Der Lauf des Mondes
In der Zeit nach Mitternacht des 1. Mai steht der zunehmende Mond in der Nähe von Mars und Regulus im Sternbild Löwe. Der Mond wandert die folgenden Nächte weiter in Richtung Osten, bis er am 4. des Monats südlich von Saturn und Spica in der Jungfrau zu finden ist. Am 6. Mai steht unser Erdtrabant als größter Vollmond des Jahres im Sternbild Waage.
Am Morgen des 7. und 8. Mai können wird den nun wieder abnehmenden Mond in der Nähe von Antares im Skorpion auffinden. Unser stiller Begleiter wird nun mehr und mehr ein Objekt für die zweite Nachthälfte und wandert weiter durch die Sternbilder Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische, bis wir in der Morgendämmerung des 19. Mai die dünne Sichel zum letzten Mal dicht über dem Osthorizont im Sternbild Widder entdecken können. Die Neumondphase ist schließlich am 21. des Monats erreicht. Reisende in Asien und im Pazifikraum können zu diesem Zeitpunkt eine ringförmige Sonnenfinsternis beobachten.
Am Abend des 22. Mai können wir die schmale Sichel des nun wieder zunehmenden Mondes zum ersten Mal über dem Westhorizont sichten. Die Venus, die immer noch als Abendstern am Himmel zu sehen ist, kann hier gut als Aufsuchhilfe dienen. Sie befindet sich gut 5 Grad nördlich unseres Erdtrabanten im Sternbild Stier. Nachdem der Mond die Sternbilder Zwillinge und Krebs hinter sich gelassen hat, steht er am 29. Mai abermals in der Nähe des Roten Planeten Mars im Sternbild Löwe. Am letzten Abend des Monats können wir den Mond schließlich wieder in der Nähe von Saturn und Spica in der Jungfrau auffinden.
Die Planeten
Merkur bleibt im gesamten Monat Mai unsichtbar und steht am 27. des Monats in oberer Konjunktion zur Sonne. Am 29. Mai durchläuft der flinke Planet auch das Perihel seiner Bahn.
Venus ist noch am Abendhimmel im Sternbild Stier sichtbar, rückt der Sonne im Laufe des Monats aber schnell näher. Der Abendstern erreicht am 4. Mai mit einer Deklination von fast 28 Grad auch ihren nördlichsten Punkt am Himmel bis zum Jahr 2020. Am 15. Mai wird die Venus schließlich stationär und eilt dann rasch rückläufig auf die Sonne zu, so dass sich die Sichtbarkeitszeit des Planeten drastisch verkürzt. Nach dem 25. Mai tritt sie dann endgültig von der Himmelsbühne ab und ist als Abendstern nicht mehr zu sehen, bis sie am 6. Juni in unterer Konjunktion zur Sonne steht und als schwarze Scheibe vor der Sonne vorüberzieht. Am 3. des Monats ist das 39 Bogensekunden große Venusscheibchen zu 25% beleuchtet. Mitte Mai beträgt der Beleuchtungsgrad nur noch 13%. Bis Ende Mai vergrößert die Venussichel ihren scheinbaren Durchmesser auf gut 57 Bogensekunden. Der Beleuchtungsgrad sinkt weiter auf nur noch 1%. Auch die Helligkeit geht von anfangs ‑4,7 auf ‑4,1 mag zurück, so dass der Abendstern langsam aber sicher an Glanz verliert. Venus geht am 1. Mai um 0:36 Uhr unter. Ende Mai sinkt sie bereits um 22:03 Uhr Sommerzeit unter die westliche Horizontlinie. Am 7. läuft unser Schwesterplanet in nur 0,8 Grad südlichen Abstand am Stern Elnath (Beta Tauri) vorbei.
