Die beiden Zwerggalaxien NGC 147 und NGC 185 im Sternbild Kassiopeia, nahe an der Grenze zur Andromeda, sind Begleiter der Andromedanebels (Messier 31), die sich 7 Grad südlich der beiden Galaxien befindet. NGC 185 wurde am 30. November 1787 von dem deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel als schwacher Nebel aufgefunden. Sein Sohn John fand NGC 147 am 8. September 1829. Beide Galaxien wurden im Jahr 1944 von dem deutschen Astronomen Walter Baade mit dem 100-Zoll Reflektor am Mt. Wilson Observatorium in Einzelsterne aufgelöst. Baade erkannte daraufhin ihre Zugehörigkeit zur Lokalen Gruppe. Die Galaxien sind auch in Sir Patrick Moores Caldwell-Katalog als Caldwell 17 und Caldwell 18 verzeichnet.
Nahe Begleiter des Andromedanebels
NGC 147 und 185 sind Mitglieder unserer lokalen Galaxiengruppe, zu der auch unser eigenes Milchstraßensystem gehört und die mehr als 40 größere und kleinere Galaxien umfasst. Die beiden Welteninseln sind auch physisch ein Paar und stehen am Himmel nur 58 Bogenminuten auseinander. Dabei befindet sich NGC 147 räumlich gesehen 360.000 Lichtjahre tiefer im Raum als ihr Nachbar NGC 185. Beide umkreisen als Satelliten die große Andromedagalaxie, die 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist, innerhalb einer Periode von 6 Milliarden Jahren. NGC 147 ist wie NGC 185 eine sphäroide Zwerggalaxie und besitzt eine Winkelausdehnung von 13,2 x 7,9 Bogenminuten, was einem wahren Durchmesser von 10.500 Lichtjahren entspricht. Sie ist von der Flächenhelligkeit her das deutlich schwächere Mitglied und hat eine scheinbare Helligkeit von 9,4 mag. NGC 185 ist vom äußeren Erscheinungsbild deutlich kugelförmiger und besitzt einen scheinbaren Durchmesser von 11,7 x 10,0 Bogenminuten, was auf die Entfernung gerechnet 9.700 Lichtjahren entspricht. Sie besitzt eine scheinbare Helligkeit von 10,1 mag und ist, im Gegensatz zu ihrem Nachbarn, mit Hilfe eines kleinen Fernrohres deutlich besser zu sehen. Beide Galaxien besitzen nur einige hundert Millionen Sonnenmassen. Sphäroide Zwerggalaxien ähneln elliptischen Zwerggalaxien und weisen im Allgemeinen nur eine geringere Leuchtkraft auf. Es wird angenommen, dass sie große Mengen an Dunkler Materie enthalten.
NGC 147
NGC 147 ist die größere der beiden Galaxien und enthält eine große Population alter, metallarmer Sterne und nur noch wenig neutrales Wasserstoffgas, um neue Sterne zu produzieren. Die Obergrenze der Masse der interstellaren Materie ist in dieser Galaxie viel geringer als erwartet. Man findet praktisch keine sternbildende Materie mehr. Trotz alledem wurde die interstellare Materie in der Galaxie in der Vergangenheit chemisch angereichert, was man in den Sternenspektren erkennen kann. Vor 3 Mrd. Jahren hat in ihrem Zentrum noch Sternentstehung stattgefunden. Somit konzentrieren sich die jüngsten Sterne von NGC 147 in Richtung ihres Zentrums. Die Zwerggalaxie befindet sich 300.000 Lichtjahre vom Andromedanebel entfernt, was ungefähr die doppelte Entfernung der Großen Magellanschen Wolke zu unserer Galaxis entspricht, und steht ca. 2,53 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.
NGC 185
NGC 185 enthält, im Gegensatz zu NGC 147 und den meisten elliptischen Galaxien, junge Sternhaufen und noch genügend interstellares Gas, um eine geringe Sternentstehungsrate bis in die jüngste Vergangenheit am Laufen zu halten. Walter Baade entdeckte im Jahr 1951 junge blaue Objekt innerhalb der Galaxie, die sich als junge, offene Sternhaufen herausstellt haben. Die Galaxie besitzt einen aktiven galaktischen Kern vom Seyfert-II-Typ. Dort ist vor rund einer Milliarde Jahre noch eine junge Population an Sternen entstanden. Sie ist vermutlich die der Erde am nächsten gelegene und die einzige Seyfertgalaxie der Lokalen Gruppe, obwohl ihre Zugehörigkeit zu den Seyfertgalaxien nach wie vor umstritten ist. Sie befindet sich rund 2,08 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die letzte Sternentstehung in NGC 185 fand vermutlich vor 100 Millionen Jahren in einer Region nahe des Zentrums statt. In der Nähe des Zentrums wurde im Jahr 2000 auch ein Supernova-Überrest entdeckt. Außerhalb des Zentrum sind die Sterne mehr als eine Milliarde Jahre alt.
