Objekte des Monats: Der Eskimonebel NGC 2392

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NGC 2392 ist ein klei­ner und hel­ler Pla­ne­ta­ri­scher Nebel im Stern­bild Zwil­lin­ge (Gemi­ni) und wur­de am 17. Janu­ar 1787 von dem deutsch-bri­ti­schen Astro­no­men Wil­helm Her­schel an sei­nem Obser­va­to­ri­um in Slough (Eng­land) ent­deckt. Her­schel beschrieb den Nebel als 9 Magni­tu­den hel­les Objekt, mit einem sehr hel­len Zen­trum und einem gleich­mä­ßig ver­teil­ten nebel­haf­ten Äuße­ren. Auf­grund sei­nes mar­kan­ten Aus­se­hens bei hohen Ver­grö­ße­run­gen, wird NGC 2392 auch als Eski­mone­bel, Eski­mo Nebu­la oder als Clown Face Nebu­la bezeich­net. In mitt­le­ren Tele­sko­pen und auf Fotos gleicht NGC 2392 näm­lich einer Per­son, des­sen Kopf von einer wei­ten und mit Fell besetz­ten Parka-Kapu­ze umge­ben istt. In Sir Patrick Moo­res Cald­well-Kata­log ist NGC 2392 auch als Cald­well 39 bekannt.

Eskimonebel
Der Eski­mone­bel (NGC 2392) im Stern­bild Zwil­lin­ge – Auf­nah­me von Johan­nes Sched­ler, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Der Eski­mone­bel besitzt eine Hel­lig­keit von 9,1 Magni­tu­den und eine gro­ße Flä­chen­hel­lig­keit, so dass er bereits in klei­nen Tele­sko­pen auf­ge­fun­den wer­den kann. Sein hei­ßer Zen­tral­stern vom Typ O7, mit der Bezeich­nung HD 59088, besitzt eine Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur von 40.000 Kel­vin, eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 10,5 mag, die 40-fache Son­nen­leucht­kraft und ist eben­falls schon sehr leicht in mitt­le­ren Tele­sko­pen visu­ell wahr­nehm­bar. Wir bli­cken hier auf das hei­ße Zen­trum des ehe­ma­li­gen Roten Rie­sen­sterns, der sich zu einem Wei­ßen Zwerg wei­ter­ent­wi­ckelt hat und in Zukunft lang­sam aus­küh­len wird. Mit einem schein­ba­ren Durch­mes­ser von rund 45 Bogen­se­kun­den am Him­mel, kann der Pla­ne­ta­ri­sche Nebel von der Grö­ße her mit der schein­ba­ren Aus­deh­nung des Pla­ne­ten Jupi­ter im Tele­skop ver­gli­chen wer­den. In Wahr­heit ist der Eski­mone­bel aber unge­fähr 0,7 Licht­jah­re groß. Die Ent­fer­nung wird nach neus­ten Anga­ben mit rund 2.900 Licht­jah­ren angegeben.

Ein junger Planetarischer Nebel mit Doppelschalenstruktur

NGC 2392 gehört zu den jüngs­ten Pla­ne­ta­ri­schen Nebeln unse­res Milch­stra­ßen­sys­tems und ent­stand ver­mut­lich vor 10.000 Jah­ren, als ein son­nen­ähn­li­cher Stern, am Ende sei­nes Lebens, sei­ne äuße­re Schich­ten in den Welt­raum abge­sto­ßen hat. Der Zen­tral­stern, der den Nebel ioni­siert und zum Leuch­ten anregt, ist von zwei kon­zen­tri­schen Gas­hül­len mit Durch­mes­sern von 0,8 x 0,7 Bogen­mi­nu­ten umge­ben, die sich mit unter­schied­li­cher Geschwin­dig­kei­ten vom Zen­tral­stern fort­be­we­gen. Die inne­re Hül­le bewegt sich mit 60 Km/s vom Zen­trum weg und wird vom hei­ßen und schnel­le­ren pola­ren Stern­wind des Zen­tral­sterns ange­trie­ben. Die­ser schnel­le Wind kom­pri­miert das Gas stoß­ar­tig in der äuße­ren Zone, die sich mit nur 16 Km/s fort­be­wegt und vom küh­le­ren Wind des Zen­tral­sterns in sei­ner Rote-Rie­sen-Pha­se abge­sto­ßen wur­de. Dadurch ent­stand eine Stoß­wel­le in dem Gas, in Form eines hel­le­ren Ran­des, der mit mitt­le­ren Tele­sko­pen visu­ell zu erken­nen ist. Die in grö­ße­ren Tele­sko­pen auch im visu­el­len sicht­ba­ren inne­ren kome­ten­ar­ti­ge Fila­men­te des Nebels, bestehen über­wie­gend aus Staub und Gas und wur­den in der Ver­gan­gen­heit von einem star­ken aber lang­sa­men äqua­tor­na­hen Par­ti­kel­wind aus dem Zen­tral­stern aus­ge­sto­ßen. Die­se Struk­tu­ren in der äuße­ren Nebel­hül­le erschei­nen auf lang belich­te­ten Auf­nah­men röt­lich und kön­nen bis zu ein Licht­jahr lang wer­den. Sie wer­den von der hei­ßen Strah­lung des Zen­tral­sterns lang­sam erodiert.

