Vom 14. bis 17. September 2023 fand das Herzberger Teleskoptreffen (HTT) in Jeßnigk statt. Und nach der 2‑jährigen Auszeit während der Corona-Pandemie, konnte das Treffen in diesem Jahr die hohen Erwartungen wieder vollends erfüllen. Dank des herbstlichen Kaiserwetters – es konnte durchgängig beobachtet werden – hatten sich diesmal deutlich mehr Sternfreunde für den Besuch des Teleskoptreffens entschieden. Einige ganz hart gesottene Hobbyastronomen reisten schon ein paar Tage vorher an. So war das Gelände bereits am Donnerstagnachmittag gut gefüllt. Auch einige Mitglieder unserer Südkurve reisten in das dunkle Südbrandenburg, mussten sich aber etwas abseits der Südkurve mit ihren Zelten, PKWs und Teleskopen positionieren.
Nachdem ich mich entschieden hatte, Donnerstagnacht mit meinem 10 Zoll Schmidt-Newton in heimischen Gefilden aus zu beobachten, reiste ich am Freitagnachmittag mit kleinem Besteck und der Astrofotoausrüstung an. Vor Ort waren bereits einige Südkurvenmitglieder anwesend. Nachdem mein Wurfzelt stand und auch die Fernglasmontierung fertig eingerichtet war, wurde erstmal unser Zentralgestirn im Weiß- und H‑Alpha Licht beobachtet. Bei H‑Alpha zeigten sich zum Teil recht große und besonders dynamische bogenförmige Protuberanzen am Sonnenrand. Ein größerer Sonnenfleck und eine kleine Fleckengruppe waren im Weißlicht deutlich zu erkennen. Und selbst die Venus war am Taghimmel zu sehen und zeigte sich im Fernrohr als Sichel. In der Zwischenzeit wurde mit der Staradventurer und der Astrotrac die Fotoausrüstung startklar gemacht. Für Sternspuraufnahmen auf dem Autodach meines PKWs positionierte ich eine weitere Kamera mit Weitwinkelobjektiv, das auf einem Berlebach Ministativ ruhte. Die Bilder der nachgeführten Aufnahmen müssen allerdings noch bearbeitet werden und erscheinen demnächst in einem gesonderten Artikel.
Als es für die Beobachtung schon dunkel genug war und die Sommermilchstraße gut strukturiert hoch am Himmel stand, zog kurz nach 21 Uhr die Starlink-Kette halbhoch über den westlichen Himmel. Wir konnten die Satelliten, die wie auf einer Kette angeordnet waren, in den Erdschatten eintauchen sehen. Davor zog die ISS halbhoch von West nach Ost. Leider störte zu diesem Zeitpunkt eine helle LED-Straßenlaterne, die direkt kurz vor dem Eingang zur Beobachterwiese stand, bis 22 Uhr die gute Stimmung auf dem Platz. Mit dem 10x70 Fujinon Feldstecher wurden in dieser Nacht Objekte als Beobachtungsziel ausgewählt, die im Oculum-Buch „Big Binoscout“ verzeichneten sind. Das Buch stand auf einen Notenständer neben dem Fernglas immer griffbereit. Leider wurde in dieser Nacht nur eine handvoll Objekte aufgesucht. Denn die Fachsimpelei mit anderen Sternfreunden nahm die meiste Zeit in Anspruch. Um 4:30 Uhr ging es in den Schlafsack, weil der Himmel nun zu 80% mit Wolken zugezogen war.
Nach einer kurzen Nacht – um 6:30 Uhr ging im Dorf die Sirene los – ging es um 9 Uhr zum traditionellen Frühstück in den H‑Alpha-Biergarten. Dort traf ich auf zwei nette Sternfreunde aus Berlin, die erst seit einem Jahr Astronomie betrieben. Wir kamen ins Gespräch und verbrachten fast den halben Tag zusammen. Ich erzählte u.a. über meinen 30-jährigen astronomischen Werdegang. Die Campingausrüstung wurde am frühen Nachmittag wieder im Auto verstaut. Denn ich hatte vor, noch in der Nacht abzureisen. Bis zum Sonnenuntergang unterhielt man sich mit anderen Sternfreunden, betrachtete die hochaufgelösten Sternspektren bei einem älteren Sternenfreund oder stattete einen der Händler einen Besuch ab. Dort hatte man die Gelegenheit, hier und da ein Schnäppchen zu ergattern. Um 15:30 Uhr besuchte ich Martin Fiedlers Vortrag „Bildbearbeitung mit PixInsight und GraXpert für Einsteiger“ mit der Erkenntnis, dass PixInsight wohl doch nix für mich ist. 😉
Aufgrund aufziehender Zirrusbewölkung entschloss ich kurz vor Sonnenuntergang, auch die Astrofotoausrüstung wieder im PKW zu verstauen. Die gesamte Nacht verbrachte ich dann mit meinen neuen Berliner Sternfreunden. Ich half die Beiden dabei, den 6 Zoll Skywatcher Newton für das Go-To vorzubereiten. Wir beobachteten anschließend einige Messier-Objekte des Sommer- und Herbsthimmels: M13, M27, M 31, M51, M57, M92 und h&Chi Per. Begeistert waren wir auch vom Anblick der Planeten Jupiter und Saturn bei recht gutem Seeing. Kurz nach Mitternacht beendeten wir unsere Beobachtungstour am 6‑Zöller und gingen zum Standort des 20 Zoll Binodobson. Daneben stand ein 7″ ED-Refraktor, wo wir abermals Jupiter und Saturn ins Visier nahmen und zahlreiche Strukturen in ihren Atmosphären wahrnehmen konnten.
Das Highlight der Nacht war allerdings der Blick durch den großen Binodobson. Dieser wurde, laut seinem Besitzer, vollständig in Eigenleistung gebaut. Wir waren vom Anblick des Ringnebels in der Leider, der Spiralarme in der Dreicksgalaxie sowie vom Staubband der nur von der Kante gesehenen Spiralgalaxie NGC 891 in der Andromeda schlichtweg begeistert. Der Kugelsternhaufen Messier 15 im Pegasus war mit unzähligen Sternen übersät und erschien aufgrund des biokularen Sehens in 3D. Nur sein Zentrum war selbst im 20 Zöller nicht auflösbar. Gegen 2 Uhr verabschiedete ich mich von den Berlinern und brach dann kurz nach 2:30 Uhr die Heimreise an.