­tag die gro­ße Beob­ach­ter­wie­se schon gut mit Zel­ten, Wohn­wa­gen und Tele­sko­pen gefüllt war.

Die HTT-Südkurve am Freitagnachmittag

Die HTT-Süd­kur­ve am Freitagnachmittag

Donnerstag

Ich schlug gegen 12:30 Uhr in Jeß­nigk auf auf und konn­te mir Dank mei­ner Mit­ar­beit am dies­jäh­ri­gen HTT-Sky­gui­de den Ein­tritt von ins­ge­samt 16 Euro spa­ren. An der Süd­kur­ve traf ich schon auf einen Teil unse­rer Stamm­be­leg­schaft, die mir von 2 Stun­den Beob­ach­tungs­zeit in der vor­aus­ge­hen­den Nacht berich­te­ten. An die­sem frü­hen Don­ners­tag­nach­mit­tag herrsch­ten som­mer­li­che Tem­pe­ra­tu­ren vor, so dass ich beim Errich­ten mei­nes Zel­tes regel­mä­ßig ins Schwit­zen geriet. Die som­mer­li­che Wit­te­rung hat­te aber auch ihre Vor­tei­le. So konn­te die Son­ne im Weiß- und H‑Al­pha-Licht beob­ach­tet wer­den, denn an Tele­sko­pen aller Cou­leur man­gel­te es bei uns an der Süd­kur­ve nicht. Von einer gro­ßen Fle­cken­grup­pe auf der Son­ne war ich im Weiß­licht beson­ders erstaunt. Im H‑Al­pha-Licht zeig­te sich eine deut­li­che bogen­för­mi­ge Pro­tu­ber­anz am Son­nen­rand. Nach einem ers­ten Rund­gang über dem Platz, traf ich wie­der auf vie­le bekann­te Gesich­ter aus den letz­ten Jah­ren und auf einen alten Bekann­ten, von mei­nem Auf­ent­halt auf der Astro­farm Tivo­li 2014.

Hagen bei der Sonnenbeobachtung im Weißlicht

Hagen bei der Son­nen­be­ob­ach­tung im Weißlicht

Je wei­ter der Nach­mit­tag vor­an schritt, des­to dich­ter wur­de lei­der auch die Bewöl­kung. Gegen 17.00 Uhr fing es schließ­lich an zu reg­nen. Wir hat­ten trotz­dem unse­ren Spaß, denn unter dem Vor­zelt ver­trie­ben wir uns die Zeit mit Fach­sim­pe­lei und ande­ren Din­gen. Kurz nach 22:30 Uhr riss der Him­mel end­lich auf, so dass jeder zu sei­nem Tele­skop lief. Auch an ande­rer Stel­len auf dem HTT-Gelän­de ent­stand plötz­lich geschäf­ti­ges Trei­ben. Der Him­mel zeig­te eine unglaub­li­che Durch­sicht: Die Milch­stra­ße zog sich quer über den Zenit bis zum Hori­zont her­ab. In Rich­tung Süd­ho­ri­zont gab es nahe­zu kei­nen Dunst. Auch M 33 war indi­rekt mit blo­ßem Auge sicht­bar. Kein Wun­der, denn der Him­mel war nach dem hef­ti­gen Regen­guss nahe­zu rein­ge­wa­schen. Dank des bestän­dig wehen­den West­win­des, gab es trotz der hohen Luft­feuch­tig­keit kei­ner­lei Tau auf unse­ren Beob­ach­tungs­in­stru­men­ten. Die­se Nacht war des­halb prä­de­sti­niert für die visu­el­le Deep-Sky-Beobachtung.

