Der Sternhimmel im Juni 2021

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Der Lauf des Mondes

Zu Beginn des Monats Juni ist unser stil­ler Beglei­ter ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te und geht erst nach Mit­ter­nacht auf. Am Mor­gen des 1. Juni fin­den wir ihn zu Däm­me­rungs­be­ginn 7 ¾ Grad süd­west­lich des Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter im Stern­bild des Was­ser­mann. Am 2. Juni wird das letz­te Vier­tel durch­lau­fen. Unser Erd­tra­bant wan­dert wei­ter in Rich­tung Osten durch die Stern­bil­der Fische und Wal­fisch. In der schon wei­ter fort­ge­schrit­te­nen Mor­gen­däm­me­rung des 7. Juni kön­nen wir die dün­ne, abneh­men­de Mond­si­chel zum letz­ten Mal über dem nord­öst­li­chen Hori­zont beob­ach­ten, bis am 10. Juni die Neu­mond­pha­se durch­lau­fen wird. An die­sem Tag fin­det auch eine ring­för­mi­ge Son­nen­fins­ter­nis statt, die in der nörd­li­chen Polar­re­gi­on sicht­bar ist. Die par­ti­el­le Pha­se die­ser Fins­ter­nis ist auch von Mit­tel­eu­ro­pa aus zur Mit­tags­zeit beob­acht­bar. Die maxi­ma­le Bede­ckung von 22% der Son­nen­schei­be fin­det um 12:39 Uhr Som­mer­zeit statt. Nach dem Juni­neu­mond gelingt uns eine Sich­tung der sehr dün­nen, zuneh­men­de Mond­si­chel wahr­schein­lich bereits in der Abend­däm­me­rung des 11. Juni. Dabei steht die Sichel nur weni­ge Grad über dem WNW-Hori­zont und nur weni­ge Grad süd­west­lich des Abend­stern Venus. Am nächs­ten Abend befin­det sie sich 5 ½ Grad nord­öst­lich der Venus und ist dann auch deut­lich bes­ser im Stern­bild Zwil­lin­ge auf­find­bar. Am 13. Juni kön­nen wir die Mond­si­chel nur 2 Grad nörd­lich unse­ren roten Nach­bar­pla­ne­ten Mars im Stern­bild Krebs ent­de­cken. Unser Erd­tra­bant wan­dert an den Fol­ge­aben­den wei­ter durch die Stern­bil­der Löwe und Jung­frau, wobei am 18. Juni das ers­te Vier­tel erreicht wird. Nur einen Abend spä­ter steht der zuneh­men­de Mond weni­ge Grad nörd­lich von Spi­ca, dem Haupt­stern im Stern­bild der Jung­frau. In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni wan­dert der Mond durch die Waa­ge und befin­det sich am Abend des 22. Juni nur 6 Grad nord­west­lich von Ant­ares, dem Haupt­stern im Stern­bild Skor­pi­on und am 23. Juni schließ­lich im Schlan­gen­trä­ger. In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni wird der 3,3 mag hel­le Stern The­ta Oph vom fast vol­len Mond bedeckt. Der Bede­ckungs­be­ginn ist gegen 1:27 Uhr Som­mer­zeit. Am 24. des Monats ist Voll­mond. Gleich­zei­tig befin­det er sich nahe dem Hori­zont im Stern­bild Schüt­ze. Nach der Voll­mond­pha­se wird unser stil­le Beglei­ter mehr und mehr ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te und wan­dert wei­ter durch den Stein­bock, wobei er am 27. und 28. Juni in der Nähe des Ring­pla­ne­ten Saturn auf­find­bar ist. Am Mor­gen des 29. Juni steht der Mond nur 5 Grad süd­lich von Jupi­ter und bis zum Monats­en­de aber­mals im Stern­bild Wassermann.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur stand im Vor­mo­nat in sei­ner größ­ten öst­li­chen Elon­ga­ti­on zur Son­ne und hat sich vom Abend­him­mel zurück­ge­zo­gen. Am 11. Juni 2021 erreicht Mer­kur sei­ne Kon­junk­ti­on mit der Son­ne und bleibt auch bis zum Monats­en­de unsicht­bar, obwohl sein west­li­cher Win­kel­ab­stand zur Son­ne am 30. Juni auf 21 Grad wie­der anwächst. Der Grund ist die fla­che Eklip­tik­la­ge am Mor­gen­him­mel. Am 10. Juni pas­siert Mer­kur das Aphel sei­ner Bahn und befin­det sich dann 69,8 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von unse­rem Zen­tral­ge­stirn entfernt.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus ist nach wie vor Abend­stern und bereits nach Son­nen­un­ter­gang sehr nied­rig im Nord­wes­ten auf­find­bar, weil die Eklip­tik am Abend­him­mel sehr flach ver­läuft. Zum Ende der bür­ger­li­chen Däm­me­rung steht sie nur 5 Grad hoch über dem Hori­zont. Venus ist zu Beginn des Monats noch im Stier sicht­bar und wech­selt ab dem 2. Juni in das Stern­bild Zwil­lin­ge. Dabei zieht sie am 22. Juni in nur 5 Grad süd­li­chen Abstand am Stern Pol­lux vor­bei. Ab dem 25. Juni kön­nen wir den Abend­stern im Stern­bild Krebs auf­fin­den. Die Hel­lig­keit der Venus bleibt im Juni kon­stant bei ‑3,9 mag. Damit ist sie nach dem Mond das hells­te Objekt am Abend­him­mel. Im Tele­skop erscheint die Venus noch fast voll­stän­dig beleuch­tet. Der Beleuch­tungs­grad des 11,3 Bogen­se­kun­den gro­ßen Venus­scheib­chen geht von 95% auf 90% zurück. Am 1. Juni geht Venus um 22:45 Uhr unter. Bis zum 30. Juni ver­spä­ten sich ihre Unter­gän­ge nur unwe­sent­lich auf 22:57 Uhr Som­mer­zeit. Am 12. Juni kann die sehr schma­le, zuneh­men­de Mond­si­chel nur 6 Grad nord­öst­lich des Abend­stern auf­ge­fun­den wer­den. Am sel­ben Tag steht die Venus auch im Peri­hel ihrer Bahn und befin­det sich dann 107 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von der Son­ne entfernt.

