Am Donnerstag, dem 8. Dezember 2022, steht unser roter Nachbar Mars wieder in Opposition zur Sonne. Das bedeutet, dass sich die Erde zwischen der Sonne und dem Planeten Mars befindet. Bei seinem Umlauf um unser Zentralgestirn kommt unser Nachbarplanet alle zwei Jahre in Erdnähe. Durch die geringen Entfernung sind auf dem Marsscheibchen deutlich leichter Oberflächenstrukturen erkennbar. Vor allem sind das die dunklen Albedostrukturen, sowie die hellen Polkappen, die bei hoher Vergrößerung im Teleskop erscheinen. Die Dunkelstrukturen sind Gebiete auf seiner Oberfläche mit geringerem Reflexionsgrad. Der rote Marsstaub gibt dort den Blick auf dunklere Gesteinsschichten frei. Die Polkappen bestehen hingegen aus gefrorenen Kohlendioxid und/oder Wassereis und erscheint eher weiß.
Durch die stark elliptische Marsbahn, fällt der Abstand zur Erde diesmal etwas größer aus, als in den zurückliegenden Jahren. Der Planet steht bereits am 1. Dezember, rund eine Woche vor der Opposition, in seiner geringsten Entfernung zur Erde und befindet sich 81,45 Millionen Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt. Im Fernrohr erscheint Mars als 17 Bogensekunden großes Scheibchen und kann die gesamte Nacht hindurch als auffälliges Gestirn beobachtet werden. Mit einer scheinbaren Helligkeit von ‑1,9 mag, prangt der Rote Planet unübersehbar im östlichen Bereich des Sternbilds Stier.
Pünktlich zum Oppositionstermin kommt es an jenem Morgen auch zu einer seltenen Planetenbedeckung durch den Vollmond. Meistens zieht der Mond, bei seiner Wanderung um die Erde, nördlich oder südlich an den Planeten vorbei und verfehlt diese regelmäßig. Nicht so am Donnerstagmorgen. Dank der relativ großen scheinbaren Helligkeit unseres Nachbarplaneten, sollte die Marsbedeckung auch mit dem bloßen Auge beobachtbar sein. Allerdings ist es etwas schwierig, den Mars neben dem deutlich helleren Vollmond zu erkennen. Besser für die Beobachtung dieses interessanten Himmelsereignis geeignet ist ein Feldstecher, den man auf ein stabiles Fotostativ montiert. Das Ereignis ist von Mitteleuropa aus in seiner gesamten Länge beobachtbar.
Ablauf der Marsbedeckung
Am Mittwochabend des 7. Dezember befindet sich der Mond nur noch wenige Grad westlich des Roten Planeten. Um 18 Uhr MEZ beträgt dieser Abstand noch gut 5,5°. Im Laufe der Nacht fällt auf, dass sich unser Erdtrabant dem Mars, vom Westen kommend, langsam nähert und zwar rund eine Vollmondbreite pro Stunde. Gegen 4:30 Uhr, am Morgen des 8. Dezember, steht der Vollmond nur noch 1° vom Roten Planeten entfernt. Bis zum Beginn der Bedeckung schrumpft der Abstand kontinuierlich weiter. Zwischen 6:02 Uhr und 6:57 Uhr Mitteleuropäischer Zeit wird von meinem Standort aus gesehen Mars vom Mond verdeckt. Die Bedeckungszeiten sind jeweils abhängig vom geographischen Standort des Beobachters und unterscheiden sich nur um wenige Minuten (siehe Tabelle am Ende des Artikels).
Der Eintritt des Mars erfolgt nahezu senkrecht zum hellen Weststrand des Mondes, in der Nähe des dunklen Krater Grimaldi und Riccioli. Der gesamte Eintritt dauert ungefähr 35 Sekunden, bis der Mars hinter der Mondkalotte vollständig verschwindet. Der Mond befindet sich zu Beginn der Bedeckung noch 18,5° über dem westlichen Horizont. Aus diesem Grund ist eine freie Sicht in Richtung Westen erforderlich, um das Ereignis ungestört von Bäumen und Häusern zu beobachten. Zum Ende der Bedeckung befindet sich unser Erdtrabant nur noch 11° hoch über dem westnordwestlichen Horizont. Der Austritt erfolgt zwischen den beiden „Mondmeeren“ Mare Fecunditatis und Mare Crisium, am randnahen Krater Neper. Zu diesem Zeitpunkt hat die Morgendämmerung bereits eingesetzt.
Auch in den Tagen vor und nach der Opposition ist Mars ein lohnendes Ziel für den Beobachter. Zumeist steht unser Nachbarplaneten, bei seinen besonders nahen Opposition im Jahr 2003 bzw. 2018, im südlichen Teil der Ekliptik und demzufolge von unseren Breiten aus gesehen tief am Himmel. In diesem Jahr erreicht er, bei seinem Meridiandurchgang, eine Höhe von gut 65° über dem Südhorizont. Vor allem bei ruhiger Luft und hohen Vergrößerungen, bis zum doppelten des Teleskopdurchmessers, lohnt es sich, einen Blick auf den Planeten zu erhaschen. Auffällig zum Zeitpunkt der Opposition sind vor allem die nördliche Polkappe sowie die Große Syrte, als Dunkelstruktur auf der Marsoberfläche. Zu Beginn des Marsfrühlings, am 26. Dezember, schrumpft die Ausdehnung der Polkappe innerhalb von nur wenigen Wochen. Um den 21. Dezember passiert Mars schließlich noch den hellen Hauptstern Aldebaran, in knapp 8° nördlichen Abstand.
Ein- und Austrittszeiten für verschiedene OrteOrt | Beginn in MEZ | Ende in MEZ | Mondhöhe (B) | Mondhöhe (E) |
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Berlin | 06:01:34 | 06:56:13 | 19° | 11° |
Dresden | 06:03:16 | 06:57:51 | 18° | 10° |
Düsseldorf | 06:02:24 | 06:59:20 | 22° | 14° |
Frankfurt | 06:04:05 | 07:00:22 | 21° | 12° |
Hamburg | 05:59:46 | 06:55:26 | 21° | 14° |
Hannover | 06:01:14 | 06:57:10 | 21° | 13° |
Leipzig | 06:02:50 | 06:57:55 | 19° | 11° |
München | 06:06:56 | 07:02:09 | 18° | 9° |