Obwohl der Komet C/2011 L4 PANSTARRS im Frühjahr 2013 für die breite Masse der Bevölkerung eher enttäuschend war, bleibt das Jahr 2013 für Kometenbeobachter spannend: Im Spätherbst könnte sich der Komet C/2012 S1 ISON zum hellsten Kometen der letzten Jahrzehnte entwickeln und sogar am Taghimmel sichtbar werden. Komet ISON gehört zur Gruppe der so genannten Sonnenstreifer und wird am 28. November 2013 unserem Zentralgestirn sehr nahe kommen.
Die hyperbolische Bahn von C/2012 S1 ISON, mit großer Sonnennähe zum Perihelzeitpunkt, erinnert stark an die Bahn des Großen Kometen von 1680 (C/1680 V1 Kirch), der seinerzeit einen spektakulären Schweif von über 70 Grad Länge entwickelte. Es wird spekuliert, dass eventuell sogar beide Kometen vom selben Mutterkörper abstammen. Es existieren nämlich nur wenige Kometen, die eine Periheldistanz von weniger als 0,05 Astronomische Einheiten (AE) haben und nicht zur Kreutz-Gruppe gehören.
Schon bald nach seiner Entdeckung wurde aufgrund seiner großen absoluten Helligkeit gemutmaßt, dass sich ISON, in den Tagen seiner Sonnennähe, sogar zu einem Taghimmelkometen entwickelt könnte und am 28. November, mit vielleicht ‑16 Magnituden Helligkeit – und damit heller als der Vollmond – nur 1,7 Grad neben der Sonne aufzufinden sei! Dadurch würde dann auch sein Schweif Anfang Dezember eine Rekordlänge erreichen.
Leider halten sich Kometen in der Regel oft nicht an die an ihnen gestellten Prognosen, wie man an Komet PANSTARRS im Frühjahr 2013 eindrücklich sehen konnte. So ist es zum jetzigen Zeitpunkt (Mitte September) immer noch sehr unsicher, wie hell Komet ISON tatsächlich wird und ob er, wie von den Medien tituliert, als „Jahrhundertkomet“ im Herbst 2013 unseren Himmel zieren wird. In den Monaten nach seiner Entdeckung, entwickelte er sich nämlich nicht so wie ursprünglich erwartet. Deshalb wurden in der Astronomengemeinde schon sehr bald, die hohen Erwartungen an den Kometen etwas zurückgeschraubt.
Ein Hale-Bopp oder ein zweiter Kohoutek?
Der aus der Oortschen Wolke stammende Komet ist für einen Sonnenstreifer ziemlich groß und besucht wahrscheinlich zum ersten Mal (und vielleicht auch zum letzten Mal) das innere Sonnensystem. Allerdings ist der Kern mit 4 Kilometern Durchmesser bei weitem nicht so groß, wie der von C/1995 O1 Hale-Bopp, dessen Kern einen Durchmesser von rund 30 bis 50 Kilometern besaß. Hale-Bopp ist ein langperiodischer Komet mit mehr als 2.500 Jahren Umlaufzeit und wurde am 23. Juli 1995 ebenfalls in großer Entfernung zur Sonne entdeckt. Er hielt sich zum größten Teil an die Prognosen und war über 18 Monate lang mit bloßem Auge sichtbar. Am 1. April 1997 kam er in Sonnennähe, erreichte eine scheinbare Helligkeit von ‑1 mag und lieferte eine spektakuläre Show für die Medien und die breite Öffentlichkeit ab.
