Einen Tag vor dem astronomischen Frühlingsbeginn zeigte sich das Wetter wieder von seiner sonnigen Seite. Und so nahm ich mir schon am Nachmittag vor, endlich mal mit meinem 10x70 Fujinon-Fernglas rauszufahren, das schon seit Oktober hier ungenutzt in der Wohnung herumgelegen hat. Außerdem wollte ich wieder einige Sternfeldaufnahmen mit feststehender Kamera und Weichzeichnerfilter anfertigen. Eher durch Zufall erfuhr ich dann auf Facebook, dass mein beiden Astro-Kumpels Uwe und Mario ebenfalls beobachten wollten. Beide hatten sich im Finsterwalder Süden – direkt am Solarpark – verabredet, um die zur Zeit am Himmel sichtbaren Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn zu beobachten. Nach einem kurzen Telefonat mit Uwe änderte ich also meinen ursprünglichen Plan und fuhr direkt nach Finsterwalde, um gegen 20 Uhr zu ihnen zu stoßen.
Am Beobachtungsort, in der Nähe von Marios Garten, angekommen, waren die beiden schon dabei, den Mars durch den 4 Zoll Takahashi-Refraktor zu beobachten. Ich gesellte mich mit meinem Fernglas zu ihnen. Es war gleichzeitig das first light des neuen Instruments. Ich hatte in den letzten Monaten einfach nicht di eGelegenheit, aufgrund von Zeitmangel und durch das beständig schlechte Wetter, meine neue überaus teure Errungenschaft auszuprobieren. Und ich muss sagen, dass sich der Kauf des Fernglases auf jeden Fall gelohnt hat: Der Orionnebel stand wunderbar strukturreich im Gesichtsfeld und auch der Rosettennebel, mit dem eingebetteten Sternhaufen NGC2239, war andeutungsweise erkennbar, obwohl der Himmel einen leichten trüben Eindruck machte. In Wahrheit zeigte mein SQM‑L „nur“ einen Wert von 21,0 mag/arcsec an, was für südbrandenburger Verhältnisse einen recht unterdurchschnittlicher Himmel bedeutet. Wahrscheinlich hatte die Stadtnähe unseres Standortes ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Himmelsqualität. Im Norden, in Richtung Innenstadt, zeigte sich Lichtverschmutzung in Form einiger heller Lichterglocken. Auch das Seeing war nicht all zu berauschend. Mars zeigte zwar bei hoher Vergrößerung schon dunkle Strukturen auf seiner Oberfläche, die abschmelzende Polkappe konnte ich aber bei bestem Willen nicht erkennen. Für die Beobachtung der Venus und des Jupiters war es leider schon zu spät, da sie sich bereits in Richtung Horizont davon machten. Allerdings habe ich selten so einen hübschen Anblick der beiden Planeten in einem Fernglas gesehen: Beim betrachten der Venus, dessen Phasengestalt bei dieser Vergrößerung allerdings nicht zu erkennen war, waren nahezu keine Reflexe erkennbar. Und auch die hellen Monde des Jupiter waren klar als nadelfeine Punkte auszumachen. In den Plejaden waren sogar die Reflexionsnebel um die hellen Hauptsterne andeutungsweise sichtbar. Wirklich ein fantastischwer Anblick! Leider hatte ich Probleme mit dem Neigekopf und kam am Himmel einfach nicht höher, da aufgrund des Gewichts meines Feldstechers der Stativkopf immer nach unten wegrutschte. So musste leider auf die Beobachtung von M51 und des Kometen C/2009 P1 Garradd verzichtet werden.
Im Gegenzug beobachten wir mit Uwes Teleskop einige Deep Sky Objekte und den besagten 7 mag hellen Kometen, der sich dicht an der Grenze des Drachen zum Sternbild Großer Bär aufhielt. Bei geringer Vergrößerung konnte ich allerdings nur eine kreisrunde Koma mit breiten Schweifansatz wahrnehmen. Deutlich interessanter zeigte sich der Orionnebel M42 mit dem Trapez, die beiden Sternhaufen M46 und M47 im Achterdeck des Schiffes, der Doppelsternhaufen h und Chi im Perseus, der Eskimonebel NGC2392 in den Zwillingen, das berühmte Leo-Triplet (M65, M66 & NGC3628), sowie die Black Eye Galaxie M64 und die edge-on Galaxie NGC4565 im Haar der Berenike. Zwischen den Beobachtungen nahm ich noch einige Sternfelder mit feststehender Kamera auf. Zum Einsatz kam hier das Canon 28 mm EF-Objektiv inklusive Weichzeichnerfilter. Der Planet Saturn im Sternbild Jungfrau war aufgrund der Horizontnähe und der unruhigen Luft kein wirkliches Highlight. Allerdings zeigte sich der Ring nun deutlich mehr zum Beobachter geneigt als noch vor einem Jahr. Beobachtungsende war dann gegen 23:30 Uhr, da es inzwischen auch unangenehm kalt wurde.
Das nächste Mal werden wir uns heute zum bundesweiten Tag der Astronomie am 24. März 2012 in Doberlug-Kirchhain treffen bei hoffentlich gutem Spechtelwetter…