Objekte des Monats: Der Blinking Planetary NGC 6826

  • Letz­te Ände­rung:1 Jahr 
  • Lese­zeit:4Minu­ten
  • Wör­ter:969
  • Bei­trags­auf­ru­fe:886

NGC 6826 ist ein pla­ne­ta­ri­scher Nebel im nörd­li­chen Stern­bild Schwan (Cyg­nus). Er wur­de am 6. Sep­tem­ber 1793 von dem deutsch-bri­ti­schen Astro­no­men Fried­rich Wil­helm Her­schel ent­deckt. Her­schel beschrieb ihn als hel­len Punkt, wenig aus­ge­dehnt, mit zwei Punk­ten nahe bei­ein­an­der, der von einem sehr hel­len, mil­chi­gen und per­fekt run­den Nebel umge­ben ist. Deut­lich bekann­ter als sein Kata­log­ein­trag ist sein Eigen­na­me: „Blin­ken­der Pla­ne­ta­ri­scher Nebel“ (Blin­king Pla­ne­ta­ry). Das Objekt ist eben­falls in Sir Patrick Moo­res Deep-Sky-Kata­log als Cald­well 15 gelistet.

Ein blinkender Nebel mit hellem Zentralstern

Der „Blin­king Pla­ne­ta­ry“ ist ein ziem­lich flä­chen­hel­ler pla­ne­ta­ri­scher Nebel, der im nord­west­li­chen Bereich des „Nörd­li­chen Kreu­zes“ auf­ge­sucht wer­den kann. Er liegt 2.200 Licht­jah­re von der Erde ent­fernt. Aller­dings ist die Ent­fer­nungs­an­ga­be, wie bei allen pla­ne­ta­ri­schen Nebeln an unse­rem Him­mel, mit gro­ßen Unsi­cher­hei­ten behaf­tet. Die Ent­fer­nung zu NGC 6826 könn­te auch zwi­schen 2.000 bis 5.000 Licht­jah­ren betra­gen. Er ist genau so hell wie der berühm­te Ring­ne­bel Mes­sier 57 im Stern­bild Lei­er, aller­dings deut­lich klei­ner. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 8,8 mag und einer schein­ba­ren Aus­deh­nung von 0,88 x 0,77 Bogen­mi­nu­ten, ist der Nebel bereits im 7x50 Feld­ste­cher als Stern der 9. Grö­ßen­klas­se erkenn­bar. Die Aus­deh­nung der visu­ell sicht­ba­ren Nebel­hül­le beträgt rund 18.200 Astro­no­mi­sche Ein­hei­ten oder knapp 0,3 Licht­jah­re. Wie alle pla­ne­ta­ri­sche Nebel han­delt es sich hier um die Über­res­te eines son­nen­ähn­li­chen Sterns, der in sei­ner Rote-Rie­se-Pha­se, vor meh­ren tau­send Jah­ren, sei­ne äuße­re Gas­hül­le abge­sto­ßen hat. Im Zen­trum blieb ein sehr hei­ßer und dich­ter Wei­ßer Zwerg übrig. Die­ser regt durch sei­ne inten­si­ve UV-Strah­lung die Gas­hül­le zum Leuch­ten an. Unse­re Son­ne wird sich in eini­gen Mil­li­ar­den Jah­ren eben­falls zum Roten Rie­sen ent­wi­ckeln und am Ende einen pla­ne­ta­ri­schen Nebel und einen Wei­ßen Zwerg übrig lassen.

