Der Sternhimmel im Mai 2023

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Der Lauf des Mondes

Am 1. Mai steht der zuneh­men­de Mond im nord­west­li­chen Bereich des Stern­bild Jung­frau. In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai wan­dert der Mond nörd­lich am Haupt­stern Spi­ca vor­bei. Nur zwei Tage spä­ter, am 5. Mai, wird die Voll­mond­pha­se im Stern­bild Waa­ge durch­lau­fen. An die­sem Tag fin­det auch eine Halb­schat­ten­fins­ter­nis des Mon­des statt, die von Mit­tel­eu­ro­pa aus aller­dings unbe­ob­acht­bar ist. Nach der Voll­mond­nacht geht unser stil­ler Beglei­ter nach Son­nen­un­ter­gang immer spä­ter über dem öst­li­chen Hori­zont auf. In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai fin­den wir ihn bereits im Stern­bild Skor­pi­on und am 8. des Monats im Schlan­gen­trä­ger. Zwi­schen dem 9. und 10. Mai wan­dert unser Erd­tra­bant durch das Stern­bild des Schüt­zen und danach durch den Stein­bock. Dort erreicht er auch am 12. Mai sein ers­tes Vier­tel. Am Mor­gen des 13. Mai kön­nen wir unse­ren Erd­tra­ban­ten süd­west­lich von Saturn im Stern­bild Was­ser­mann auf­fin­den und nur einen Mor­gen spä­ter süd­öst­lich des Ring­pla­ne­ten. Zum letz­ten Mal kön­nen wir die Mond­si­chel am Mor­gen des 17. Mai im Osten auf­ge­hen sehen, bis am 19. Mai die Neu­mond­pha­se durch­lau­fen wird. Am Abend des 20. Mai taucht die schma­le, zuneh­men­de Mond­si­chel, im Stern­bild Stier, wie­der über dem nord­west­li­chen Hori­zont auf. In der Abend­däm­me­rung des 22. Mai befin­det sie sich west­lich des Abend­sterns Venus und am 23. Mai nord­öst­lich unse­res Schwes­ter­pla­ne­ten und nahe Pol­lux in den Zwil­lin­gen. Der Abstand zur Venus beträgt an die­sem Abend etwas mehr als 3 Grad. Nur einen Abend spä­ter steht die Sichel des zuneh­men­den Mon­des nur 2 Grad ober­halb unse­res roten Nach­barn Mars im Stern­bild Krebs. Unser stil­ler Beglei­ter wan­dert wei­ter in Rich­tung Osten und hält sich am 26. des Monats nahe dem Haupt­stern Regu­lus im Löwen auf. Am 27. Mai steht der Mond schließ­lich im ers­ten Vier­tel und am 29. des Monats kön­nen wir ihn aber­mals in der Jung­frau auf­fin­den. An den letz­ten bei­den Aben­den im Monat kön­nen wir unse­ren Erd­tra­ban­ten wie­der in der Nähe des Haupt­sterns Spi­ca beobachten.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur steht am 2. Mai 2023 in unte­rer Kon­junk­ti­on zur Son­ne und befin­det sich zu die­sem Zeit­punkt 84 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von der Erde ent­fernt. Nach sei­ner Kon­junk­ti­on, zu Beginn des Monats, ent­fernt sich Mer­kur schnell in west­li­cher Rich­tung von unse­rem Zen­tral­ge­stirn und erreicht schließ­lich am 29. Mai 2023 sei­ne größ­te west­li­che Elon­ga­ti­on. Trotz eines Abstan­des von 24°53′ zur Son­ne, reicht das auf­grund der fla­chen Eklip­tik­la­ge am Mor­gen­him­mel und sei­ner süd­li­che­ren Dekli­na­ti­on gegen­über der Son­ne nicht für eine Sicht­bar­keit des Pla­ne­ten über dem öst­li­chen Hori­zont. Mer­kur bleibt dem­zu­fol­ge im gesam­ten Mai unsichtbar.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus steht nach Son­nen­un­ter­gang unüber­seh­bar am Abend­him­mel und hoch im Nord­wes­ten. Sie beherrscht die ers­te Nacht­hälf­te und stei­gert ihre schein­ba­re Hel­lig­keit von anfangs ‑4,2 auf ‑4,4 mag. Zum Ende der bür­ger­li­chen Däm­me­rung befin­det sie sich noch rund 27 Grad hoch über dem West­ho­ri­zont. Zunächst ist der Abend­stern im Stern­bild Stier beob­acht­bar und wech­selt ab dem 8. Mai in die Zwil­lin­ge. Sie hält sich dabei 26 Grad nörd­lich des Him­mels­äqua­tors auf und ist somit opti­mal in die­sem Monat zu sehen. Ihre Unter­gän­ge ver­spä­ten sich von 0:33 Uhr auf 0:42 Uhr Som­mer­zeit. Im Tele­skop erkennt man, dass das fast halb beleuch­te­te Venus­scheib­chen, bis zum Monats­en­de, auf 23 Bogen­se­kun­den anwächst. Inter­es­sant für Foto­gra­fen ist auch die Begeg­nung mit der zuneh­men­den Mond­si­chel am Abend des 23. Mai. In der Nähe steht auch der rote Pla­net Mars. Des Wei­te­ren befin­det sich der Abend­stern am 29. Mai nur 4,2 Grad süd­lich von Pol­lux in den Zwillingen.

