Das war das 12. Herzberger Teleskoptreffen

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Auch dies­mal konn­te das Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen, das vom 22. bis 25. Sep­tem­ber 2011 in der klei­nen süd­bran­den­bur­gi­schen Gemein­de Jeß­nigk aus­ge­tra­gen wur­den, vom Wet­ter her sei­nen guten Ruf gerecht wer­den: Der Wet­ter­gott hat­te ein Ein­se­hen mit den Stern­freun­den und bescher­te ihnen an zwei Tagen gutes Beob­ach­tungs­wet­ter. Wie auch in den zurück­lie­gen­den Jah­ren konn­ten wie­der eine Men­ge aus­län­di­sche Gäs­te begrüßt und mit mehr als 460 Teil­neh­mern ein neu­er Besu­cher­re­kord ver­zeich­net wer­den. Damit gehört das HTT, auch inter­na­tio­nal gese­hen, zu den größ­ten und erfolg­reichs­ten Tele­s­kop­tref­fen Mitteleuropas.

Dies­mal reis­ten zum offi­zi­el­len Beginn des Tref­fens am Don­ners­tag schon unge­wöhn­lich vie­le Besu­cher an. Lei­der zeig­ten sich in der Nacht von Don­ners­tag auf Frei­tag nur ver­ein­zelt ein paar Wol­ken­lü­cken, so dass nur nur wenig beob­ach­tet wur­de. So traf man sich im H‑Al­pha-Bier­gar­ten von HTT-Wirt Roger, der Essen und frisch Gezapf­tes bis tief in die Nacht anbot. Am Mor­gen gab es dann wie­der ein reich­hal­ti­ges Früh­stücks­buf­fet, wo sich jeder Teil­neh­mer satt essen konnte.

In den letz­ten Jah­ren gab es auf­grund des tie­fen Mini­mums kaum Fle­cken auf der Son­ne. Dies­mal zeig­ten sich auf unser Zen­tral­ge­stirn sogar meh­re­re Fle­cken­grup­pen. Die schön aus­ge­präg­te Son­nen­fle­cken­grup­pe 1302 ver­ur­sach­te am Frei­tag­nach­mit­tag einen star­ken Rönt­gen­fla­re, der von eini­gen Beob­ach­tern Live im H‑Al­pha-Licht gese­hen und im Bild fest­ge­hal­ten wer­den konn­te. Die Teil­chen des koro­na­len Mas­se­aus­wurf ver­ur­sach­ten in der dar­auf­fol­gen­den Mon­tag­nacht auch von Deutsch­land aus zu sicht­ba­re Polar­lich­ter. In der Nacht stand dann beson­ders der oppo­si­ti­ons­na­he Pla­net Jupi­ter, der zum Teil unter her­vor­ra­gen­den See­ing zahl­rei­che Details in sei­ner Atmo­sphä­re zeig­te, die Super­no­va SN2011fe in der Spi­ral­ga­la­xie Mes­sier 101 im Gro­ßen Bären sowie der hel­le Komet C/2009 P1 Gar­radd im Mit­tel­punkt des Interesses.

Aber es kamen nicht nur Hob­by­as­tro­no­men auf ihre Kos­ten: Die Initia­to­ren des HTT um Ralf Hof­ner hat­ten sich wie­der ein umfang­rei­ches Rah­men­pro­gramm ein­fal­len las­sen. Neben diver­ser Fach­vor­trä­ge und Work­shops, gab es zum ers­ten Mal ein Beach­vol­ley­ball­tur­nier auf der Nord­wie­se. In den zum Teil recht feuch­ten Näch­ten konn­ten auch Nichtas­tro­no­men durch die zahl­rei­chen auf­ge­stell­ten Tele­sko­pe bli­cken. Vom ein­fa­chen Fern­glas bis zum 1 Meter Rie­sendobson war für jeden Geschmack etwas dabei. Auf­fäl­lig war, dass in die­sem Jahr über­durch­schnitt­lich vie­le Gerä­te jen­seits der 16 Zoll ver­tre­ten waren. Das inter­es­san­tes­te Tele­skop war sicher­lich der Binod­obson des am wei­tes­ten ange­reis­ten Beob­ach­ters vom schwe­di­schen Polarkreis.

