Wie schon in einem vorhergehenden Artikel versprochen, reiche ich nun meine Bildergebnisse aus der Beobachtungsnacht des 22. April 2020 nach. In jener Nacht beobachtete ich mit den 10x50 und 10x70 Feldstechern von Fujinon und fotografierte parallel nachgeführt den Sternenhimmel. Verwendung fand dabei meine erst im letzten Herbst für die „Full Spectrum Fotografie“ umgebaute Canon EOS 600D, die auf der Skywatcher Staradventurer nachgeführt wurde, sowie die Canon EOS 1000Da, auf der Astrotrac. Als Optiken kamen zum einen das Canon EF 200mm F/2,8 L II USM und das Samyang 135 mm F/2.0 Objektiv zum Einsatz. Bei der Canon EOS 600D setzte ich zum ersten mal einen günstig erworbenen Akku-Dummy ein, da ich die lästigen Akkuwechsel während der Langzeitbelichtung verhinderte wollte, und einen IR/UV Clip-Filter von Astronomik. Bearbeitet wurden die Fotos einige Tage später mit der neusten Astro Pixel Processor Version und Adobe Photoshop 2020.
Das östliche Gebiet des Virgohaufens
Bei dieser Aufnahme verwendete ich die Canon EOS 600D und das 135mm Samyang Objektiv auf der Staradventurer Montierung. Sie zeigt den östlichen Teil des Virgo-Galaxienhaufens im Grenzgebiet der Sternbilder Jungfrau (Virgo) und Haar der Berenike (Coma Berenices) in einem ca. 9 x 6 Grad großen Feld. Ursprünglich hatte ich geplant, Markarians Galaxienkette mit auf den Kamerachip zu bannen. Leider verfehlte ich die Region um wenige Grad. Auf dem leicht gecroppten Foto sind zahlreiche Galaxie aus dem Messier- und NGC-Katalog abgebildet. Selbst bei dieser vergleichsweise geringen Brennweite sind, wenn man in das Bild hineinzoomt, einige Details zu erkennen z.B. Spiralarme. Zu den auffälligsten Welteninseln auf diesem Foto zählen zum Beispiel die Galaxien M 58, M 59, M 60, M 89, M 90 und M 91, die ca. 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und alle Mitglieder des Virgohaufens sind.
Aufnahmedaten: Canon EOS 600Dfs, Samyang 135 mm f/2.0, F/2.8, ISO-1600, 68x90 Sek. auf Skywatcher Staradventurer, Position des Bildmittelpunkts: RA: 12h 44m & Dec: +13° 27‘
Die Messier 81 Galaxiengruppe
Das nächste Bild zeigt die beiden berühmten Galaxien Messier 81 und Messier 82 im Sternbild Großer Bär (Ursa Major), die zum Aufnahmezeitpunkt nahe des Zenits standen. Der Hintergrund des 6,5 x 4 Grad großen Fotos ist etwas unruhig, da auch der galaktische Zirrus mit abgebildet wurde. Diese sehr lichtschwachen Filamente, fern der Milchstraßenebene, sind nur unter wirklich guten Bedingungen auf Himmelsaufnahmen erkennbar. In der Aufnahmenacht gab es sehr trockene Luft und einen wunderbar transparenten Himmel. Die Grenzgröße lag bei ca. 6,8 mag. Mein SQM‑L, der die Dunkelheit des Himmelshintergrundes misst, zeigte gegen Mitternacht 21,63 mag/arcsec² an. Für das Foto wurde hier die Canon EOS 1000Da verwendet, die ich mit dem Canon EF 200mm ausgestattet hatte. Das Galaxienpaar M 81 (Bodes Galaxie) und M 82 (Zigarrengalaxie) zeigen selbst mit 200 mm Brennweite einige Details. In M 81 erkennt man vor allem die beiden auffälligen Spiralarme. In den Spiralarmen selber sind auch einige junge Sternenhaufen als Knoten sichtbar. Wenn man genau hinsieht, fällt bei M 82 diejenige HII-Region auf, die sich auf tiefen Aufnahmen als roter Lichtsaum senkrecht zur Galaxienscheibe erhebt. Der Ursprung dieser Struktur ist die hohe Sternentstehungsrate (Starburst) in dieser Galaxie, die durch ihren Nachbarn M 81 verursacht wird. Auch einige Nachbargalaxien, die alle zur 12 Millionen Lichtjahre entfernten M81-Galaxiengruppe gehören, sind erkennbar z.B. die beiden irregulären Welteninseln NGC 3077 und UGC 5139 sowie die Spiralgalaxie NGC 2976. Am rechten Bildrand erkennt man noch NGC 2963 und NGC 2985, die allerdings mit einer Entfernung von 50 bis 60 Millionen Lichtjahren deutlich weiter im Hintergrund stehen.
