NGC 6543 ist ein heller planetarischer Nebel im nördlichen Sternbild Drache (Draco). Er wurde am 15. Februar 1786 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt. Herschel sah den Nebel als rundes Scheibchen, mit sehr schlecht definiertem Rand und einem gut definierten und runden Zentrum. Dieses Objekt gehört auch zu den helleren Objekten, die Charles Messier, auf seiner Suche nach kometenähnlichen Objekten am Himmel, übersehen hat. Aufgrund seiner großen Oberflächenhelligkeit und seiner Form und Farbe, vor allem auf Fotos, wird er als Katzenaugennebel (Cat’s Eye Nebula) bezeichnet. NGC 6543 war das erste Objekt seiner Art, das am 29. August 1864 vom englischen Amateurastronomen William Huggins, unter Zuhilfenahme eines Spektroskop, untersucht wurde. Er entdeckte in seinem Spektrum einige helle Emissionslinien, die er nicht identifizieren konnte. Aus diesem Grund nannte er dieses hypothetische neue Element „Nebulium“. Huggins Entdeckung war auch ein erster Hinweis darauf, dass planetarische Nebel aus extrem verdünnten ionisierten Gas bestehen. NGC 6543 ist ebenfalls in Sir Patrick Moores Caldwell-Katalog als Nummer 6 aufgeführt.
Ein kleiner und heller planetarischer Nebel des Nordhimmels
Der Katzenaugennebel gehört zu den hellsten planetarischen Nebeln an unserem Himmel. Er wurde vor allem durch die berühmten Hubble-Fotos auch einem breiteren Publikum näher gebracht. Auch für die Wissenschaft ist NGC 6543 ein wichtiges Forschungsobjekt. Der Nebel besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8,1 mag und eine scheinbare Größe von 6,4 x 0,3 Bogenminuten. Der mit Amateurteleskopen sichtbare innere Bereich besitzt eine Ausdehnung von 23 x 18 Bogensekunden. Ferner gehört er zu den flächenhellsten und komplexesten Objekten seiner Klasse und ist selbst in kleinen Teleskopen ein eindrucksvolles Objekt. Der 3.300 Lichtjahre entfernte planetarische Nebel ist nach wie vor Gegenstand aktueller Forschungen, in allen der Wissenschaft zur Verfügung stehenden Wellenlängenbereichen. Rätselhaft ist vor allem, wie die konzentrischen Ringe, innerhalb der Nebelhülle, entstanden sind. Dies wurden in Intervallen von ein bis zweitausend Jahren Abstand von dem sterbenden Stern abgestoßen. Der planetarische Nebel gehört zu den jüngeren Objekten seiner Klasse. Er besitzt, auf die Ausdehnungsgeschwindigkeit der Nebelhülle von 16,4 km/s bezogen, ein maximales Alter von nur 1.000 Jahren.
Einige Bogenminuten östlich des Nebels befindet sich die 13,6 mag helle Balkenspiralgalaxie NGC 6552, die sich mit 365 Millionen Lichtjahre Abstand weit im Hintergrund befindet. Sie wurde am 6. Oktober 1866 von dem deutschen Astronomen Heinrich Louis d’Arrest entdeckt. Etwa 4 Bogenminuten südlich dieser Galaxie befindet sich der Nordpol der Ekliptik. Um diese dreht sich der Himmelsnordpol innerhalb von 25.800 Jahren, aufgrund der Präzession der Erdachse. Aufgrund seiner Lage am Himmel, ist der Katzenaugennebel auch als „Ekliptiknordpol-Nebel“ bekannt. Gleichzeitig ist er von nördlichen Breiten aus zirkumpolar und kann demzufolge das ganze Jahr beobachtet werden.
Wolf-Rayet-Stern mit komplexer Nebelhülle
Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble zeigen in der Hülle von NGC 6543 zahlreiche Strukturen wie Knoten, Jets, Blasen und nebelartige Bögen. Visuell ist zumeist nur ein rund 20 Bogensekunden großer innerer Bereich des Nebels sichtbar, der oval erscheint. Die innere, hellere Nebelregion besitzt eine Ausdehnung von ca. 20.000 Astronomische Einheiten und eine Temperatur von 7.000 bis 9.000 Kelvin. Auf fotografischen Aufnahmen taucht ein 6,4 Bogenminuten großer Halo auf, dessen Nebelmassen der alternde Riesenstern, in der weiter zurückliegenden Vergangenheit, abgestoßen hat. Der Durchmesser dieser Hülle beträgt rund 3,5 Lichtjahre und besitzt eine Temperatur von 15.000 Kelvin und eine deutlich geringere Flächenhelligkeit. Die äußeren Schalen des Nebels wurden vor rund 15.000 Jahren ausgestoßen. Noch weiter außerhalb dieser Hülle befindet sich ein großer schwacher Halo. Dieser entstand vor 90.000 Jahren, bevor sich der Hauptnebel gebildet hat und der Hauptstern noch ein Roter Riese war. Die Masse des äußeren Halos wird auf 0,26 bis 0,92 Sonnenmassen geschätzt.
