Der Sternhimmel im Juni 2020

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Der Lauf des Mondes

Zu Beginn des Monats Juni fin­den wir den zuneh­men­den Mond im Stern­bild Jung­frau am Abend­him­mel. In den Fol­ge­näch­ten wan­dert unser Erd­tra­bant wei­ter durch die Stern­bil­der Waa­ge und Skor­pi­on. Am 5. des Monats wird die Voll­mond­pha­se im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger durch­lau­fen. An die­sem Abend kommt es auch zu einer Halb­schat­ten­fins­ter­nis des Mon­des, die visu­ell nicht auf­fäl­lig ist. Zu Beginn der Ver­fins­te­rung, um 19:44 Uhr, befin­det sich der Mond noch unter­halb des Hori­zonts. Der Mond geht an die­sem Abend erst kurz nach 21 Uhr auf und steht dann zur Mit­te der Fins­ter­nis, um 21:26 Uhr Som­mer­zeit, nur 2 Grad über dem Hori­zont. Auf Fotos soll­te dann aber der süd­li­che­re Bereich der Mond­ka­lot­te eine leich­te dunk­le­re Fär­bung auf­wei­sen. Der obe­re Bereich der Mond­schei­be befin­det sich zur sel­ben Zeit deut­lich außer­halb des Halb­schat­tens der Erde. Die Fins­ter­nis endet um 23:07 Uhr in nur 11 Grad Hori­zont­hö­he.
Nach der Voll­mond­nacht wird der Mond mehr und mehr ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Er wan­dert auf sei­nem Weg wei­ter in Rich­tung Osten durch das Stern­bild Schüt­ze. Am 8. Juni steht der Mond nur 4 ½ Grad west­lich des Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter und am Mor­gen des 9. Juni, unter­halb von Jupi­ter und Saturn. Der Abstand zu Saturn beträgt rund 3 ½ Grad. Danach wan­dert unser stil­ler Beglei­ter wei­ter durch die Stern­bil­der Stein­bock und Was­ser­mann. Am 13. Juni wird das Letz­te Vier­tel erreicht. Zeit­gleich befin­det sich der abneh­men­de Halb­mond nur 3 ½ Grad unter­halb von unse­rem Nach­bar­pla­ne­ten Mars. An den Fol­ge­ta­gen kön­nen wir die Mond­si­chel abwech­selnd in den Stern­bil­dern Fische und Wal­fisch auf­fin­den. Am 19. des Monats, zu Beginn der bür­ger­li­chen Däm­me­rung, sehen wir die Mond­si­chel zum letz­ten Mal im Nord­os­ten, unweit des Mor­gen­sterns Venus, der nur 2 ½ Grad öst­lich der Sichel und noch sehr nied­rig über dem Hori­zont zu fin­den ist. Am bes­ten ver­wen­det man für die Beob­ach­tung der bei­den Him­mels­kör­per ein Fern­glas. Um 9:55 Uhr kommt es auch einer Bede­ckung der Venus durch die Mond­si­chel am Tag­him­mel, die bis 9:45 Uhr Som­mer­zeit dau­ert. Hier ist äußers­te Vor­sicht gebo­ten, damit die 23 Grad von Venus ent­fern­te Son­ne nicht in das unge­schütz­te Fern­rohr fällt, da sonst schwe­re Augen­schä­den bis zur Erblin­dung dro­hen! Schließ­lich wird am 21. Juni die Neu­mond­pha­se durch­lau­fen. In Asi­en und Afri­ka fin­det eine ring­för­mi­ge Son­nen­fins­ter­nis mit max. 38 Sekun­den Dau­er statt, deren par­ti­el­le Pha­se auch in Tei­len Süd­eu­ro­pas sicht­bar ist. Von Mit­tel­eu­ro­pa aus ist auch die par­ti­el­le Pha­se die­ser Fins­ter­nis unbe­ob­acht­bar.
