Am Montagmorgen – um 2:30 Uhr und damit rund 1 Stunde vor Finsternisbeginn – klingelte der Wecker. Schon gegen Abend hatte ich mir die Ausrüstung zurecht gelegt, die ich für die Beobachtung und Dokumentation der totalen Mondfinsternis verwenden wollte. Diese beinhaltete neben meinem 16x70 Fujinon Fernglas, inklusive Stativadapter, Stative für das Fernglas und meine beiden Kameras. Die Canon EOS 6D hatte ich mit dem Canon EF 24–105 mm Standardzoom ausgestattet. Für die Canon EOS 100D verwendete ich das Canon EF 70–200 f/4L Teleobjektiv. Kurz nach 3 Uhr war ich an meinem Ausweichstandort in Treppendorf und bemerkte schon hier, dass der Platz leider nicht optimal gewählt war. Ich baute trotzdem erstmal die Ausrüstung auf. Der Vollmond, im Sternbild Waage, stand zu diesem Zeitpunkt nur 13° hoch im SSW und zeigte eine hübsche Pollenkorona. Das Wetter war für die Beobachtung sehr gut, das Seeing dagegen hundsmiserabel.
Eine Pollenkorona wird durch Pflanzenpollen in der Luft verursacht, die das Licht des Mondes beugen. Bemerkbar macht sich dieser, je nach Höhe und Pollenart, als runder bis ovaler Lichtkranz, mit einem Lichthof um den Mond. Die „Ringe“ der Korona werden dabei in eine Regenbogenfarben getaucht, die visuell aber weniger auffällt, auf Fotos dagegen deutlicher hervorstechen. In Horizontnähe gab es leichte Zirrusbewölkung, so dass unser Erdtrabant, durch das Fernglas betrachtet, dreidimensional erschien. Die 16-fache Vergrößerung des Feldstechers erwies sich hier optimal für die Beobachtung. Kurze Zeit später erschien der Mond auch etwas im Licht gedämpft, weil er sich immer weiter in den Halbschatten der Erde hinein bewegte und auch die Höhe über dem Horizont immer weiter abnahm.
Als die Morgendämmerung gegen 3:30 Uhr einsetzte, konnte ich Jupiter und Saturn recht deutlich über dem östlichen Horizont erkennen. Mars war wahrscheinlich zu lichtschwach, so dass ich ihn mit dem bloßen Auge vergeblich suchte. Und der Morgenstern Venus stand leider unbeobachtbar direkt hinter den Bäumen am Waldrand. Der Mond hatte kurz vor 4 Uhr nur noch eine Höhe von gerade einmal 7,5° über dem Horizont erreicht und hier merkte ich leider, dass es doch deutlich sinnvoller wäre, den Standort zu wechseln.
Also packte ich schnell die Ausrüstung zurück ins Auto und fuhr einige Kilometer weiter in Richtung Osten. Ziel war ein kleiner Hügel über Treppendorf. Dort angekommen, war die östliche Seite des Erdtrabanten schon in Dunkelheit getaucht. Der Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde hatte um 4:28 Uhr begonnen. Nun hieß es sich beeilen, damit ich noch etwas von der Mondfinsternis mitbekam. Als die Ausrüstung nach weiteren 10 Minuten schließlich stand, bekam ich Besuch von einer Passantin, die hier am Ort ebenfalls Finsternis beobachten wollte. Es stellte sich heraus, dass es die Mutter ein Klassenkameradin meines Bruders war. Sie hört von der Mondfinsternis am Tag zuvor und wollte diese eigenhändig beobachten. Sie war ganz begeistert von dem Anblick der Finsternis in meinem 16x70 Feldstecher.
Unser verdunkelter Erdtrabant stand nur noch 4° hoch über dem Horizont. Die Rötung seiner Oberfläche kam hier aber bereits durch die geringe Horizonthöhe zu Stande und nicht etwa durch den Erdschatten. Der Bereich des Mondes, der sich bereits vollständig im Kernschatten befand, war durch die fortgeschrittenen Morgendämmerung nicht mehr sichtbar. Nun machte sich auch eine leichte Dunstschicht nahe des Horizonts bemerkbar, die das Licht des Mondes weiter eintrübte. Knapp 10 Minuten vor Untergang des Mondes, der um 5:15 Uhr MESZ stattfinden sollte, verschwand dieser hinter der Baumgruppe. Der Vollmond war zu diesem Zeitpunkt über 50% in den Kernschatten der Erde eingetaucht.
Nachdem der Vollmond unter dem Horizont verschwunden war und die über dem Osthorizont erschien, unternahm ich noch einen kleinen Drohnenflug, um die Stimmung des Morgens über meiner Heimatstadt Lübben einzufangen.
Die nächsten Mondfinsternisse, die vom deutschsprachigen Raum aus sichtbar sein wird, findet am 5. Mai 2023 (Halbschattenfinsternis) und am 28. Oktober 2023 (partielle Mondfinsternis) statt.