NGC 2392
Der Eski­mone­bel in einer Auf­nah­me des Hub­ble Welt­raum­te­le­skops – Cre­dit: NASA, ESA, Andrew Fruch­ter (STScI), and the ERO team (STScI + ST-ECF), Public domain, via Wiki­me­dia Commons

Der Pla­ne­ta­ri­sche Nebel ist bipo­lar geformt, so dass wir von der Erde aus gese­hen auf sei­ne Pol­ach­se bli­cken. Er besteht aus einer zigar­ren­för­mi­gen Regi­on, die in eine dis­kus­för­mi­ge Regi­on hin­ein expan­diert. Dabei dehnt sich die Gas­hül­le inner­halb von nur 30 Jah­ren rund eine Bogen­se­kun­de wei­ter in den Raum aus. Es wird ange­nom­men, dass in 6.000 Jah­ren die inne­re Hül­le den Rand­be­reich der äuße­ren Hül­le errei­chen wird und wir dann einen Pla­ne­ta­ri­schen Nebel erbli­cken, der Ähn­lich­kei­ten mit dem Han­tel­ne­bel Mes­sier 27 im Stern­bild Füchs­chen auf­wei­sen wird. Neue­re Unter­su­chun­gen im Rönt­gen­licht legen nahe, dass der Zen­tral­stern im Eski­mone­bel aus einem engen Dop­pel­stern zu bestehen scheint, wobei sich die mas­se­rei­che­re Haupt­kom­po­nen­ten zuerst zu einem Roten Rie­sen und danach sich zu einem Wei­ßen Zwerg ent­wi­ckelt hat. In Zukunft könn­te Mate­rie von dem ver­blie­be­nen Stern auf den Wei­ßen Zwerg über­strö­men und, wenn eine bestimm­te Mas­sen­gren­ze erreicht wur­de, eine Super­no­va vom Typ Ia auslösen.

