Die Gesamthelligkeit von C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) ist Ende Oktober wieder unter die 6. Größenklasse gesunken. Damit ist der Komet mit dem bloßen Auge nicht mehr sichtbar. Nach dem spektakulären Anblick des Schweifsterns am 15. Oktober 2024 in der hellen Abenddämmerung konnte ich Tsuchinshan-ATLAS knapp eine Woche später erneut bei mir im Spreewald fotografieren. Dank des überraschend guten Wetters zu dieser Zeit…
Nachdem der Mond am Abendhimmel nicht mehr störte, war der Komet am Dienstag, den 22. Oktober eine recht auffällige Erscheinung über dem Westhorizont. Mit einem handelsüblichen Fernglas konnte der Schweif noch bis zu 15° Länge verfolgt werden. Mit bloßem Auge war der Staubschweif des Kometen deutlich auffälliger als die Koma selbst. Diese hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Helligkeit von 4,4 Größenklassen. Im Fernglas war die Koma gut 7 Bogenminuten groß, gut verdichtet und zeigte einen sternförmigen Kern. Der Schweif erschien mir ziemlich breit und hell. Auch der Gegenschweif ist schwach erkennbar. Die erste Fotoserie entstand in Treppendorf bei etwas aufgehelltem Himmel. Die Luftfeuchtigkeit war hoch. Gegen 19:30 Uhr flog dann auch der erst vor wenigen Tagen von SpaceX ins All geschossene Starlink-Train über den Himmel und mitten durch den Zenit.
Die nächste Gelegenheit, Tsuchinshan-ATLAS zu fotografieren, bot sich nur einen Abend später. Ich fuhr nach Radensdorf zu der Stelle, wo ich vor 4 Jahren den hellen Kometen C/2020 F3 (NEOWISE) vor einer interessanten Baumsilhouette ablichten konnte. Bei aufziehendem Nebel und hoher Luftfeuchtigkeit entstand eine Fotoserie, die den Kometen etwas schwächer zeigte als am Abend zuvor. Von der Helligkeit her schätzte ich ihn auf 4,6 mag. Auch hier störten die vielen Satelliten am Himmel. Es gab kaum eine Aufnahme, bei der nicht ein Satellit das Blickfeld der Kamera kreuzte. Auch die weiter in die Länge gezogene Starlink-Kette vom Vortag war gegen 19:45 Uhr wieder zu sehen. Sie „photobombte“ zwei Bilder der Aufnahmeserie. Bemerkenswert ist die Positionsänderung des Schweifsterns am dunklen Abendhimmel neben der Sommermilchstraße innerhalb von nur 24 Stunden.
Am 24. Oktober machte ich mich wieder auf den Weg nach Treppendorf. Im Gepäck hatte ich den Skywatcher Staradventure und meine Canon EOS 100D. Ich wollte den Kometen mit 100mm Brennweite und nachgeführter Kamera fotografieren. Als Aufnahmeoptik kam das Canon EF 70–200 f/4L Objektiv zum Einsatz. Die Gesamtbelichtungszeit betrug etwa eine halbe Stunde (20 x 90 Sekunden) bei Blende 4. Der Schweif von Tsuchinshan-ATLAS reicht in der Aufnahme weit über den offenen Sternhaufen IC 4665 im Sternbild Schlangenträger hinaus. Der Gegenschweif, der nur auf lang belichteten Aufnahmen zu sehen ist, erscheint hier deutlich abgeknickter als eine Woche zuvor.
Der helle, gelbliche Stern im Bild ist übrigens Beta Ophiuchi (2,8 mag). Die Helligkeit des Kometen betrug nur noch etwa 4,8 Größenklassen. Die länglichen Sterne entstehen durch die Eigenbewegung des Kometen am Himmel. Und wie es der Zufall so will, flog auch in dieser Aufnahmeserie die Starlink Satelliten am Rand des Gesichtsfeldes vorbei. Eine Aufnahme mit kürzerer Brennweite scheiterte, da plötzlich Wolken aufzogen, die kurz vor 20 Uhr den Himmel fast vollständig bedeckten.
Am Freitag, den 25. Oktober 2024 beobachtete ich den Kometen mit meinem neuen Omegon 66/400 APO Fernrohr in Treppendorf und machte dabei nur wenige Aufnahmen. Mit dem 20mm Plössl ragte der Schweif weit über das Gesichtsfeld des Teleskops hinaus und verlief neben dem Sternhaufen IC 4665. Der Schweif war mit bloßem Auge nur noch 7° lang. Etwas schwieriger war es auch, den Kometen mit bloßem Auge am Himmel zu entdecken. Auch hier war der Schweif der auffälligste Teil des Kometen. Ich schätzte seine Helligkeit auf 5,2 mag. Ich beobachtete etwa eine Stunde, bis ich mich für den Nachtdienst vorbereiten musste. Während dieser Zeit war die Bewegung von Tsuchinshan-ATLAS vor dem Sternenhintergrund im Teleskop auffällig.
Am folgenden Abend war der Komet mit 5,5 mag für das bloße Auge gerade noch sichtbar. Ich musste indirekt schauen, um seinen dünnen Schweif zu sehen, obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt wieder in Radensdorf unter dunklem Landhimmel befand. Ich hatte wieder den Skywatcher Staradventurer im Gepäck und wollte den Kometen zusammen mit der Milchstraße bei 28 mm Brennweite fotografieren. Die erste Aufnahme musste ich verwerfen, da ich beim Einnorden in der fortgeschrittenen Dämmerung statt Polaris den Stern Kochab im Fadenkreuz der Montierung hatte.
Die Umstellung auf Polaris dauerte ca. 2 Minuten. Dann war die Canon EOS 1000Da wieder einsatzbereit. Nebenbei machte ich wieder wie an den Abenden zuvor mit der Canon EOS 6D und dem Kit-Objektiv Stimmungsbilder. Leider beschlug die Linse des Canon EF 28 mm Objektivs recht schnell. Somit konnte ich nur 5 x 5 Minuten belichtete Bilder für den Stack verwenden. Auffällig ist, dass der Schweif von Tsuchinshan-ATLAS weit in die Milchstraße in den Sternbildern Schlange und Schlangenträger hineinreicht, fast bis zum offenen Sternhaufen NGC 6633.
C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) ist noch den ganzen November über am Abendhimmel mit Ferngläsern und kleinen Teleskopen zu sehen. Wenn das Wetter es zulässt, werde ich ihn auf seiner Wanderung durch die Sommermilchstraße weiter verfolgen.