Der Zentralstern (HD 164963) vom Spektraltyp O gehört zur Gruppe der Wolf-Rayet-Sterne. Dieser besitzt eine Oberflächentemperatur von 80.000 Kelvin und die 10.000-fache Sonnenleuchtkraft. Der Zentralstern war vor wenigen tausend Jahren noch ein Roter Riese. Er besitzt in der heutigen Zeit weniger als eine Sonnenmasse und den 0,65-fachen Radius unserer Sonne. Der Stern verliert nach wie vor Materie an die Umgebung, in Form eines schnellen und intensiven Sternwinds. Im Jahr macht dieser Massenverlust ungefähr 3,2 x 10^-7 Sonnenmassen aus. Wahrscheinlich besaß der Stern ursprünglich eine Masse von rund 5 Sonnenmassen. Beobachtungen des Nebels im fernen Infrarot bei etwa 60 Mikrometern legen nahe, dass der Zentralstern von interstellaren Staub umgeben ist, den der Stern in seiner Rote-Riesen-Phase gebildet hat. Dieser nur 85 Kelvin kalte Staub absorbiert das Sternenlicht des Zentralsterns.
Des Weiteren wurde neutraler molekularer Wasserstoff und Argon im inneren Teil der Nebelhülle gefunden. Die Elemente emittieren Infrarotstrahlung, was für diese Art von Nebel ungewöhnlich ist. Denn in vielen planetarischen Nebeln ist die molekulare Emission in größeren Entfernungen vom Stern am stärksten. Der Nebel emittiert auch Röntgenstrahlung, was für planetarische Nebel ebenfalls nicht die Regel darstellt. Die Strahlung entsteht durch die Wechselwirkung des bis zu 1.900 km/s schnellen Sternwinds mit dem ausgestoßenen Material der Umgebung. Diese sind als helle Bereiche in der Nebelhülle erkennbar. Die Wechselwirkung führt dazu, dass der innere Teil des Nebels ausgehöhlt wurde und zum Durchbrechen der Blase an beiden Enden geführt hat. Das extrem heiße Gas besitzt Temperaturen von 1,7 Millionen Kelvin. In der inneren Nebelhülle sind ferner 11 konzentrische Ringe erkennbar, die abgestoßen wurde, als sich der Stern noch auf dem asymptotischen Riesenast des Hertzsprung-Russell-Diagramms befunden hat. Das Material der Ringe, das mit 0,1 Sonnenmassen jeweils so viel Masse enthält, wie alle Planeten unseres Sonnensystems zusammen, wurde in regelmäßigen Abständen und mit ähnlicher Geschwindigkeit ausgestoßen.
Man vermutet, dass der Zentralstern Mitglied eines Doppelsterns mit Akkretionsscheibe und Massenaustausch ist. Die Akkretionsscheibe emittiert Röntgenstrahlung und besitzt eine Temperatur von 100.000 Kelvin. Diesen Umstand verdankt der planetarische Nebel wohl seine komplexe äußere Struktur und das Vorhandensein eines polaren Jets, der sich im Laufe der Zeit, aufgrund der Präzession, dreht. Unmittelbar westlich des Zentralsterns befindet sich im äußeren Halo ein diffuser länglicher Fleck von rund 15 mag Helligkeit mit der Bezeichnung IC 4677. Dieser wurde von dem amerikanischen Astronomen E.E. Barnard am 24. April 1900 entdeckt. Der dänische Astronom J. L. E. Dreyer glaubte darin eine Galaxie zu erkennen, so dass dieser Fleck später auch im MCG und PGC Katalog geführt wurde. In Wahrheit handelt es sich hierbei um einen früheren heftigen Gasausbruch des Zentralsterns von NGC 6543. Dieser leuchtet vorwiegend im Licht des doppelt ionisierten Sauerstoffs (O‑III).