Aufnahmedaten: Canon EOS 1000Da, Canon EF 200 mm f/2.8L, F/4.0, ISO-1600, 56x122 Sek. auf Astrotrac, Position des Bildmittelpunkts: RA: 09h 51m & Dec: +69° 29‘
Die Whirlpoolgalaxie Messier 51
Ich wollte schon immer mal die Whirlpoolgalaxie Messier 51 in den Jagdhunden (Canes Venatici) aufnehmen. Nun hatte ich die Gelegenheit dazu und verwendete die gleiche Ausrüstung, wie bei der Aufnahme von M81 & M82. Erstaunlich ist, dass selbst bei 200 mm Brennweite die Spiralarme hervorstechen und auch der schwache Gezeitenarm oberhalb von NGC 5195 bereits sichtbar ist. Leider ist der Hintergrund in dieser Aufnahme ziemlich unruhig, weil sich das so genannte Walking Pattern Noise, in Form diagonaler Bänder, bemerkbar macht. Hier scheint die EOS 1000Da vom Rauschverhalten her schlechter abzuschneiden, als die EOS 600D, die das Phänomen kaum zeigt. Das Problem bekommt man nur mit Dithern und einem Autoguider weg, den ich leider nicht besitze. Nichts desto Trotz überrascht der Detailreichtum meiner M 51 Aufnahme, vor allem in der gecroppten und neu bearbeiteten Version. Interessant ist auch das unmittelbare Feld um Messier 51 mit einigen Hintergrundgalaxien.
Aufnahmedaten: Canon EOS 1000Da, Canon EF 200 mm f/2.8L, F/4.0, ISO-1600, 60x107 Sek. auf Astrotrac, Position des Bildmittelpunkts: RA: 13h 30m & Dec: +47° 04′
IC 1396
Das letzte Objekt, dass ich in der Nacht vom 22. auf den 23. April 2020 aufnahm, ist die HII-Region IC 1396, inklusive dem darin eingebetteten offenen Sternhaufen Trümpler 37 im Sternbild Cepheus. Dieses Gebiet der Milchstraße ist zirkumpolar und stand zu Beginn der Aufnahme in einer Höhe von rund 30 Grad über dem Nordhorizont. Darin eingebettet befindet sich auch der deutlich berühmtere Elefantenrüsselnebel (IC 1396A). Diese Globule ist ein aktives Sternentstehungsgebiet und befindet sich 2.400 Lichtjahre von der Erde entfernt. Links oben erkennt man etwas beschnitten noch die Sternentstehungsregion Sharpless 129. Geprägt wird dieses interessante Gebiet im Sternbild Kepheus auch durch zahlreiche Barnard-Dunkelnebel. Der auffällig erscheinende Stern am linken Rand des Nebels ist der rote Überriese My Cephei, der aufgrund seiner roten Farbe auch als Granatstern bekannt ist und uns mit 1.250 Lichtjahren etwas näher liegt. Der Stern besitzt rund 20 Sonnenmassen und einen Durchmesser von etwa 2.400 Sonnenradien. Stünde der Stern anstelle der Sonne, würde seine äußere Hülle bis zur Saturnbahn reichen! Aufgenommen wurde das Objekt mit der Canon EOS 600D und dem Samyang 135 mm Objektiv. Selbst auf der 1 ½ Minuten belichteten Rohaufnahmen sticht bereits der Nebel IC 1396 hervor. Mein Foto veröffentlichte ich am 29. April auch auf Flickr und kurz darauf landete es in der „In Explore-Gruppe“. 😀
Aufnahmedaten: Canon EOS 600Dfs, Samyang 135 mm f/2.0, F/2.8, ISO-1600, 70x90 Sek. auf Skywatcher Staradventurer, Position des Bildmittelpunkts: RA: 21h 37m & Dec: +57° 50′