NGC 7006 ist ein schwacher Kugelsternhaufen im nördlichen Sternbild Delfin (Delphinus). Der deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel entdeckte das Objekt am 21. August 1784. Er beschrieb den Haufen als hell, ziemlich groß, rund und zum Zentrum hin heller werdend. Sein Sohn John Herschel beobachtete den Kugelsternhaufen am 11. Oktober 1825 ebenfalls. Das Objekt ist auch als Caldwell 42 in Sir Patrick Moores Katalog interessanter Deep-Sky-Objekte verzeichnet.
Ein entfernter Außenposten der Milchstraße
Der kugelförmige Sternhaufen hat nur eine scheinbare Helligkeit von 10,6 Größenklassen und einen scheinbaren Durchmesser von 3,6 Bogenminuten. Er kann aber, ein dunkler Landhimmel vorausgesetzt, bereits in mittelgroßen Teleskopen aufgefunden werden. NGC 7006 wird von Amateurastronomen oft übergangen. Die Hauptgründe sind seine bescheidene Größe, seine relativ geringe Helligkeit und seine Lage in der Nähe des Kugelhaufens Messier 15. Allerdings gehört dieser Sternhaufen in Wahrheit zu den helleren Objekten in dem kleinen und unscheinbaren Sternbild Delphinus und ist auch sonst ein interessantes Objekt. NGC 7006 erscheint in seinem Zentrum nämlich besonders kompakt (Konzentrationsklasse I). Die hellsten Sterne besitzen allerdings nur scheinbare Helligkeiten um 16 mag. Insgesamt konzentrieren sich in dem Haufen gut 250.000 Sterne. Mit einem Durchmesser von knapp 100 Lichtjahre ist der Haufen etwas kleiner als der berühmte Herkuleshaufen Messier 13 im gleichnamigen Sternbild. Im Gegensatz zu M 13, befindet sich NGC 7006 auch 5 Mal so weit entfernt wie dieser und 5 Mal weiter entfernt, als die Distanz unseres Sonnensystems zum Zentrum unserer Milchstraße. Mit einer Entfernung von 135.000 Lichtjahren befindet sich NGC 7006 nämlich bereits im äußeren Halo unserer Galaxis. Er umkreist das Zentrum unserer Heimatgalaxie auf einer sehr exzentrischen Bahn. Gleichzeitig gehört er zu den am weitesten entfernten Kugelsternhaufen unserer Milchstraße, die mit kleineren Amateurteleskopen noch beobachtet werden können.
Bereits im Jahr 1921 erkannte der amerikanische Astronom Harlow Shapley auf dem Mount Wilson Observatorium, aufgrund von Messungen heller Riesensterne vom Typ RR Lyrae, dass es sich bei NGC 7006 um einen sehr weit entfernten Kugelsternhaufen handeln muss. Damals wurde die Entfernung sogar noch höher eingeschätzt. Sie übertraf sogar die von NGC 2419, dem „Intergalaktischen Wanderer“ im Sternbild Lynx. Nur die galaktischen Kugelsternhaufen Arp-Madore 1, Palomar 3 und 4 sowie der Eridanus-Cluster liegen noch weiter draußen im galaktischen Halo. Der Halo ist eine etwa kugelförmige Region um unsere Heimatgalaxie, die aus dunkler Materie, Gas und locker verteilten Kugelsternhaufen besteht. Der Kugelsternhaufen wird sich auf seiner 2 Milliarden Jahre dauernden Umlaufbahn um das galaktische Zentrum sogar noch weiter von uns entfernen. Sein Apogalaktikon befindet sich mehr als 330.000 Lichtjahre von uns entfernt! Sein Perigalaktikon beträgt stattdessen 60.000 Lichtjahre. Das ist immer noch fast doppelt so weit wie die Entfernung zu dem hellen Kugelsternhaufen Messier 3 im Sternbild Jagdhunde. NGC 7006 besitzt mit 348 km/s auch die größte Eigenbewegung aller Kugelsternhaufen unserer Galaxis.