NGC 6826
Der „Blin­king Pla­ne­ta­ry“ im Stern­bild Schwan – Auf­nah­me von Franz Klau­ser & Man­fred Wass­hu­ber, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Der Zen­tral­stern (HD 186924) von NGC 6826, vom Spek­tral­typ O6, ist bereits mit einem mitt­le­ren Fern­rohr beob­acht­bar. Er besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 10,6 Magni­tu­den. Gleich­zei­tig ist er einer der hells­ten bekann­ten Zen­tral­ster­ne in einem pla­ne­ta­ri­schen Nebel über­haupt. Mit einer Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur von 50.000 Kel­vin, besitzt der Stern die 27-fache Leucht­kraft und die 0,6‑fache Mas­se unse­rer Son­ne. Beim Beob­ach­ten des Nebels, mit einem klei­ne­ren bis mitt­le­ren Fern­rohr, scheint die­ser zu blin­ken. Der Nebel sel­ber blinkt aber nicht. Das Blin­ken wird durch die Augen des Beob­ach­ters ver­ur­sacht, da die Netz­haut (Reti­na) des Auges außer­halb der Seh­gru­be (Fovea cen­tra­lis) licht­emp­find­li­cher ist. Wenn man direkt auf den Zen­tral­stern schaut, über­strahlt die­ser die Nebel­hül­le. Beim Vor­bei­schau­en kommt die Nebel­hül­le wie­der zum Vor­schein. Auch ande­re pla­ne­ta­ri­sche Nebel wei­sen die­se Eigen­schaft auf. Bei NGC 6826 ist es aber beson­ders ausgeprägt.

NGC 6826 (Hubble)
NGC 6826 in einer Auf­nah­me des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops – Cre­dit: ENASA Hub­ble, CC BY 2.0, via Wiki­me­dia Commons

Der inne­re, hel­le Ring ent­stand, als der Zen­tral­stern einen star­ken Stern­wind in das bereits vor­her abge­sto­ße­ne Mate­ri­al blies. Dadurch wur­de eine hei­ße Bla­se gebil­det, die das umge­be­ne Gas kom­pri­mier­te, auf­heiz­te und zum Leuch­ten anreg­te. Auf län­ger belich­te­ten Auf­nah­men sind links und rechts der Nebel­scha­le zwei hel­le­re Fle­cken wahr­nehm­bar. Die­se sind als schnel­le Emis­si­ons­re­gio­nen mit nied­ri­ger Ioni­sie­rung (FLIERS) bekannt. Sie sind, ver­gli­chen mit dem Alter des Nebels, rela­tiv jun­ge Struk­tu­ren. Sie ent­ste­hen durch gering ioni­sier­tes Gas, dass sich mit Über­schall­ge­schwin­dig­keit nahe der Sym­me­trie­ach­se und inner­halb der Nebel­scha­le nach außen bewegt und somit eben­falls zum Leuch­ten ange­regt wird. Der mit 2,3 Bogen­mi­nu­ten deut­lich aus­ge­dehn­te­re viel schwä­che­re Halo von NGC 6826 erscheint aller­dings nur auf Fotos mit lan­ger Belichtungszeit.

Beobachtung

NGC 6826 kann auf­grund sei­ner Hel­lig­keit schon in einem 7x50 bzw. 10x50 Feld­ste­cher gese­hen wer­den. Aller­dings ist er nicht von einem schwa­chen Stern zu unter­schei­den. Im 16x70 Fuji­non Fern­glas erscheint er bereits leicht unscharf aber immer noch stern­för­mig. Mit Tele­sko­pen von 3 bis 4 Zoll Öff­nung erscheint der Nebel schon bei mitt­le­ren Ver­grö­ße­run­gen zwar klein aber deut­lich als leicht run­de Nebel­schei­be. Die Nebel­hül­le sel­ber ist nur bei indi­rek­tem Sehen zu erken­nen. Schaut man direkt auf das Objekt, ist nur der schwach leuch­ten­den Zen­tral­stern sicht­bar. Der Haupt­teil des Nebels ist von der schein­ba­ren Aus­deh­nung her noch deut­lich klei­ner als Jupi­ter, so dass man ruhig höher Ver­grö­ßern kann. Am bes­ten ver­wen­det man die dop­pel­te Mil­li­me­ter­zahl der Tele­s­ko­pöff­nung. Ab 5 bis 6 Zoll Öff­nung erscheint der Nebel und der Zen­tral­stern deut­lich hel­ler. Struk­tu­ren sind selbst bei sehr hoher Ver­grö­ße­run­gen nicht aus­zu­ma­chen. Mit 8 bis 10 Zoll gro­ßen Tele­sko­pen erscheint der „Blin­ken­de Pla­ne­ta­ri­sche Nebel“ in einer blau-grü­nen Far­be und leicht oval. Der Zen­tral­stern ist nur bei län­ge­rem Anvi­sie­ren direkt in der Nebel­scha­le zu erken­nen. Hohe Ver­grö­ße­run­gen um 250-fach zei­gen inner­halb der Hül­le eine läng­li­che Scha­len­struk­tur. Der Ein­satz eines Nebel­fil­ters vom Typ O‑III hilft dabei, die­se Struk­tu­ren deut­lich bes­ser sicht­bar zu machen, schwächt aber auch den Zen­tral­stern ab. Mit noch grö­ße­ren Öff­nun­gen und sehr hoher Ver­grö­ße­rung ver­schwin­det der Blink­ef­fekt voll­stän­dig. Nebel und Zen­tral­stern sind dann gleich­zei­tig sicht­bar. Mit hoher Ver­grö­ße­rung erscheint ein Ring mit dif­fu­sen Enden. Mit Öff­nun­gen jen­seits der 16 Zoll taucht zwi­schen dem Zen­tral­stern und dem öst­li­chen Rand ein gekrümm­ter und dunk­ler Bereich auf. Am west­li­chen Rand des Nebels ist eine unebe­ne Kan­te wahrnehmbar.