Unser Nach­bar­pla­net Mars ist ein Objekt für die ers­te Nacht­hälf­te und wan­dert wei­ter durch das Stern­bild der Zwil­lin­ge. Am 17. wech­selt der Rote Pla­net in das Stern­bild Krebs. Dort nähert er sich dem Stern­hau­fen der Krip­pe (Mes­sier 44) an, den er Anfang Juni auch durch­que­ren wird. Sei­ne schein­ba­re Hel­lig­keit geht im Lau­fe des Monats wei­ter zurück, von anfangs 1,3 auf 1,6 mag. Zum Monats­en­de beträgt sein Durch­mes­ser im Tele­skop nur noch 5 Bogen­se­kun­den, so dass es sich nicht mehr lohnt, die Pla­ne­ten­ku­gel mit hoher Ver­grö­ße­rung zu beob­ach­ten. Am 23. Mai gesellt sich noch die zuneh­men­de Mond­si­chel zu Mars und Venus und am 24. Mai zieht unser Erd­tra­bant nur 2 ½ Grad nörd­lich an unse­rem Nach­bar­pla­ne­ten vor­bei. Am 30. Mai steht der Pla­net schließ­lich im Aphel sei­ner Bahn und befin­det sich zu die­sem Zeit­punkt 249,2 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von unse­rem Zen­tral­ge­stirn ent­fernt. Am 1. Mai sinkt der Mars um 2:15 Uhr unter die west­li­che Hori­zont­li­nie. Bis zum 31. Mai ver­frü­hen sich sei­ne Unter­gangs­zei­ten auf 1:03 Uhr Sommerzeit.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter taucht im letz­ten Monats­drit­tel wie­der tief am Mor­gen­him­mel auf. Er bewegt sich recht­läu­fig durch die Fische und stand Mit­te des Vor­mo­nats in Kon­junk­ti­on mit der Son­ne. Am 19. Mai zieht er in das Stern­bild Wid­der. Am 20. des Monats geht der ‑2,1 Jupi­ter um 5:17 Uhr im Osten auf. Bis zum 31. Mai ver­frü­hen sich die Auf­gangs­zei­ten des Rie­sen­pla­ne­ten auf 3:32 Uhr Som­mer­zeit. Zu Beginn der bür­ger­li­chen Däm­me­rung befin­det sich der Pla­net bereits 6 Grad hoch im Osten. Für eine tele­sko­pi­sche Beob­ach­tung Jupi­ters ist es noch zu früh.

Der Ring­pla­net Saturn baut sei­ne Mor­gen­sicht­bar­keit über dem Süd­ost­ho­ri­zont wei­ter aus und wan­dert recht­läu­fig durch den Was­ser­mann. Die Auf­gangs­zei­ten des 0,9 mag hel­len Pla­ne­ten ver­frü­hen sich spür­bar von anfangs 3:53 Uhr auf 1:59 Uhr Som­mer­zeit. Zum Monats­en­de hin befin­det er sich zu Beginn der Mor­gen­däm­me­rung bereits 19 Grad hoch über dem Hori­zont. Am 13. und 14. Mai zieht der abneh­men­de Mond süd­lich an Saturn vorbei.

Ura­nus erreicht am 9. Mai 2023 die Kon­junk­ti­on mit der Son­ne und hält sich dem­zu­fol­ge mit ihr am Tag­him­mel auf. Er bleibt den gesam­ten Monat Mai unsicht­bar. Am Tag der Kon­junk­ti­on ist Ura­nus 3,091 Mil­li­ar­den Kilo­me­ter von der Erde entfernt.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun bewegt sich recht­läu­fig durch die Fische und bleibt auf­grund sei­ner Hel­lig­keit von 7,8 mag auch im Mai noch unbeobachtbar.

Der 14,4 mag hel­le Zwerg­pla­net (134340) Plu­to, im Stern­bild Stein­bock, wird am 3. Mai sta­tio­när und setzt zu sei­ner Oppo­si­ti­ons­schlei­fe an. Er ist ein Objekt für den Mor­gen­him­mel und geht am 1. Mai um 2:45 Uhr Som­mer­zeit auf. Bis zum 31. Mai ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gangs­zei­ten auf zwei Stun­den. Bis der fer­ne Zwerg­pla­net genü­gend hoch über dem Hori­zont steht, hat die Mor­gen­däm­me­rung bereits begon­nen. Erst am 22. Juli 2023 steht der ehe­ma­li­ge Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems wie­der in Oppo­si­ti­on zur Sonne.

Helle Kometen und Planetoiden

Der Komet C/2022 A2 (Pan­STARRS) zieht wei­ter durch das Stern­bild Andro­me­da und ist bis in das 2. Monats­drit­tel hin­ein noch zir­kum­po­lar. Der Schweif­stern zieht bis zur Monats­mit­te nur weni­ge Grad süd­west­lich an der Andro­me­da­ga­la­xie (Mes­sier 31) vor­bei. Lei­der befin­det sich der Komet am Mor­gen­him­mel nur rund 20 Grad hoch über dem nord­öst­li­chen Hori­zont. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von nur 12 Grö­ßen­klas­sen, benö­tigt man gro­ße Tele­sko­pe, um den Kome­ten aufzuspüren.

Der Zwerg­pla­net (1) Ceres bewegt sich im Stern­bild Coma Bere­nices immer schnel­ler in Rich­tung Süden und tritt am 8. Mai in das Stern­bild Löwe über. Am 13. Mai wird Ceres sta­tio­när und been­det ihre Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Nur 5 Tage spä­ter wech­selt der Him­mels­kör­per aber­mals in das Haar der Bere­ni­ke und am 24. des Monats schließ­lich in die Jung­frau. Auch ihre schein­ba­re Hel­lig­keit geht im Lau­fe des Monats spür­bar zurück, von anfangs 7,6 auf 8,1 mag. Am 1. Mai geht Ceres um 5:58 Uhr im Wes­ten unter und am 31. Mai bereits um 3:47 Uhr Som­mer­zeit. An die­sem Abend kann der Zwerg­pla­net in der Nähe des 6,9 mag hel­len Sterns SAO 99910 auf­ge­fun­den wer­den. Der Abstand zum Stern beträgt nur 5,5 Bogenminuten.

Der Aste­ro­id (2) Pal­las ist noch bis in die Monats­mit­te hin­ein noch am Abend­him­mel zu sehen und bewegt sich durch das Stern­bild Klei­ner Hund. Zu Beginn des Monats ist der Him­mels­kör­per noch 8,6 mag hell. Ende Mai beträgt ihre schein­ba­re Hel­lig­keit 8,9 Grö­ßen­klas­sen. Pal­las Unter­gangs­zei­ten ver­frü­hen sich von anfangs 0:43 Uhr Som­mer­zeit auf Mitternacht.

(7) Iris stand im Vor­mo­nat in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und bewegt sich wei­ter durch die Jung­frau. Sie erreicht zu Beginn des Monats um 0:53 Uhr den Meri­di­an. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich ihre Meri­di­an­durch­gangs­zei­ten auf 22:31 Uhr Som­mer­zeit. Die schein­ba­re Hel­lig­keit geht in die­ser Zeit von 9,6 auf 10,2 mag zurück.

(11) Par­then­ope wan­dert durch den Schlan­gen­trä­ger und wird am 19. Mai wie­der hel­ler als 10 mag. Bis zum Monats­en­de wächst ihre schein­ba­re Hel­lig­keit auf 9,6 Grö­ßen­klas­sen. Par­then­opes Kul­mi­na­ti­ons­zei­ten ver­frü­hen sich im Lau­fe des Monats von anfangs 3:55 Uhr auf 1:42 Uhr Sommerzeit.

Meteorströme

Zwi­schen dem 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aqua­ri­den (auch Mai-Aqua­ri­den genannt) sicht­bar. Ihre maxi­ma­le Akti­vi­tät wird am Mor­gen des 6. Mai erwar­tet, wenn unter opti­ma­len Bedin­gun­gen zwi­schen 40 und 65 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar sind. Für Beob­ach­ter im Mit­tel­meer­raum und auf der Süd­halb­ku­gel der Erde gehört die­ser Strom zu den aktivs­ten des Jah­res. Die Anzahl an sicht­ba­ren Meteo­ren wird in unse­ren Brei­ten aller­dings nicht erreicht, da sich der Radi­ant, vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung gegen 3 Uhr, in Hori­zont­nä­he auf­hält und sich gegen 1:30 Uhr sogar noch unter dem Hori­zont befin­det. Die Akti­vi­tät des Stern­schnup­pen­stroms ist von Jahr zu Jahr recht varia­bel. Zuletzt kam es im Jahr 2013 zu einer deut­lich höhe­ren Akti­vi­tät mit über 100 Meteo­ren pro Stun­de. Durch den nied­ri­gen Radi­an­ten­stand, im Nord­teil des Stern­bilds Was­ser­mann, zei­gen die Stern­schnup­pen, die mit 66 km/s in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen, sehr lan­ge Leucht­spu­ren. Eine süd­li­che Posi­ti­on, z.B. auf den Kana­ri­schen Inseln oder bes­ser auf der Süd­halb­ku­gel der Erde, ist für die erfolg­rei­che Beob­ach­tung die­ses Mete­or­stroms unab­ding­bar, weil der Radi­ant dann höher über dem Hori­zont steht und auch die Nacht län­ger dau­ert. Für einen süd­li­che­ren Stand­ort sind dann rund 20 bis 40 Stern­schnup­pen pro Stun­de zu erwar­ten. Lei­der wird der abneh­men­de Mond, kurz nach der Voll­mond, die Beob­ach­tung des Mete­or­stroms stö­ren. Der Ursprungs­kör­per der Mai-Aqua­ri­den ist kein gerin­ge­rer als der Komet 1P/Halley!

Vom 5. bis zum 14. Mai sind die Eta-Lyri­den sicht­bar, deren Radi­ant sich rund 8 Grad nord­öst­lich von Wega befin­det. Der Aus­strah­lungs­punkt der Eta-Lyri­den befin­det sich die gan­ze Nacht über dem Hori­zont und steht, beson­ders in den Stun­den nach Mit­ter­nacht, hoch an unse­rem Him­mel. Das schwach aus­ge­präg­te Maxi­mum wird am 10. Mai durch­lau­fen. Dann sind rund 3 bis 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar, die mitt­le­re Geschwin­dig­kei­ten von 43 km/s auf­wei­sen. Lei­der stört auch bei die­sem Mete­or­strom zu Maxi­mums­zeit­punkt der abneh­men­de Mond, der gegen 2 Uhr auf­ge­hen wird. Als Mut­ter­kör­per der Eta-Lyri­den gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Ara­ki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vor­bei­ge­zo­gen ist.

Die im gan­zen Jahr sicht­ba­ren und von der Anzahl her gerin­gen eklip­tik­na­hen Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le kom­men aus einer Regi­on etwas öst­lich des Gegen­son­nen­punk­tes. Im Mai wan­dert der Radi­ant vom Stern­bild Waa­ge in den Skor­pi­on und Schlan­gen­trä­ger. Die Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le besit­zen Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten um 30 Kilo­me­ter pro Sekun­de, so dass sie sich leicht von den übri­gen Mete­or­strö­men in die­sem Monat unterscheiden.

Der abendliche Fixsternhimmel

Sternkarte
Der Stern­him­mel am 15. Mai 2023 um 23:00 Uhr MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat das Stern­bild Gro­ßer Bär, das im Volks­mund auch als Gro­ßer Wagen bekannt ist, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit gera­de über­schrit­ten und wird bis zum Mor­gen­grau­en hin lang­sam wie­der in Rich­tung Nord­west­ho­ri­zont hin­ab­stei­gen. Ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Ster­ne des Wagen­kas­tens um das Fünf­fa­che, fin­den wir auch den Polar­stern, der exakt die Nord­rich­tung angibt und gleich­zei­tig den letz­ten Deich­selstern des Stern­bilds Klei­ner Bär mar­kiert. Der Wagen­kas­ten des Klei­nen Bären befin­det sich nun fast in sei­ner höchs­ten Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont. Der Dra­che, der sich ent­ge­gen­ge­setzt dem Uhr­zei­ger­sinn um den Klei­nen Bären her­um­schlän­gelt, steht eben­falls hoch am Nord­him­mel. Das Stern­bild Kas­sio­peia, auch als „Him­mels W“ bekannt, durch­läuft gera­de die unte­re Kul­mi­na­ti­on über dem Nord­punkt des Hori­zonts. Der Kepheus, zwi­schen Polar­stern, Dra­che und Kas­sio­peia gele­gen, befin­det sich nun wie­der in mitt­le­rer Höhe. Nied­rig im Nord­os­ten erken­nen wir auch das unschein­ba­re Stern­bild Eidech­se. Auf der west­li­chen Sei­te des Nord­punk­tes kön­nen wir noch die nörd­li­chen Aus­läu­fer des Stern­bilds Per­seus erken­nen. Wei­ter west­lich fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb von Per­seus und Fuhr­mann ste­hen die nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Giraf­fe und ein Teil des unschein­ba­ren Stern­bilds Luchs.

Im Osten

In Rich­tung Osten sind schon eini­ge typi­sche Stern­bil­der der kom­men­den Som­mer­mo­na­te auf­ge­gan­gen. Am auf­fäl­ligs­ten sind die Haupt­ster­ne Wega in der Lei­er und Deneb im Schwan, die sich bei­de über dem nord­öst­li­chen Hori­zont erstre­cken. Bei guter Hori­zont­sicht, dicht über dem Ost­ho­ri­zont, ent­de­cken wir auch Ata­ir im Stern­bild Adler. Die drei Ster­ne bil­den zusam­men das so genann­te Som­mer­drei­eck. Genau im Osten, in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont, steht ober­halb des Som­mer­drei­ecks der unschein­ba­re Her­ku­les, wo wir in einer dunk­len, kla­ren Nacht den Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 schon mit dem blo­ßen Auge als dif­fu­sen Licht­fleck erken­nen kön­nen. Rechts ober­halb vom Her­ku­les fun­kelt das Halb­rund der Nörd­li­chen Kro­ne. Noch wei­ter höher kön­nen wir den mäch­ti­gen Bären­hü­ter, mit dem hel­len und oran­ge gefärb­ten Haupt­stern Ark­tur, beob­ach­ten. Bli­cken wir auf die wei­ter nörd­lich lie­gen­de Sei­te des Ost­punkts, sehen wir hoch im Nord­os­ten das Stern­bild des Dra­chen. Wir keh­ren wie­der zum Stern­bild Her­ku­les zurück. Rechts unter­halb des Her­ku­les ent­de­cken wir nied­rig im Süd­os­ten den Schlan­gen­trä­ger mit der Schlan­ge. Die­se bei­den Stern­bil­der sind soeben voll­stän­dig über dem Hori­zont erschie­nen und wer­den im Lau­fe der Nacht noch wei­ter an Höhe gewinnen.

Im Süden

Der Süden wird immer noch von einem Groß­teil der Früh­lings­stern­bil­der domi­niert, in dem sich noch die rei­chen Gala­xien­fel­der des Früh­lings­him­mels befin­den. Das Stern­bild Jung­frau, mit ihrem hel­len und weiß erschei­nen­den Haupt­stern Spi­ca, hat gera­de die höchs­te Stel­lung im Süden ein­ge­nom­men. Öst­lich der Jung­frau ent­de­cken wir die Waa­ge und dar­un­ter den Kopf des Stern­bilds Skor­pi­on, mit sei­nem Haupt­stern Ant­ares. Vom Stern­bild Jung­frau aus­ge­hend steht ober­halb die­ses Stern­bilds der Bären­hü­ter, mit sei­nem hel­len oran­ge-far­be­nen Haupt­stern Ark­tur. Wei­ter öst­lich befin­det sich die Nörd­li­che Kro­ne. West­lich vom Bären­hü­ter ent­de­cken wir auch das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Bere­ni­ke und noch wei­ter höher die Jagd­hun­de. In mitt­le­rer Höhe im Nord­wes­ten steht der mäch­ti­ge Löwe, der sei­nen höchs­ten Punkt im Süden aber schon längst über­schrit­ten hat. Er wird in den kom­men­den Stun­den zum West­ho­ri­zont hin­ab sin­ken und zum Mor­gen­grau­en hin schließ­lich unter­ge­hen. Unter­halb von Jung­frau und Löwe ent­de­cken wir noch die schwa­chen Ster­ne der mäch­ti­gen Was­ser­schlan­ge sowie den Becher und den Raben, die den Meri­di­an schön längst über­schrit­ten haben. Sie wer­den in den nächs­ten Stun­den eben­falls unter dem süd­west­li­chen Hori­zont versinken.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun auch die letz­ten Ster­ne des Win­ter­him­mels unter den Hori­zont. Pro­kyon, im Stern­bild des Klei­nen Hun­des, steht wahr­schein­lich schon zu tief über dem West­ho­ri­zont, um ihn sicher erken­nen zu kön­nen. Deut­lich auf­fäl­li­ger sind die bei­den Ster­nen­ket­ten der Zwil­lin­ge, mit den bei­den Haupt­ster­nen Kas­tor und Pol­lux. Dort fällt der Abend­stern Venus sofort ins Auge. Der Pla­net Mars hat nach sei­ner sei­ner Oppo­si­ti­on Ende des letz­ten Jah­res deut­lich an Glanz ver­lo­ren. Er steht wei­ter öst­lich der bei­den Haupt­ster­ne der Zwil­lin­ge. Noch wei­ter in Rich­tung Nord­wes­ten befin­det sich der Fuhr­mann, mit der hell leuch­ten­den Capel­la. Eben­falls schon tief im Wes­ten kön­nen wir auch den unschein­ba­ren Krebs ent­de­cken, der sich zwi­schen Löwe und Zwil­lin­ge befin­det. Ober­halb vom Löwen steht das unschein­ba­re Stern­bild des Klei­nen Löwen und noch etwas höher, das Stern­bild Gro­ßer Bär. Der Aste­ris­mus des Gro­ßen Wagens, der ein Teil des Gro­ßen Bären ist, befin­det sich noch nahe des Zenits und dem­zu­fol­ge in einer aus­ge­zeich­ne­ten Beob­ach­tungs­po­si­ti­on. Deut­lich schwie­ri­ger aus­zu­ma­chen ist der unschein­ba­re Luchs, der sich unter­halb der Vor­der­pfo­ten des Bären, in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont, befin­det und nur unter einem wirk­lich dunk­len Him­mel zu erken­nen ist. Nahe­zu par­al­lel und nied­rig über dem süd­west­li­chen Hori­zont sehen wir noch den Kopf der mäch­ti­gen Wasserschlange.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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