Das Alter des Kugelsternhaufens wird auf 12,25 Milliarden Jahre geschätzt. Die vom Alter abgängige Metallhäufigkeit von NGC 7006 ist mit den Kugelsternhaufen M 13 und M 3 vergleichbar. Dabei bezeichnet die Metallhäufigkeit in der Astrophysik das Vorhandensein schwerer Elemente als Wasserstoff und Helium. Man nimmt an, dass sich NGC 7006 unabhängig in einer kleinen Begleitgalaxie unserer Milchstraße gebildet hat. Vor einigen Milliarden Jahren wurde er dann von den Gravitationskräften unserer Galaxis eingefangen. Im Science-Fiction Roman „Beyond the Farthest Star“, von Edgar Rice Burroughs, wird NGC 7006 von den Einwohnern eines fernen Planeten erwähnt und als Bezugspunkt für die Bestimmung der ungefähren Position der Erde verwendet.
Beobachtung
Der Kugelsternhaufen ist recht anspruchsvoll für Besitzer kleiner Teleskope, auch unter einem guten Landhimmel. Mit einer Öffnung von 3 bis 4 Zoll, mit indirektem Sehen und mittlerer Vergrößerung von über 50-fach, erscheint NGC 7006 nur als äußerst schwacher rundlicher Nebelfleck. Sein Zentrum ist etwas heller und wird von einem noch schwächeren Halo umgeben. Mit 5 bis 6 Zoll Öffnung und höherer Vergrößerung tritt der Sternhaufen deutlicher in Erscheinung. Der Kern erscheint bei mittleren Vergrößerungen aber immer noch schwach und der äußere Halo sehr diffus. Der Sternhaufen hat nun Ähnlichkeiten mit einem planetarischen Nebel. In Teleskopen von 8 bis 10 Zoll Öffnung erkennt man einen ziemlich kompakten Kern. Dieser ist von einem schwächeren Halo umgeben. Er weist nun Ähnlichkeiten mit einem Kometen auf. Bei sehr hoher Vergrößerung erscheint das Zentrum bereits flächig und der Randbereich leicht körnig. Einzelne Mitgliedssterne werden ab 14 Zoll und sehr hoher Vergrößerung in den Randgebieten des Haufens aufgelöst. Nur 5 Bogenminuten südwestlich des Kugelsternhaufens existiert eine kleine Gruppe von Hintergrundgalaxien schwächer als 16 mag. Für die visuelle Sichtung benötigt man allerdings noch deutlich größere Teleskope. Nur 1,4° von NGC 7006 entfernt, an der Grenze zum Pegasus, befindet sich ein interessanter V‑förmiger und 13 Bogenminuten großer Asterismus. Dieser ist als als „Toadstool“ bzw. French 1 bekannt und besteht aus 9 und 12 mag hellen Sternen.
NGC 7006 ist am besten in den Spätsommermonaten bis in den Herbst hinein beobachtbar, wenn das Sternbild Delphinus hoch am Himmel steht. Der Kugelsternhaufen ist relativ einfach zu lokalisieren, allerdings aufgrund seiner Helligkeit und Größe noch nicht in Ferngläsern und Sucherfernrohren auffindbar. Wir gehen von der markanten Raute des Delfins aus und betrachten die Strecke zwischen den Sternen Sualocin (Alpha Del, 3,8 mag) und dem hübschen Doppelstern Gamma Delphini (4,3 mag). Wir verlängern diese Strecke um weitere 3,5° nach Osten. Nun sollte NGC 7006 als schwacher Nebelfleck mit geringerer Vergrößerung im Okulargesichtsfeld auftauchen. Benutzt man ein Dobson-Teleskop oder eine azimutale Montierung, stellt man Gamma Del in die Mitte ein. Man wartet 15 Minuten, bis NGC 7006 ins das Gesichtsfeld des Okuklars hineinwandert.
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Steckbrief für NGC 7006
Objektname | NGC 7006 |
Katalogbezeichnung | GCL 119, Caldwell 42 |
Typ | Kugelsternhaufen, I |
Sternbild | Delfin (Delphinus) |
Rektaszension (J2000.0) | 21h 01m 29,5s |
Deklination (J2000.0) | +16° 11′ 17″ |
V Helligkeit | 10,6 mag |
Winkelausdehnung | 3,6′ |
Durchmesser | 100 Lichtjahre |
Entfernung | 135.000 Lichtjahre |
Beschreibung | B,pL,R,gbM; H I 52;Stars eF;very remote globular |
Entdecker | Friedrich Wilhelm Herschel, 1784 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 13 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 41 Millennium Star Atlas: Charts 1215–1216 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 75 Sky Atlas 2000: Chart 17 Uranometria 2nd Ed.: Chart 83 |