Am Mittwochabend erhielt ich eine E‑Mail von Ralf Hofner, dass am 25./26. April 2009 der erste AstroTreff Schwarze Elster (ATS) am Standort des Herzberger Teleskoptreffens stattfinden würde. Noch schnell den Dienst an diesem Wochenende getauscht und Uwe informiert, fuhren wir am Samstagabend nach Jeßnigk.
Der Platz befand sich rund 300 Meter Luftlinie vom Standort des HTT entfernt und als wir ankamen, waren schon einige Sternfreunde anwesend. Insgesamt sollten 10 Leute das Treffen besuchen. Ein Sternfreund aus Hannover, der schon am Tag zuvor angereist war und bei diesem Himmel schwache Holmberg-Galaxien und einen schwachen Palomar-Kugelsternhaufen beobachten konnte, hatte seinen 18 Zoll f/4,5 Gitterrohr-Dobson dabei. Auch trafen wir auf Steffi aus Wittenberg, die schon im letzten Jahr das HTT besuchte und ihr Teleskop neben unseren aufbaute. Uwe hatte übrigens seinen orangen 6″ Konus-Refraktor eingepackt und ich meinen 8″ GSO Dobson.
Bei so einem kleinen Teleskoptreffen herrscht natürlich eine besonders familiäre Atmosphäre vor. Ich half auch zwei Sternfreunden mit einem Chesire aus. Als alle in Ruhe aufgebaut hatten und man schon Saturn und Merkur beobachten konnten, rief Ralf zum Abendessen bei Roger. Nach einem kurzen Fußmarsch konnten sich die Teilnehmer bei gegrillten Knackern und Bratwürsten, Brötchen, frisch gezapften Bier und Kaffee gemütlich machen und ausgiebig fachsimpeln. Nach dem Essen war es schließlich auch dunkel genug, mit den Beobachtungen zu beginnen, so dass alle gegen 23.00 Uhr am Platz zurück waren.
Als erstes stellte ich den Kometen C/2009 F6 Yi-SWAN ein, der südlich des Sternhaufens Tr 2 zu finden war. Außerdem beobachtete ich noch das Leo Triplett im Löwen, NGC 2903, die Sombrero- und Blackeye-Galaxie sowie das Galaxientrio M 81, M 82 und NGC 3077 im Großen Bären. Mit M 13 inklusive Begleiter NGC 6207, NGC 6210, den Ringnebel in der Leier nebst M 56, M 4 im Skorpion (nur 10° über dem SSO-Horizont gelegen :D), Hantelnebel sowie NGC 6830 im Füchschen, M 71, Harvard 20 und dem Zirrusnebel inklusive Pickering‚s Triangular Wisp, konnte ich auch die ersten Objekte des Sommerhimmels beobachten.
Zwischendurch waren auch zahlreiche Meteore zu sehen, davon ein Exemplar, welcher mit –3 mag Helligkeit auch eine kurze und breite Nachleuchtspur hinterließ. Ein Kuriosum ist aber noch erwähnenswert: In Coma Berenices zeigte sich ein Satellit, der langsam in Richtung Bootes zog und ein paar mal kurz sehr hell aufblitzte – als ob jemand von Oben ein Foto mit Blitzgerät von den Teilnehmern des Treffens schoss.
Auch nahm ich die Gelegenheit war, durch den Hannoveranischen 18 Zöller zu gucken: M 13 war mit Binoansatz eine Augenweide. Der Kugelsternhaufen stand plastisch im Okular und es schien wirklich so, als ob man im Weltall schweben würde. Dann beobachteten wir M 81, die ihre strukturierten Spiralarme genau so wie auf Fotos zeigte. Auch M 82 sah faszinierend aus: Es zeigten sich in der Scheibe zahlreiche Knoten sowie Hell- und Dunkelfilamente (auch oberhalb der Galaxienscheibe gelegen). Dann beobachteten wir den Eulennebel M 97, der seine dunklen Augenpaare schon deutlich zeigte. Auch konnte ich den Zentralstern ab und zu aufblitzen sehen. Am Besten hat mir aber die Whirlpool-Galaxie gefallen, deren Spiralarme extrem hell ausgeprägt waren und sich wie auf einer Astroaufnahme präsentierten. Einfach phantastisch! Auch meinte ich, die Materiebrücke zur Begleitgalaxie andeutungsweise wahrzunehmen. Uwe sagte dann, dass er danach noch einige schwache Holmberg-Galaxien beobachten konnte. Auch zeigte sich der Ringnebel mit Zentralstern, extrem groß und reich strukturiert im Okular.
Zurück an meinem Platz stellte ich ebenfalls M 51 ein und Teile der Spiralarme konnten ebenfalls schon erkannt werden. Danach versuchte ich die relativ helle, aber vom Durchmesser ziemlich kleine Galaxie NGC 5198 aufzufinden, die nur einige Bogenminuten südlich von der Whirlpool-Galaxie entfernt stand. Im Eulennebel konnte ich mit O‑III Filter die Augen andeutungsweise wahrnehmen und M 108, in der Nähe von M 97 gelegen, zeigte ebenfalls schon Strukturen.
Mittlerweile hatten sich auch die Bedingungen sichtbar verbessert. Das Seeing und die Durchsicht wurden besser. Die Lichterglocke über Herzberg war in der zweiten Nachthälfte nicht mehr ganz so ausgeprägt. Auch hatte der Wind gedreht, der den Dunst und die Restpollen regelrecht weg bliesen. Außerdem zeigte sich die Milchstraße in 45° Höhe schon reich strukturiert. Dies nahm ich auch zum Anlass, mal die Grenzgröße anhand einer Vergleichskarte im Kleinen Bären zu bestimmen. Zuerst überprüfte ich meinen obligatorischen „Doppelstern“ mit den zwei Sternen SAO 44582 und SAO 44573 in den Jagdhunden. Beide Sterne mit 6,3 und 6,5 mag Helligkeit waren leicht zu sehen. Dann nahm ich mir das schwache Dreieck aus Sternen oberhalb von Zeta und Epsilon Ursa Minoris vor: Der 6,6 mag Stern SAO 2556 war sehr einfach zu erkennen. Sogar die beiden 6,9 mag Sterne waren ebenfalls schon direkt sichtbar. Also muss die Grenzgröße bei 7,0 Magnituden gelegen haben.
Weil in Richtung NO schon langsam die Dämmerung begann, fingen auch die meisten Sternfreunde an abzubauen. Uwe und Steffi fuhren gegen 3.30 Uhr heim. Einige Sternfreunde hatten aber in der nahen Pension Jericho einen Übernachtungsplatz gefunden. Auch ich fuhr gegen 5.00 Uhr morgens sichtlich zufrieden nach Hause.
Edit: Mittlerweile habe ich den langen Beobachtungsbericht auf meiner Homepage veröffentlicht. Außerdem gibt es eine extra Seite zum ATS auf der Webseite des Herzberger Teleskoptreffens. 🙂
ich befasse mich schon seit 1968 mit Mond und Sterne mit meinen selbstgebauten Teleskop.
Habe gerade wieder ein Neues bestellt in München.
Frohe Weihnachten
Eberhard Heratsch