Das war der 10. Tag der Astronomie

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Am 24. März 2012 fand nun schon zum 10. Mal der bun­des­wei­te Astro­no­mie­tag mit der „Lan­gen Nacht der Pla­ne­ten“ statt. Auch dies­mal war uns wie­der der Wet­ter­gott hold, so dass bei son­ni­gem Wet­ter am Tag und über­wie­gend kla­rem Him­mel in der Nacht beob­ach­tet wer­den konn­te. Die High­lights waren die hel­len Pla­ne­ten Venus, Mars, Jupi­ter und Saturn sowie die zuneh­men­de Mond­si­chel mit ihrem asch­grau­en Licht über dem west­li­chen Hori­zont. Lei­der zeig­ten sich dann gegen 22 Uhr eini­ge hohe Wol­ken­fel­der. So muss­te die Beob­ach­tung zum Teil unter­bro­chen wer­den. Wenigs­tens nut­zen mehr Gäs­te als im ver­gan­ge­nen Jahr die Gele­gen­heit, die Stern­war­te zu besu­chen, hier und da einen Blick durch die auf­ge­stell­ten Tele­sko­pe zu wer­fen oder einem Vor­trag zu lau­schen. Auch ich war wie­der Gast bei den Kirch­hai­ner Stern­freun­den in Dober­lug-Kirch­hain (Elbe-Els­ter), die wie auch im letz­ten Jahr ein inter­es­san­tes Pro­gramm für die Besu­cher auf die Bei­ne gestellt haben. 

Auf dem Platz hin­ter der Stern­war­te ste­hen schon die Tele­skop für die Besu­cher bereit

Bevor ich in Rich­tung Volks­stern­war­te auf­brach, traf ich mich mit bei­de Astro­kum­pels Uwe und Mario in Fins­ter­wal­de. Nach einem Kaf­fee­plausch ging es dann am frü­hen Abend zu den Kirch­hai­ner Stern­freun­den. Die­se öff­ne­ten ihre Tore lei­der erst um 17 Uhr, so dass es für Son­nen­be­ob­ach­tung schon fast zu spät war. Unser Zen­tral­ge­stirn ver­steck­te sich näm­lich schon zum Teil hin­ter den angren­zen­den Bäu­men und Gebäu­den. Auf der Son­ne sel­ber war an die­sem Tag nur eine klei­ne Fle­cken­grup­pe sichtbar.
Vor dem Ein­gang zur Stern­war­te hat­ten die Kirch­hai­ner wie­der den obli­ga­to­ri­schen Grill­stand auf­ge­baut. Auch ein Glücks­rad stand neben­an, das beson­ders von den jün­ge­ren Gäs­ten inten­siv genutzt wur­de. Auf der Beob­ach­t­er­ter­ras­se stan­den auch schon die Tele­sko­pe bereit und war­te­ten in Park­po­si­ti­on auf die kom­men­de Nacht. Wir bau­ten unse­re Fern­roh­re auf dem Platz hin­ter der Stern­war­te auf, wo schon die Tele­sko­pe der ein­zel­nen Ver­eins­mit­glie­der standen.
Bis zum spä­ten Abend füll­te sich der Platz lang­sam, bis unse­re Gerä­te sehr bald regel­recht umla­gert wur­den. Dies­mal gab es gleich zwei sehr gut besuch­te Vor­trä­ge zum aktu­el­len Ster­nen­him­mel. Der Vor­trags­raum der Stern­war­te quoll sprich­wört­lich über, so dass eini­ge Gäs­te kei­nen Platz mehr fan­den und ste­hen muss­ten. Lei­der hat­te ich nicht die Gele­gen­heit, einen der Vor­trä­ge zu lau­schen, da sich in der Zwi­schen­zeit eine klei­ne Schlan­ge an mei­nem Tele­skop gebil­det hat­te. Vie­le woll­ten mal einen Blick durch das Oku­lar wer­fen und den Mond oder die Pla­ne­ten am Abend­him­mel beobachten.

