Objekte des Monats: Das Galaxienpaar Messier 81 & Messier 82

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Das hüb­sche Gala­xien­paar Mes­sier 81 (NGC 3031) und Mes­sier 82 (NGC 3034) im Stern­bild Gro­ßer Bär gehö­ren sicher zu den gro­ßen Deep-Sky-High­lights des Nord­him­mels. Die Gala­xien kön­nen von unse­ren Brei­ten aus das gan­ze Jahr beob­ach­tet wer­den, weil das Ster­nen­mus­ter des Gro­ßen Wagens in unse­ren Brei­ten nie unter dem Hori­zont ver­schwin­det. Ent­deckt wur­de die Objek­te vom Direk­tor der König­li­chen Stern­war­te in Ber­lin, Johann Elert Bode (1747–1826), in der Sil­ves­ter­nacht des Jah­res 1774 mit dem 7‑Fuß-Tele­skop des Obser­va­to­ri­ums. Der deut­sche Astro­nom und Him­mels­kar­to­graf beschrieb das Paar als zwei klei­ne Nebel mit einem gegen­sei­ti­gen Abstand von nur ¾ Grad. Des­halb wird die grö­ße­re der bei­den Gala­xien auch als „Bodes Nebel“ oder „Bodes Gala­xie“ bezeich­net. Die bei­den Gala­xien wur­de zwi­schen 1772 und 1778 auch von dem deut­schen Astro­no­men Johann Gott­fried Köh­ler beob­ach­tet und im „Astro­no­mi­schen Jahr­buch“ von 1782 publi­ziert. Im August 1779 wur­den die Gala­xien dann unab­hän­gig von dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Pierre Méchain auf­ge­fun­den, der sei­ne Ent­de­ckung sei­nem Freund Charles Mes­sier mel­de­te. Mes­sier füg­te das Paar am 9. Febru­ar 1781 als 81. und 82. Ein­trag sei­nem berühm­ten Nebel­ka­ta­log hin­zu. Dabei beschrieb er M 81 als leicht ova­len Nebel mit hel­lem Zen­trum. Bei M 82 bemerk­te er einen schwach lang­ge­streck­ten Nebel ohne Ster­ne. Mes­sier 82 trägt auch den Eigen­na­men „Zigar­ren­ga­la­xie“, auf­grund ihrer äuße­ren Form. Offen­sicht­lich wur­de die Spi­ral­struk­tur von Mes­sier 81 weder von Wil­helm noch von John Her­schel oder spä­te­ren Beob­ach­tern registriert. 

Die M81-Galaxiengruppe

Die bei­den Gala­xien sind auf­grund ihrer Nähe ein häu­fi­ges Ziel für Stu­di­en pro­fes­sio­nel­ler Astro­no­men und wer­den von Hob­by­as­tro­no­men ger­ne beob­ach­tet und foto­gra­fiert. Mes­sier 81 ist die Haupt­ga­la­xie der rund 11,8 Mil­lio­nen Licht­jah­re ent­fern­ten und über 60 Mit­glie­der umfas­sen­den M81-Gala­xien­grup­pe, die unse­rer Loka­len Grup­pe nicht unähn­lich ist. Gleich­zei­tig ist es der uns am zweit­nächs­ten lie­gen­de Gala­xien­hau­fen. Nur die Sculp­tor-Grup­pe im Stern­bild Bild­hau­er liegt uns noch etwas näher. Die M81-Grup­pe gehört, zusam­men mit der Loka­len Grup­pe, dem Vir­go-Super­hau­fen an, des­sen Zen­trum vom Vir­go-Gala­xien­hau­fen in den Stern­bil­dern Jung­frau und Haar der Bere­ni­ke gebil­det wird. Bei­de Gala­xien­grup­pe bewe­gen sich in Rich­tung auf das Zen­trum des Vir­go­hau­fens zu.