Entscheidend für die Helligkeitsentwicklung von Komet ISON sind die kommenden Wochen vor seinem Perihel. Aufgrund von Erfahrungen anderer heller Kometen aus der Vergangenheit, wurden ganz unterschiedliche Szenarien in Betracht gezogen:
Der Komet kann weit hinter seinen Erwartungen zurückbleiben und ein zweiter Komet Kohoutek werden, der im Jahr 1973 ebenfalls von der Presse als „Jahrhundertkomet“ gefeiert wurde und sich schließlich als Rohrkrepierer erwies. So könnte der Kern regelrecht „ausbrennen“ und in Sonnennähe deutlich weniger Aktivität zeigen, als ursprünglich erwartet. Ein weiteres Szenario ist eine Kernteilung während der Sonnennähe Ende November. Somit könnte ISON einen spektakulären Ausbruch an Staub und Gas erleben oder sich sogar komplett auflösen. Der deutlich kleinere Kern des Sonnenkreuzers C/2011 W3 (Lovejoy) zerfiel ebenfalls während seines Perihels. Allerdings entwickelte sich dieser Komet zu einem schönen Weihnachtskometen, mit langem Staubschweif Ende Dezember 2011 für die Südhalbkugel, und war am Abendhimmel eine äußerst beeindruckende Erscheinung. Eventuell löst sich der Komet noch vor dem Perihel auf, wie wir es beim Kometen C/2010 X1 (Elenin) im Jahr 2011 erlebt haben, der ebenfalls relativ hell werden sollte und von den Esoterikern damals als potentieller Auslöser für den bevorstehenden „Weltuntergang 2012“ verantwortlich gemacht wurde.
Aufgrund seiner Bahngeometrie und seiner geringen Elongation währen seiner Sonnennähe, wird es sogar recht schwierig werden, den Kometen nahe am Horizont und in der hellen Dämmerung zu sichten, besonders dann, wenn er hinter den Erwartungen zurückbleibt. Es bleiben Ende November/Anfang Dezember jeweils nur kurze Zeitfenster vor bzw. nach Sonnenuntergang, um den Kometen in seiner größten Helligkeit zu beobachten, bis er nach seinem Perihel im Dezember am Horizont langsam immer höher steigen und somit immer besser und vor allem länger sichtbar werden wird. Im gleichen Maße wird dann aber auch die Helligkeit schnell zurückgehen. Wie viel wir von ISON von Mitteleuropa aus sehen werden hängt entscheidend davon ab, wie viel Gas und Staub der Kometenkern in Sonnennähe produziert und wie hell der Schweifstern am Ende tatsächlich wird. Unklar ist vor allem, wie sich sein Schweif während seiner Sonnennähe entwickelt.
Mit etwas Glück hat Komet ISON aber immer noch das Potential zum hellsten Kometen seit 100 Jahren zu werden. Dafür müsste er aber heller als der Sonnenstreifer C/1965 S1 Ikeya-Seki werden, der im November 1965 eine Helligkeit von ‑10 mag erreichte und sogar am Taghimmel sichtbar gewesen ist. Die absolute Helligkeit von ISON (6,0 mag) liegt zwischen der von Ikeya-Seki (3,9 mag) und C/2006 P1 (McNaught) (9,5 mag), der ebenfalls dicht an der Sonne vorbei zog. Neben Ikeya-Seki, entwickelte sich auch McNaught zu einem der hellsten Kometen seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Dieser Komet konnte am 13. Januar 2007 ebenfalls am Taghimmel beobachtet werden. Danach war er mit seinem breit gefächerten und mehr als 40 Grad langen Schweif eine spektakuläre Erscheinung auf der Südhalbkugel.
Falls sich Komet ISON zum besagten „Jahrhundertkometen“ entwickelt, würde er ab Mitte Oktober in Ferngläsern und nur wenige Wochen später sogar mit bloßem Auge sichtbar werden. Zum Perihelzeitpunkt kann er am Taghimmel mit Teleskopen beobachtet werden und taucht dann kurz nach seiner Sonnennähe als ‑3 bis ‑4 mag helles Objekt am Morgen- und Abendhimmel auf. Der eher schmale und lang gestreckte Staubschweif würde sich viele dutzende Grad über den Nachthimmel spannen und eine beeindruckende Erscheinung bieten – ähnlich wie Komet Kirch im 17. Jahrhundert oder Ikeya-Seki in den 60er Jahren. Beobachter der nördlichen Hemisphäre würden aufgrund seiner Bahngeometrie bevorzugt werden. Nach den aktuellen Daten erwartet man zurzeit, dass ISON Mitte Oktober die 10. Größenklasse überschreiten wird und eine maximale Helligkeit, zum Zeitpunkt seiner größten Sonnennähe, von ungefähr ‑6 Magnituden erreicht.