Unser roter Nach­bar Mars zieht sich im Lau­fe des Juni vom Abend­him­mel zurück und ver­kürzt sei­ne Sicht­bar­keit dras­tisch. Ab der Monats­mit­te geht unser Nach­bar­pla­net bereits vor Mit­ter­nacht unter. Dabei ver­lässt er am 8. Juni das Stern­bild Zwil­lin­ge, wobei er am 2. Juni noch Pol­lux, in einem Abstand von 5 Grad pas­sie­ren wird, und wech­selt schließ­lich in das Stern­bild Krebs. Zu Monats­be­ginn geht Mars um 0:22 Uhr unter. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Unter­gangs­zei­ten auf 23:12 Uhr Som­mer­zeit. Mit einer Hel­lig­keit von nur 1,8 mag, ist unser Nach­bar­pla­net nicht mehr auf­fäl­lig, so dass man ihn Ende Juni nur noch mit Schwie­rig­kei­ten in der fort­ge­schrit­te­nen Abend­däm­me­rung auf­spü­ren kann. Auch im Tele­skop ist Mars kein attrak­ti­ves Objekt mehr, denn sein Scheib­chen schrumpft bis Ende Juni auf 3,9 Bogen­se­kun­den zusam­men. Am 13. kann die zuneh­men­de Mond­si­chel 2 Grad nörd­lich des Roten Pla­ne­ten beob­ach­tet werden.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter wird am 21. Juni sta­tio­när und setzt zu sei­ner dies­jäh­ri­gen Oppo­si­ti­ons­schlei­fe an. Danach wan­dert er rück­läu­fig durch das Stern­bild Was­ser­mann. Im Lau­fe des Juni ver­la­gert Jupi­ter sei­ne Auf­gän­ge in die Zeit vor Mit­ter­nacht. Am 1. Juni geht der Pla­net um 1:39 Uhr im Süd­os­ten auf. Bis zum 30. Juni ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gän­ge auf 23:43 Uhr Som­mer­zeit. Sei­ne schein­ba­re Hel­lig­keit steigt leicht an von ‑2,4 auf nun­mehr ‑2,6 mag. Nun lohnt es sich wie­der, nach den 4 hells­ten Jupi­ter­mon­den und nach den inter­es­san­ten Wol­ken­strei­fen in der Jupi­ter­at­mo­sphä­re Aus­schau zu hal­ten. Wäh­rend der Oppo­si­ti­ons­pha­se kommt es auch zu regel­mä­ßi­gen Vor­über­gän­gen sei­ner Mon­de vor der Jupi­ter­schei­be. Sein schein­ba­rer Äqua­tor­durch­mes­ser wächst in die­ser Zeit von 41,2 auf 45,3 Bogen­se­kun­den zum Ende des Monats. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni zieht der abneh­men­de Mond an Jupi­ter vorbei.