Der Kleiderbügel Cr 399 im Füchschen

Der Klei­der­bü­gel Cr 399 im Füchs­chen – auf­ge­nom­men auf dem 16. HTT

Kurz nach Mit­ter­nacht besuch­ten uns pol­ni­sche Stern­freun­de, die ein inter­es­san­tes Stück Tech­nik prä­sen­tier­ten: Einen Rest­licht­ver­stär­ker aus ame­ri­ka­ni­scher Pro­duk­ti­on der 3. Gene­ra­ti­on. Ein Blick durch die­ses Gerät war für mich eine neue Offen­ba­rung. Man konn­te schwä­che­re Ster­ne bis zur 9. Grö­ßen­klas­se mit blo­ßem Auge sehen. Selbst hel­le Deep-Sky-Objek­te sta­chen am Him­mel sofort ins Auge: M 33 war im Ster­nen­feld deut­lich sicht­bar, eben­so die bei­den Gala­xien M 81 und M 82 im Gro­ßen Bären. Die Andro­me­da­ga­la­xie prä­sen­tier­te sich als auf­fäl­li­ger und mehr als 3 Grad lan­ger Nebel­fleck. Und selbst der Nord­ame­ri­ka­ne­bel war ein­fach zu erken­nen. Die zwei Ster­ne, die mit M 13 im Her­ku­les ein Drei­eck bil­de­ten, waren eben­falls direkt sicht­bar – ein­fach fan­tas­tisch. Der Preis die­ses Gerä­tes von über 2.000 € schreck­te mich aber doch etwas ab.

Freitag

Der Beginn des Tages wur­de wie immer mit einem reich­hal­ti­gen Früh­stück im Jeß­nig­ker Ver­eins­heim ein­ge­läu­tet. Aller­dings muss­ten die Teil­neh­mer nun 6 Euro für das Früh­stück berap­pen. Danach ging es aber­mals mit der Kame­ra übers Gelän­de. In der Zwi­schen­zeit wur­de an der Süd­kur­ve die Venus­si­chel am Tag­him­mel beob­ach­tet. Obwohl eini­ge Wol­ken­fel­der am Him­mel waren, konn­te unser Schwes­ter­pla­net mit etwa Suchen auch mit blo­ßem Auge auf­ge­fun­den werden.
Der Video­as­tro­no­mie-Work­shop fand am Frei­tag­nach­mit­tag statt, eine Stun­de frü­her als aus­ge­schrie­ben, so dass ich ihn fast ver­pass­te. Mar­tin Fied­ler, vom Astro­club Rade­beul, zeig­te uns die neus­ten Trends in Sachen Video­as­tro­no­mie. Die über­wie­gend mit frei erhält­li­cher Soft­ware bear­bei­te­ten Bil­der konn­ten bei den Zuhö­rern auch eini­ge Begeis­te­rungs­stür­me aus­lö­sen. Beson­ders ange­tan war ich von einem hoch­auf­ge­lös­ten Mosa­ik der Mond­si­chel. Als ich gera­de den Vor­trags­saal ver­las­sen woll­te, stol­per­te ich über Astro­blog­ger Flo­ri­an Frei­stet­ter, der gera­de den Vor­trags­saal betrat. Wir kann­ten uns schon über die Astro-Blog­ger-Sze­ne. Bis zum Beginn sei­nes Vor­tra­ges war noch etwas Zeit, so dass wir uns mit eini­gen Mit­glie­dern vom Astro­Team in den Bier­gar­ten setz­ten. Die gesel­li­ge Run­de wur­de jäh unter­bro­chen, als sich Inter­stel­larum-Chef­re­dak­teur Ronald Stoyan uns mehr oder weni­ger aufdrängte.

Der zunehmende Mond am Freitagabend

Der zuneh­men­de Mond am Freitagabend

Zum Abend hin zeig­tet sich der zuneh­men­de Mond über dem süd­west­li­chen Hori­zont. Auf dem zur gro­ßen Wie­se gegen­über­lie­gen­den Feld, führ­te ein Kame­ra­team der ARD mit Flo­ri­an ein Inter­view. Die Sen­dung wur­de schließ­lich in der Diens­tag­nacht im ARD Nacht­ma­ga­zin sowie in der Sen­dung nano auf 3sat aus­ge­strahlt. Zeit­gleich wur­de die gan­ze Süd­wie­se in ein gold­oran­ges Licht getaucht. Kurz vor Beginn des Haupt­vor­tra­ges mit Flo­ri­an, konn­te ich noch dem Vor­trag von Frank Wäch­ter bei­woh­nen, der über das Erschei­nen des Kome­ten C/2014 Q2 (Love­joy) refe­rier­te. Danach klär­te uns Flo­ri­an, in einem sehr kurz­wei­li­gen Vor­trag, über die Gefah­ren von Aste­ro­iden­ein­schlä­gen und die Mög­lich­kei­ten zur Abwehr auf. Danach beglei­te­te er mich zurück zur Süd­kur­ve, wo ich ihm – unter recht die­si­gem Him­mel – noch eini­ge hel­le Deep-Sky-High­lights durch das 10x70 Fuji­non zei­gen konnte.