Beobachtung

Der Eski­mone­bel ist ein Para­de­bei­spiel für einen kom­pak­ten und flä­chen­hel­len Pla­ne­ta­ri­schen Nebel und sicher­lich ein High­light des win­ter­li­chen Ster­nen­him­mels. Auf­grund sei­ner Hel­lig­keit, eig­net sich das Objekt auch für den auf­ge­hell­ten Groß­stadt­him­mel und ist schon in einem Sucher oder Fern­glas als unschar­fer Stern wahr­nehm­bar. Man erkennt an der Posi­ti­on von NGC 2392 eine Art Dop­pel­stern von zwei etwa gleich hel­le Ster­nen, von dem der eine Stern eine deut­li­che grün­blaue Fär­bung auf­weist. In einem klei­nen Refrak­tor von 2 bis 3 Zoll Öff­nung und mitt­le­ren Ver­grö­ße­run­gen von 80 bis 100fach, erscheint der Pla­ne­ta­ri­sche Nebel als kreis­run­des, sehr hel­les und flä­chen­haf­tes Scheib­chen. Den bes­ten Anblick ergibt sich aber bei noch höhe­rer Ver­grö­ße­rung bis zur dop­pel­ten Mil­li­me­ter­zahl der Tele­s­ko­pöff­nung. Ab 4 bis 5 Zoll Öff­nung und 150-facher Ver­grö­ße­rung ist der 10,5 mag hel­le Zen­tral­stern im hell erschei­nen­den Zen­trum sehr gut zu erken­nen. Dann tau­chen auch nahe­zu kon­zen­trisch um den Stern her­um zwei grün­li­che Nebel­scha­len auf. Die inne­re, hel­le Scha­le besitzt eine Aus­deh­nung von 13 Bogen­se­kun­den. Die äuße­re Scha­le erscheint etwas schwä­cher und hal­o­för­mig, mit einem Durch­mes­ser von 46 Bogen­se­kun­den. Ab 6 bis 8 Zoll Öff­nung erkennt man, dass die inne­re Scha­le eben­falls hel­le und dunk­le­re Berei­che auf­weist, begrenzt von einem hel­le­ren äuße­ren Ring, der im Osten etwas dunk­ler erscheint. Bei gutem See­ing scheint die äuße­re Nebel­hül­le auch durch einen dunk­le­ren Zwi­schen­raum von der inne­ren Scha­le getrennt zu sein. Ein schmal­ban­di­ger Nebel­fil­ter kann hel­fen, die fei­nen Struk­tu­ren in der äuße­ren Hül­le bes­ser sicht­bar zu machen. Bei gutem See­ing und Tele­sko­pen von 10 bis 12 Zoll Öff­nung sowie hoher Ver­grö­ße­rung, gleicht die inne­ren Scha­le einem Gesicht mit dem Zen­tral­stern als Nasen­spit­ze. Im Gegen­zug weist die äuße­re Scha­le im Osten und Wes­ten einen dunk­le­ren Rand auf und zeigt eben­falls eini­ge hel­le­re und dunk­le­re Schat­tie­run­gen, die auf Fotos fila­ment­ar­tig erscheinen.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für NGC 2392 – erstellt mit SkytechX

Der Eski­mone­bel ist am bes­ten in den Win­ter­mo­na­ten beob­acht­bar. Um NGC 2392 zu fin­den, rich­ten wir den Sucher auf den 3,5 mag hel­len Dop­pel­stern Wasat (Del­ta Gemi­no­rum). Nun schwen­ken wir das Tele­skop 1,5° nach Osten und gelan­gen zu einer sehr mar­kan­ten gebo­ge­nen Stern­ket­te, die dem Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne nach­emp­fun­den zu sein scheint und zu dem auch 63 Gemi­no­rum gehört. Der Nebel befin­det sich dann unge­fähr 0,5° süd­öst­lich die­ses Sterns und 2 Bogen­mi­nu­ten süd­lich eines etwa 9 mag hel­len Sterns.

Auf­such­kar­te Eski­mone­bel (NGC 2392) (134,4 KiB, 385 hits)

Steckbrief für NGC 2392

Objekt­na­meNGC 2392
Kata­log­be­zeich­nungPK 197+17.1, PN G197.8+17.3, IRAS 07262+2100, ARO 24, Cald­well 39
Eigen­na­meEski­mone­bel, Eski­mo Nebu­la, Clown Face Nebula
TypPla­ne­ta­ri­scher Nebel, PN 3b(3b)
Stern­bildZwil­lin­ge (Gemi­ni)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)07h 29m 10,8s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+20° 54′ 45″
V Hel­lig­keit9,1 mag
Flä­chen­hel­lig­keit6,8 mag
Win­kel­aus­deh­nung47,0″ x 43,0″
Hel­lig­keit Zentralstern10,6 mag
Expan­si­ons­ge­schwin­dig­keit54 km/s
Durch­mes­ser0,7 Licht­jah­re
Ent­fer­nung2.900 Licht­jah­re
Beschrei­bungB,S,R,*9M,*8 nf 100′; H IV 45;Clown Face or Eski­mo Nebula;PK197+17.1;sev shells
Ent­de­ckerWil­helm Her­schel, 1787
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 3 & 9
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 36 & 48
Mil­le­ni­um Star Atlas: Charts 175–176 (Vol I)
Pocket Sky Atlas: Chart 25
Sky Atlas 2000: Chart 5
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 75

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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