M81-Galaxiengruppe
Der Zen­tral­be­reich der M81-Galaxiengruppe

Sie­ben Gala­xien der M81-Grup­pe sind bereits mit Ama­teur­te­le­sko­pen beob­acht­bar. Die­je­ni­gen Gala­xien die eine IC/NGC-Num­mern besit­zen, wur­den alle zwi­schen 1788 und 1801 von dem deutsch-bri­ti­schen Astro­no­men Wil­helm Her­schel ent­deckt. Die irre­gu­lä­re Gala­xie NGC 2366, die Bal­ken­spi­ra­le NGC 4233 sowie die Gala­xien NGC 2976 und NGC 3077 zäh­len zu den bekann­te­ren Objek­ten. Wei­te­re Mit­glie­der sind IC 2574, UGC 4459 und die Zwerg­ga­la­xien Holm­berg I, II und IX. Mes­sier 81 und Mes­sier 82 sind die hells­ten und mas­se­reichs­ten Mit­glie­der des Hau­fens und sind, zusam­men mit NGC 3077, auch räum­lich ech­te Nach­barn, die unter­ein­an­der in gra­vi­ta­ti­ver Wech­sel­wir­kung ste­hen. Sie bil­den das Zen­trum des Gala­xien­hau­fens, der eine Gesamt­mas­se von 1,6 x 10^12 Son­nen­mas­sen auf­weist. Auch die hel­le Spi­ral­ga­la­xie NGC 2403 im Stern­bild Giraf­fe wird zur M81-Grup­pe gezählt. Ins­ge­samt erstreckt sich die M81-Grup­pe 40 x 20 Grad am Him­mel und über­deckt ein 5,87 x 2,93 Mil­lio­nen Licht­jah­re gro­ßes Gebiet in den Stern­bil­dern Gro­ßer Bär, Dra­che und Giraf­fe. Vor eini­gen 10 Mil­lio­nen Jah­ren gab es eine enge Begeg­nung zwi­schen M 81, M 82 und NGC 3077 was zur Fol­ge hat­te, dass M 82 nach­hal­tig ver­formt wur­de. Inter­stel­la­res Gas fiel in das Zen­trum von M 82 und NGC 3077 und lös­te einen so genann­ter Star­burst aus. Heut­zu­ta­ge sind die bei­den Haupt­ga­la­xien wie­der 130.000 Licht­jah­re von­ein­an­der ent­fernt, was unge­fähr die Ent­fer­nung der Gro­ßen Magel­lan­schen Wol­ke zu unse­rer Milch­stra­ße ent­spricht. Ein Zeug­nis die­ser gra­vi­ta­ti­ven Wech­sel­wir­kung ist ioni­sier­tes Was­ser­stoff­gas, das sich als fila­ment­ar­ti­ge Struk­tur zwi­schen den Gala­xien bemerk­bar macht und in der 21-Zen­ti­me­ter-Linie des ioni­sier­ten Was­ser­stoffs leuch­tet. Brü­cken aus neu­tra­lem Was­ser­stoff­gas ver­bin­den die drei Gala­xien auch untereinander.

Bodes Galaxie: Messier 81

Bodes Gala­xie ist eine 6,9 mag hel­le Grand-Design-Spi­ral­ga­la­xie des Hub­ble-Typs Sb und mit einem schein­ba­ren Durch­mes­ser von 24,9 x 11,5 Bogen­mi­nu­ten bereits in Feld­ste­chern beob­acht­bar. Von der Flä­che her ent­spricht das unge­fähr 1/30 der Flä­che des berühm­ten Andro­me­da­ne­bels (Mes­sier 31). Mit einem Durch­mes­ser von 92.000 Licht­jah­ren und 250 Mil­li­ar­den Son­nen­mas­sen, ist M 81 unge­fähr halb so gro­ße wie unse­re Gala­xis. Das Schwar­ze Loch im Zen­trum der Gala­xie ist mit 70 Mil­lio­nen Son­nen­mas­sen aller­dings 15-Mal mas­se­rei­cher als das Schwar­ze Loch im Zen­trum der Milch­stra­ße. Aus der unmit­tel­ba­ren Umge­bung des Kerns erhal­ten wir ein Emis­si­ons­li­ni­en­spek­trum vom Seyfert/LINER Typ, so dass M 81 als schwach akti­ve Gala­xie mit schwach leuch­ten­dem akti­ven Kern betrach­te­te wird. Die akti­ve Kern­re­gi­on ist unglaub­lich dicht und besitzt nur einen Durch­mes­ser von 700 x 300 Astro­no­mi­sche Ein­hei­ten. In den zwei gut defi­nier­ten, offe­nen und dün­nen Spi­ral­ar­men von M 81 sind gro­ße Men­gen inter­stel­la­ren Staubs sicht­bar, die mit Stern­ent­ste­hungs­re­gio­nen asso­zi­iert sind und vor allem im Infra­rot­wel­len­län­gen­be­reich mit Hil­fe des Spit­zer-Welt­raum­te­le­skops beob­ach­tet wur­den. Die hei­ßen blau­en Ster­ne in der Schei­be von M 81 erwär­men die­sen Staub sehr effek­tiv, der für die meis­ten in die­ser Gala­xie detek­tier­ten Infra­rot­emis­sio­nen ver­ant­wort­lich ist. Einer die­ser Spi­ral­ar­me, der vie­le jun­ge blaue Ster­ne ent­hält, zeigt genau in Rich­tung der Gala­xie Mes­sier 82. In der Bul­ge der Gala­xie sind auf Fotos eben­falls Staub­bah­nen erkennbar. 

Messier 81 (HST)
Mes­sier 81 in einer Auf­nah­me des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops (HST) – Cre­dit: NASA, ESA and the Hub­ble Heri­ta­ge Team (STScI/AURA), Public domain, via Wiki­me­dia Commons

Im Jahr 1993 wur­de mit dem Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop 31 Cep­hei­den ent­deckt, so dass die Ent­fer­nung zu M 81 zuver­läs­sig bestimmt wer­den konn­te. 2001 wur­den auch 114 offe­ne Stern­hau­fen und 44 wei­te­re Kugel­stern­hau­fen in M 81 gefun­den. 70 Kugel­stern­hau­fen-Kan­di­da­ten wur­den im Jahr 1995 bereits direkt beob­ach­tet, wobei der hells­te nur die 18. Grö­ßen­klas­se erreich­te. Die Anzahl der Kugel­stern­hau­fen wird mit 210 ange­ge­ben und liegt nahe der Anzahl der Kugel­hau­fen in unse­rer Hei­mat­ga­la­xie.
In den zurück­lie­gen­den Jah­ren wur­de in Mes­sier 81 nur eine Super­no­va gefun­den. SN 1993J wur­de am 28. März 1993 von dem spa­ni­schen Ama­teur­as­tro­no­men Fran­cis­co Gar­cia Diaz, mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 10,5 Grö­ßen­klas­sen, ent­deckt und war zu die­sem Zeit­punkt die zweit­hells­te Super­no­va des 20. Jahr­hun­derts – nach der berühm­ten Super­no­va 1987A in der Gro­ßen Magel­lan­schen Wol­ke. Die­se Stern­ex­plo­si­on war recht unge­wöhn­lich, weil sie zu Beginn einer Super­no­va vom Typ II ähnel­te und spä­ter star­ke Was­ser­stoff-Emis­sio­nen zeig­te, die schließ­lich ver­blass­ten. Spä­ter erschien eine star­ke Heli­um-Spek­tral­li­nie. Somit glich sie dann eher einer Super­no­va vom Typ Ib. Auch zeig­te SN 1993J Varia­tio­nen in ihrer Leucht­kraft, so dass sie nun als Super­no­va vom Typ IIb klas­si­fi­ziert wur­de. Spä­te­re Unter­su­chun­gen leg­ten nahe, dass die­ser Typ Super­no­va durch die Explo­si­on eines Rie­sen­sterns vom Spek­tral­typ K ver­ur­sacht wur­de, der sich in einem engen Dop­pel­stern­sys­tems mit einem hei­ßen Über­rie­sen vom Spek­tral­typ B befand.

Messier 81 & Messier 82
Mes­sier 81 & Mes­sier 82 – Auf­nah­me von Mario Richter

In unmit­tel­ba­rer Nähe von M 81 befin­det sich noch die flä­chen­schwa­che und rund 2 Bogen­mi­nu­ten gro­ße irre­gu­lä­re Zwerg­ga­la­xie Holm­berg IX (UGC 5336), die sich nur 11 Bogen­mi­nu­ten vom Zen­trum von M 81 ent­fernt befin­det. Sie wur­de in den 1950er Jah­ren vom schwe­di­schen Astro­no­men Erik Holm­berg ent­deckt. UGC 5336 ist ein ech­ter Beglei­ter von Mes­sier 81 und gleicht den Magel­lan­schen Wol­ken in unmit­tel­ba­rer Nähe unse­rer Gala­xis. Unter­su­chun­gen bele­gen, dass die Ster­ne in die­ser Zwerg­ga­la­xie noch sehr jung sind und sich erst vor 200 Mil­lio­nen Jah­ren gebil­det haben. Ihr wah­rer Durch­mes­ser beträgt 10.000 Licht­jah­re und die Hel­lig­keit nur 14,3 mag, so dass sie meis­tens nur auf lang belich­te­ten Fotos sicht­bar wird. 

Zigarrengalaxie: Messier 82

Die Zigar­ren­ga­la­xie ist die inter­es­san­te­re Gala­xie des Duos und das bes­te Bei­spiel einer gestör­ten Spi­ral­ga­la­xie, die wir nahe­zu in Kan­ten­la­ge beob­ach­ten kön­nen. Sie ist von der Erde aus gese­hen die nächst­ge­le­ge­ne Star­burst­ga­la­xie, eine der hells­ten Infra­rot­ga­la­xien des Him­mels sowie eine Quel­le star­ker Radio­strah­lung. Aus die­sem Grund ist Mes­sier 82 auch als Ursa Major A bekannt sowie im 3. Cam­bridge Cata­lo­gue of Radio Sources als 3C 231 ver­zeich­net. Ursprüng­lich war M 82 mal eine Gala­xie mit nied­ri­ger Flä­chen­hel­lig­keit. Heut­zu­ta­ge besitzt sie die 5‑fache Leucht­kraft unse­rer Gala­xis. Mit einer Hel­lig­keit von 8,6 mag und einer schein­ba­ren Aus­deh­nung von 11,2 x 4,3 Bogen­mi­nu­ten am Him­mel, ist sie eben­falls in klei­nen Fern­glä­sern wahr­nehm­bar. Ihr Durch­mes­ser beträgt 38.000 Licht­jah­re und die Gesamt­mas­se 30 Mil­li­ar­den Son­nen, so dass sie nur halb so groß wie ihr Beglei­ter erscheint. Fotos zei­gen dunk­le absor­bie­ren­de Wol­ken aus inter­stel­la­ren Gas, ent­lang der Gala­xien­schei­be, sowie ioni­sier­te gas­för­mi­ge Nebel in der Nähe ihrer Pole. Auf­grund ihres äuße­ren Erschei­nungs­bil­des und ihrer gro­ßen Flä­chen­hel­lig­keit, wur­de sie lan­ge Jah­re als irre­gu­lä­re Gala­xie klas­si­fi­ziert. Unter­su­chun­gen im Nahin­fra­rot­be­reich des Jah­res 2005 zeig­ten aller­dings eine Spi­ral­struk­tur, mit dem mor­pho­lo­gi­schen Typ einer Bal­ken­spi­ral­ga­la­xie vom Typ SBc, sowie zwei sym­me­tri­sche nach­lau­fen­den Spiralarmen.