Mars bewegt sich weiter rechtläufig durch den Löwen und ist bei Einbruch der Dunkelheit im Südwesten sichtbar. Die Helligkeit sinkt bis zum Ende des Monats von anfangs 0,0 auf 0,5 mag. Der Beleuchtungsgrad des Marsscheibchens geht ebenfalls zurück und beträgt Ende Mai nur noch 89%. Der scheinbare Durchmesser schrumpft auf 8 Bogensekunden, so dass es langsam schwierig wird, im Teleskop Oberflächendetails zu erkennen. Im Laufe des Monats zieht sich der Rote Planet auch langsam aus der zweiten Nachthälfte zurück. Zu Beginn des Monats geht Mars um 4:03 Uhr unter und Ende Mai bereits um 2:14 Uhr Sommerzeit.
Jupiter steht am 13. Mai in Konjunktion zur Sonne und hält sich mit unserem Zentralgestirn am Taghimmel auf. Deshalb ist der Riesenplanet den ganzen Monat Mai über unsichtbar. Zur Konjunktion ist Jupiter 6,01 AE bzw. 899 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Saturn stand zur Mitte des Vormonats in Opposition zur Sonne und bewegt sich immer langsamer werdend rückläufig durch die Jungfrau. Er lässt sich nach wie vor optimal beobachten. Die Helligkeit sinkt im Laufe des Monats leicht von anfangs 0,3 auf 0,5 mag. Auch der Öffnungswinkel des Saturnrings geht wieder leicht zurück und beträgt dann 12,5 Grad. Zu Monatsbeginn geht Saturn um 5:30 Uhr Sommerzeit unter. Am Monatsende verschwindet der Ringplanet bereits zwei Stunden früher unter dem Horizont. Am 4. sowie 31. Mai steht der zunehmende Mond in der Nähe von Saturn und Spica in der Jungfrau.
Uranus bewegt sich rechtläufig durch die Fische und wechselt am 12. Mai in den Walfisch. Aufgrund der flachen Ekliptiklage ist der 5,9 mag helle grünliche Planet immer noch nicht am Morgenhimmel sichtbar. Die Aufgänge von Uranus verfrühen sich aber von anfangs 4:38 Uhr auf 2:42 Uhr Sommerzeit.
Der äußere Planet des Sonnensystems Neptun bewegt sich rechtläufig durch das Sternbild Wassermann und steht ebenfalls noch zu dicht bei der Sonne. Allerdings hat man ab Ende Mai die Chance, Neptun über dem südöstlichen Horizont am Morgenhimmel aufzuspüren. Am 1. Mai geht der 7,9 mag helle Planet um 4:40 Uhr auf. Am 31. Mai erfolgt sein Aufgang bereits um 1:43 Uhr Sommerzeit.
Der Zwergplanet (134340) Pluto im Sternbild Schütze ist am Morgenhimmel sichtbar. Mit einer Helligkeit von 14 mag ist Pluto nur ein Objekt für große Teleskope.
Helle Kometen und Planetoiden
Der Komet C/2009 P1 Garradd steht immer noch günstig am Abendhimmel und ist in der 1. Nachthälfte sichtbar. Ab 12. Mai bewegt er sich vom Sternbild Luchs kommend in den Krebs. Die Helligkeit sinkt weiter von anfangs 8,5 auf nur noch 9,5 gegen Ende des Monats. Damit bleibt der Komet immer noch ein Objekt für kleinere Teleskope. Weitere Informationen zur Sichtbarkeit von Komet Garradd gibt es in einem extra Blog-Artikel.
Der Komet C/2011 F1 LINEAR ist zurzeit zirkumpolar und erreicht erst zu Beginn des nächsten Jahres sein Perihel. Der Schweifstern bewegt sich vom Sternbild Drache weiter in den Bärenhüter. Mit einer Helligkeit von rund 11,5 mag ist er allerdings nur ein Objekt für Teleskope ab 8 Zoll Öffnung.
Der kurzperiodische Komet 29P/Schwassmann-Wachmann zeigt häufig Helligkeitsausbrüche, die ihn bis auf eine Helligkeit von 10 mag bringen kann. Zurzeit ist der Komet im Sternbild Jungfrau mit 14 bis 15 mag nur in sehr großen Teleskopen beobachtbar.