Entdeckung und Bahnverlauf
Komet ISON wurde von den beiden russischen Amateurastronomen Vitali Newski (Weißrussland) und Artjom Nowichonok (Russland) in der Nacht vom 20. auf den 21. September 2012 mit einem 16-Zoll-Spiegelteleskop des International Scientific Optical Network (ISON) am Kislovodsk Observatorium in Russland entdeckt. Das Teleskop ist ein Teil eines größeren Netzwerks zum Aufspüren von Asteroiden und Weltraummüll.
Auf den Bildern zeigte sich ein schwaches Objekt der 19. Größenklasse im Sternbild Krebs, das sich langsam bewegte und sich mit 6 Astronomische Einheiten (1 AE = 149,6 Millionen km) noch weit hinter der Jupiterbahn befand. Bis zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob es sich bei dem Objekt um einen Asteroiden oder Kometen handelt. Die Entdeckungsnotiz wurde daraufhin dem Central Bureau for Astronomical Telegrams (CEBAT) gemeldet und auf die NEO confirmation page des Minor Planet Centre (MPC) gesetzt. Novichonok buchte daraufhin Teleskopzeit am 1,5 Meter Reflektor des Majdanak Observatoriums in Usbekistan, um weitere Aufnahmen des Objekts zu gewinnen. Dank weiterer Fotos von Beobachtern war es nur einen Tag später gewiss, dass Newski und Nowichonok einen neuen Kometen jenseits der Jupiterbahn entdeckt hatten. Der Komet wurde schließlich noch auf Pre-Discovery-Aufnahmen des Mount Lemmon Surveys in Arizona vom 28. Dezember 2011 und vom Pan-STARRS 1 Teleskop auf Haleakala, Hawaii vom 28. Januar 2012 bestätigt.
Nur zwei Tage nach seiner Entdeckung, berechnete Maik Meyer eine erste Bahn des Kometen. Dafür benutzte er 33 Positionsmessungen aus Bildern, die zwischen dem 21. und 23. September aufgenommen wurden. Es zeigte sich zuerst, dass der Schweifstern am 19. Oktober 2013 die Sonnennähe erreichen und in einer Entfernung von nur 0,03 AE an unserem Zentralgestirn vorbeiziehen wird. Weitere Beobachtungen und Positionsmessungen bestätigten dann die geringe Sonnenentfernung zum Perihelzeitpunkt. Demnach wird Komet ISON am 28. November 2013 in nur 0,012443 AE oder 1,86 Millionen Kilometern Abstand – was fast einem Sonnendurchmesser entspricht – sich der Sonne annähern und Ende Dezember 2013 der Erde bis auf 0,43 AE nahe kommen. Davor nähert er sich am 1. Oktober 2013 dem Mars bis auf eine Entfernung von nur 10,9 Millionen Kilometern an. Die dichte Annäherung an den Mars ist besonders auch für die Forschungssonden der NASA und ESA – die sich momentan am Mars aufhalten – eine gute Gelegenheit, den Kometen aus relativ nächster Nähe zu beobachten. Nach seinem Perihel zieht der Schweifstern schließlich schnell in Richtung Norden und könnte um Weihnachten 2013 herum als zirkumpolares Objekt auch von Deutschland aus noch mit bloßem Auge sichtbar sein.
Voraussichtliche Helligkeit und Sichtbarkeit von Mitteleuropa
Der Komet konnte im gesamten Herbst und Winter 2012 zuerst fotografisch und später dann auch visuell beobachtet werden. Anfang April betrug seine Helligkeit schon 14,5 mag und er zeigte einen kurzen Schweifansatz. Mitte Juli 2013 stand der Komet im Sternbild Zwillinge in Konjunktion zur Sonne und tauchte dann Anfang August am Morgenhimmel auf. Am 18. August 2013 wurde er schließlich durch den Amateurastronomen Bruce Gary mit einer Helligkeit von nur 14 mag wiederentdeckt. Anfang September begann dann das günstige Beobachtungsfenster, als der rund 12,5 mag helle Komet am Morgenhimmel immer höher stieg. Anfang September befand sich ISON nur 2 Grad nördlich der Praesepe (M 44) im Krebs und unweit vom Planeten Mars entfernt.