Dirk Landrock vom AstroTeam Elbe-Elster überreicht Florian Freistetter nach seinem Vortrag regionalen Wein

Dirk Land­rock vom Astro­Team Elbe-Els­ter über­reicht Flo­ri­an Frei­stet­ter nach sei­nem Vor­trag regio­na­len Wein

Lei­der stör­te in die­ser Nacht der Tau die Beob­ach­tung so sehr, so dass die meis­ten der Süd­kur­ven­mit­glie­der schon kurz nach 1 Uhr die Segel streich­ten. Aller­dings soll­ten sich die Bedin­gun­gen in der zwei­ten Nacht­hälf­te zuse­hends ver­bes­sern und die letz­ten Zir­ren am Him­mel ver­schwin­den. Auch ich ärger­te mich in die­ser Nacht über mei­ne Tech­nik und dem eher beschei­de­nen Wet­ter in der 1. Nacht­hälf­te. Gegen 3 Uhr mor­gens unter­nahm ich noch einen letz­ten Rund­gang über dem Platz und fand mich am 42″ Rie­sendobson von Dr. Hänß­gen wie­der. Dort wur­de ver­sucht, den Pfer­de­kopf­ne­bel zu fin­den, was den Stern­freun­den auf­grund des beschla­ge­nen Fang­spie­gels nicht gelang. Nun zeig­te sich der Him­mel sogar noch etwas bes­ser als in der vor­her­ge­hen­den Nacht: Mes­sier 33 war schon direkt mit blo­ßem Auge sicht­bar, eben­so der Stern­hau­fen NGC 752 in der Andro­me­da. Die Andro­me­da­ga­la­xie war ein deut­lich aus­ge­dehn­tes Wölk­chen am Him­mel. Selbst die hel­len Stern­hau­fen im Fuhr­mann konn­ten mit blo­ßem Auge rela­tiv ein­fach aus­ge­macht wer­den. Mein SQM‑L zeig­te 21,47 mag/arcsec² in Rich­tung UMi.

Die Venus steht im Zodiakallichtkegel am Osthimmel

Die Venus steht im Zodia­kal­licht­ke­gel am Osthimmel

Bevor ich zu Bett ging, warf ich noch einen kur­zen Blick in Rich­tung Osten. Das Zodia­kal­licht zeich­ne­te sich als mehr oder weni­ger deut­li­cher Licht­ke­gel ent­lang der Eklip­tik ab. Und auch die Venus stand schon genü­gend hoch über dem Hori­zont, die wir am Nach­mit­tag noch mit unse­ren Fern­glä­sern beob­ach­tet hatten.

Samstag

Nach der Was­ser­schlacht in der vor­aus­ge­hen­den Nacht ent­schied ich mich, mei­nen Schmidt-New­ton end­gül­tig im Auto zu ver­stau­en. Die­se Nacht woll­te ich mich ganz der Astro­fo­to­gra­fie mit der Astro­trac und dem gesel­li­gen Bei­sam­men­seins mit ande­ren Stern­freun­den wid­men. Hier ahn­te ich noch nicht, dass die kom­men­de Nacht, von den Bedin­gun­gen her, deut­lich schlech­ter aus­fal­len soll­te. Der Vor­mit­tag war noch halb­wegs son­nig, und nach einer erfri­schen­den Dusche im Nach­bar­ort Koloch­au, unter­nahm ich einen wei­te­ren Rund­gang über dem Platz. Am frü­hen Nach­mit­tag setz­te sich aber immer mehr stär­ke­re Bewöl­kung durch. Als ich wie­der an der Süd­kur­ve ein­traf, war der Him­mel bereits voll­stän­dig mit Wol­ken zuge­zo­gen und in Rich­tung Wes­ten, näher­te sich eine bedroh­lich dunk­le Regen­front. Aber­mals muss­ten wir unter unse­re Vor­zel­te flüch­ten und war­te­ten bis 17 Uhr auf den Vor­trag über Ralf Hof­ner. Dort berich­te­te Uwe Pilz über das Leben und Wir­ken des HTT-Initia­tors, der letz­ten Novem­ber über­ra­schend für alle verstarb.

