Kurzbericht vom 24. Herzberger Teleskoptreffen

  • Letz­te Ände­rung:7 Mona­ten 
  • Lese­zeit:4Minu­ten
  • Wör­ter:830
  • Bei­trags­auf­ru­fe:856

Vom 14. bis 17. Sep­tem­ber 2023 fand das Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen (HTT) in Jeß­nigk statt. Und nach der 2‑jährigen Aus­zeit wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie, konn­te das Tref­fen in die­sem Jahr die hohen Erwar­tun­gen wie­der voll­ends erfül­len. Dank des herbst­li­chen Kai­ser­wet­ters – es konn­te durch­gän­gig beob­ach­tet wer­den – hat­ten sich dies­mal deut­lich mehr Stern­freun­de für den Besuch des Tele­s­kop­tref­fens ent­schie­den. Eini­ge ganz hart gesot­te­ne Hob­by­as­tro­no­men reis­ten schon ein paar Tage vor­her an. So war das Gelän­de bereits am Don­ners­tag­nach­mit­tag gut gefüllt. Auch eini­ge Mit­glie­der unse­rer Süd­kur­ve reis­ten in das dunk­le Süd­bran­den­burg, muss­ten sich aber etwas abseits der Süd­kur­ve mit ihren Zel­ten, PKWs und Tele­sko­pen positionieren.

Luftaufnahme
Die klei­ne und gro­ße Beob­ach­ter­wie­se am Sams­tag­mit­tag auf dem HTT in Jeßnigk

Nach­dem ich mich ent­schie­den hat­te, Don­ners­tag­nacht mit mei­nem 10 Zoll Schmidt-New­ton in hei­mi­schen Gefil­den aus zu beob­ach­ten, reis­te ich am Frei­tag­nach­mit­tag mit klei­nem Besteck und der Astro­fo­to­aus­rüs­tung an. Vor Ort waren bereits eini­ge Süd­kur­ven­mit­glie­der anwe­send. Nach­dem mein Wurf­zelt stand und auch die Fern­glas­mon­tie­rung fer­tig ein­ge­rich­tet war, wur­de erst­mal unser Zen­tral­ge­stirn im Weiß- und H‑Alpha Licht beob­ach­tet. Bei H‑Alpha zeig­ten sich zum Teil recht gro­ße und beson­ders dyna­mi­sche bogen­för­mi­ge Pro­tu­ber­an­zen am Son­nen­rand. Ein grö­ße­rer Son­nen­fleck und eine klei­ne Fle­cken­grup­pe waren im Weiß­licht deut­lich zu erken­nen. Und selbst die Venus war am Tag­him­mel zu sehen und zeig­te sich im Fern­rohr als Sichel. In der Zwi­schen­zeit wur­de mit der Star­ad­ven­turer und der Astro­trac die Foto­aus­rüs­tung start­klar gemacht. Für Stern­spur­auf­nah­men auf dem Auto­dach mei­nes PKWs posi­tio­nier­te ich eine wei­te­re Kame­ra mit Weit­win­kel­ob­jek­tiv, das auf einem Ber­le­bach Mini­sta­tiv ruh­te. Die Bil­der der nach­ge­führ­ten Auf­nah­men müs­sen aller­dings noch bear­bei­tet wer­den und erschei­nen dem­nächst in einem geson­der­ten Artikel.

Starlink
Die Star­link­ket­te über dem west­li­chen Horizont

Als es für die Beob­ach­tung schon dun­kel genug war und die Som­mer­milch­stra­ße gut struk­tu­riert hoch am Him­mel stand, zog kurz nach 21 Uhr die Star­link-Ket­te halb­hoch über den west­li­chen Him­mel. Wir konn­ten die Satel­li­ten, die wie auf einer Ket­te ange­ord­net waren, in den Erd­schat­ten ein­tau­chen sehen. Davor zog die ISS halb­hoch von West nach Ost. Lei­der stör­te zu die­sem Zeit­punkt eine hel­le LED-Stra­ßen­la­ter­ne, die direkt kurz vor dem Ein­gang zur Beob­ach­ter­wie­se stand, bis 22 Uhr die gute Stim­mung auf dem Platz. Mit dem 10x70 Fuji­non Feld­ste­cher wur­den in die­ser Nacht Objek­te als Beob­ach­tungs­ziel aus­ge­wählt, die im Ocu­lum-Buch „Big Bino­scout“ ver­zeich­ne­ten sind. Das Buch stand auf einen Noten­stän­der neben dem Fern­glas immer griff­be­reit. Lei­der wur­de in die­ser Nacht nur eine hand­voll Objek­te auf­ge­sucht. Denn die Fach­sim­pe­lei mit ande­ren Stern­freun­den nahm die meis­te Zeit in Anspruch. Um 4:30 Uhr ging es in den Schlaf­sack, weil der Him­mel nun zu 80% mit Wol­ken zuge­zo­gen war.