Ende September wechselt Komet ISON vom Sternbild Krebs in den Löwen und wird wahrscheinlich Mitte Oktober die 10. Größenklasse überschreiten und somit in kleinen bis mittleren Teleskopen sichtbar werden. Ende Oktober steht er bereits rund 35 Grad hoch über dem Osthorizont. Er befindet sich in dieser Zeit in der Nähe unseres Nachbarplaneten Mars und dem Hauptstern Regulus im Löwen. Der Rote Planet wird den Kometen auch den gesamten Monat Oktober über am Himmel begleiten, so dass unser Nachbarplanet sehr gut als Aufsuchhilfe dienen kann. Der Minimalabstand zum Mars wird schließlich am 18. Oktober mit nur 0,9 Grad Abstand erreicht. Die Elongation zur Sonne beträgt bis Anfang November über 50 Grad, fällt dann allerdings relativ schnell zum Perihel hin ab. Die Helligkeit beträgt Ende Oktober ungefähr 8 Magnituden. Selbst ein kurzer Schweifansatz sollte nun visuell gut erkennbar sein.
ISONs Helligkeit nimmt nun schnell weiter zu, wobei er ein schönes Feldstecherobjekt wird. Am 2. November zieht der Komet an Sigma Leonis vorbei und am 5. November wechselt ISON in das Sternbild Jungfrau. Sein Erdabstand sinkt auf unter 1 AE. Am 7. November zieht er in ungefähr 1 Grad Abstand südlich am Stern Beta Virginis vorbei, der ebenfalls gut als Aufsuchhilfe für den Kometen dienen kann. In der zweiten Novemberwoche könnte seine Helligkeit dann die Grenze für das bloße Auge überschreiten. Die Elongation zur Sonne wird bis Mitte November allerdings auf 38 Grad abgenommen haben. Auch die Höhe über dem Osthorizont nimmt weiter ab und beträgt am 15. November, zu Beginn der Morgendämmerung, nur noch 12 Grad. Das ist auch die letzte günstigste Gelegenheit, den Kometen ohne störendes Mondlicht vor dem Perihel zu beobachten. Am 17. November ist schließlich Vollmond, so dass es immer schwieriger wird, den Kometen am aufgehellten Himmel aufzufinden.
Aufgrund der immer geringer werdenden Erdentfernung, zieht ISON nun immer schneller werdend über den Himmel und passiert am 18. November, in nur 0,33 Grad nördlichen Abstand, den Hauptstern Spica in der Jungfrau. Die Helligkeit ist zu diesem Zeitpunkt auf über 5 mag angestiegen. Die Schweiflänge dürfte dann 2 Grad und sein Komadurchmesser bereits 10 Bogenminuten erreichen. Die Grenze zum Sternbild Waage wird am 22. November überschritten. In der Morgendämmerung des 23. und 24. November steht der nun 3,5 bis 3,0 mag helle Komet in der Nähe von Merkur und Saturn. Sein westlicher Abstand zur Sonne wird bis zum 25. November auf 14 Grad abgenommen haben. Kurz danach verschwindet der Schweifstern als 2 bis 3 mag helles Objekt in der hellen Morgendämmerung. Wenige Tage vor dem Perihel könnte ein flächenheller und mehr als 10 Grad langer Staubschweif noch vor der Sonne aufgehen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der Schweif recht kurz und unauffällig bleiben wird. Die Elongation schrumpft bis kurz vor der dichtesten Annäherung an die Sonne von anfangs 11 auf nur noch 5 Grad.