Auch der Ring­pla­net Saturn ver­la­gert sei­ne Auf­gän­ge in die Zeit vor Mit­ter­nacht und wird zum Monats­en­de hin ein Pla­net fast für die gesam­te Nacht. Saturn kann rück­läu­fig im Stern­bild Stein­bock auf­ge­fun­den wer­den. Sei­ne Hel­lig­keit steigt leicht von anfangs 0,6 auf 0,4 mag. Im Tele­skop ist sein inter­es­san­tes Ring­sys­tem immer noch weit geöff­net und sein Äqua­tor­durch­mes­ser wächst Ende Juni auf 18,3 Bogen­se­kun­den. Zu Beginn des Monats geht Saturn um 1:01 Uhr auf. Ende Juni über­schrei­tet der Ring­pla­net bereits um 23:01 Uhr Som­mer­zeit die süd­öst­li­che Hori­zont­li­nie. Am 27. und 28. Juni erhält Saturn Besuch vom abneh­men­den Mond.

Ura­nus wan­dert recht­läu­fig durch das Stern­bild Wid­der und kann sich noch nicht voll­stän­dig aus den hel­len Strah­len unse­res Zen­tral­ge­stirns befrei­en. Ende Juni besteht aber die Chan­ce, den Pla­ne­ten kurz vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung nied­rig im Osten auf­zu­spü­ren. Am 30. Juni geht der 5,8 mag hel­le grün­li­che Pla­net um 1:46 Uhr Som­mer­zeit auf. Im Tele­skop erscheint Ura­nus aber nur als 3,5 Bogen­se­kun­den gro­ßes Scheib­chen, was kei­ner­lei Ein­zel­hei­ten zeigt.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun kommt am 26. Juni im Stern­bild Was­ser­mann zum Still­stand. Damit beginnt auch sei­ne dies­jäh­ri­ge Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Anschlie­ßend wan­dert er wie­der rück­läu­fig durch die Eklip­tik. Mit einer Hel­lig­keit von 7,9 mag, ist der grün­lich-blaue Pla­net nur mit Hil­fe eines Feld­ste­chers oder klei­nen Tele­skops auf­spür­bar. Im Fern­rohr zeigt das 2,3 Bogen­se­kun­den gro­ße Pla­ne­ten­scheib­chen aller­dings kei­ne Ein­zel­hei­ten. Sei­ne Auf­gän­ge ver­frü­hen sich von anfangs 2:17 Uhr auf 0:24 Uhr Sommerzeit.

Der Zwerg­pla­net (134340) Plu­to wan­dert durch das Stern­bild Schüt­ze und ist mit einer Hel­lig­keit von 14,3 mag nur mit gro­ßen Tele­sko­pen als win­zi­ger Licht­punkt auf­find­bar. Am 1. Juni geht Plu­to um 0:23 Uhr im Süd­os­ten auf. Am 30. Juni erfolgt sein Auf­gang bereits um 22:24 Uhr Sommerzeit.

Helle Kometen und Planetoiden

Der Komet C/2020 T2 (Palo­mar) kann mit einer Hel­lig­keit von rund 11 Grö­ßen­klas­sen im Stern­bild Bären­hü­ter, west­lich vom Haupt­stern Ark­tur, auf­ge­fun­den wer­den. Er steht bei Ein­bruch der Dun­kel­heit in mitt­le­ren Tele­sko­pen noch halb­hoch über dem west­li­chen Horizont.

Die Hel­lig­keit des Kome­ten C/2020 R4 (ATLAS) geht im Juni wei­ter stark zurück von anfangs 11,0 auf nun­mehr 13 mag. Somit ist der Schweif­stern nur noch ein Objekt für mitt­le­re bis gro­ße Tele­sko­pe. In die­ser Zeit wan­dert der Schweif­stern durch das Stern­bild Löwe und ist ein Objekt für den Abendhimmel.

Der Komet C/2019 L3 (ATLAS) kann zunächst noch im nord­öst­li­chen Bereich des Stern­bilds Per­seus auf­ge­fun­den wer­den, zieht ab der in der drit­ten Jun­i­de­ka­de wei­ter in den Fuhr­mann. Der Komet befin­det sich die gesam­te Nacht rund 15 Grad hoch über dem nörd­li­chen Hori­zont. Der Schweif­stern ist auf­grund der Mit­ter­nachts­däm­me­rung in Nord­deutsch­land, mit rund 11,5 Grö­ßen­klas­sen, ein eher schwie­ri­ges Objekt für mitt­le­re bis grö­ße­re Tele­sko­pe. Zum Monats­en­de hin steht der Komet knapp 3 Grad nörd­lich des Haupt­sterns Capella.

Der Aste­ro­id (4) Ves­ta kann recht­läu­fig im Stern­bild Löwe beob­ach­tet wer­den. Am 26. Juni zieht der Him­mels­kör­per in das Stern­bild Jung­frau. Ihre schein­ba­re Hel­lig­keit geht im Lau­fe des Monats wei­ter zurück von anfangs 7,4 auf 7,7 mag. Damit ist Ves­ta immer noch ein leich­tes Objekt für das Fern­glas. Am 1. Juni geht Ves­ta um 2:55 Uhr im Wes­ten unter. Am 30. Juni erfolgt ihr Unter­gang bereits um 1:07 Uhr Som­mer­zeit. Am 8. Juni befin­det sich Ves­ta in der Nähe des Stern 73 Leo (5,3 mag). Ihr gegen­sei­ti­ger Abstand beträgt an die­sem Tag nur 9 Bogenminuten.

(6) Hebe wan­dert durch das Stern­bild Adler und stei­gert ihre Hel­lig­keit im Lau­fe des Monats von anfangs 9,6 auf 8,8 mag. Die Auf­gangs­zei­ten des Aste­ro­iden ver­frü­hen sich von anfangs 23:00 Uhr auf 21:02 Uhr Som­mer­zeit. Am 30. Juni befin­det sich Hebe nur 5,5 Bogen­mi­nu­ten vom 57 Aql (5,7 mag) ent­fernt und steht um 2:22 Uhr im Meridian.

Der Aste­ro­id mit der Num­mer (63) Aus­o­nia kommt am 3. Juni 2021 im Stern­bild Skor­pi­on in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und erreicht mit 9,7 mag fast ihre größt­mög­li­che Hel­lig­keit. Lei­der befin­det sich der Aste­ro­id zum Zeit­punkt ihrer Kul­mi­na­ti­on nur 5 Grad hoch über dem Süd­ho­ri­zont. Ab dem 21. Juni wird Aus­o­nia wie­der schwä­cher als 10 mag. Am 1. Juni steht Aus­o­nia um 1:09 Uhr im Meri­di­an. Am 30. Juni erreicht der Him­mels­kör­per bereits um 22:44 Uhr Som­mer­zeit ihre höchs­te Stel­lung im Süden.

Meteorströme

Vom 19. Mai bis 14. Juni sind die Tau-Her­cu­li­den aktiv. Sie gehen auf den Kome­ten 73P/Sch­wass­mann-Wach­mann zurück und erzeu­gen ledig­lich 2 Meteo­re pro Stun­de. Die Geschwin­dig­keit der Teil­chen beträgt dabei nur 15 Kilo­me­ter pro Sekun­de. Das Maxi­mum der Tau-Her­ku­li­den wird am 3. Juni erwar­tet. Der Radi­ant steht in unse­ren Brei­ten und zum Maxi­mums­zeit­punkt fast im Zenit. In Zukunft, beson­ders in den Jah­ren 2022 und 2049, könn­te es zu höhe­ren Akti­vi­täts­ra­ten kommen.

Seit 1966 wer­den zwi­schen dem 10. und 20. Juni die Juni-Lyri­den beob­ach­tet. Ihr Akti­vi­täts­ma­xi­mum erreicht der Mete­or­strom am 16. Juni. Gewöhn­lich wer­den kaum mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de regis­triert, die mit einer Geschwin­dig­keit von 31 Kilo­me­tern in der Sekun­de in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen. Im Jahr 1996 kam es aber zu einer deut­lich höhe­ren Rate. Der Radi­ant befin­det sich im Stern­bild Lei­er, nur weni­ge Grad vom Haupt­stern Wega ent­fernt, und steht dem­zu­fol­ge im Juni sehr hoch am Him­mel. Ein Ursprungs­kör­per für die Juni-Lyri­den ist nicht bekannt.

Die Juni-Boot­i­den sind vom 22. Juni bis 2. Juli aktiv und stam­men vom kurz­pe­ri­odi­schen Kome­ten 7P/­Pons-Winne­cke ab. Das Maxi­mum fin­det in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni statt. Lei­der stört in die­sem Jahr der Voll­mond die Beob­ach­tung die­ses Mete­or­stroms. Der Radi­ant befin­det an der Posi­ti­on RA 224° und Dec +48° im nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Bären­hü­ter. Dem­zu­fol­ge steht der Radi­ant am Abend mit rund 70 Grad sehr hoch am Him­mel. Die Zeni­tra­te ist varia­bel und zum Teil so gering, dass sie kaum auf­fällt. Im Schnitt sind nicht mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar. Am bes­ten beob­ach­tet man in Süd­deutsch­land bzw. von Süd­eu­ro­pa aus, weil die Näch­te dort noch deut­lich dunk­ler sind als im Nor­den der Repu­blik, wo die Wei­ßen Näch­te stö­ren. Eine Beob­ach­tung lohnt sich in jedem Jahr, weil der Strom in ver­schie­de­nen Jah­ren mehr oder weni­ger star­ke Akti­vi­täts­aus­brü­che zeig­te. So stieg im Jahr 1998 die Zeni­tra­te für kur­ze Zeit auf 100 Meteo­re pro Stun­de und im Jahr 2004 auf 50 Meteo­re pro Stun­de an. Wei­te­re Aus­brü­che gab es in den Jah­ren 1916 und 1927. In die­sem Jahr ist aller­dings mit kei­ner erhöh­ten Akti­vi­tät zu rech­nen. Die Teil­chen der Juni-Boot­i­den erzeu­gen mit 18 km/s extrem lang­sa­me Spu­ren. Somit las­sen sich die Stern­schnup­pen die­ses Stroms sehr gut von spo­ra­di­schen Meteo­ren unterscheiden.

Die eklip­ti­ka­len Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le sind im gesam­ten Monat Juni aktiv und kom­men in die­sem Monat aus Rich­tung des Stern­bilds Schüt­ze. Auf­grund der gerin­gen Höhe des Aus­strah­lungs­punk­tes über dem Hori­zont, der am Him­mel eine unge­fäh­re Aus­deh­nung von 10 bis 20 Grad besitzt, sind im Durch­schnitt nur zwei bis drei Meteo­re pro Stun­de zu erwar­ten. Die Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten der Teil­chen lie­gen um 30 km/s und sind des­halb sehr langsam.

Der abendliche Fixsternhimmel

Sternhimmel im Juni 2021
Der Stern­him­mel am 15. Juni 2021 um 23:00 Uhr MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat die bekann­te Figur des Gro­ßen Wagens, der zum Stern­bild des Gro­ßen Bären gehört, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit schon längst über­schrit­ten und steigt nun wie­der lang­sam zum Nord­west­ho­ri­zont her­ab. Um den Polar­stern und damit die Nord­rich­tung auf­zu­fin­den, ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Kas­ten­ster­ne des Wagens um das Fünf­fa­che. Der Polar­stern ist der letz­te Deich­selstern des Klei­nen Bären, des­sen Wagen­kas­ten sich jetzt genau auf 12 Uhr Posi­ti­on und somit in sei­ner höchs­te Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont befin­det. Direkt rechts ober­halb des Klei­nen Bären gele­gen erkennt man den Dra­chen, der sich um den Klei­nen Bären her­um­schlän­gelt. Der rau­ten­för­mi­ge Kopf des Dra­chen wird in der nächs­ten Stun­de eben­falls den Zenit errei­chen. In mitt­le­rer Höhe im Nord­os­ten, unter­halb von Klei­ner Bär und Dra­che, ent­de­cken wir das Stern­bild Kepheus, in dem man die Form eines Haus­da­ches erah­nen kann. Dar­un­ter steht die Kas­sio­peia, die die Form des Buch­sta­bens „W“ besitzt und dem­zu­fol­ge im Volks­mund auch als Himmels‑W bezeich­net wird. Sie hat ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on schon längst über­schrit­ten. Dage­gen hat das Stern­bild Per­seus gera­de sei­ne nied­rigs­te Stel­lung erreicht und befin­det sich nun genau über dem Nord­ho­ri­zont. Eben­falls in Hori­zont­nä­he, und west­lich des Per­seus gele­gen, fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb des Fuhr­manns und unter­halb von Kopf und den Vor­der­pfo­ten des Gro­ßen Bären, ste­hen noch die aus deut­lich schwä­che­ren Ster­nen bestehen­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Luchs und Giraffe.

Im Osten

Die öst­li­che Him­mels­ge­gend wird jetzt vom impo­san­ten Som­mer­drei­eck domi­niert, das sich in hal­ber Höhe über dem Hori­zont befin­det. Es wird durch die drei hel­len Ster­ne Deneb im Schwan, Wega in der Lei­er und Ata­ir im Adler gebil­det. Genau zwi­schen Adler und Schwan befin­den sich die klei­nen unschein­ba­ren Stern­bil­der Del­fin, Pfeil und Füchs­chen. Das Band unse­rer Hei­mat­ga­la­xie, die Milch­stra­ße, ver­läuft mit­ten durch das Som­mer­drei­eck hin­durch von links oben kom­mend zum süd­öst­li­chen Hori­zont her­ab. Unter einem dunk­len und trans­pa­ren­ten Land­him­mel, sowie bei guter Hori­zont­sicht im Süd­os­ten, soll­te man auch schon die hel­le Schild­wol­ke im Stern­bild Schild erken­nen kön­nen, die neben dem hel­len Milch­stra­ßen­zen­trum der auf­fäl­ligs­te Teil unse­rer Hei­mat­ga­la­xie ist. Ober­halb des Som­mer­drei­ecks ent­de­cken wir das Stern­bild Her­ku­les und einen Teil des Dra­chen, mit sei­nem mar­kan­ten rau­ten­för­mi­gen Kopf. Im Stern­bild Her­ku­les kön­nen wir zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit schon sehr gut den Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 beob­ach­ten, der als unschar­fer Licht­fleck bereits unter einem dunk­len Him­mel mit dem blo­ßen Auge zu erken­nen ist. Er befin­det sich etwas unter­halb vom rech­ten obe­ren Kas­ten­stern des Her­ku­les. Im Nord­os­ten gehen schon die ers­ten Ster­ne des Herbst­stern­bilds Pega­sus auf. Dar­über erkennt man das unschein­ba­re und nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild der Eidech­se. Noch wei­ter höher im Nord­os­ten steht das Stern­bild Kepheus.

Im Süden

Bli­cken wir hoch in Rich­tung Süden hat das Stern­bild Bären­hü­ter, mit sei­nem auf­fäl­lig hell und oran­ge erschei­nen­den Haupt­stern Ark­tur, den Süd­punkt schon längst über­schrit­ten. Öst­lich davon fin­den wir das Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne, die gera­de dabei ist, den Meri­di­an zu pas­sie­ren. Noch wei­ter in Rich­tung Osten steht der Her­ku­les, der in der nächs­ten hal­ben Stun­de sei­nen höchs­ten Punkt im Süden ein­neh­men wird. Unter­halb des Stern­bilds Nörd­li­che Kro­ne befin­det sich der Kopf der Schlan­ge, die vom mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­ger im Süd­os­ten getra­gen wird. Unter­halb der Schlan­ge geht gera­de das Stern­bild Waa­ge durch den Meri­di­an. Links neben der Waa­ge erken­nen wir den nörd­li­chen Teil des Stern­bilds Skor­pi­on, mit sei­nem röt­lich fun­keln­den Haupt­stern Ant­ares. Halb­hoch im Süd­wes­ten befin­den sich noch die rei­chen Gala­xien­jagd­grün­de des Stern­bilds Jung­frau, mit dem hel­len und weiß­lich leuch­ten­den Haupt­stern Spi­ca. Ober­halb der Jung­frau steht noch das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Berenike.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun lang­sam aber sicher die letz­ten Früh­lings­stern­bil­der. Der mäch­ti­ge Löwe nähert sich jetzt immer wei­ter dem West­ho­ri­zont. Auch der unschein­ba­re Krebs, west­lich des Löwen­kop­fes gele­gen, ist schon im Hori­zont­dunst ver­schwun­den. Und auch unser roter Nach­bar wird in der nächs­ten hal­ben Stun­de unter dem Hori­zont ver­schwin­den. Dicht über dem Nord­west­ho­ri­zont fun­keln noch die bei­den hel­len Haupt­ster­ne Kas­tor und Pol­lux in den Zwil­lin­gen mun­ter vor sich hin. Hoch im Süd­wes­ten steht der Bären­hü­ter, mit dem hel­len Haupt­stern Ark­tur. Das Stern­bild Gro­ßer Bär befin­det sich eben­falls noch in güns­ti­ger Beob­ach­tungs­po­si­ti­on hoch im Wes­ten. Unter­halb der Wagen­deich­sel des Bären ent­de­cken wir das unschein­ba­re Stern­bild der Jagd­hun­de und dar­un­ter, das nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild Haar der Bere­ni­ke. Unter­halb des Haars der Bere­ni­ke befin­det sich noch die Jung­frau mit der weiß­lich leuch­ten­den Spi­ca. Dicht über dem Süd­west­ho­ri­zont ver­schwin­den soeben die bei­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Rabe und Becher unter dem Horizont.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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