Abenteuer Astronomie wird mit der 18. Ausgabe eingestellt

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Die Ankün­di­gung von Her­aus­ge­ber Ronald Stoyan schlug in der Hob­by­as­tro­no­men­sze­ne sicher­lich ein wie eine Bom­be: „Aben­teur Astro­no­mie“ wird ein­ge­stellt. Nach dem erfolg­rei­chen Crowd­fun­ding der Vor­gän­ger­zeit­schrift „Inter­stel­larum“ auf Startnext.de vor zwei Jah­ren und der Neu­aus­rich­tung mit neu­en Autoren und Inhal­ten, ereil­te der Astro­no­mie­zeit­schrift nun das glei­che Schick­sal, wie so vie­ler ande­rer Print­me­di­en in der heu­ti­gen Zeit. Stoyan begrün­de­te die Ent­schei­dung, die Zeit­schrift ein­zu­stel­len, mit dem Zusam­men­bruch des Anzei­gen­mark­tes wie folgt:

Wäh­rend uns die Leser treu geblie­ben sind – die Zahl der Abon­nen­ten ist seit 2015 sta­bil – sind die Erlö­se aus Anzei­gen im lau­fen­den Jahr erheb­lich zurück­ge­gan­gen. Das deut­lichs­te Ergeb­nis die­ser Ent­wick­lung war das The­men­heft Tele­sko­pe & Fern­glä­ser im April, das voll ist mit Pro­dukt­vor­stel­lun­gen, Tests und Inter­views, aber nur noch ganz weni­ge Anzei­gen enthält.

Ronald Stoyan am 7. Novem­ber 2018

Die Ent­schei­dung des Ver­lags ist sehr bedau­er­lich, da nun ein wei­te­re Zeit­schrift aus dem nicht gera­de sehr breit gestreu­ten Ange­bot deutsch­spra­chi­ger astro­no­mi­scher Print­me­di­en ver­schwin­den wird. „Aben­teu­er Astro­no­mie“ rich­te­te sich vor allem an den Anfän­ger und fort­ge­schrit­te­ne Ama­teu­er­as­tro­no­men und war eher pra­xis­ori­en­tiert. Mir ist nicht bekannt, wel­ches (deutsch­spra­chi­ges) Medi­um nun die­se Lücke fül­len wird, da „Ster­ne und Welt­raum“ aus dem Spek­trum Ver­lag mit ihren wis­sen­schaft­li­chen Fach­ar­ti­keln sowie das „VdS Jour­nal für Astro­no­mie“, die vier­tel­jähr­lich erschei­nen­de Ver­eins­zeit­schrift der Ver­ei­ni­gung der Stern­freun­de e.V. für die prak­ti­sche Astro­no­mie, zum Teil ein ande­res Publi­kum bedienen.

Per­sön­lich war ich mit der Neu­aus­rich­tung von „Inter­stel­larum“ nicht immer zufrie­den. Ich sah es eher als Feh­ler an, sich dem Main­stream astro­no­mi­scher Print­me­di­en anzu­pas­sen, zumal es vor­her schon Ver­su­che gab, die­sen Markt abzu­de­cken. Wer erin­nert sich denn noch an den „Star Obser­ver“ oder an „Astro­no­mie heu­te“? Ers­te Bekannt­schaft mit der Zeit­schrift mach­te ich im Jahr 2001, als Inter­stel­larum nur als Abo ange­bo­ten wur­de und sich eher an den visu­el­len Deep-Sky-Beob­ach­ter rich­te­te. Im Lau­fe der Jah­re hat sich das Aus­se­hen der Zeit­schrift mas­siv gewan­delt und es wur­den eini­ge inhalt­li­che Anpas­sun­gen vor­ge­nom­men. So öff­ne­te man Inter­stel­larum spä­ter auch für den kom­mer­zi­el­len Zeit­schrif­ten­markt. Des Wei­te­ren rich­te­te man sich in der The­men­wahl für ein deut­lich brei­te­res Publi­kum aus, was zum Teil bei eini­gen alt ein­ge­ses­se­nen Lesern auf weni­ger Gegen­lie­be stieß. Lei­der ist der Ver­kauf am Kiosk für den Ver­lag, vor allem in der heu­ti­gen Zeit mit den digi­ta­len Medi­en, eher ein Null­sum­men­spiel mit dem vor­ran­gi­gen Ziel, neue Abon­nen­ten zu gewin­nen. Aus die­sem Grund wur­de 2016 auch das für den Ver­lag finan­zi­ell sehr erfolg­rei­ches Crowd­fun­ding auf Start­next für den Erhalt der Zeit­schrift in Angriff genommen.

Wie es der Zufall woll­te, wur­de ich im Mai 2017 von AA Redak­teur Dani­el Fischer ange­spro­chen, die Kome­ten-Kolum­ne in „Aben­teu­er Astro­no­mie“ zu über­neh­men, nach­dem Burk­hard Leit­ner der Zeit­schrift den Rücken gekehrt hat. Ich hat­te in den 1 1/2 Jah­ren jeden­falls viel Spaß beim Schrei­ben der Arti­kel. Außer­dem konn­te ich mit dem Hono­rar mei­ne bei­den Hob­bys ein klein wenig finan­zi­ell unter­stüt­zen. 🙂 Das plötz­li­che Ende von AA kommt dann schließ­lich auch für mich unerwartet.

Was nun aus dem Ocu­lum-Ver­lag sel­ber, sei­nen Büchern sowie aus den Mit­ar­bei­tern wer­den wird, die sehr viel Herz­blut und Enga­ge­ment in das Pro­jekt gesteckt haben, steht noch in den Ster­nen. Erst im Sep­tem­ber wur­de mit dem „Inter­stel­larum Deep-Sky-Gui­de“ vom Ver­lag ein ein­zig­ar­ti­ges Werk für den akti­ven Deep-Sky-Beob­ach­ter ver­öf­fent­licht und eben­falls eben­falls durch eine Crowd­fun­ding-Kam­pa­gne finan­ziert. Ronald Stoyan hat sich wäh­rend der Crowd­fun­ding-Kam­pa­gne mal wie folgt geäußert:

Was pas­siert mit den Büchern?
Das kann erst nach Aus­gang des Crowd­fun­dings seri­ös beant­wor­tet wer­den. Der Ver­lag kann jeden­falls ohne die Zeit­schrift sei­ne Mit­ar­bei­ter nicht finanzieren.


Ronald Stoyan am 30. Okto­ber 2014

Es wäre zutiefst bedau­er­lich, wenn die Mit­ar­bei­ter ihren Job ver­lie­ren wür­den und auch die­ser Teil deutsch­spra­chi­ger astro­no­mi­scher Lite­ra­tur für immer ver­schwin­den wird. Denn der Ocu­lum-Ver­lag hat nach wie vor erst­klas­si­ge Bücher in ihrem Port­fo­lio. Ein wenig Hoff­nung macht zumin­dest ein Kom­men­tar von Ronald Stoyan im Astro­treff-Forum von heu­te, zur Rück­ab­wick­lung des Abonnements:

[…] solan­ge es wirt­schaft­lich ver­tret­bar ist, wer­den die Bücher wei­ter ver­kauft. Aber auch hier sind wir von den Bestel­lun­gen des Tele­s­ko­p­han­dels abhän­gig. Wir las­sen gera­de Nach­dru­cke von Erfolgs­ti­teln wie der Dreh­ba­ren Him­mels­kar­te und dem Deep Sky Rei­se­at­las erstel­len, die des­halb auch nicht in der Abo-Rück­ab­wick­lungs­ak­ti­on bestellt wer­den können. 

Ronald Stoyan am 8. Novem­ber 2018 

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Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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