Sollte sich ISON an die Helligkeitsprognosen halten, könnte er um den Periheltermin am 28. November herum sogar am Taghimmel sichtbar werden. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass er aufgrund seiner Sonnennähe von weniger als 2 Grad und der momentan etwas geringeren prognostizierten Helligkeit leider unbeobachtbar bleiben wird. Man vermutet aber trotzdem, dass ISON eine maximale Helligkeit von ca. ‑6 Größenklassen erreicht. Durch den Effekt der Vorwärtsstreuung, könnte die Helligkeit sogar noch etwas ansteigen und womöglich zwischen ‑8 bis ‑11 mag liegen, was eine Sichtung am hellen Taghimmel doch noch möglich machen könnte. Leider befinden sich Sonne und Komet, bei ihrer dichtesten Annäherung um 18:35 Uhr Weltzeit, für mitteleuropäische Verhältnisse bereits unter dem Horizont.
Zum Perihelzeitpunkt steht der Komet nur noch 0,25 Grad vom Sonnenrand entfernt, mit einem Abstand zur Sonnenoberfläche von nur noch 800.000 Kilometern! Es ist durchaus möglich, dass der Komet, aufgrund der starken Gezeitenkräfte und der hohen Temperaturen in Sonnennähe, die Perihelpassage nicht überlebt.
Um den Kometen während seiner dichtesten Annäherung am hellen Taghimmel aufzusuchen, muss unbedingt darauf geachtet werden, die Sonnenscheibe (zum Beispiel an einer Häuserwand oder einem Hausdach) abzudecken. Keinesfalls darf man ohne Schutz direkt in die Sonne schauen, da sonst die Augen nachhaltig geschädigt werden können und sogar vollständige Erblindung droht!
Wenn der Schweifstern das Perihel unbeschadet übersteht, befindet er sich am 29. November bereits nördlich der Sonne und wird im günstigsten Fall immer noch am Taghimmel sichtbar sein. Der Abstand zum Sonnenrand beträgt zu diesem Zeitpunkt immer noch zwischen 3 und 4 Grad. Sein Schweif weist von der Sonne abgewandt direkt in Richtung Norden. Bei Sonnenuntergang gegen 16:30 Uhr, steht der Komet nur noch 2 Grad über dem Horizont. Die Entfernung und der Abstand von der Sonne werden in den darauffolgenden Tagen schnell zunehmen, während ISON schnell in Richtung Norden durch Skorpion und Schlangenträger zieht, so dass er sowohl am Morgenhimmel als auch am Abendhimmel beobachtet werden kann. Auf der Südhalbkugel ist der Komet dann gar nicht mehr zu sehen. Die Entfernung zur Erde nimmt weiterhin ab. Vom 30. November bis 3. Dezember 2013 könnte der Schweif des Kometen, kurz nach Sonnenuntergang, eine spektakuläre Erscheinung über dem südwestlichen Horizont bieten. Dabei wird der Schweif ab dem 1. Dezember, mit einer voraussichtlichen Länge von 10 bis 15 Grad, in der Abenddämmerung über dem Horizont stehen, wenn sich der Kometenkopf schon längst unter dem Horizont befindet. Die Schweiflänge wächst in den darauffolgenden Tagen immer weiter an. Auch sein Komadurchmesser vergrößert sich bis Mitte Dezember auf gut 25 Bogenminuten, was fast dem scheinbaren Durchmesser des Vollmondes entspricht.
Am 4. Dezember wechselt der nun bereits wieder 1 bis 2 mag helle Komet vom Skorpion in den Schlangenträger. Nun verbessern sich jeden Abend auch die Beobachtungsbedingungen: ISON steigt in der Dämmerung immer höher und erreicht immer nördlichere Deklinationen. Sein Staubschweif könnte immer noch sehr hell sein. Allerdings wird die Helligkeit der Koma in den kommenden Tagen sehr schnell weiter abnehmen. Bis zum 5. Dezember steigt die Elongation auf 18 Grad. Die Höhe über dem Horizont beträgt zu Beginn der nautischen Dämmerung schon 5 Grad. Der beste Zeitraum den Kometen zu beobachten, liegt demnach zwischen dem 4. und 14. Dezember. Am 6. Dezember steht ISON westlich von Epsilon und Delta Ophiuchi im Schlangenträger. Ungefähr ein bis zwei Wochen nach dem Perihel, erreicht der Schweif, mit voraussichtlich 30 Grad, auch seine maximale Länge.
