Das war das 15. Herzberger Teleskoptreffen

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Das dies­jäh­ri­ge Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen (HTT) wur­de vom 25. bis 28. Sep­tem­ber 2014 aus­ge­tra­gen und wur­de zum größ­ten Teil Opfer des schlech­ten Wet­ters. Nur die Nacht von Sams­tag auf Sonn­tag konn­te, trotz sehr hoher Luft­feuch­tig­keit und dadurch mas­si­ven Tau­be­falls der Instru­men­te, astro­no­misch genutzt wer­den. Am Sams­tag und Sonn­tag konn­te dann auch die Son­ne inten­siv beob­ach­tet wer­den. Für mich per­sön­lich stell­te das dies­jäh­ri­ge HTT eine klei­ne Pre­mie­re dar: Es war das 10. Tref­fen, das ich besu­chen konnte.

Fernrohre

abge­deck­te Fern­roh­re am Donnerstagnachmittag


Schon die Wet­ter­aus­sich­ten in den Tagen vor dem HTT ver­hie­ßen nichts Gutes: Der Don­ners­tag soll­te zum größ­ten Teil bewölkt sein, ohne eine Chan­ce auf eine kla­re Nacht. Der Frei­tag soll­te vom Wet­ter her sogar noch schlech­ter, mit eini­gen mehr oder weni­ger star­ken Regen­schau­ern, aus­fal­len. Der Stim­mung tat das Gan­ze aber kei­nen Abbruch. Als ich am frü­hen Don­ners­tag­nach­mit­tag auf dem HTT-Gelän­de ein­traf, war der der Platz schon gut gefüllt. Auf den Ein­satz mei­nes Schmidt-New­tons ver­zich­te­te ich in die­sem Jahr, auf­grund des Wet­ters, und hat­te nur den 8 Zoll GSO Dobson sowie mein 10x70 Fuji­non Fern­glas ein­ge­packt. Den gesam­ten Don­ners­tag­abend ver­brach­te ich mit Fach­sim­peln. Weil sich die Son­ne meist hin­ter den Wol­ken ver­steck­te, hat­te ich außer­dem noch die Gele­gen­heit, eini­gen Teil­neh­mern mei­ne Fotos aus Nami­bia zu zei­gen. Am Abend gab es hier und da sogar klei­ne­re Wol­ken­lü­cken, die Ster­nen­licht für weni­ge Minu­ten hin­durch lie­ßen. Aus die­sem Grund fan­den sich die Teil­neh­mer in der Nacht von Don­ners­tag auf Frei­tag schon früh in den Schlaf­sä­cken wieder.

Fotografenwiese

Foto­gra­fen­wie­se mit der Elsterland-Sternwarte

Vom Wet­ter her soll­te der Frei­tag, in der 15. jäh­ri­gen Geschich­te des HTT, als schlech­tes­ter Tag ein­ge­hen. Schon am Mor­gen nie­sel­te es aus einer grau­en und nun voll­stän­dig geschlos­se­nen Wol­ken­de­cke. Als das Wet­ter sich nicht bes­ser­te, ent­schlos­sen sich eini­ge Mit­glie­der der Süd­kur­ve, inklu­si­ve mir, nach Herz­berg zu fah­ren, um uns in einem Café etwas auf­zu­wär­men und die feuch­ten Kla­mot­ten zu trock­nen. Kurz nach 14 Uhr bra­chen wir, frisch gestärkt von Kaf­fee und Kuchen, wie­der in Rich­tung Jeß­nigk auf. Das schlech­te Wet­ter nutz­ten wir, um diver­se Fach­vor­trä­ge und Work­shops zu besu­chen. Zum einen gab es einen Fach­vor­trag von Son­nen­papst Wolf­gang Lil­le über neue Tech­ni­ken in der Son­nen­be­ob­ach­tung. Anschlie­ßend zeig­te er und sei­ne neus­ten Son­nen­bil­der. Außer­dem nahm ich wie­der am Bild­be­ar­bei­tungs­work­shop von Mar­tin Fied­ler teil, der die Erstel­lung fas­zi­nie­ren­der Pla­ne­ten­fo­tos mit den Pro­gram­men Auto­st­a­ckert und Win­Ju­pos zei­gen konn­te. Um 19 Uhr gab es einen inter­es­san­ten Vor­trag von Wal­de­mar Kamm­rath, der den Zuhö­rern Elek­tro­nen­mi­kro­skop­auf­nah­men des Mond­ge­steins prä­sen­tier­te. Im Anschluss fand dann der von allen sehn­lichst erwar­tet Vor­trag von Super­no­va­jä­ger Tim Pucket statt, der bei allen reich­lich Anklang fand. Die­ser Vor­trag wur­de in Eng­li­scher Spra­che abge­hal­ten und simul­tan ins Deut­sche über­setzt. Den rest­li­chen Abend ver­brach­te ich, trotz ver­ein­zel­ter Regen­schau­er, in gesel­li­ger Run­de unter einem gro­ßen Regen­schirm bei mei­nen Astro­kol­le­gen an der Südkurve.