Messier 82 (HST)
Mes­sier 82 in einer Auf­nah­me des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops (HST) – Cre­dit: NASA, ESA, and The Hub­ble Heri­ta­ge Team (STScI/AURA), Public domain, via Wiki­me­dia Commons

Vor 500 bis 600 Mil­lio­nen Jah­re kam es zu einer engen Begeg­nung mit Mes­sier 81, deren gra­vi­ta­ti­ve Aus­wir­kung immer noch anhält. Die Fol­ge die­ser Begeg­nung war ein hohe Stern­ent­ste­hungs­ra­te, ein so genann­ter Star­burst, der durch ein­fal­len­des Gas in in den Kern der Gala­xie und Dich­te­wel­len aus­ge­löst wur­de. Die Hoch­pha­se die­ser Stern­ent­ste­hung im Zen­trum von M 82, die in ein­zel­nen Wel­len statt­fand, fand vor 50 bis 10 Mil­lio­nen Jah­ren statt. Auf­grund der hohe Rate an Super­no­va­ex­plo­sio­nen wur­de Was­ser­stoff­gas bipo­lar in die Außen­be­rei­che der Gala­xie geschleu­dert, die auf lang belich­te­ten Auf­nah­men als rote Fila­men­te erschei­nen und Geschwin­dig­kei­ten von 500 bis 800 km/s errei­chen. Die aus­ge­wor­fe­nen Gas­wol­ken sind auf bei­den Sei­ten bis zu 34.000 Licht­jah­re lang. Mit dem Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop wur­den im Kern­ge­biet der Gala­xie, mit 500 Par­sec Aus­deh­nung, 197 jun­ge mas­se­rei­che Stern­hau­fen mit jeweils 200.000 Son­nen­mas­sen ent­deckt. Es wird ange­nom­men, dass sich sich vor 4 bis 6 Mil­lio­nen Jah­ren gebil­det haben. Die zahl­rei­chen jun­gen Ster­ne, die zum Teil noch in den Staub­wol­ken ein­ge­bet­tet sind, hei­zen das inter­stel­la­re Medi­um auf. Ins­ge­samt liegt die Stern­ent­ste­hungs­ra­te im Kern­be­reich zur Zeit 10 Mal höher als in unse­rer Gala­xis. Das zen­tra­le Schwar­ze Loch im Zen­trum von Mes­sier 82 besitzt eine Mas­se von 30 Mil­lio­nen Sonnen.

Zentralbereich von M 82
Zen­tral­be­reich von Mes­sier 82 – Cre­dit: ESA/Hubble & NASA, CC BY 3.0, via Wiki­me­dia Commons

Auch in der Schei­be von Mes­sier 82 fand vor rund 500 Mil­lio­nen Jah­ren ein Star­burst statt, der vor 100 Mil­lio­nen Jah­ren schließ­lich gestoppt wur­de. Die star­ken Gezei­ten­kräf­te ihrer grö­ße­ren Nach­bar­ga­la­xie ver­for­men die­se Schei­be, so dass sie auf Fotos deut­lich gekrümmt erscheint. Mit Hil­fe des Chandra-Rönt­gen­ob­ser­va­to­ri­um wur­den auch zwei ultra­hel­le Rönt­gen­quel­len ent­deckt. M82-X1 befin­det sich nur 600 Licht­jah­re vom Kern ent­fernt und ist ein mit­tel­schwe­res Schwar­zes Loch von 415 Son­nen­mas­sen, das von einem sehr mas­se­rei­chen Stern umkreist wird. Die Quel­le für M82-X2 ist dage­gen ein Rönt­gen­pul­sar, der zu den hells­ten bekann­ten Pul­sa­ren über­haupt zählt und 100-Mal kräf­ti­ger als ande­re Pul­sa­re leuch­tet. Des Wei­te­ren ist die Zigar­ren­ga­la­xie ein Ort zahl­rei­cher Super­no­va­ex­plo­sio­nen, die zumeist aber nicht direkt beob­ach­tet wur­den. Der dich­te Staub in der Gala­xien­schei­be ver­hin­dert eine Beob­ach­tung, so dass sie über­wie­gend nur im Radio­be­reich sicht­bar sind. Aller­dings wur­de am 21. Janu­ar 2014, von dem Astro­phy­sik-Dozen­ten Ste­ve Fos­sey und vier sei­ner Stu­den­ten, eine Super­no­va ent­deckt, die eine Hel­lig­keit von 10,9 Magni­tu­den erreich­te. Die Super­no­va SN 2014J vom Typ Ia war auch sehr leicht in klei­ne­ren Ama­teur­te­le­sko­pen beob­acht­bar. Bei die­ser Stern­ex­plo­si­on explo­dier­te ein Wei­ßer Zwerg in einem engen Dop­pel­stern­sys­tem, der über die Zeit Mate­ri­al vom Beglei­ter auf­sam­mel­te, bis eine kri­ti­sche Mas­se erreicht wur­de und eine ther­mo­nu­klea­re Explo­si­on den Wei­ßen Zwerg schließ­lich zer­riss. Sie war die nächst­ge­le­gen Super­no­va vom Typ Ia seit der Super­no­va SN 1972E in der Gala­xie NGC 5253 im Stern­bild Zentaur.

Beobachtung

Die bei­den Gala­xien sind bereits unter nicht ganz so opti­ma­len Bedin­gun­gen, zum Bei­spiel bei Mond­schein, beob­acht­bar. Unter einem sehr dunk­len Alpen­him­mel (Grenz­grö­ße 7,3 mag) gelingt eine Beob­ach­tung von Mes­sier 81 sogar mit dem blo­ßen Auge. Damit gehört M 81 mit Abstand zum ent­fern­tes­ten Objekt, das ohne opti­sche Hilfs­mit­tel beob­ach­tet wer­den kann. Schon mit einem klei­nen Fern­glas von 8x42, spä­tes­tens aber mit einem 10x50 Feld­ste­cher, erschei­nen die bei­den Gala­xien als schwa­che Licht­fle­cken, wobei ihr unter­schied­li­ches Erschei­nungs­bild offen­sicht­lich wird. M 82 befin­det sich nur 38 Bogen­mi­nu­ten süd­lich von M 81 und ist deut­lich dün­ner als ihr grö­ße­rer Beglei­ter. Noch bes­ser wir­ken die bei­den Objek­te in einem astro­no­mi­schen Fern­glas von 16x70 bzw. in einem klei­nen Refrak­tor zusam­men im Gesichts­feld. In Tele­sko­pen von 3 bis 4 Zoll Öff­nung erscheint M 81 nur als unschar­fer, in Nord­west-süd­öst­li­cher Rich­tung aus­ge­rich­te­ter ova­ler Licht­fleck mit hel­lem Zen­trum und nadel­schar­fem Kern. Die Gala­xie bleibt auch in Gerä­ten bis 6 Zoll eher struk­tur­los und prä­sen­tiert sich nur als dif­fu­ser, aber ziem­lich hel­ler Nebel­fleck. Der 1,5 Bogen­mi­nu­ten gro­ße Zen­tral­ge­biet ist sehr hell und sein Kern fast stel­lar. Die Spi­ral­struk­tur ist in Tele­sko­pen von 8 bis 10 Zoll Öff­nung auch mit indi­rek­tem Sehen nur sehr schwer aus­zu­ma­chen und eher in Reich­wei­te grö­ße­rer Tele­sko­pe. Am Süd­ende des Zen­trums erkennt man zwei 11 mag hel­le Ster­ne, die im Gala­xien­kör­per ein­ge­bet­tet sind und am Süd­rand zwei Ster­ne der 9. Grö­ßen­klas­se. Der west­li­che Stern ist ein enger Doppelstern.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 81 & Mes­sier 82 – erstellt mit SkytechX