Beim Rund­gang über den Platz traf ich auf Astro­blog­ger Jan Hat­ten­bach, der zum gro­ßen The­men­abend Dark Sky am Frei­tag einen sehr inter­es­san­ten Vor­trag hielt. Jan zeig­te den inter­es­sier­ten Zuhö­rern wun­der­schö­ne Bil­der von sei­nen Rei­sen auf die Kana­ri­schen Inseln, nach Süd­afri­ka und Chi­le – fern der Licht­ver­schmut­zung – wo der Ster­nen­him­mel noch natür­lich dun­kel ist. Danach hielt Dr. Andre­as Hänel von der VDS-Fach­grup­pe Dark-Sky ein inter­es­san­tes Refe­rat zum The­ma Licht­ver­schmut­zung. Er beschrieb wel­chen nega­ti­ven Ein­fluss die Licht­ver­schmut­zung auf uns Men­schen und vor allem auf die Tier- und Pflan­zen­welt hat. Er unter­strich, dass es über­aus wich­tig ist, alle Men­schen über das Pro­blem der Licht­ver­schmut­zung auf­zu­klä­ren und dahin­ge­hend zu sen­si­bi­li­sie­ren, unnö­ti­ge Licht­emis­sio­nen zu ver­mei­den. Danach gab es noch eine Dis­kus­si­on mit ört­li­chen Poli­ti­kern, um auch für zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen den dunk­len Him­mel Süd­bran­den­burgs zu erhalten.

Der Sams­tag war vom Wet­ter her der bes­te Tag. Nach dem musi­ka­li­schen Früh­schop­pen, wo 42 Zoll Dobson Besit­zer Erhardt die Anwe­sen­den mit sei­nen Gesangs­ein­la­gen beglück­te, wur­den die schon zur Tra­di­ti­on gewor­de­nen Work­shops abge­hal­ten. Uwe Pilz führ­te wie­der durch sei­nen Jus­ta­ge­work­shop. Tho­mas Hei­sing erklär­te, wie man einen eige­nen Spie­gel schleift. Mar­tin Fied­ler half Stern­freun­den bei der Bear­bei­tung ihrer Bil­der und zeig­te, dass Bild­be­ar­bei­tung kein Hexen­werk ist. In der Zwi­schen­zeit konn­te man sich bei den anwe­sen­den Astro­händ­lern in Sachen Aus­rüs­tung bera­ten las­sen und das eine oder ande­re Schnäpp­chen ergat­tern. Am Abend gab es schließ­lich wie­der die Prä­mie­rung der inter­es­san­tes­ten Selbst­bau­pro­jek­te. Die Vor­trags­rei­he am Sams­tag­abend stand dann ganz im Zei­chen der Astrofotografie.

In der Nacht vom Sams­tag auf Sonn­tag war es deut­lich tro­cke­ner als noch am Vor­abend, obwohl auch hier der Fön zum Ein­satz kam, um die Opti­ken vom läs­ti­gen Tau zu befrei­en. Lei­der stör­ten dann hin und wie­der eini­ge Kon­dens­strei­fen der über den Jeß­nig­ker Him­mel krei­sen­den Flug­zeu­ge. Ich maß mit mei­nem SQM‑L nur „beschei­de­ne“ 21,3 mag/arcsec. Bei güns­ti­ge­ren Wit­te­rungs­la­gen wäre hier deut­lich mehr drin gewe­sen. Das gute See­ing und der Anblick Jupi­ters im Oku­lar ent­schä­dig­te aber hin­rei­chend dafür. Für Wach­ge­blie­be­ne gab es am Mor­gen­him­mel noch einen beein­dru­cken­den Zodia­kal­licht­ke­gel. In die­sem Stand der Mars und die schma­le Sichel des abneh­men­den Mondes.

Wie auch in den zurück­lie­gen­den Jah­ren wur­de das Astro­Team Elbe-Els­ter von zahl­rei­chen frei­wil­li­gen Hel­fern unter­stützt. Ohne die Hil­fe enga­gier­ter Teil­neh­mer, wäre ein solch rei­bungs­lo­ser Ablauf des Tele­s­kop­tref­fens wohl kaum mög­lich gewe­sen. Einen beson­de­ren Dank gilt auch wie­der den Jeß­nig­kern Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die wäh­rend des HTT brav ihre Fens­ter verdunkelten.

Auch im kom­men­den Jahr fin­det wie­der ein Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen statt. Dies­mal lädt das Astro­Team zwi­schen dem 13. und 16. Sep­tem­ber 2012 zum 13. HTT.

Bildergalerie zum 12. HTT

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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