Teleskope
Tele­s­kop­park

Nach einer kur­zen Nacht – um 6:30 Uhr ging im Dorf die Sire­ne los – ging es um 9 Uhr zum tra­di­tio­nel­len Früh­stück in den H‑Al­pha-Bier­gar­ten. Dort traf ich auf zwei net­te Stern­freun­de aus Ber­lin, die erst seit einem Jahr Astro­no­mie betrie­ben. Wir kamen ins Gespräch und ver­brach­ten fast den hal­ben Tag zusam­men. Ich erzähl­te u.a. über mei­nen 30-jäh­ri­gen astro­no­mi­schen Wer­de­gang. Die Cam­ping­aus­rüs­tung wur­de am frü­hen Nach­mit­tag wie­der im Auto ver­staut. Denn ich hat­te vor, noch in der Nacht abzu­rei­sen. Bis zum Son­nen­un­ter­gang unter­hielt man sich mit ande­ren Stern­freun­den, betrach­te­te die hoch­auf­ge­lös­ten Stern­spek­tren bei einem älte­ren Ster­nen­freund oder stat­te­te einen der Händ­ler einen Besuch ab. Dort hat­te man die Gele­gen­heit, hier und da ein Schnäpp­chen zu ergat­tern. Um 15:30 Uhr besuch­te ich Mar­tin Fied­lers Vor­trag „Bild­be­ar­bei­tung mit PixIn­sight und GraX­pert für Ein­stei­ger“ mit der Erkennt­nis, dass PixIn­sight wohl doch nix für mich ist. 😉 

Händler
Schnäpp­chen­jä­ger auf dem HTT

Auf­grund auf­zie­hen­der Zir­rus­be­wöl­kung ent­schloss ich kurz vor Son­nen­un­ter­gang, auch die Astro­fo­to­aus­rüs­tung wie­der im PKW zu ver­stau­en. Die gesam­te Nacht ver­brach­te ich dann mit mei­nen neu­en Ber­li­ner Stern­freun­den. Ich half die Bei­den dabei, den 6 Zoll Sky­wat­cher New­ton für das Go-To vor­zu­be­rei­ten. Wir beob­ach­te­ten anschlie­ßend eini­ge Mes­sier-Objek­te des Som­mer- und Herbst­him­mels: M13, M27, M 31, M51, M57, M92 und h&Chi Per. Begeis­tert waren wir auch vom Anblick der Pla­ne­ten Jupi­ter und Saturn bei recht gutem See­ing. Kurz nach Mit­ter­nacht been­de­ten wir unse­re Beob­ach­tungs­tour am 6‑Zöller und gin­gen zum Stand­ort des 20 Zoll Binod­obson. Dane­ben stand ein 7″ ED-Refrak­tor, wo wir aber­mals Jupi­ter und Saturn ins Visier nah­men und zahl­rei­che Struk­tu­ren in ihren Atmo­sphä­ren wahr­neh­men konnten. 

Binodobson
Der Binod­obson und der 7″ ED-Refraktor

Das High­light der Nacht war aller­dings der Blick durch den gro­ßen Binod­obson. Die­ser wur­de, laut sei­nem Besit­zer, voll­stän­dig in Eigen­leis­tung gebaut. Wir waren vom Anblick des Ring­ne­bels in der Lei­der, der Spi­ral­ar­me in der Dreicks­ga­la­xie sowie vom Staub­band der nur von der Kan­te gese­he­nen Spi­ral­ga­la­xie NGC 891 in der Andro­me­da schlicht­weg begeis­tert. Der Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 15 im Pega­sus war mit unzäh­li­gen Ster­nen über­sät und erschien auf­grund des bioku­la­ren Sehens in 3D. Nur sein Zen­trum war selbst im 20 Zöl­ler nicht auf­lös­bar. Gegen 2 Uhr ver­ab­schie­de­te ich mich von den Ber­li­nern und brach dann kurz nach 2:30 Uhr die Heim­rei­se an.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert