Während der partiellen Sonnenfinsternis am 25. Oktober 2022 gab es auch diesmal vielerorts dichtere Wolkenfelder. Ich hatte mich diesmal mit meinem alten Astrokumpel Horst in meiner Heimatstadt Lübben verabredet, um gemeinsam die Finsternis zu beobachten. Viel Hoffnung auf einen Blick auf die teilverfinsterte Sonne hatte ich allerdings nicht. Denn kurz vor 10 Uhr gab es eine nahezu geschlossene Wolkendecke und sogar einen kleinen Regenschauer. Wir bauten aber trotzdem das Instrumentarium im Garten vor dem Haus auf. Mit dabei war mein 80 mm Refraktor mit Glassonnenfilter und das Coronado PST. Horst hatte seinen 63 mm Teleskop von Carl Zeiss Jena aufgebaut, den er ebenfalls mit einem Glassonnenfilter bestückte.
Den 1. Kontakt des Neumondes mit der Sonnenscheibe, um 11:10 Uhr, verpassten wir leider, weil zu diesem Zeitpunkt eine Wolkenbank die Sicht auf die Sonne trübte. Glücklicherweise zogen die Wolken relativ schnell über den Himmel, so dass ab und zu unser Zentralgestirn in einer Wolkenlücke stand. Zwei größere Sonnenflecken waren in der Nähe des östlichen und westlichen Rand zu sehen. Nahe der Mitte gab es drei kleinere Fleckengruppen. Im H‑Alpha-Licht war deutlich mehr los als im Weißlicht, wie das tolle Foto der teilverfinsterten Sonne mit ihren Protuberanzen beweist. Ein großer Dank geht dafür an meinen Astrofreund Stephan aus Dresden, der das Bild mit seinem 50 mm Solarscope und einer ASI 178 mono aufnahm.
Auch andere Sternfreunde, die ihren Standort in Gorden, Chemnitz oder Doberlug-Kirchhain gewählt hatten, konnten ein Blick auf die verfinsterte Sonne erhaschen und sogar eigene Fotos von diesem immer wieder faszinierenden Himmelsereignis anfertigen. Im südwestlichen Brandenburg und Sachsen hatte man aber offensichtlich größere Schwierigkeiten mit dem Wetter. Auch ich hatte versuchsweise mal meine Canon EOS 100D in Okularprojektion am Rohr, allerdings ohne Nachführung. Zwar ist das Foto nicht ganz scharf, aufgrund der Bewegungsunschärfe am nicht nachgeführten Fernrohr. Aber immerhin habe ich ein Belegbild, dass die Finsternis auch hier im Spreewald zu sehen war. 🙂
Diesmal war das Seeing (Luftruhe) zur Mittagszeit außergewöhnlich gut. Die Mondberge, die sich vor der hellen Sonnescheibe projizierten, stand ähnlich eines Scherenschnittes wie ausgestanzt im Okular. Die größeren Flecken waren von hellen Fackelgebieten umgeben. Die Protuberanzen zeigten sich im Licht des einfach ionisierten Sauerstoffs mit zahlreichen Strukturen, wenn es die Witterung zuließ und blauer Himmel zu sehen war. Denn durchziehenden Wolken minderten ein wenig den Kontrast. Wenigstens konnte man ab und zu auch mal einen Blick auf die Sonne mit dem bloßen Auge erhaschen, wenn diese vor einer dichteren Wolke stand und das gleißende Licht unseres Zentralgestirns wie durch einen Filter trübte.
Zum Zeitpunkt der maximalen Bedeckung, um 12:15 Uhr, stand leider eine größere Wolkenbank vor unserer Sonne, die zu diesem Zeitpunkt 32% vom Neumond bedeckt war. Dafür konnte ich den 4. Kontakt, mit dem Austritt des Neumondes von der Sonnenscheibe, fast bis zum Ende verfolgen. Um 13:20 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit gab der Mond unser Zentralgestirn wieder vollständig frei. Durch die Position der Sonnenflecken konnte man die Wanderung unseres Erdtrabanten, in den zwei Stunden der Verfinsterung, sehr gut verfolgen.
Nun müssen wir uns ein klein wenig gedulden, bis die nächste von Deutschland aus sichtbare Sonnenfinsternis zu sehen ist. Denn die nächste wird erst 29. März 2025 geben.
Weiterführende Links:
Seltenes Himmelsspektakel: die partielle Sonnenfinsternis in Bildern