Mes­sier 82 ver­trägt höhe­re Ver­grö­ße­run­gen sehr gut und erscheint im 3 bis 4 Zöl­ler bei nied­ri­ger Ver­grö­ße­rung als hel­le, in Süd­ost bis Nord­west ori­en­tier­te Licht­na­del mit gleich­mä­ßi­gem Licht. Ein Stern der 10. Grö­ßen­klas­se befin­det sich direkt unter­halb des süd­west­li­chen Endes der Schei­be. Mit Tele­sko­pen von 6 bis 8 Zoll Öff­nung erkennt man schon ers­te Struk­tu­ren. Hier tau­chen senk­recht zur Schei­be Absorp­ti­ons­bän­der und Fle­cken auf, die zick­zack­för­mig durch das Zen­trum ver­lau­fen. Wei­te­re dunk­le Kno­ten gibt es im süd­li­chen Bereich und in der west­li­chen Hälf­te der Gala­xien­schei­be. Der west­li­che Teil der Gala­xie erscheint deut­lich hel­ler als der öst­li­che. Auch der Kern­be­reich erscheint hel­ler und kan­tig. Die Rän­der der Schei­be lau­fen dif­fus in den Hin­ter­grund über. Grö­ße­re Fern­roh­re von 10 bis 12 Zoll Öff­nung zei­gen noch mehr Details und Struk­tu­ren in der Schei­be. Nur ¾ Grad süd­öst­lich von M 81 befin­det sich die Gala­xie NGC 3077. In klei­nen Tele­sko­pen ist aber nur ein klei­ner, schwa­cher und run­der Nebel­fleck der 10. Grö­ßen­klas­se zu erkennen. 

Mes­sier 81 und Mes­sier 82 befin­det sich unge­fähr 10° nord­west­lich des 1,8 mag hel­len Sterns Dub­he (Alpha Ursae Majo­ris) und sind am bes­ten im Früh­jahr sicht­bar, wenn das Stern­bild Gro­ßer Bär in der Nähe des Zenits kul­mi­niert. Von der süd­li­chen Hemi­sphä­re aus gelingt eine Beob­ach­tung nur in der Nähe des Äqua­tors. Weil das Gebiet, in dem sich die Gala­xien befin­den, kei­ne auf­fäl­li­gen Ster­ne ent­hält, gestal­tet sich das Auf­fin­den ver­gleichs­wei­se schwie­rig. Vom Kas­ten des Gro­ßen Wagen aus­ge­hend ver­län­gern wir die Ver­bin­dungs­li­nie zwi­schen Phecda (Gam­ma UMa) und Dub­he (Alpha UMa) unge­fähr um den glei­chen Abstand in Rich­tung Nord­wes­ten. Dort befin­den sich zwei schwa­che Ster­ne der 5. Grö­ßen­klas­se, wobei es sich bei dem einen Stern um den 4,5 mag hel­len 24 UMa han­delt, den wir in die Sucher­mit­te ein­stel­len. M 81 und M 82 befin­den sich unge­fähr 2° süd­öst­lich die­ser bei­den Ster­ne in Rich­tung des Polarstern.

Auf­such­kar­te für Bodes Nebel und Zigar­ren­ga­la­xie (Mes­sier 81 & Mes­sier 82) (94,1 KiB, 365 hits)

Steckbrief für Messier 81 & Messier 82

Objekt­na­meMes­sier 81
Mes­sier 82
Kata­log­be­zeich­nungNGC 3031, UGC 5318, PGC 28630
NGC 3034, UGC 5322, PGC 28655, 3C 231 
Eigen­na­meBodes Nebel, Bodes Gala­xie, Bode’s Nebula
Zigar­ren­ga­la­xie, Cigar Gala­xy, Ursa Major A
TypGala­xie, Sb
Gala­xie, Scd/SBb
Stern­bildGro­ßer Bär (Ursa Major)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)09h 55m 33,5s
09h 55m 54,0s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+69° 04′ 02″
+69° 40′ 59″
V Hel­lig­keit6,9 mag
8,6 mag
Flä­chen­hel­lig­keit13,2 mag
12,4 mag
Win­kel­aus­deh­nung24,9′ x 11,5′
11,2′ x 4,3′
Posi­ti­ons­win­kel157°
65°
Abso­lu­te Helligkeit-21,591 mag
‑18,566 mag
Durch­mes­ser92.000 Licht­jah­re
38.000 Lichtjahre
Ent­fer­nung11,8 Mil­lio­nen Lichtjahre
Beschrei­bung! eB,eL,E 156,gsvmbM,BN; brigh­test in group;fine spiral
vB,vL,vmE(ray); M81 group;eruptive;H IV 79
Ent­de­ckerJohann Elert Bode, 1774
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 1 & 4
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 5
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 537–538 (Vol II)
Pocket Sky Atlas: Chart 31
Sky Atlas 2000: Chart 2
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 14

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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