Am Abend des 22. Juni kön­nen wir ver­su­chen, die noch jun­ge, zuneh­men­den Mond­si­chel tief über dem west­nord­west­li­chen Hori­zont zu ent­de­cken. Am 23. Juni befin­det sich die Mond­si­chel im Stern­bild Krebs und am 24. des Monats im Stern­bild des Löwen. Am Abend des 25. Juni kön­nen wir die Mond­si­chel nord­öst­lich des Haupt­sterns Regu­lus auf­fin­den. An den Fol­ge­aben­den wan­dert der Erd­tra­bant wei­ter durch den Löwen und schließ­lich in die Jung­frau. Am 28. Juni wird das Ers­te Vier­tel erreicht. Am Monats­en­de fin­den wir den Mond im Stern­bild der Waage.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur ist in den ers­ten Tagen des Monats am Abend­him­mel sicht­bar und steht am 4. Juni mit 23°36′ in größ­ter öst­li­cher Elon­ga­ti­on zu Son­ne. Auf­grund der fla­chen Eklip­tik­la­ge befin­det er sich nach Son­nen­un­ter­gang tief über dem nord­west­li­chen Hori­zont. Aller­dings ist es erst gegen 22 Uhr dun­kel genug, um den 0,2 mag hel­len inne­ren Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems auf­zu­fin­den. Am 1. Juni geht Mer­kur um 23:17 Uhr Som­mer­zeit unter. Knapp 20 Minu­ten vor sei­nem Unter­gang ver­schwin­det der Pla­net in den dich­te­ren Hori­zont­schich­ten. Nach dem 7. Juni wird man dann ver­geb­lich nach Mer­kur Aus­schau hal­ten. An die­sem Abend geht der Pla­net bereits 8 Minu­ten frü­her unter. Sei­ne Hel­lig­keit ist dann aber wie­der auf 0,7 Grö­ßen­klas­sen gefal­len. Im Tele­skop erkennt man am Tag der größ­ten Elon­ga­ti­on ein 8 Bogen­se­kun­den gro­ßes und zu 38 % beleuch­te­tes Scheib­chen. Am 17. Juni wird Mer­kur schließ­lich sta­tio­när und eilt sehr schnell auf die Son­ne zu, die er am 1. Juli auch erreicht. Er befin­det sich dann in unte­rer Kon­junk­ti­on mit unse­rem Zen­tral­ge­stirn. Am 23. Juni steht Mer­kur im Aphel sei­ner Bahn und befin­det sich dann 70 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von der Son­ne entfernt.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus erreicht am 3. Juni im Stern­bild Stier ihre unte­re Kon­junk­ti­on zur Son­ne und ist nicht beob­acht­bar. Unter guten Sicht­be­din­gun­gen kann man die Venus bereits wie­der Mit­te Juni als Mor­gen­stern mit Hil­fe eines Fern­gla­ses dicht über dem öst­li­chen Hori­zont auf­spü­ren. Mit­te Juni über­schrei­tet sie um 4 Uhr die nord­öst­li­che Hori­zont­li­nie. Die Sicht­be­din­gun­gen für den Mor­gen­stern wer­den dann jeden Tag bes­ser. Am 24. Juni kehrt sie ihre rück­läu­fi­ge Bewe­gungs­rich­tung um und kommt zum Still­stand. Anschlie­ßend bewegt sich sich wie­der recht­läu­fig über den Him­mel. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich ihre Auf­gangs­zei­ten auf 3:11 Uhr Som­mer­zeit. Ab ca. 4 Uhr ver­blasst sie dann in der zuneh­men­den Mor­gen­däm­me­rung. Die Pha­se der Venus nimmt nach der Kon­junk­ti­on mit der Son­ne wie­der zu und beträgt dann am 30. Juni bereits 18 %. Der Durch­mes­ser geht im sel­ben Zeit­punkt von anfangs 58 auf 44 Bogen­se­kun­den zurück. Par­al­lel steigt ihre Hel­lig­keit von anfangs ‑3,8 auf ‑4,4 mag. In der Mor­gen­däm­me­rung des 19. Juni kann die dün­ne Mond­si­chel in der Nähe der Venus auf­ge­fun­den wer­den. An die­sem Mor­gen fin­det auch eine Venus­be­de­ckung statt, die nur mit äußers­ter Vor­sicht von der nur 23 Grad wei­ter süd­öst­lich ste­hen­den Son­ne in Tele­sko­pen beob­ach­tet wer­den kann.

