Vom 5. bis 8. September 2024 trafen sich wieder zahlreiche Amateurastronomen und Interessierte zum 25. Herzberger Teleskoptreffen in Jeßnigk (Elbe-Elster). Dank des hervorragenden Wetters mit viel Sonnenschein, angenehmen Temperaturen um 20°C und sehr geringer Luftfeuchtigkeit in der Nacht, konnte auch in diesem Jahr wieder intensiv beobachtet werden. Zum diesjährigen Treffen waren viele Sternfreunde schon einige Tage vorher angereist. So waren die beiden Wiesen auf dem Gelände, zum offiziellen Beginn des Treffens am Donnerstag, bereits gut mit Zelten, Autos und vor allem teurer Teleskoptechnik gefüllt. Leider war von unseren zahlreichen Südkurvenmitgliedern auch diesmal nur der „harte Kern“ anwesend. Auffallend bei diesem Treffen waren diesmal die vielen großen Dobsonteleskope jenseits der 16 Zoll auf dem „heiligen Rasen“ der Hauptwiese. Das größte Instrument, mit 33 ½ Zoll bzw. 85 cm Spiegeldurchmesser, war der unangefochtene Platzhirsch des diesjährigen HTT.
Wenn man nachts gegen 2:00 Uhr mit Sandalen und kurzen Hosen, umgeben von guten Freunden, vorm Teleskop steht und das Hygrometer zeigt 50% Luftfeuchte…dann kann man das Glück gar nicht richtig fassen! [1]
Freitag
Auch in diesem Jahr entschied ich mich, erst am frühen Freitagnachmittag anzureisen. Und da ich nachts nach Hause fahren und nicht im Zelt übernachten wollte, stellte ich mich am Freitag an den Rand der großen Beobachterwiese, um die anderen Sternfreunde nicht zu stören. Mit von der Partie waren mein neuer Skywatcher Evostar 100ED, das Coronado PST H‑Alpha Teleskop und mein 10x70 Fujinon auf der Orion Paramount. Nachdem ich meine Ausrüstung aufgebaut hatte, beobachtete ich die Sonne im Weiß- und H‑Alpha Licht. Auf der Sonnenoberfläche zeigten sich viele größere Fleckengruppen. Bei gutem Seeing konnte man bei hoher Vergrößerung auch die Granulation der Sonne gut erkennen. Im Wasserstofflicht zeigte sich die Chromosphäre reich strukturiert mit einigen größeren Filamenten und Fackelgebieten. Auch einige ausgedehnte Protuberanzen am Sonnenrand prägten das Bild unseres Zentralgestirns. Zwischendurch wurde nach Herzenslust mit anderen Sternfreunden gefachsimpelt.
Gegen 18 Uhr ging es zum Abendessen in den H‑Alpha-Biergarten, um sich für die kommende Beobachtungsnacht zu stärken. In der Dämmerung zeigte sich die zunehmende Mondsichel recht horizontnah. Mit Hilfe eines einfachen Feldstechers konnte auch der Abendstern Venus gesichtet werden. Die kommende Nacht sollte überwiegend klar sein, unterbrochen von einigen hohen Wolkenfeldern. In der 1. Nacht fotografierte ich mit dem Skywatcher Staradventurer und der Canon EOS 100 Da die Sommer- und Herbstmilchstraße. Mit dem 4‑Zöller und dem Feldstecher wurden hauptsächlich die Standardobjekte des Sommer- und Herbsthimmels beobachtet.
Leider gab es technische Probleme mit der Nachführung der Skywatcher EQ‑5 Montierung und später sogar Probleme mit dem Okularauszug des 100ED. Dieser drehte plötzlich durch und ließ sich weder vor noch zurück bewegen. Bevor ich die Beobachtungsnacht beendete, schaute ich noch beim großen 33-Zoll Dobson vorbei, wo „Cambell’s Hydrogen Star“, ein protoplanetarer Nebel, eingestellt war. Ich konnte einen weißen Stern erkennen, der von einer fast kreisrunden, orangeroten Wasserstoffhülle umgeben war. Nachdem ich meine Ausrüstung im Auto verstaut hatte, fuhr ich nach Hause und kam kurz nach 4 Uhr morgens an.
