Der Kugelsternhaufen Messier 5 (NGC 5904) im Sternbild Kopf der Schlange (Serpens Caput) wurde am 5. Mai 1702 von dem deutschen Astronomen Gottfried Kirch und seiner Frau Maria in Berlin durch Zufall entdeckt, als sie bei der gemeinsamen Beobachtung des Kometen von 1702 zufällig auf einen „nebulösen Stern“ in der Nähe von 5 Serpentis stießen. Kirchs Frau notierte „ein nebulöses Licht, welches viele schwache Sterne um sich herum enthält“. Der französische Astronom Charles Messier entdeckte den Sternhaufen am 23. Mai 1764 unabhängig und nahm ihn als 5. Objekt in seinen berühmten Nebelkatalog auf. Er beschrieb ihn als schönen runden Nebel ohne Sterne. Der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel konnte den Kugelsternhaufen am 7. März 1783, mit seinem 7‑Fuß-Reflektor, in eine Vielzahl von Sternen auflösen. Eine weitere Beobachten von ihm erfolgte im Jahr 1791. Er zählte, diesmal unter Verwendung seines 40-Fuß-Teleskops, mehr als 200 Sterne und beschrieb ein dichtes Kerngebiet. Der amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard schrieb im Bezug auf Messier 5: „Viel schöner als M 13“.
Der hellste Kugelsternhaufen nördlich des Himmelsäquators
Messier 5 gehört, neben Messier 13 im Sternbild Herkules, zu den hellsten und schönsten Kugelsternhaufen nördlich des Himmelsäquators für Amateurteleskope. Er steht ungefähr 26.600 Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen scheinbaren Durchmesser von 23 Bogenminuten und eine scheinbare Helligkeit von 5,7 mag. Damit ist er sogar noch etwas heller als M 13 und unter einem dunklen Himmel schon mit dem bloßen Auge auffindbar. Er steht räumlich gesehen nur etwas weiter entfernt als sein berühmteres Pendant. Gleichzeitig gehört er auch zu den größten Kugelsternhaufen unserer Milchstraße. Nach neusten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen gehört M 5, mit einem Alter von rund 8,9 bis 10,6 Milliarden Jahren, zu den jüngeren Exemplaren seiner Klasse. Gegenwärtig ist der Kugelhaufen 20.000 Lichtjahre vom Zentralgebiet unserer Galaxis entfernt. Er kann sich auf seiner langgestreckten Umlaufbahn aber bis zu 150.000 Lichtjahre entfernen und sich bis zu 10.000 Lichtjahre dem galaktische Zentrum annähern. Ein vollständiger Umlauf dauert rund 1 Milliarde Jahre.
Der Sternhaufen erscheint in Nordost-Süddwest Richtung leicht elliptisch und vereint rund eine halbe Millionen Sternen, auf einem Gebiet von 165 Lichtjahren Durchmesser. Sein Gezeitenradius beträgt rund 200 Lichtjahre. Mitgliedssterne sind in diesem Raumbereich gravitativ an den Kugelhaufen gebunden. Seine Leuchtkraft wird mit 250.000 Sonnen angegeben. Neben einigen „Blauen Nachzüglern“ (Blue Stragglers), die entweder durch Sternenkollisionen oder durch Massentransfer zwischen Doppelsternen entstanden sind, enthält M 5 auch mehr als 143 veränderliche Sterne. Rund 120 gehören zur kurzperiodischen Klasse der RR-Lyrae-Sterne. Diese Sterne sind typisch für Kugelsternhaufen und werden als so genannte Haufenveränderliche bezeichnet. Sie ähneln den Cepheiden, die als Standardkerzen für die Entfernungsbestimmung im Weltall gelten. Der hellste Veränderliche im Haufen besitzt eine variable Helligkeit zwischen 10,6 bis 12,1 Magnituden und eine Periode von unter 26,5 Tagen.
Zwei Millisekundenpulsare und eine Zwergnova
In Messier 5 wurden auch zwei Millisekundenpulsar entdeckt. Der erste Pulsar (PSR B1516+02A) steht isoliert im Haufen und besitzt eine Periode von 5,55 Millisekunden. Der zweite Pulsare (PSR B1516+02B) hat eine Periode von 7,94 Millisekunden und ist Mitglied eines Doppelsternsystems, mit einem masseärmeren Begleiteter. Eine Zwergnova, mit der Bezeichnung V101, ist ebenfalls bekannt und befindet sich 4,8 Bogenminuten westlich des Haufenzentrums. Hierbei handelt es sich um eine veränderlichen Stern, der aus einem engen Doppelsternsystem bestehen. Einer der Sterne ist ein Weißer Zwerg, der Materie von seinem Begleiter aufsammelt. Infolgedessen zeigt der Weiße Zwerg periodische Helligkeitsausbrüche. Die Zwergnova besitzt eine Periode von 5,8 Stunden und variiert in ihrer Helligkeit zwischen 19,8 und 22,5 Größenklassen.