Unser roter Nach­bar Mars wird immer bes­ser in der 2. Nacht­hälf­te sicht­bar und wan­dert recht­läu­fig wei­ter durch den Was­ser­mann. Ab 24. Juni fin­den wir den Roten Pla­ne­ten im Stern­bild der Fische. Mars wird in die­sem Monat zu einem auf­fäl­lig Objekt. Sei­ne Hel­lig­keit steigt von anfangs 0,0 mag auf ‑0,5 mag. Auch sein schein­ba­rer Durch­mes­ser beträgt zum Ende des Monats Juni bereits 11,4 Bogen­se­kun­den. Damit sind bereits in klei­nen Tele­sko­pen ers­te Ober­flä­chen­de­tails des Roten Pla­ne­ten sicht­bar, zumal er zu Beginn der bür­ger­li­chen Däm­me­rung bereits eine Höhe von gut 30 Grad über dem Hori­zont erreicht. Im Tele­skop zeigt Mars auch einen leich­ten Pha­sen­de­fekt. Er ist zu 84% beleuch­tet. Am 1. Juni geht Mars um 2:07 Uhr im Osten auf. Bis zum 30. Juni ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gangs­zei­ten auf 0:48 Uhr Som­mer­zeit. Am 13. Juni zieht Mars, in nur 1,6 Grad Abstand, süd­lich am äuße­ren Pla­ne­ten Nep­tun vor­bei. Am sel­ben Mor­gen steht auch der abneh­men­de Halb­mond nur 3 Grad süd­west­lich des Mars.

Jupi­ter bewegt sich wei­ter rück­läu­fig durch den Schüt­zen und steht nahe sei­ner Oppo­si­ti­on, die er Mit­te Juli auch erreicht. Er ist somit fast die gesam­te Nacht beob­acht­bar. Sei­ne Hel­lig­keit steigt bis zum Monats­en­de auf ‑2,7 mag. Sein schein­ba­rer Äqua­tor­durch­mes­ser wächst auf 47,2 Bogen­se­kun­den. Die Beob­ach­tung sei­ner Atmo­sphä­ren­bän­der und des Gro­ßen Roten Flecks (GRF) wird aber lei­der durch die nied­ri­ge Stel­lung zum Zeit­punkt sei­nes Meri­di­an­durch­gangs erschwert. Denn Jupi­ter steht in unse­ren Brei­ten nur 17 Grad hoch über dem Süd­ho­ri­zont. Bes­ser sieht es in Süd­eu­ro­pa oder auf der Süd­halb­ku­gel der Erde aus. Denn dort erreicht der Rie­sen­pla­net eine deut­lich grö­ße­re Höhe über dem Hori­zont. Die Auf­gän­ge des Rie­sen­pla­ne­ten ver­frü­hen sich von anfangs 0:13 Uhr auf 22:08 Uhr Som­mer­zeit. Am Mor­gen des 8. Juni kann der zuneh­men­den Mond in der Nähe von Jupi­ter auf­ge­fun­den wer­den. Zum Ende des Monats kommt es zu einer enge­ren Begeg­nung mit dem Zwerg­pla­ne­ten Plu­to. Der Rie­sen­pla­net zieht in nur 0,7 Grad Abstand nörd­lich an Plu­to vorbei.

Der Ring­pla­net Saturn wird zum Monats­en­de hin eben­falls zum Objekt für die gesam­te Nacht und kann rück­läu­fig im Stern­bild Stein­bock, an der Gren­ze zum Stern­bild Schüt­ze, auf­ge­fun­den wer­den. Er steht wie Jupi­ter eben­falls kurz vor sei­ner Oppo­si­ti­on und nur 5 bis 6 Grad von die­sem ent­fernt. Mit einer Hel­lig­keit von 0,2 mag, ist er aber deut­lich licht­schwä­cher als Jupi­ter und Mars. Im Fern­rohr beträgt sein schein­ba­rer Äqua­tor­durch­mes­ser zum Monats­en­de hin bereits 18,3 Bogen­se­kun­den. Der Ring ist knapp 21 Grad geöff­net. Auch Saturn lei­det unter der gerin­gen Kul­mi­na­ti­ons­hö­he über dem Süd­ho­ri­zont. Am 1. Juni geht Saturn um 0:26 Uhr auf. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gangs­zei­ten auf 22:25 Uhr Som­mer­zeit. In der Nacht vom 8. auf den 9. Juni zieht die abneh­men­de Mond­si­chel am Ring­pla­ne­ten vorbei.

Ura­nus bewegt sich recht­läu­fig durch das Stern­bild Wid­der und bleibt auch im Juni noch den Bli­cken der Beob­ach­ter ver­bor­gen, weil er erst kurz vor der begin­nen­den Mor­gen­däm­me­rung auf­geht. Viel­leicht ergibt sich eine ers­te Gele­gen­heit, den 5,8 mag hel­len Pla­ne­ten zum Monats­en­de hin in der ein­set­zen­den Mor­gen­däm­me­rung mit Hil­fe eines licht­star­ken Tele­skops auf­zu­spü­ren. Am 30. Juni erfolgt sein Auf­gang um 1:41 Uhr Sommerzeit.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun kommt am 23. Juni im Stern­bild Stein­bock zum Still­stand und beginnt sei­ne dies­jäh­ri­ge Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 7,9 mag, ist aller­dings ein Fern­glas oder ein klei­nes Fern­rohr not­wen­dig, um den fer­nen Pla­ne­ten auf­zu­spü­ren. In Tele­sko­pen ist nur ein 2,3 Bogen­se­kun­den gro­ßes bläu­lich-grü­nes Scheib­chen wahr­nehm­bar, was kei­ner­lei Ein­zel­hei­ten zeigt. Zu Beginn des Monats geht Nep­tun um 2:12 Uhr im Osten auf. Am 30. Juni über­schrei­tet der Pla­net bereits um 0:19 Uhr Som­mer­zeit die öst­li­che Hori­zont­li­nie. Als Auf­such­hil­fe kann der 4,2 mag hel­le Stern Phi Aqr die­nen. Denn Nep­tun befin­det sich nur 3 ½ Grad nord­öst­lich die­ses Sterns. Am 13. Juni steht Mars auch nur 1,6 Grad süd­lich von Neptun.

Der Zwerg­pla­net (134340) Plu­to, im Stern­bild Schüt­ze, wird eben­falls lang­sam ein Objekt für die gesam­te Nacht und kann am am bes­ten zum Monats­en­de hin gegen 1 Uhr Som­mer­zeit im Süd­os­ten, direkt unter­halb von Jupi­ter, auf­ge­fun­den wer­den. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 14,4 Grö­ßen­klas­sen, ist der Zwerg­pla­net nur gro­ßen Tele­sko­pen vor­be­hal­ten. Sei­ne Auf­gän­ge ver­frü­hen sich von anfangs 0:12 Uhr auf 22:13 Uhr Sommerzeit.

Helle Kometen und Planetoiden

Der Komet C/2017 T2 (Pan­STARRS) ist ein Objekt für die gesam­te Nacht und wan­dert in die­sem Monat durch den Wagen­kas­ten des Gro­ßen Bären. Der Komet bleibt auch im Juni zir­kum­po­lar. Mit einer Hel­lig­keit um 9 mag kann der Schweif­stern bereits in klei­ne­ren Tele­sko­pen und licht­star­ken Feld­ste­chern auf­ge­fun­den wer­den. Am 4. Juni steht der Komet in der Nähe von Alpha UMa. Der Komet zieht im Lau­fe des Monats auch an eini­gen hel­le­ren Gala­xien vor­bei. Beson­ders inter­es­sant ist die Begeg­nung mit den Gala­xien Mes­sier 109, am 17. Juni, und Mes­sier 106, am 23. des Monats.

Der Komet C/2020 F8 (SWAN) wan­dert im Juni durch den Fuhr­mann, wei­ter in das Stern­bild Zwil­lin­ge und kann even­tu­ell noch Anfang Juni als 9 bis 10 mag hel­les Objekt nied­rig über dem Nord­ho­ri­zont beob­ach­tet wer­den. Erschwe­rend kommt hin­zu, dass die hel­le Mit­ter­nachts­däm­me­rung sich stö­rend bemerk­bar macht und SWAN, zum Ende der nau­ti­schen Däm­me­rung, nur eine maxi­ma­le Hori­zont­hö­he von gera­de ein­mal 10 Grad erreicht. Somit ist der Komet selbst in grö­ße­ren Tele­sko­pen visu­ell eine Her­aus­for­de­rung. Außer­dem zeig­te der Komet am 25. Mai Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen und einen deut­li­chen Hel­lig­keits­ein­bruch. Die Koma war dif­fus und es war kei­ne zen­tra­le Kon­den­sa­ti­on mehr erkenn­bar. Die Erschei­nung des Kome­ten bestä­tig­te sich auch in den Tagen nach dem Peri­hel. Even­tu­ell kann der Schweif­stern zu Beginn des Monats noch nahe Capel­la im Fuhr­mann foto­gra­fisch nach­ge­wie­sen werden.

Der kurz­pe­ri­odi­sche Komet 88P/Howell wan­dert als 12 mag hel­les Objekt durch die Jung­frau und ist ein Ziel für mitt­le­re bis grö­ße­re Tele­sko­pe. Er ist ein Objekt für den Abend­him­mel und soll­te bereits bei Ein­bruch der Nacht ange­gan­gen werden.

Der Aste­ro­id (2) Pal­las bewegt sich durch das Stern­bild Füchs­chen und steht am 1. Juni um 3:59 Uhr im Meri­di­an. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Meri­di­an­durch­gän­ge auf 1:46 Uhr Som­mer­zeit. Sei­ne Hel­lig­keit steigt leicht von anfangs 9,8 auf 9,6 mag.

(7) Iris erreicht am 28. Juni ihre Oppo­si­ti­ons­stel­lung im Stern­bild Schüt­ze und wird 8,9 mag hell. Zu Beginn des Monats beträgt die Hel­lig­keit des Aste­ro­iden noch 9,7 mag. Anfang Juni steht Iris um 3:19 Uhr in ihrer höchs­ten Stel­lung im Süden. Ende Juni erreicht sie bereits um 0:58 Uhr Som­mer­zeit den Meri­di­an. Am 11. Juni kann der Aste­ro­id sehr nahe am 5,5 mag hel­len Sterns SAO 187234 auf­ge­fun­den wer­den. Der gegen­sei­ti­ge Abstand beträgt nur 1/4 Bogen­mi­nu­ten. Am 21. Juni befin­det sich Iris nur 3,5 Bogen­mi­nu­ten von SAO 187012 (6,5 mag) entfernt.

Der Aste­ro­id (532) Her­cu­li­na wird ab 9. Juni wie­der hel­ler als 10 mag und kann im Stern­bild Schüt­ze auf­ge­fun­den wer­den. Bis zum Monats­en­de stei­gert sie ihre Hel­lig­keit auf 9,5 Grö­ßen­klas­sen. Am 2. Juli erreicht der Aste­ro­id schließ­lich die Oppo­si­ti­ons­stel­lung. Die Kul­mi­na­ti­ons­zei­ten von Her­cu­li­na ver­frü­hen sich von anfangs 3:37 auf 1:20 Uhr Sommerzeit.

Meteorströme

Vom 19. Mai bis 14. Juni sind die Tau-Her­cu­li­den aktiv. Sie gehen auf den Kome­ten 73P/Sch­wass­mann-Wach­mann zurück und erzeu­gen ledig­lich 2 Meteo­re pro Stun­de. Die Geschwin­dig­keit der Teil­chen beträgt dabei nur 15 Kilo­me­ter pro Sekun­de. Das Maxi­mum der Tau-Her­ku­li­den wird am 3. Juni erwar­tet. Der Radi­ant steht in unse­ren Brei­ten und zum Maxi­mums­zeit­punkt fast im Zenit. In Zukunft, beson­ders in den Jah­ren 2022 und 2049, könn­te es zu höhe­ren Akti­vi­täts­ra­ten kommen.

Seit 1966 wer­den zwi­schen dem 10. und 20. Juni die Juni-Lyri­den beob­ach­tet. Ihr Akti­vi­täts­ma­xi­mum erreicht der Mete­or­strom am 16. Juni. Gewöhn­lich wer­den kaum mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de regis­triert, die mit einer Geschwin­dig­keit von 31 Kilo­me­tern in der Sekun­de in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen. Im Jahr 1996 kam es aber zu einer deut­lich höhe­ren Rate. Der Radi­ant befin­det sich im Stern­bild Lei­er, nur weni­ge Grad vom Haupt­stern Wega ent­fernt, und steht dem­zu­fol­ge im Juni sehr hoch am Him­mel. Ein Ursprungs­kör­per für die Juni-Lyri­den ist nicht bekannt.

Die Juni-Boot­i­den sind vom 22. Juni bis 2. Juli aktiv und stam­men vom kurz­pe­ri­odi­schen Kome­ten 7P/­Pons-Winne­cke ab. Das Maxi­mum fin­det am 28. Juni gegen Mit­ter­nacht statt. Der zuneh­men­de Mond geht aber bereits kurz nach Mit­ter­nacht auf und stört dann den Rest der Nacht. Der Radi­ant befin­det an der Posi­ti­on RA 224° und Dec +48° im nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Bären­hü­ter. Dem­zu­fol­ge steht der Radi­ant am Abend mit rund 70 Grad sehr hoch am Him­mel. Die Zeni­tra­te ist varia­bel und zum Teil so gering, dass sie kaum auf­fällt. Im Schnitt sind nicht mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar. Am bes­ten beob­ach­tet man in Süd­deutsch­land bzw. von Süd­eu­ro­pa aus, da die Näch­te dort noch deut­lich dunk­ler sind als im Nor­den der Repu­blik, wo die Wei­ßen Näch­te stö­ren. Eine Beob­ach­tung lohnt sich in jedem Jahr, weil der Strom in ver­schie­de­nen Jah­ren mehr oder weni­ger star­ke Akti­vi­täts­aus­brü­che zeig­te. So stieg im Jahr 1998 die Zeni­tra­te für kur­ze Zeit auf 100 Meteo­re pro Stun­de und im Jahr 2004 auf 50 Meteo­re pro Stun­de an. Wei­te­re Aus­brü­che gab es in den Jah­ren 1916 und 1927. In die­sem Jahr ist aller­dings mit kei­ner erhöh­ten Akti­vi­tät zu rech­nen. Die Teil­chen der Juni-Boot­i­den erzeu­gen mit 18 km/s extrem lang­sa­me Spu­ren. Somit las­sen sich die Stern­schnup­pen die­ses Stroms sehr gut von spo­ra­di­schen Meteo­ren unterscheiden.

Die eklip­ti­ka­len Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le (nach älte­ren Quel­len als Sagi­ta­ri­iden bezeich­net) sind im gesam­ten Monat Juni aktiv und kom­men in die­sem Monat aus Rich­tung des Stern­bilds Schüt­ze. Auf­grund der gerin­gen Höhe des Aus­strah­lungs­punk­tes über dem Horizpnt, der am Him­mel eine unge­fäh­re Aus­deh­nung von 10 bis 20 Grad besitzt, sind im Durch­schnitt nur zwei bis drei Meteo­re pro Stun­de zu erwar­ten. Die Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten der Teil­chen lie­gen um 30 km/s und sind des­halb sehr langsam.

Der abendliche Fixsternhimmel

Der Stern­him­mel am 15. Juni 2020 um 23:00 Uhr MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat die bekann­te Figur des Gro­ßen Wagens, der zum Stern­bild des Gro­ßen Bären gehört, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit schon längst über­schrit­ten und steigt nun wie­der lang­sam zum Nord­west­ho­ri­zont her­ab. Um den Polar­stern und damit die Nord­rich­tung auf­zu­fin­den, ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Kas­ten­ster­ne des Wagens um das Fünf­fa­che. Der Polar­stern ist der letz­te Deich­selstern des Klei­nen Bären, des­sen Wagen­kas­ten sich jetzt genau auf 12 Uhr Posi­ti­on und somit in sei­ner höchs­te Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont befin­det. Direkt rechts und ober­halb des Klei­nen Bären gele­gen, erkennt man das Stern­bild des Dra­chen, das sich um den Klei­nen Bären her­um­schlän­gelt. Der rau­ten­för­mi­ge Kopf des Dra­chen wird in der nächs­ten Stun­de eben­falls den Zenit errei­chen. In mitt­le­rer Höhe im Nord­os­ten, unter­halb von Klei­ner Bär und Dra­che, ent­de­cken wir das Stern­bild Kepheus, in dem man die Form eines Haus­da­ches erah­nen kann. Dar­un­ter steht die Kas­sio­peia, die die Form des Buch­sta­bens „W“ besitzt und dem­zu­fol­ge im Volks­mund auch als Himmels‑W bezeich­net wird. Sie hat ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on schon längst über­schrit­ten. Dage­gen hat das Stern­bild Per­seus gera­de sei­ne nied­rigs­te Stel­lung erreicht und befin­det sich nun genau über dem Nord­ho­ri­zont. Eben­falls in Hori­zont­nä­he, und west­lich des Per­seus gele­gen, fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb des Fuhr­manns und unter­halb von Kopf und den Vor­der­pfo­ten des Gro­ßen Bären, ste­hen noch die aus deut­lich schwä­che­ren Ster­nen bestehen­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Luchs und Giraffe.

Im Osten

Die öst­li­che Him­mels­ge­gend wird jetzt vom impo­san­ten Som­mer­drei­eck domi­niert, das sich in hal­ber Höhe über dem Hori­zont befin­det. Es wird durch die drei hel­len Ster­ne Deneb im Schwan, Wega in der Lei­er und Ata­ir im Adler gebil­det. Genau zwi­schen Adler und Schwan befin­den sich die klei­nen unschein­ba­ren Stern­bil­der Del­fin, Pfeil und Füchs­chen. Das Band unse­rer Hei­mat­ga­la­xie, die Milch­stra­ße, ver­läuft mit­ten durch das Som­mer­drei­eck hin­durch von links oben kom­mend zum süd­öst­li­chen Hori­zont her­ab. Unter einem dunk­len und trans­pa­ren­ten Land­him­mel, sowie bei guter Hori­zont­sicht im Süd­os­ten, soll­te man auch schon die hel­le Schild­wol­ke im Stern­bild Schild, die neben dem hel­len Milch­stra­ßen­zen­trum der auf­fäl­ligs­te Teil unse­rer Hei­mat­ga­la­xie ist, erken­nen kön­nen. Ober­halb des Som­mer­drei­ecks ent­de­cken wir das Stern­bild Her­ku­les und einen Teil des Dra­chen, mit sei­nem mar­kan­ten rau­ten­för­mi­gen Kopf. Im Stern­bild Her­ku­les lässt sich zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit schon sehr gut der Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 beob­ach­ten, der als unschar­fer Licht­fleck bereits unter einem dunk­len Him­mel mit dem blo­ßen Auge zu erken­nen ist. Er befin­det sich etwas unter­halb vom rech­ten obe­ren Kas­ten­stern des Her­ku­les. Im Nord­os­ten gehen schon die ers­ten Ster­ne des Herbst­stern­bilds Pega­sus auf. Dar­über erkennt man das unschein­ba­re und nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild der Eidech­se und noch wei­ter höher im Nord­os­ten, den Kepheus.

Im Süden

Bli­cken wir hoch in Rich­tung Süden, hat das Stern­bild Bären­hü­ter, mit sei­nem auf­fäl­lig hell und oran­ge erschei­nen­den Haupt­stern Ark­tur, den Süd­punkt schon längst über­schrit­ten. Links dane­ben fin­den wir das Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne, die gera­de dabei ist, den Meri­di­an zu pas­sie­ren. Noch wei­ter in Rich­tung Osten steht der Her­ku­les, der in der nächs­ten hal­ben Stun­de sei­nen höchs­ten Punkt im Süden errei­chen wird. Unter­halb des Stern­bilds Nörd­li­che Kro­ne befin­det sich der Kopf der Schlan­ge, die vom mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­ger im Süd­os­ten getra­gen wird. Hier steht mit Mes­sier 5 ein wei­te­rer hel­ler Kugel­stern­hau­fen in Reich­wei­te klei­ner Instru­men­te. Unter­halb der Schlan­ge geht gera­de das Stern­bild Waa­ge durch den Meri­di­an. Links neben der Waa­ge erken­nen wir den nörd­li­chen Teil des Stern­bilds Skor­pi­on, mit sei­nem röt­lich fun­keln­den Haupt­stern Ant­ares. Halb­hoch im Süd­wes­ten befin­den sich noch die rei­chen Gala­xien­jagd­grün­de des Stern­bilds Jung­frau, mit dem hel­len und weiß­lich leuch­ten­den Haupt­stern Spi­ca. Ober­halb der Jung­frau fin­den wir noch das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Berenike.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun lang­sam aber sicher die letz­ten Früh­lings­stern­bil­der. Der mäch­ti­ge Löwe nähert sich jetzt immer wei­ter dem West­ho­ri­zont. Auch der unschein­ba­re Krebs, west­lich des Löwen­kop­fes gele­gen, ist schon im Hori­zont­dunst ver­schwun­den. Dicht über dem Nord­west­ho­ri­zont fun­keln noch die bei­den hel­len Haupt­ster­ne Kas­tor und Pol­lux in den Zwil­lin­gen mun­ter vor sich hin. Hoch im Süd­wes­ten steht der Bären­hü­ter, mit dem hel­len Haupt­stern Ark­tur. Das Stern­bild Gro­ßer Bär befin­det sich eben­falls noch in güns­ti­ger Beob­ach­tungs­po­si­ti­on hoch im Wes­ten. Unter­halb der Wagen­deich­sel des Bären ent­de­cken wir das unschein­ba­re Stern­bild der Jagd­hun­de und noch wei­ter tie­fer, das nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild Haar der Bere­ni­ke. Unter­halb des Haars der Bere­ni­ke befin­det sich noch die Jung­frau mit der weiß­lich leuch­ten­den Spi­ca. Dicht über dem Süd­west­ho­ri­zont ver­schwin­den soeben die bei­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Rabe und Becher unter dem Horizont.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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