Tim Pucket

Tim Pucket (2. von rechts) im Gespräch mit Sternfreunden

Nach dem reich­hal­ti­gen Früh­stück und einer erfri­schen­den Dusche am Sams­tag­mor­gen, half ich ande­ren Teil­neh­mern bei der Jus­ta­ge ihrer New­ton-Tele­sko­pe. Auch das Wet­ter hat­te sich spür­bar gebes­sert, so dass nun end­lich die Son­ne in Weiß- und H‑Al­pha-Licht beob­ach­tet wer­den konn­te. Die Wol­ken­lü­cken wur­den zum Nach­mit­tag hin immer grö­ßer. Auf der Ober­flä­che unse­res Zen­tral­ge­stirns zeig­ten sich zwei gro­ße Fle­cken­grup­pe. Und auch im H‑Al­pha-Licht war der Anblick des Son­nen­bil­des fas­zi­nie­rend. Zwei grö­ße­re Pro­tu­ber­an­zen waren auf 10 und 2 Uhr posi­tio­niert. Des Wei­te­ren lagen direkt über der Son­nen­schei­be drei auf­fäl­li­ge dunk­le Fila­men­te. Zum Nach­mit­tag hin hat­te ich dann end­lich die Gele­gen­heit für einen aus­gie­bi­gen Rund­gang über das HTT-Gelän­de. Auf der Nord­wie­se traf ich auf Clear-Sky Blog­ger Stef­fan Gott­hold aus Ber­lin, mit dem ich schon seit län­ge­rem in Kon­takt stand und der nun end­lich Zeit gefun­den hat, ein HTT zu besuchen.

Mario und Uwe

Mario und Uwe am 11″ Celestron

In den letz­ten Jah­ren ist zu bemer­ken, dass die Beob­ach­tungs­in­stru­men­te der Hob­by­as­tro­no­men immer grö­ßer wer­den. Neben dem Platz­hirsch, dem 42 Zoll Rie­sendobson, sah man auch gro­ße Dobsons der 28 bis 33 Zoll Klas­se. Auf­grund mei­nes Rund­gangs ver­pass­te ich dann lei­der gegen Abend zwei inter­es­san­te Vor­trä­ge, die das Sofia-Tele­skop und die Astro­fo­to­gra­fie zum The­ma hat­ten. Dafür konn­te ich in der Abend­däm­me­rung die zuneh­men­de Mond­si­chel über dem süd­west­li­chen Hori­zont beob­ach­ten, die schließ­lich die ein­zi­ge HTT-Beob­ach­tungs­nacht des Jah­res ein­läu­ten soll­te. Auf­grund des Regen­wet­ters der ver­gan­ge­nen Tage, mach­te sich aber schon bei Zei­ten mas­si­ver Tau­be­schlag auf den Instru­men­ten bemerk­bar, der die gesam­te Nacht auch nicht wei­chen woll­te. Von den Sicht­be­din­gun­gen her hat­te ich schon bes­se­re Näch­te auf dem HTT erlebt: Der Him­mels­hin­ter­grund war etwas auf­ge­hellt, was mein SQML-Meter auch bestä­tig­te. Es wur­den nur 21,05 mag/arcsec² und dem­nach nur unter­durch­schnitt­li­che Wer­te für die­sen Stand­ort gemes­sen. So ver­wun­der­te es auch nicht, dass ich den Kome­ten Jac­ques im Stern­bild Adler nicht auf­fin­den konn­te. Die Milch­stra­ße zeig­te sich eben­falls nicht sehr ein­drucks­voll, wie in den ande­ren Jah­ren zuvor. Aber viel­leicht war ich ja nur vom dunk­len nami­bi­schen Him­mel zu sehr ver­wöhnt wor­den. 😉 So kam bei mir nicht so rich­tig Beob­ach­tungs­stim­mung auf, was sich lei­der auch an der Aus­beu­te der auf­ge­such­ten Deep-Sky-Objek­te und der nächt­li­chen Stim­mungs­bil­der äußer­te. Immer­hin konn­te ich mich mit einer ame­ri­ka­ni­schen Aus­tausch­schü­le­rin aus Nebras­ka unter­hal­ten. Es ent­wi­ckel­te sich ein inter­es­san­tes und amü­san­tes Gespräch. Die meis­te Zeit beob­ach­te­te ich durch die ver­schie­de­nen Tele­sko­pe der Süd­kur­ven­mit­glie­der. Erst nach Mit­ter­nacht soll­ten sich die Bedin­gun­gen etwas bes­sern. Der Fön war neben der Rot­licht­lam­pe aber auch hier das am meis­ten genutz­te Uten­sil bei der Beobachtung.

Südkurve

Rela­xen an der „Süd­kur­ve“

Der Sonn­tag­mor­gen zeig­te sich, wie all die ande­ren Jah­re auch, von sei­ner bes­ten und son­nigs­ten Sei­te. So wur­de auch wäh­rend des Zelt­ab­baus die Son­ne beob­ach­tet. Nach und nach ver­ab­schie­de­ten sich die Mit­glie­der der Süd­kur­ve auf ein gemein­sa­mes Wie­der­se­hen im nächs­ten Jahr. Trotz des eher schlech­ten Wet­ters, war es aber wie­der ein tol­les und gesel­li­ges Tref­fen, wo die Teil­neh­mer wie­der zahl­rei­che neue Ein­rü­cke sam­meln konnten.

Im nächs­ten Jahr fin­det das 16. Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen, hof­fent­lich bei deut­lich bes­se­ren Wet­ter, zwi­schen dem 17. und 20. Sep­tem­ber 2015 statt…

Bildergalerie zum 15. HTT

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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