Ebenfalls in der Nähe von M 5, rund 40 Bogenminuten südlich von 4 Ser, befindet sich ein weiterer und von der Helligkeit sehr flächenschwacher Kugelsternhaufen. Palomar 5 ist mit einer Helligkeit von 11,8 mag, einem Durchmesser von 6,9 Bogenminuten und rund 75.000 Lichtjahren Entfernung nur in Teleskopen ab 14 Zoll Öffnung wahrnehmbar.
Beobachtung
Unter optimalen Bedingungen ist Messier 5 als unscharfes Sternchen, in unmittelbarer Nähe des Doppelsterns 5 Serpentis, bereits mit dem bloßen Auge sichtbar. Die Nähe zu diesem Stern erschwert aber seine Sichtung. Spätestens mit einem kleinen 10x50 Feldstecher oder kleinen Teleskopen erkennt man ein kleines rundes Nebelbällchen. Ab 2 Zoll Öffnung kann man gut Messiers Beschreibung nachvollziehen. Man erkennt einen runden Nebel, mit einer deutlichen Helligkeitszunahme zur Mitte. Mit höherer Vergrößerung erscheinen die Ränder leicht granuliert. Mit einer Öffnung von 3 bis 4 Zoll und 60-facher Vergrößerung ist M 5 schon in den Randgebieten in einzelne Sterne aufgelöst. Dabei zeigt sich der Haufen allgemein als leicht elliptisch, mit einem deutlich helleren, kompakten Zentrum. Spätestens ab 5 bis 6 Zoll Öffnung und Vergrößerungen um 100-fach, sollten auch Gebiete in der Nähe des Zentrums zahlreiche helle Einzelsterne der 12. Größenklasse zeigen. Sie bilden gekrümmte Sternenketten, die sich vom Zentrum ausgehend erstrecken. Die Außenbereiche sind unregelmäßig geformt und besitzen ein nebelhaftes Erscheinungsbild. Der Sternhaufen erscheint nun merklich länglich. Sein Kern erscheint sehr kompakt und ist noch nicht vollständig in Einzelsterne aufgelöst. Mit 8 bis 10 Zoll Teleskopöffnung und hoher Vergrößerung ist das Okulargesichtsfeld regelrecht von Sternen übersät und es offenbart sich die ganze Pracht dieses Kugelsternhaufens. In den Außenbereichen des Haufens sind die Sterne in zahlreichen Gruppen, kurzen Ketten oder Mustern angeordnet. Sie verleihen M 5 ein spinnenartiges Aussehen. Mit noch größeren Teleskopen, ab 12 Zoll, ist dann endlich auch das Zentrum vollständig in Einzelsterne aufgelöst. M 5 übertrifft in Ausdehnung sogar M 13. Bei großer Teleskopöffnung ist er einer der wenigen farbigen Kugelsternhaufen, mit einer schwachen, blassgelben äußeren Region, die ein blau gefärbtes Inneres umgibt.
Messier 5 ist am besten in den Frühlings- und Sommermonaten beobachtbar. Er liegt auf halber Strecke zwischen den Sternbildern Schlange und Jungfrau. Um den Kugelsternhaufen aufzusuchen, stellen wir zuerst den Stern Unukalhai (Alpha Serpentis, 2,6 mag) ein. Nur 2° südöstlich dieses Sterns befindet sich Epsilon Ser (3,7 mag). Wir stellen diesen Stern in die Mitte unseres Sucherfernrohrs ein und schwenken anschließend abermals 2° nach Süden, bis wir den 5,2 mag hellen Stern Omega Ser erreichen. Dieser bildet mit Psi Ser (5,8 mag) und einem weiteren 5 mag Stern, weiter südlich, ein gleichseitiges Dreieck. Nun schwenken wir nach Westen, bis wir auf zwei weitere Sterne der 5. Größenklasse treffen. Der westliche Stern ist 5 Ser. M 5 befindet sich nur 22 Bogenminuten nordwestlich dieses Sterns und sollte schon im Sucher leicht zu erkennen sein.
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Steckbrief für Messier 5
Objektname | Messier 5 |
Katalogbezeichnung | NGC 5904, GCL 34 |
Typ | Kugelsternhaufen, V |
Sternbild | Schlange (Serpens) |
Rektaszension (J2000.0) | 15h 18m 33,8s |
Deklination (J2000.0) | +02° 05′ 00″ |
V Helligkeit | 5,7 mag |
Flächenhelligkeit | 11,0 mag |
Winkelausdehnung | 23,0′ |
Durchmesser | 165 Lichtjahre |
Entfernung | 26.600 Lichtjahre |
Beschreibung | !!,vB,L,eCM,eRi; st mags 11…;superb cluster |
Entdecker | Gottfried Kirch, 1702 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 6 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 56 Millennium Star Atlas: Charts 765–766 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 55 Sky Atlas 2000: Chart 11 Uranometria 2nd Ed.: Chart 108 |