Nach längerer Zeit war ich mal wieder im himmlischen Gefilden unterwegs. Ziel waren weitere Testaufnahmen der im Sommer umgebauten Canon EOS 600D anzufertigen und die erst vor wenigen Wochen neu erworbenen Okulare am Sternhimmel zu testen. An diesem Abend des 31. Oktober 2019 war der Himmel leider nicht optimal. Denn aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit war die Atmosphäre, bis in eine Höhe von 45 Grad über dem Horizont, eingetrübt und kaum schwache Sterne in dieser Himmelsregion wahrnehmbar. Aus diesem Grund zeigten sich in der Ferne auch mehr oder weniger starke Lichterglocken. Aufgrund der tiefen Temperaturen von ‑7 °C, bildete sich im Laufe der Nacht eine dünne Reifschicht auf meinem 8 Zoll Dobson und auf meinem Caddy.
Das Sternbild Perseus bei 40 mm Brennweite: Verwendet wurde hier die Canon EOS 1000Da und das Canon EF 40 mm f/2.8 STM Pancake Objektiv. Das fertige Bild zeigt in dieser Himmelsregion zahlreiche Sternhaufen und Nebel inklusive den berühmten Doppelsternhaufen h & Chi im Perseus. Aufnahmedaten: Canon EOS 1000Da, Blende 4.0, ISO-800, 24 x 6 Minuten, Bildbearbeitung Astro Pixel Processor & Adobe Photoshop CC
An diesem Abend wurden vorwiegend offene Sternhaufen im Sternbild Fuhrmann beobachtet. Aber auch einige Sommerobjekte waren mit von der Partie. So war ich fasziniert von dem Anblick des Nordamerikanebels im neu erworbenen 35 mm Okular von Explore Scientific den ich mit dem neuen 2 Zoll UHC-Filter der selben Firma bestückte. Und auch die zwei neuen 82° Okulare von ES, mit 8,5 und 4,5 mm Brennweite, machten vor allem am Kugelsternhaufen Messier 13 im Herkules und an den beiden Planetarischen Nebeln Messier 27 im Füchschen und Messier 57 in der Leier eine gute Figur. Die beiden Baader Hyperion Okulare mit 21 und 13 mm Brennweite, haben sich vor allem an den vielen hellen und schwächeren Sternhaufen im Fuhrmann bewährt. Insgesamt wurden 25 Objekte in dieser Nacht beobachtet.
Das wichtigste an diesem Abend war aber ein weiterer Test der umgebauten 600D mit dem Samyang 135 mm Objektiv. Diese Kombination zur Astrofotografie hatte ich auf meiner Astrotrac montiert, die aber aufgrund der Kälte und der hohen Luftfeuchtigkeit so einige Probleme machte. Ich hatte zum ersten Mal mit richtigen Nachführfehlern zu kämpfen, obwohl die Montierung exakt auf den Himmelspol ausgerichtet war. Außerdem hatte die Montierung Schwierigkeiten, in die Ausgangsstellung zurückzufahren. Und auch die Stromversorgung der Kamera machte Probleme. Die Verwendung eines Batteriegriff hatte sich im Nachhinein als suboptimal herausgestellt. Die beiden Akkus im Griff waren genau so schnell hinüber, wie der einzelne Akku in meiner Canon EOS 1000Da, die zur gleichen Zeit Aufnahmen der Perseus und der Fuhrmann Region mit dem 40 mm Pancake machte. Für die Nachführung dieser Kamera verwendetet ich meine Skywatcher Staradventurer, die mit den widrigen Umgebungsbedingungen, im Gegensatz zur Astrotrac, keinerlei Probleme hatte.
Das Sternbild Fuhrmann mit 40 mm Brennweite: Verwendet wurde auch hier die Canon EOS 1000Da und das Canon EF 40 mm f/2.8 STM Pancake Objektiv. Neben der nur auf Fotos sichtbare Flame Star Nebula Region, zeigt das Foto auch die hellen Sternhaufen Messier 36, Messier 37 & Messier 38 im Fuhrmann. Aufnahmedaten: Canon EOS 1000Da, Blende 4.0, ISO-800, 15 x 6 Minuten, Bildbearbeitung Astro Pixel Processor & Adobe Photoshop CC
Bei der Sichtung der Fotos, die mit der Canon EOS 600D aufgenommen wurden, entdeckte ich abermals unschöne Reflexe um helle und mittelhelle Sterne. Der IR-Sperrfeilter der Kamera wurde damals durch einen Baader BCF-Filter neueren Typs ersetzte. Leider ein großer Fehler. Denn auch mit dem 135 mm Objektiv zeigten sich rote bzw. magentafarbene Reflexe um helle Sterne, die auch mit Bildbearbeitung nicht entfernt werden konnten. Weitere Recherchen offenbarten, dass offensichtlich eine Verkippung des Baader IR-Filter vor dem Sensor der 600D vorliege. Aufgrund der Verkippung wirkt dieser nun wie ein halbdurchlässiger Spiegel, was in einer Richtung Reflexionen der Sterne auf dem Sensor verursacht. Offensichtlich wurde der Filter nicht exakt planparallel zur Chipoberfläche eingebaut.
Die Region um den California Nebula NGC 1499 im Sternbild Perseus, mit den weiter oben angesprochenen störenden nach rechts versetzten Halos um helle Sterne. Aufgrund der Nachführfehler der Montierung konnte ich nur 1,75 Minuten pro Bild belichten. Leider habe ich auch den Fokus nicht exakt getroffen. Aufnahmedaten: Canon EOS 600D, Samyang 135mm f/2 Objektiv, Blende 2.8, und ISO-800, 59 Bilder, Bildbearbeitung Astro Pixel Processor & Adobe Photoshop CC
Am darauf folgenden Wochenende schrieb ich dann eine längere E‑Mail an Teleskop-Service, die mit Hilfe einer Drittfirma den Umbau meiner Kamera vorgenommen hatten. Zu aller erst ging man hier von einem Objektivfehler aus, was ich verneinte, denn die Halos waren ja mit jedem Objektiv reproduzierbar. Aus diesem Grund schickte ich die Kamera wieder ein und werde nun in den kommenden Tagen eine Canon EOS 600D erhalten, die vollständig modifiziert wurde. Diese ist nun sehr infrarotempfindlich, was nicht zum Nachteil sein soll, da ich die Kamera nun für interessante Landschafts-Infrarotaufnahmen nutzen kann. Für die Astrofotografie wird jetzt aber ein Astronomik UV-IR-Clipfilter fällig werden, der noch einmal knapp 100 € kosten wird. Ich werden zeitnah berichten, ob nun der Umbau der EOS 600D erfolgreich war.