Schma­le Mond­si­chel mit Erd­schein am Abendhimmel

Auch für nicht Astro­no­men gut sicht­bar stand schon kurz nach Son­nen­un­ter­gang die schma­le zuneh­men­de Mond­si­chel unter­halb von Jupi­ter und Venus. Bei nied­ri­ger Ver­grö­ße­rung beein­druck­ten vor allem der Erd­schein und die plas­tisch erschei­nen­de Kra­ter­land­schaft der vom Son­nen­licht beschie­ne­nen Mond­sei­te. Venus zeig­te sich fast zur Hälf­te beleuch­tet, so dass ein jun­ger Beob­ach­ter sogar mein­te, unse­ren Erd­tra­ban­ten im Gesichts­feld zu haben. Um das Licht des Abend­sterns etwas zu dämp­fen, benutz­te ich einen Blau­fil­ter, was zum Teil für Ver­wir­rung sorg­te. Jupi­ter stand schon etwas tie­fer und prä­sen­tier­te gut sicht­bar zwei sei­ner Äqua­to­ri­al­bän­der und die hel­len Gali­lei­schen Monde.

Mond, Jupi­ter, Venus und Ple­ja­den am west­li­chen Abendhimmel

Spä­ter als es dunk­ler wur­de, nahm ich auch den Mars mit hoher Ver­grö­ße­rung ins Visier: Hier war ich aber nicht sicher, ob die Besu­cher die Dun­kel­struk­tu­ren auf unse­rem roten Nach­bar­pla­ne­ten auch wirk­lich erken­nen konn­ten. Auf Grund der Ver­grö­ße­rung lief der Mars sehr schnell aus dem Oku­lar­ge­sichts­feld hin­aus. Auch das eher schlech­te See­ing erschwer­te die Beob­ach­tung und vor allem die Fokus­sie­rung. Neben den Pla­ne­ten stell­te ich noch den Ori­on­ne­bel ein, der selbst in der fort­ge­schrit­te­nen Däm­me­rung zahl­rei­che Struk­tu­ren zeig­te und hier und da eini­ge Begeis­te­rungs­stür­me aus­lös­te. Über­rascht war ich, dass eini­ge Besu­cher schon astro­no­mi­sches Vor­wis­sen mit­brach­ten. So han­tier­te ein klei­ner und etwas alt­klu­ger Jun­ge geschickt mit mei­nem Dobson her­um. Eine Dame, die im letz­ten Jahr ihren Urlaub in Peru ver­brach­te, schwärm­te vom süd­li­chen Ster­nen­him­mel mit einem auf dem auf dem Kopf ste­hen­den Stern­bild Ori­on. Der Ansturm leg­te sich schließ­lich erst gegen 21 Uhr. Vie­le besuch­ten dann noch den Grill­stand, um sich zu stär­ken oder eine Klei­nig­keit zu trin­ken. Vie­le fan­den sich auch auf der Ter­ras­se oder in der Stern­war­ten­kup­pel ein, um den Pla­ne­ten Saturn zu beob­ach­ten, der noch tief über dem öst­li­chen Hori­zont stand. Bevor auch ich mei­ne Beob­ach­tung been­de­te und mich zum Fach­sim­peln unter die Leu­te misch­te, schubs­te ich den Dobson in Rich­tung der Gala­xie Mes­sier 95 mit der Super­no­va SN 2012aw. Die Posi­ti­on der Super­no­va konn­te ich mit Hil­fe einer Stern­kar­te ein­deu­tig identifizieren.

Bis kurz nach 23 Uhr waren die meis­ten Besu­cher auch schon ver­schwun­den. Peter Tau­bert, der Ver­eins­vor­sit­zen­de der Kirch­hai­ner Stern­freun­de, teil­te mir dann noch mit, dass deut­lich über 100 Leu­te die Stern­war­te besuch­ten. So war der 10. Tag der Astro­no­mie auch für die Kirch­hai­ner Stern­freun­de ein vol­ler Erfolg.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

3 Kommentare:

  1. Wie­der sehr schön geschrieben!
    Bekommst ein Bienchen!
    Die Besu­cher­zah­len kann ich nun so bestä­ti­gen, wie du sie genannt hast. Wir haben letz­ten Mitt­woch noch mal grob durchgezählt.

    P. S.
    Wer war denn der klei­ne alt­klu­ge Jun­ge? Stefan?

  2. Ne, Ste­fan war das nicht. 😉 Irgend­ei­ner von den jün­ge­ren Besuchern.

  3. Sehr schö­ner Arti­kel, wenn man auf die­sen Tag zurückblickt!
    Wow und die Besu­cher­zah­len sind wirk­lich her­vor­ra­gend. Auch wenn das schon ein paar Jähr­chen her ist, ein gro­ßes Lob von mir!
    Bes­te Grüße
    Peter

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