Aufsuchkarte Blinking Planetary
Auf­such­kar­te für den „Blin­king Pla­ne­ta­ry“ NGC 6826 – erstellt mit SkytechX

Der „Blin­king Pla­ne­ta­ry“ ist am bes­ten in den Som­mer- und Herbst­mo­na­ten zu beob­ach­ten, wenn das Stern­bild Schwan hoch am Him­mel steht. Der pla­ne­ta­ri­sche Nebel befin­det sich knapp 11° nord­west­lich des Haupt­sterns Deneb (Alpha Cyg, 1,25 mag) und 5° nord­west­lich von Del­ta Cyg­ni (2,9 mag), der den west­li­chen Arm des „Nörd­li­chen Kreuz“ mar­kiert. Dort befin­det sich auch der 4,5 mag hel­le Stern The­ta Cyg­ni. NGC 6826 steht nur 1,3° öst­lich von The­ta. Nur ein hal­bes Grad west­lich des Nebels, im sel­ben Gesichts­feld des Sucher­fern­rohrs, befin­det sich 16 Cyg­ni (6,0 mag). Die­ser ist ein auf­fäl­li­ger und hüb­scher Dop­pel­stern, mit zwei wei­ßen Kom­po­nen­ten der 6. Grö­ßen­klas­se. Nur 20 Bogen­mi­nu­ten nörd­lich von NGC 6826 erkennt man eine auf­fäl­li­ge Ster­nen­ket­te, die eben­falls als Ori­en­tie­rung für die Suche des Nebels die­nen kann.

Auf­such­kar­te Blin­ken­der Pla­ne­ta­ri­scher Nebel (NGC 6826) (166,6 KiB, 213 hits)

Steckbrief für NGC 6826

Objekt­na­meNGC 6826
Kata­log­be­zeich­nungPK 83+12.1, PN G083.5+12.7, IRAS 19434+5024, ARO 13, Cald­well 15
Eigen­na­meBlin­ken­der Pla­ne­ta­ri­scher Nebel, Blin­king Planetary
TypPla­ne­ta­ri­scher Nebel, PN 3a(2)
Stern­bildSchwan (Cyg­nus)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)19h 44m 48,2s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+50° 31′ 32″
V Hel­lig­keit8,8 mag
Flä­chen­hel­lig­keit6,9 mag
Win­kel­aus­deh­nung27,0″ x 24,0″
Hel­lig­keit Zentralstern10,4 mag
Expan­si­ons­ge­schwin­dig­keit11,0 km/s
Durch­mes­ser0,3 Licht­jah­re
Ent­fer­nung2.200 Licht­jah­re
Beschrei­bungPlanetary,B,pL,R,*11m; H IV 73;Blinking Planetary;PK83+12.1
Ent­de­ckerFried­rich Wil­helm Her­schel, 1793
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 6 & 7
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 17 & 18
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 1109–1110 (Vol III)
Pocket Sky Atlas: Chart 62
Sky Atlas 2000: Chart 3
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 33

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert