Messier 27 im unscheinbaren Sternbild Füchschen (Vulpecula) gelegen, ist einer der hellsten und größten planetarischen Nebel des Himmels und wurde am 12. Juli 1764 von Charles Messier – als erster planetarische Nebel überhaupt – entdeckt. Messier beschrieb ihn als ovalen Nebel ohne Sterne. Der Sohn von Wilhelm Herschel, John Herschel, beobachtete den Nebel am 17. August 1828 und gab ihn wegen seiner länglichen Form den Namen Dumbbell Nebula, was Hantelnebel bedeutet. Im englischen Sprachraum ist M 27 auch noch unter dem Namen Apple Core Nebula bekannt.
Paradeobjekt des Sommerhimmels
Der Hantelnebel befindet sich inmitten der Sommermilchstraße und gehört sicherlich zu den schönsten und beeindruckendsten Objekten für Fernrohrbeobachter. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,5 mag und einer Größe von 8,0 x 5,6 Bogenminuten, gehört M 27 auch zu den größten und hellsten Objekten seiner Klasse. Er ist sehr einfach in jedem Feldstecher aufspürbar. Nur der Helixnebel (NGC 7293) im Sternbild Wassermann ist heller, von der Flächenhelligkeit her aber bedeutend lichtschwächer. M 27 ist einer der wenigen Messier-Objekte, dessen Aussehen auf Fotos auch annähernd dem Anblick im Okular entspricht. Umgeben wird der hellste Teil des Nebels von einem deutlich schwächeren äußerer Halo von 15 Bogenminuten Ausdehnung, der nur fotografisch nachweisbar ist. Planetarische Nebel entstehen am Lebensende eines Sterns, ähnlich wie unserer Sonne. In der Rote Riesen Phase stoßen diese Sterne ihre äußeren Hüllen in Form eines kühlen Sternenwind ab, bis ihr heißes Zentrum frei liegt. Der nun entstandene Weiße Zwerg regt mit seiner starken Ultravioletten Strahlung die umgebende Nebelhülle zum Leuchten an: ein planetarischer Nebel wird sichtbar. Wahrscheinlich ist unsere Sonne nicht massereich genug, um am Ende ihres Lebens einen ähnlichen Anblick wie der Hantelnebel zu bieten.
Die Entfernung zu Messier 27 ist nach wie vor unsicher, dürfte aber knapp 1.360 Lichtjahre betragen. Der Zentralstern ist ein bläulich erscheinender Weißer Zwerg der Spektralklasse O7 und besitzt eine scheinbare Helligkeit von 13,5 mag, eine Masse von 0,56 Sonnenmassen, einen Radius von 0,055 Sonnenradien sowie eine Oberflächentemperatur von 85.000 Kelvin. Er ist vom Durchmesser her größer, als die meisten anderen Weißen Zwerge. Er wird von einem im schwächeren gelblichen Stern der 17. Größenklasse in einem Abstand von 6,5 Bogensekunden umrundet, was auf die Entfernung gerechnet, ungefähr 2.500 Astronomische Einheiten entspricht.
Wir blicken von der Erde aus gesehen ziemlich genau auf die Äquatorebene der Nebelhülle, der die Form eines langgestreckten Ellipsoiden besitzt. Würden wir auf seine Pole schauen, erschiene er uns als Ring, ähnlich wie der berühmte Ringnebel (Messier 57) im Sternbild Leier. Aufgrund seiner relativ großen Nähe zu uns, sind im Hantelnebel zahlreiche Strukturen erkennbar. Der zentrale Bereich wird durch ein Muster aus dunklen und hellen Knoten geprägt, die Ähnlichkeiten wie die Strukturen im Helixnebel aufweisen. Diese Knoten besitzen einen Durchmesser zwischen 17 und 56 Milliarden Kilometer und eine Masse, die der dreifachen der Erde entspricht. Die je nach Quelle knapp 1 bis 2,8 Lichtjahre große Hülle dehnt sich mit 31 km/s aus, was 2,3 Bogensekunden Ausdehnung pro Jahrhundert entspricht. Das Nebelzentrum expandiert sogar mit 6,8 Bogensekunden pro Jahrhundert. Das in der Fachliteratur angegeben Alter des Nebels schwankt ziemlich stark und beträgt zwischen 14.600 und 48.000 Jahre. Andere Quellen sprechen sogar von einem Alter von nur 9.800 Jahren!
Beobachtung
Unter halbwegs guten Bedingungen ist der Hantelnebel schon in einem kleinen Fernglas 5x25 bzw. im Sucherfernrohr sichtbar, als nahezu kreisrundes Nebelbällchen in einem reichen Sternenfeld gelegen. Mit einem 15x70 Fernglas ist der planetarische Nebel unübersehbar groß und hell, mit einer ausgeprägten helleren Zentralregion, die durch schwächere Partien umgeben ist. Schon mit kleinen Fernrohren erscheint das Innere der bläulich-grünen und ovalen Nebelhülle hell und strukturiert. Mit einem Teleskop von 2 bis 3 Zoll Öffnung und 50facher Vergrößerung ist die typische zweigeteilte und sanduhr- bzw. hantelförmige Struktur erkennbar, die den Nebel seinen Namen gegeben hat, vor allem wenn man indirekt beobachtet. Die nördlichen und südlichen Ränder erscheinen dabei rund und gut begrenzt, wohingegen der Nebel seitlich diffus in den Hintergrund ausläuft. Der südwestliche Teil der Sanduhr ist dabei etwas heller als der nordwestliche, während der nordwestliche Teil flächenmäßig heller als die südöstliche Seite erscheint. Ab 4 Zoll Öffnung kann man sogar einige Sterne in der Nebelhülle beobachten. Am besten man vergrößert nicht all zu stark, da sich die schwächeren Regionen des Nebels sich nicht mehr gut vom Hintergrund abheben. Mit Teleskopen von 6 bis 8 Zoll Öffnung, niedriger Vergrößerung und vor allem mit einem schmalbandigen Nebelfilter vom Typ O‑III, erscheinen quer zur Sanduhr auch die so genannten „Ohren“, so dass M 27 jetzt in Ost-West-Richtung etwas länger erscheint. Ab 10 Zoll Öffnung sollte auch der 13,5 mag helle Zentralstern, am besten ohne Nebelfilter und hoher Vergrößerung, sichtbar sein. Zwei Grad westlich des Nebels befindet sich der offene Sternhaufen NGC 6830. Dieser enthält 20 bis 30 Sternen und steht in einer Entfernung von 5.500 Lichtjahren deutlich weiter im Hintergrund.
Messier 27 ist nicht leicht zu finden, da er sich inmitten einer sternenreichen Umgebung der Sommermilchstraße befindet. Er steht sich nur ein halbes Grad südlich des 5,7 mag hellen Sterns 14 Vulpeculae, der bei etwas aufgehelltem Himmel nicht einfach zu erkennen ist. Am besten geht man deshalb vom 3,5 mag hellen Stern Gamma Sagittae aus, der sich nahezu auf derselben Rektaszension wie M 27 befindet. Nachdem wir Gamma Sge in die Mitte des Sucherfeldes eingestellt haben, schwenken wir rund 3 Grad Richtung Norden. Nun sollte der Hantelnebel bei niedriger Vergrößerung im Okulargesichtsfeld erscheinen.
Aufsuchkarte Hantelnebel (Messier 27) (162,9 KiB, 456 hits)
Steckbrief für Messier 27
Objektname | Messier 27 |
Katalogbezeichnung | NGC 6853, PK 60–3.1, PN G060.8–03.6, ARO 14 |
Eigenname | Hantelnebel, Dumbbell Nebula |
Typ | Planetarischer Nebel, PN 3(2) |
Sternbild | Füchschen (Vulpecula) |
Rektaszension (J2000.0) | 19h 59m 36,3s |
Deklination (J2000.0) | +22° 43′ 18″ |
V Helligkeit | 7,4 mag |
Flächenhelligkeit | 11,3 mag |
Winkelausdehnung | 8,0′ x 5,7′ |
Helligkeit Zentralstern | 13,9 mag |
Expansionsgeschwindigkeit | 30,0 km/s |
Durchmesser | 2 Lichtjahre |
Entfernung | 1.400 Lichtjahre |
Beschreibung | !!vB,vL,bi‑N,IE,Dumbbell Neb |
Entdecker | Charles Messier, 1764 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 12 & 13 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 29, 30, 41, 42 Millenium Star Atlas: Chart 1195 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 64 Sky Atlas 2000: Chart 8 Uranometria 2nd Ed.: Chart 66 |