(7) Iris kommt am 4. Mai im Sternbild Waage in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,5 mag. In der letzten Maiwoche wird der Asteroid wieder schwächer als 10 mag und wechselt am 26. Mai in die Jungfrau. Zu Beginn des Monats erreicht Iris um 1:12 Uhr den Meridian. Am letzten Tag des Monats steht der Himmelskörper bereit um 22:44 Uhr Sommerzeit im Süden.
(18) Melpomene bewegt sich durch das Sternbild Schild. Der Asteroid wird Ende Mai wieder heller als 10 mag und kommt dann im nächsten Monat in Opposition zur Sonne. Die Kulminationszeiten von Melpomene verfrühen sich von anfangs 5:08 Uhr Sommerzeit um gut 2 Stunden. Am Abend des 30. Mai befindet sich der Himmelskörper nur 3,5 Bogenminuten westlich von Alpha Scuti (3,9 mag).
Meteorströme
Zwischen dem 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aquariden (auch Mai-Aquariden genannt) sichtbar. Ihre maximale Aktivität ist zwischen dem 4. und 6. Mai gegen 3 Uhr morgens zu erwarten. Unter optimalen Bedingungen sind bis zu 60 Meteore pro Stunde sichtbar. Diese Anzahl wird in unseren Breiten allerdings nicht erreicht, da sich der Radiant kurz vor Beginn der Morgendämmerung in Horizontnähe aufhält. Durch den niedrigen Radiantenstand zeigen die Sternschnuppen, die mit 66 km/s in die Erdatmosphäre eindringen, sehr lange Leuchtspuren. Eine südliche Position, z.B. auf den Kanarischen Inseln oder besser in den Tropen, ist für die erfolgreiche Beobachtung dieses Meteorstroms unabdingbar. Leider stört der Mond in der Maximumsnacht die Beobachtung, so dass noch deutlich weniger Meteore sichtbar sind. Der Ursprungskörper der Mai-Aquariden ist kein geringerer als der Komet 1P/Halley!
Vom 3. bis 14. Mai sind die Eta-Lyriden sichtbar, deren Radiant sich rund 8 Grad nordöstlich von Wega befindet. Der Ausstrahlungspunkt der Eta-Lyriden befindet sich die ganze Nacht über dem Horizont und besonders in den Stunden nach Mitternacht hoch an unserem Himmel. Das schwach ausgeprägte Maximum wird in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai erwartet. Dann sind rund 3 Meteore pro Stunde sichtbar, die mittlere Geschwindigkeiten von 43 km/s zeigen. Auch hier stört der noch fast volle Mond die Beobachtung. Als Mutterkörper der Eta-Lyriden gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Araki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vorbeizog.
Der Ausstrahlungspunkt der wenigen Sternschnuppen der Anthelionquelle wandert im Monat Mai aus den Sternbildern Waage und Skorpion in das Sternbild Schütze. Mit 30 km/s handelt es sich dabei um eher langsame Meteore.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Zu unserer Standardbeobachtungszeit hat der Große Bär, der im Volksmund auch als Großer Wagen bekannt ist, seine höchste Stellung im Zenit gerade überschritten und wird im Laufe der Nacht langsam wieder herabsteigen. Die beiden hinteren Kastensterne fünfmal verlängert zeigen dabei genau auf den Polarstern im Norden, der gleichzeitig den letzten Deichselstern des Kleinen Bären markiert. Der Wagenkasten des Kleinen Bären befindet sich nun fast in seiner höchsten Stellung über dem Nordhorizont. Das Sternbild Drache, das sich entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn um den Kleinen Bären herumschlängelt, steigt ebenfalls immer höher. Das Sternbild Kassiopeia ? auch als „Himmels W“ bekannt – durchläuft gerade ihre untere Kulmination und befindet sich dicht über dem Nordhorizont. Zwischen Polarstern, Drache und Kassiopeia befindet sich noch das Sternbild Kepheus.
Niedrig im Nordwesten können wir noch die nördlichen Ausläufer des Sternbild Perseus erkennen. Weiter westlich funkelt die gelblich leuchtende Kapella im Sternbild Fuhrmann. Unterhalb des Fuhrmanns, und dicht über dem nordwestlichen Horizont, können wir bei guter Horizontsicht noch den Abendstern Venus aufspüren. Oberhalb von Perseus und Fuhrmann steht die nur aus schwachen Sternen bestehende Giraffe und ein Teil des unscheinbaren Sternbild Luchs. Dicht über dem Nordosthorizont sind die Sterne der Eidechse ebenfalls kaum zu erkennen.
Im Osten
In Richtung Osten sind schon einige typische Sternbilder des kommenden Sommers aufgegangen. Genau im Osten, in mittlerer Höhe über dem Horizont, entdecken wir das unscheinbare Sternbild Herkules. Oberhalb vom Herkules funkelt das Halbrund der Nördlichen Krone und noch weiter höher das Sternbild Bärenhüter, mit dem hellen und orange gefärbten Hauptstern Arktur. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das Sternbild des Drachen.
Niedrig im Nordosten kann man schon das Sommerdreieck erkennen, dass aus den hellen Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler gebildet wird. Der Hauptstern des Adlers ist aber gerade erst aufgegangen und es bedarf einer sehr guten Horizontsicht, um ihn dicht über dem Horizont zu entdecken. Auf der gegenüberliegenden Seite des Ostpunktes im Südosten ist auch der Schlangenträger mit der Schlange schon vollständig über dem Horizont erschienen.
Im Süden
Der Süden wird immer noch von einem Großteil der Frühlingssternbilder dominiert, in dem sich auch die reichen Galaxienfelder des Frühlingshimmels befinden. Das Sternbild Jungfrau, mit ihrem hellen und weiß erscheinenden Hauptstern Spica, hat gerade die höchste Stellung im Süden eingenommen. In diesem Sternbild entdecken wir auch den Ringplaneten Saturn, der sich nördlich von Spica befindet. Nordwestlich der Jungfrau steht der Löwe mit unserem roten Nachbarplaneten Mars und oberhalb der Jungfrau erkennt man den Bärenhüter, mit dem hellen Stern Arktur. Weiter östlich befindet sich die Nördliche Krone und westlich vom Bärenhüter das eher unscheinbare Sternbild Haar der Berenike. Der Große Bär befindet sich noch hoch über unseren Köpfen. Dabei zeigt die Deichsel des Großen Wagens auf die unscheinbaren Jagdhunde.
Unterhalb der Jungfrau hat der westliche Teil der Wasserschlange, der Becher und der Rabe den Meridian schon längst überschritten und bereiten sich langsam aber sicher zum Untergang vor. Dicht über dem Südosthorizont erkennt man schon das unscheinbare Sternbild Waage und ein Teil des Sternbilds Skorpion. Darüber steht der Schlangenträger mit dem Kopf der Schlange.
Im Westen
Im Westen verschwinden nun auch die letzten Sterne des Winterhimmels. Prokyon im Sternbild des Kleinen Hund steht wahrscheinlich schon zu tief über dem Horizont, um ihn sicher erkennen zu können. Deutlich auffälliger sind die beiden Sternenketten der Zwillinge, mit den beiden Hauptsternen Kastor und Pollux. Im Nordwesten sinkt nun auch das Sternbild Fuhrmann, mit der hell leuchtenden Kapella, immer tiefer zum Horizont herab. In diesem Himmelsabschnitt können wir noch die Venus niedrig über dem Horizont erkennen. Oberhalb von Zwillinge und Fuhrmann befinden sich der unauffällige Luchs und der westliche Teil des Sternbilds Großer Bär.
Das auffälligste Sternbild dieser Himmelsregion ist der sich in halber Höhe im Südwesten stehende Löwe, in dem sich zurzeit der rötlich leuchtende Planet Mars aufhält. Rechts unterhalb des Löwen sind die Sterne des Krebses schon etwas schwieriger auszumachen. Darunter, und nahezu parallel zum Horizont, erkennen wir auch einen Teil des Sternbilds Wasserschlange.
Mehr Informationen und Grafiken zum aktuellen Sternhimmel gibt es auf dieser Seite.