Beobachtung
NGC 6543 ist aufgrund seiner Helligkeit bereits in Ferngläsern oder im Sucherteleskop als 8 mag helles Sternchen sichtbar. Im 10x50 Fernglas kann man schon seine blaugrüne Farbe erkennen, die im 16x70 Feldstecher intensiver erscheint. Allerdings ist der Nebel auch hier kaum von einem Stern zu unterscheiden. Mit einem 3 bis 4 Zoll Refraktor und 200-facher Vergrößerung erscheint der Katzenaugennebel als gleichmäßig helles ovales blaugrünes Scheibchen, mit scharfem Rand. Das Zentrum erscheint bei indirektem Sehen ein klein wenig dunkler. Mit steigendem Durchmesser der Optik und mit höherer Vergrößerung wächst auch der Detailreichtum des Nebelhülle. Der Zentralstern ist unter guten Bedingungen schon im 6‑Zöller und 120-facher Vergrößerung zu erahnen. Dieser ist eng von einem leuchtenden Ring umgeben. Die Nebelhülle erscheint nun mit helleren und dunkleren Strukturen übersät. Aufgrund der großen Flächenhelligkeit der Nebelhülle verträgt NGC 6543 auch Vergrößerungen jenseits der Millimeterzahl der Teleskopöffnung sehr gut. Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung und 300-facher Vergrößerung gleicht NGC 6543 einer Brezel. Der Zentralstern ist ab einer Vergrößerung von 120-fach einfach zu erkennen. Dieser erscheint aufgrund des Kontrast der Nebelhülle leicht gelblich. Die Nebelhülle selber erscheint in einem blassen blau-grün.
Das Nebelscheibchen zeigt Spiralen, die sich um das Zentrum winden. Die nördlicheren und südlicheren Bereiche sind schwächer als der Nebelhauptkörper. Dazwischen verläuft eine Dunkelstruktur. Der Zentralteil ist viergeteilt. Man kann mit viel Phantasie darin tatsächlich eine Art Katzenauge erkennen. Die Sichtbarkeit von Strukturen ist aber stark vom Seeing abhängig. Mit 12 Zoll Öffnung und hoher Vergrößerung zeigt der Nordteil von NGC 6543 einen unterbrochenen hellen Rand an der West- und Ostseite. Die die Südseite erscheint diffus. Der Zentralstern sticht nun regelrecht hervor. Es existiert eine Andeutung von ineinander verschlungener Ringen und eine dunkle, runde Leere direkt neben dem Zentralstern. IC 4677 ist unter optimalen Bedingungen bereits im 10-Zöller, spätestens aber mit 12 Zoll Öffnung erreichbar. Auch die Galaxie NGC 6552 zeigt sich mit dieser Öffnung als kleine schwache Ellipse ohne Struktur.
NGC 6543 ist das gesamte Jahr über sichtbar. Der planetarische Nebel befindet sich 13° nördlich des 2,2 mag hellen Sterns Eltanin (Gamma Dra). Um den Katzenaugennebel aufzusuchen, orientieren wir uns an den Sternen Zeta (3,2 mag) und Chi Draconis (3,6 mag). Unmittelbar östlich der Verbindungslinie der beiden Sterne steht ein helles weites Sternenpaar der 5. Größenklasse (Omega und 27 Dra). Knapp 5° südöstlich befindet sich ein weiteres Sternenpaar der 5. Größenklasse (42 und 36 Dra). Der planetarische Nebel steht nun ungefähr in der Mitte dieser Sternenraute, nur 3 Bogenminuten ostsüdöstlich eines Sterns der 8. Größenklasse.
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Steckbrief für NGC 6543
Objektname | NGC 6543 |
Katalogbezeichnung | PK 96+29.1, PN G096.4+29.9, 7ZW 759, ARO 6, Caldwell 6 |
Eigenname | Katzenaugennebel, Cat’s Eye Nebula, Ekliptiknordpol-Nebel |
Typ | Planetarischer Nebel, PN 3a(2) |
Sternbild | Drache (Draco) |
Rektaszension (J2000.0) | 17h 58m 33,4s |
Deklination (J2000.0) | +66° 38′ 01″ |
V Helligkeit | 8,1 mag |
Flächenhelligkeit | 5,0 mag |
Winkelausdehnung | 22,0″ x 16,0″ |
Helligkeit Zentralstern | 11,3 mag |
Expansionsgeschwindigkeit | 19,5 km/s |
Durchmesser | 3,5 Lichtjahre |
Entfernung | 3.300 Lichtjahre |
Beschreibung | vB,pS,sbMvSN, H IV 37;Cat’s Eye Nebula;PK96+29.1 |
Entdecker | Friedrich Wilhelm Herschel, 1786 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 1 & 6 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 3, 9 & 10 Millennium Star Atlas: Charts 1065–1066 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 51 Sky Atlas 2000: Chart 3 Uranometria 2nd Ed.: Chart 11 |