Beobachtung
Unter einem dunklen Landhimmel ist NGC 185 bereits in einem 10x50 Fernglas zu sehen. Mit 3 bis 4 Zoll Teleskopöffnung ist sie ein relativ einfaches Objekt. Sie erscheint bei kleinen bis mittleren Vergrößerungen als diffuser runder Lichtfleck mit gleichmäßiger Helligkeitsverteilung. Mit 6 Zoll Öffnung erscheint NGC 185 als ziemlich heller in nordöstlicher-südwestlicher Richtung elongierter Lichtfleck, mit einer leichten Helligkeitszunahme zur Mitte. Umrahmt wird die Galaxie von zwei Sternen der 8. und 9. Größenklasse am nordöstlichen und südwestlichen Rand. Mit 8 Zoll Öffnung erscheint die Galaxie deutlich größer, oval und mit einem leicht granulierten nicht stellarem Zentrum. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung erscheint sie bei mittleren Vergrößerungen nahezu kreisrund, ähnlich eines nicht aufgelösten Kugelsternhaufens. Unmittelbar westlich des Kerns ist bei höherer Vergrößerung ein dunkleres Gebiet zu erahnen. NGC 147 ist deutlich lichtschwächer und man benötigt bei Instrumenten von 4 bis 6 Zoll Öffnung schon indirektes Sehen und einen transparenten dunklen Landhimmel, um die Galaxie als diffuses Lichtfleckchen aufzufinden. Auch mit 8 Zoll Öffnung bleibt NGC 147 sehr lichtschwach. Die Helligkeit der Koma nimmt Richtung Zentrum aber leicht zu. Ab 10 bis 12 Zoll Öffnung ist NGC 147 deutlich besser zu erkennen. Sie wirkt nun etwas größer und länglicher, bleibt aber nach wie vor diffus. Ihr Kern erscheint linsenförmig, mit einem schwächeren Halo.
NGC 147 und NGC 185 sind Objekte der nördlichen Breiten und am besten in den Herbst- und Wintermonaten zu sehen, wenn das Pegasusquadrat hoch über dem südlichen Horizont kulminiert. Um die beiden Galaxien aufzusuchen, starten wir bei Beta Andromedae (2,1 mag) und wandern über My (3,9 mag) und Ny And (4,5 mag) in Richtung Zeta Cassiopeiae (3,7 mag). Auf halber Strecke zwischen Ny And und Zeta Cas liegt das Sternenpaar Omikron und Pi Cassiopeiae (4,5 bzw. 5,0 mag). Die hellere der beiden Galaxien NGC 185 steht genau 1° westlich von Omikron Cas und sollte bei niedriger Vergrößerung schon in einem 8x50 Sucher zu sehen sein. NGC 147 befindet sich wiederum 1° westlich von NGC 185. Wir können auch vom W‑Asterismus der Kassiopeia ausgehen und die Strecke zwischen Schedar (Alpha Cas, 2,2 mag) und Zeta 8° nach Süden verlängern. Dort treffen wir dann auf NGC 147.
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Steckbrief für NGC 147 & NGC 185
Objektname | NGC 147 NGC 185 |
Katalogbezeichnung | UGC 326, PGC 2004, MCG 8–2‑5, DDO 3, Caldwell 17 UGC 396, PGC 2329, MCG 8–2‑10, Caldwell 18 |
Typ | Galaxie, dE4 Galaxie, dE0 |
Sternbild | Kassiopeia (Cassiopeia) |
Rektaszension (J2000.0) | 00h 33m 11,7s 00h 38m 57,6s |
Deklination (J2000.0) | +48° 30′ 26″ +48° 20′ 14″ |
V Helligkeit | 9,4 mag 9,3 mag |
Flächenhelligkeit | 13,2 mag 14,3 mag |
Winkelausdehnung | 13,2′ x 7,8′ 8,0′ x 7,0′ |
Positionswinkel | 25° 35° |
Absolute Helligkeit | -14,220 mag ‑14,546 mag |
Durchmesser | 10.500 Lichtjahre 9.700 Lichtjahre |
Entfernung | 2,53 Millionen Lichtjahre 2,08 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | vF,vL,iR,gsmbM,*1.1; El;P w NGC 185 at 58′;low surface br pB,vL,iR,vgmbM,r; H II 707;Dwarf eliptical;NGC 396 |
Entdecker | John Herschel, 1829 Wilhelm Herschel, 1787 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 2 & 7 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 16 & 27 Millennium Star Atlas: Charts 85–86 (Vol I) Pocket Sky Atlas: Chart 3 Sky Atlas 2000: Chart 4 Uranometria 2nd Ed.: Chart 30 |