Zwischen dem 10. und 18. Dezember wandert der Schweifstern entlang der Grenzlinie zwischen den Sternbildern Schlange und Herkules weiter nach Norden. Der fast volle Mond stört dann ab dem 14. Dezember die Beobachtung des Kometen. Der Horizontabstand steigt zu Beginn der Morgendämmerung deutlich an und beträgt am 15. Dezember bereits 30 Grad, bei einer Elongation zur Sonne von 43 Grad. Seine Helligkeit wird dann wieder auf 4,5 mag abgenommen haben. Sein Schweif könnte aber immer noch eine beeindruckende Erscheinung bieten – besonders unter einem dunklen, mondlosen Himmel – und auf länger belichteten Fotos vom Herkules bis in das Sternbild Großer Bär reichen! Ab Mitte Dezember wird der Komet auch immer besser am Abendhimmel sichtbar.
Am 19. Dezember wechselt der nun 5 mag helle Komet in das Sternbild Nördliche Krone. Zu diesem Zeitpunkt stört der Mond am Abendhimmel nicht mehr. Am 23. Dezember zieht der Komet abermals in den Herkules. Zur Weihnachtszeit wird Komet ISON schließlich zirkumpolar und kann nun die ganze Nacht über beobachtet werden. Die Elongation zur Sonne steigt auf über 75 Grad. Seine Helligkeit wird in dieser Zeit wahrscheinlich schon unter der Nachweisgrenze für das bloße Auge gefallen sein und vermutlich zwischen 5 und 6 Magnituden liegen. Im günstigsten Fall wird er unter einem sehr dunklen und mondlosen Himmel noch mit bloßem Auge zu erspähen sein. Auch Schweiflänge und Komadurchmesser gehen in den darauffolgenden Wochen merklich zurück. Am 25. Dezember begegnet der Komet dem Stern Theta Herculis.
In der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 2013 erreicht Komet ISON, mit einer Entfernung von knapp 64 Millionen Kilometern, den geringsten Abstand zur Erde. Er kann nun im Sternbild Drache aufgefunden werden. Die Entfernung zur Erde ist gering genug, damit aus den Staubpartikeln des Kometen eventuell ein Meteorschauer um den 14./15. Januar 2014 herum entsteht, wenn die Erde die Bahn des Kometen schneidet.
Bis Jahresende wandert der Schweifstern weiter durch den Drachen und sollte dann zu Beginn des neuen Jahres endgültig die Sichtbarkeitsgrenze für das bloße Auge unterschreiten. Am 29. Dezember zieht er noch dicht an Eta Draconis vorbei.
Im Januar 2014 ist ISON noch in Ferngläsern und kleinen Teleskopen in den Sternbildern Kleiner Bär, Kepheus, Kassiopeia und Giraffe beobachtbar. Die Helligkeit geht von anfangs 6,0 auf 9,5 mag zum Monatsende weiter zurück. Die Elongation steigt auf über 100 Grad. Am 7./8. Januar 2014 nähert er sich dem Nördlichen Himmelspol bis auf 3 Grad an. Am 8. Januar zieht ISON dicht am offenen Sternhaufen NGC 188 vorbei. Der Mond stört dann wieder ab der zweiten Januarwoche. Am 16. Januar kreuzt die Erde die Bahnebene des Kometen, so dass fotografisch evtl. ein Gegenschweif, ähnlich wie bei PANSTARRS, nachgewiesen werden kann. Am 19. Januar 2014 zieht der Komet an der Galaxie IC 342 und am 25. Januar am offenen Sternhaufen NGC 1502 in der Giraffe vorbei, was vor allem für Astrofotografen die Gelegenheit bietet, den Kometen mit einem interessanten Deep-Sky-Objekt abzulichten.
Anfang Februar kann der Komet in den Sternbildern Giraffe und Perseus in mittleren und Anfang März im Sternbild Fuhrmann nur noch in größeren Teleskopen aufgefunden werden. Im April 2014 verschwindet C/2012 S1 ISON schließlich endgültig außer Sichtweite.