Sonnabend
Am Samstagmorgen reparierte ich den Okularauszug, der danach wieder wunderbar funktionierte. So war ich guter Dinge für die kommende Nacht. Kurz nach dem Mittagessen brach ich abermals nach Jeßnigk auf. Ich positionierte mich diesmal direkt neben unseren Südkurvenmitgliedern und wechselte die Kupplung der RA-Einheit der Montierung. Nach dieser Reparatur funktionierte die Nachführung der EQ‑5 über 2 Stunden ohne Unterbrechung. Das Feld hatte sich gegenüber dem Vortag etwas gelichtet. Wie am vorhergehenden Tag unternahm ich einige Rundgänge über den Platz und traf einige bekannte Sternfreunde wieder. Leider hatte dies zur Folge, dass ich, wie am Freitag, alle geplanten Workshops und Vorträge verpasste. Für das Treffen im nächsten Jahr wünsche ich mir deshalb wieder eine entsprechende Lautsprecherdurchsage des Veranstalters.
Nach dem Abendessen nordete ich die Montierung ein und beobachtete weitere Standardobjekte. In dieser Nacht wollten auch einige andere Sternfreunde und Gäste durch mein Teleskop schauen und waren vom Anblick des Saturn bei 300facher Vergrößerung schlicht auf begeistert. Stephan, unser aktivstes Mitglied in der Südkurve, was Teleskoptechnik betrifft, fotografierte in dieser Nacht unter anderem Saturn, der am kommenden Tag die Opposition zur Sonne erreichen sollte, sowie am Sonntagmorgen den Riesenplaneten Jupiter. Zu Testzwecken wurde parallel in Stephans Schmidt-Cassegrain von Meade und Uwes selten gebrauchten Vixen-Cassegrain, bei recht gutem Seeing, Saturn bei hoher Vergrößerung im Detail beobachtet, nachdem die technischen Anlaufschwierigkeiten überwunden waren. Merke: nicht alle Losmandy Montageplatten passen auf alle genormten Prismenklemmen… 😉
Kurz nach Mitternacht kam eine Gruppe aus Berlin zu uns auf den Platz, um einen kurzen Blick durch unsere Teleskope zu werfen. Anschließend wollten sie den Skyguide-Vortrag von Uwe Pilz hören. Der Vorsitzende der Vereinigung der Sternfreunde e.V. erklärte den Anwesenden in fröhlicher Runde den Sternenhimmel und die physikalischen Besonderheiten der von Winfried Berberich in seinem Dobson eingestellten Objekte. Die nächtlichen Beobachtungsbedingungen waren in allen Nächten durchweg sehr gut. Es herrschten angenehme Temperaturen um 22°C, trockenes Wetter und gute Sicht. Überraschenderweise konnten wir auch sehr viele Sternschnuppen in jener Nacht sehen. Nachdem sich die Berliner Gruppe verabschiedet hatte und die, die am längsten durchgehalten hatten, noch Uwes Einsteigerbuch „Anschauliche Astronomie“ geschenkt bekamen, stieß ich zur Beobachtergruppe am 33-Zoll-Dobson.
Hier wurden helle Wasserstoffnebel in der Sommermilchstraße mit Hilfe eines Restlichtverstärkers am Okular beobachtet. Man sah diese Objekte (z.B. den Sichelnebel NGC 6888) so, wie man sie von lang belichteten Fotos kennt. Ich war vom Anblick dieser Himmelsobjekte so begeistert, dass ich fast von der Leiter gefallen wäre. Ein anwesender Sternfreund packte daraufhin sein Fernglas aus, das mit zwei Restlichtverstärkern und H‑Beta-Filtern ausgestattet war. Durch das Fernglas sah man die mit vielen Nebeln gesegnete Cygnus-Region im Schwan, den Californianebel (NGC 1499) und den Herz- und Seelennebel (IC 1805 & IC 1871) im Perseus sowie die Nebelregionen im Sternbild Fuhrmann wie auf langbelichteten Weitwinkelaufnahmen – unglaublich! 😮 Kurz nach 3 Uhr verabschiedete ich mich von der Gruppe. Nachdem ich meine Ausrüstung im Auto verstaut hatte, machte ich mich gegen 4:40 Uhr abermals auf den Heimweg und kam mit Beginn der Morgendämmerung zu Hause an.
Im kommenden Jahr wird das 26. Herzberger Teleskoptreffen zwischen dem 18. und 21. September 2025 in Jeßnigk stattfinden.
Weiterführende Links:
Homepage des Herzberger Teleskoptreffens | Thread im Astrotreff-Forum [1]