Die untergehende Sonne zaubert zusammen mit den Wolken ein hübsches Farbenspiel an den Himmel.

Die unter­ge­hen­de Son­ne zau­bert mit den Wol­ken ein hüb­sches Far­ben­spiel an den Him­mel am Samstagabend.

Schließ­lich bes­ser­te sich das Wet­ter am Abend wie­der und wir hat­ten doch noch Hoff­nung auf eine Beob­ach­tungs­nacht. Hin und wie­der gab es zwar kür­ze­re Schau­er, die aber inter­es­san­te opti­sche Phä­no­me­ne in den Him­mel mal­ten. In Rich­tung Osten zeig­te sich minu­ten­lang ein Regen­bo­gen. In Rich­tung Wes­ten zau­ber­ten die Regen­vor­hän­ge, mit­samt der unter­ge­hen­den Son­ne, Strei­fen und Schat­ten in die Wol­ken­de­cke. Als die Son­ne unter­ge­gan­gen war, zog der Him­mel aber­mals zu. In der gesam­ten ers­ten Nacht­hälf­te saßen wir Stern­freun­de gesel­lig bei­sam­men. Hin und wie­der zeig­ten sich die Ster­ne zwi­schen den Wol­ken­lü­cken und so konn­te wir für weni­ge Minu­ten sogar beob­ach­ten, obgleich die Luft­feuch­te genau so unan­ge­nehm war, wie in der Nacht zuvor. Lei­der ver­bes­ser­ten sich die Bedin­gun­gen in der zwei­ten Nacht­hälf­te nicht, so dass es gegen 2 Uhr zuneh­mend ruhi­ger auf dem Platz wur­de. Zu dem Zeit­punkt lagen die Meis­ten Stern­freun­de schon in ihren Schlafsäcken.

Abreise

Am Sonn­tag früh herrsch­te schon ein reges Trei­ben an der Süd­kur­ve. Lei­der zeig­te sich der Him­mel dies­mal nicht von der son­ni­gen Sei­te wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren. So war jeder Teil­neh­mer des HTT bemüht, sei­ne Aus­rüs­tung so schnell wie mög­lich – aus Furcht vor dem ange­kün­dig­ten Regen – zu ver­stau­en. Gegen 11 Uhr setz­te der ver­spro­che­ne Regen ein, so dass eini­ge ihr Zelt nicht mehr tro­cken nach Hau­se beka­men. Gegen Mit­tag leer­te sich der Platz fast voll­stän­dig und ich brach schließ­lich den Heim­weg an. Nicht des­to trotz war es trotz des herr­schen­den April­wet­ters ein schö­nes Tref­fen, wo man in fast in zwei vol­len dunk­len Näch­te inten­siv beob­ach­ten konn­te. Und falls es mal reg­ne­te, hat­te man mit den ande­ren Stern­freun­den viel Spaß auf dem Platz.

Im nächs­ten Jahr wird das 17. HTT erst Ende Sep­tem­ber, vom 29. Sep­tem­ber bis zum 2. Okto­ber 2016, statt­fin­den…

Bildergalerie zum 16. HTT

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Ein Kommentar:

  1. Moin moin Leute
    Ich möch­te euch kurtz die Internetseite
    http://www.Teleskope-test.de vorstellen
    Unab­hän­gi­ge kauf­tbe­ra­tung im Inter­net Infor­ma­tiev Beratung
    Akuel­ler Test 2016
    Hier ist alles dabei für Hob­by Astronome
    und auch für Pro­fis ist sehr vie­les dabei
    Bes­te grü­ße Michael

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert