Am Montagnachmittag, den 9. Mai 2016, ist es wieder soweit: Merkur wird um 13:12 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit aus östlicher Richtung kommend, sich vor unser Zentralgestirn schieben und als 12 Bogensekunden kleines schwarzes Scheibchen vor der Sonnenscheibe vorbei wandern. Zur Mitte des Transits um 16:56 Uhr, wenn Merkur den kürzesten Abstand zum Sonnenmittelpunkt erreicht, steht die Sonne noch 33 Grad hoch über dem Horizont, so dass, gutes Wetter vorausgesetzt, der Merkurtransit deutschlandweit sehr gut beobachtet werden kann. Leider ist beim Austritt des Merkurs, der um 20:40 Uhr stattfinden wird, die Sonne vielerorts schon unter dem Horizont verschwunden. Nur der Nordwesten Deutschlands sowie der Westen Europas kommen noch in den Genuss des 4. Kontakts Merkurs mit dem Sonnenrand.
Transite des innersten Planeten unseres Sonnensystems sind bei weitem nicht so spektakulär und so selten wie Venustransite. Der Durchmesser des Merkurscheibchens beträgt zum Zeitpunkt der unteren Konjunktion zwischen 10″ und 13″. Der scheinbare Durchmesser des Venusscheibchens betrug beim Durchgang vor der Sonnenscheibe in den Jahren 2004 und 2012 dagegen gute 60″! So sind Transite des Merkurs visuell deutlich unauffälliger. Die Venus wird sich aber erst am 11. Dezember 2117 wieder vor der Sonne zeigen, so dass heute lebende Menschen wohl nicht mehr in den Genuss eines Venusdurchgangs vor der Sonnenscheibe kommen werden. Die beiden letzten Transite des Merkurs gab es am 7. Mai 2003 und am 8./9. November 2006 und finden pro Jahrhundert 13 bis 14 Mal statt.
Beobachtung
Da Merkur im Durchmesser deutlich kleiner als ein großer Sonnenfleck erscheint, sind optische Hilfsmittel unabdingbar. Auch hier gilt, sich vor dem hellen Licht der Sonne zu schützen. Herschelkeile bzw. Objektivsonnenfilter aus Glas oder Baader Sonnenfilterfolie, können im Astronomiefachhandel erworben werden und blocken das gleißend helle Licht und die Infrarotstrahlen unseres Zentralgestirn genügend ab, so dass eine gefahrlose Beobachtung erfolgen kann.
Niemals sollte man aber ungeschützt die Sonne beobachten, weil sonst Augenschäden und Erblindung drohen!
In Teleskopen ab 50facher Vergrößerung erscheint das Merkurscheibchen dann pechschwarz und scharf umgrenzt. Die sicherste Beobachtungsmethode ist aber die Projektion des Sonnenbildes auf einen Schirm in einem abgedunkelten Raum. Das hat auch den Vorteil, dass mehrere Beobachter gleichzeitig das Schauspiel verfolgen können. Viele Sternwarten und astronomische Vereine bieten an diesem Tag Beobachtungsführungen an, so dass jeder Interessierte das Schauspiel sicher beobachten kann.
Himmelsmechanik
Merkur entfernt sich bei seinem 88 Tage dauernden Umlauf niemals weit von der Sonne. So steht er stets kurz vor Sonnenaufgang im Osten bzw. kurz nach Sonnenuntergang im Westen niedrig über dem Horizont. Alle 116 Tage tritt Merkur zwischen Erde und Sonne. Die Bahn des Planeten ist aber auch 7° gegenüber der Ekliptik geneigt, so dass wir nicht bei jeder unteren Konjunktion des sonnennächsten Planeten, ihn vor der Sonnenscheibe vorüber ziehen sehen. Meist wandert der Planet nördlich oder südlich an der Sonne vorbei. Merkur muss dabei in der Nähe des aufsteigenden bzw. absteigenden Knotens seiner Bahn stehen, damit ein Transit überhaupt stattfindet. Deshalb kommt es nur alle 3,5 bis 13 Jahre zu einem Merkurtransit und zwar zwischen dem 6. und 11. Mai bzw. 6. und 15. November für das 20. bzw. 21. Jahrhundert. Aufgrund der Präzession der Erde und die rückläufige Bewegung der Knotenpunkte von Merkur, verschieben sich diese zwei Zeitfenster im Laufe der Jahrhunderte. Außerdem dauern Merkutransite im Mai etwas länger als die Transite im November, weil der innere aller Planeten im Mai stets in der Nähe des Aphels seiner Bahn steht und somit eine geringere Bahngeschwindigkeit als im November aufweist, wo er sich dann im Perihel befindet. Des Weiteren durchläuft Merkur die Erdbahnebene im Mai von Nord nach Süd. Er befindet sich im absteigenden Knoten seiner Bahn. Außerdem muss während des Transits die Sonne über dem Horizont des Beobachters stehen, um ihn beobachten zu können. Somit sind solche Transite deutlich seltener von einem Ort der Erde aus zu beobachten als totale Mondfinsternisse.
Den nächsten Merkurtransit können wir am 11. November 2019 beobachten. Leider ist dieser von Mitteleuropa aus nicht vollständig zu sehen. Beobachter in Nord- und Südamerika haben dann die besseren Chancen. Der übernächste Merkurdurchgang vor der Sonne wird aber erst im Jahr 2032 stattfinden, der vom deutschen Sprachraum aus wieder vollständig verfolgt werden kann.
Stefan Gotthold hat in seinem Clear Sky-Blog eine ganze Artikelserie über den Merkurtransit am 9. Mai – nebst einer tollen Infografik – veröffentlicht, die alle Facetten für die sichere Beobachtung dieses seltenen und interessanten astronomischen Ereignisses beleuchten:
Beobachtungstipp – Der Merkur vor der Sonne
4 Möglichkeiten den Merkurtransit zu beobachten
Merkurtransit als Schulprojekt
NASA überträgt per Sonnensatellit Live den Merkurtransit
Kontaktzeiten für den Merkurtransit am 9.5.2016
Ort | 1. Kontakt | 2. Kontakt | max. Phase | 3. Kontakt | 4. Kontakt | Untergang |
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Berlin | 13h12m05s | 13h15m16s | 16h56m02s | 20h37m19s | 20h40m31s | 20h47m |
Düsseldorf | 13h12m16s | 13h15m27s | 16h56m11s | 20h37m21s | 20h40m34s | 21h09m |
München | 13h12m11s | 13h15m22s | 16h56m05s | - | - | 20h39m |
Wien | 13h12m05s | 13h15m16s | 16h56m00s | - | - | 20h20m |
Zürich | 13h12m15s | 13h15m21s | 16h56m08s | 20h37m21s | 20h40m33s | 20h49m |
Kontakzeiten für verschiedene europäische Städte (23,0 KiB, 841 hits)
Weiterführende Links:
Erlebnis Venustransit
Spiegel-Online – Merkurtransit am 9. Mai
Astro-info – Merkurtransit am 9. Mai
Sonnenbeobachtung.de – Merkur-Transit vor der Sonne