Lassen wir uns also überraschen, ob Komet C/2012 S1 ISON die hohen Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, überhaupt erfüllen kann und er uns im Gedächtnis bleibt, wie der berühmte Komet Hale-Bopp im Jahr 1997. Genaueres kann man erst im November sagen. Die aktuellsten Informationen zum Kometen bietet die NASA auf ihrer Comet ISON Observing Campaign Webseite (CIOC). Auf Deutsch können aktuelle News auf den Webseiten Jahrhundertkomet.de und Komet-Ison.de nachgelesen werden.
Komet ISON Infoblatt
Passend zu diesem Artikel, gibt es ein 51 Seiten langes Infoblatt zur Sichtbarkeit mit Informationen, Ephemeriden und Aufsuchkarten als PDF-Datei zum kostenlosen Download:
Komet C/2012 S1 ISON – Infoblatt (1,9 MiB, 5.271 hits)
Bahnelemente Bahnelemente Komet C/2012 S1 ISON
Periheldatum T | 2013 Nov. 28.7749 |
Perihelabstand q | 0.012444 |
Exzentrizität e | 1.000002 |
Argument des Perihels ω | 345.5644 |
Länge des aufsteigenden Knotens Ω | 295.6530 |
Inklination i | 62.3981 |
Helligkeitsparameter | m1 = 7.5 + 5 log d + 8.0 log r |
Quellen und weiterführende Links:
Aktuelle Informationen zum Kometen ISON (deutsch)
Aktuelle Informationen zum Kometen ISON (englisch)
Bonner Sterne – Fahrplan für Komet ISON
Kometen News – Jahrhundertkomet.de
Sterne und Weltraum – ISON – Der nächste große Komet? (PDF)
Sterne und Weltraum – Newsseite zum Kometen ISON
Komet ISON in der Wikipedia
Garry W. Kronks Cometography – C/2012 S1 ISON
Bahnelemente und Ephemeriden (MPC) – Komet C/2012 S1 ISON
Michael S.P. Kelley – Comet ISON is coming
„Es wird spekuliert, dass eventuell sogar beide Kometen vom selben Mutterkörper abstammen.“ Aber nachweisbar ist eine Verwandschaft zu Kirch leider nicht mehr.
http://zauberdersterne.wordpress.com/2013/07/28/sind-die-kometen-ison-und-kirch-verwandt/
Eine schöne Seite zur Echtzeit-Position gibt’s übrigens auch.
http://theskylive.com/ison-tracker
wir machen uns verückt hier wer sagt das er einfluß auf die atmospfähre der Erde nimmt dann müste er ein Neutrohnenstern oder ein sogegenannter Pulsar sein der verloschen ist nur er hat die masse um die Erde mit seinen ca.23einheiten zu überbieten und dieses Chaos auszulösen bis jetzt sehe ich nichts sollte es in Deutschland passieren ok wenn ihr noch könnt grüße Jürgen
Deutsche Astronomen vermuten, dass sich ein Fragment vom Kometenkern gelöst habe, was letzte Woche auch den Helligkeitsausbruch verursacht haben könnte. In der Zwischenzeit wird ein weiterer Helligkeitsausbruch von Komet ISON vermeldet, der momentan mit 4,9 mag bloßem Auge im Sternbild Jungfrau zu sehen ist. Allerdings steht ISOn in der hellen Dämmerung am Morgenhimmel schon zu dicht am Horizont.
Artikel auf Spiegel-Online und ion Jan Hattenbachs und Florian Freistetters Blog…
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/kamikaze-komet-ison-beginnt-zu-zerbrechen-a-934412.html
http://www.scilogs.de/himmelslichter/letzter-ison-vor-dem-perihel/
http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/11/18/ison-alles-uber-den-kometen-und-seine-beobachtung/
P.S. Leider habe ich den Kometen, Dank des schlechten Wetters, noch nicht zu Gesicht bekommen… 🙁
Keine gute Nachrichten von der ISON-Front
Michal Drahus vermeldet auf der Yahoo-Kometen-Liste, dass der Kern von ISON nun inaktiv ist oder evtl. sogar aufgelöst hat: