Am Samstag, dem 5. Mai 2018, fand nunmehr das 21. Südbrandenburger Sternfreundetreffen statt. Ungefähr drei Dutzend Sternenfreunde trafen sich bei herrlichem sonnigen Frühlingswetter am neuen Standort in Rückersdorf bei Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster). Der Standort, direkt auf dem Sportplatz des Mehrgenerationenhaus gelegen, hat einen relativ guten Blick in Richtung Süden. In Richtung Osten und Westen wird der Platz durch kleinere Kiefernwälder umrahmt. Aufgrund der Witterung überraschte es dann nicht, das auf den Fahrzeugen und Geräten der Teilnehmer schon nach kurzer Zeit diese durch Kiefernpollen bedeckt waren.
Ich traf am späten Nachmittag auf dem Platz ein und bemerkte schon bald, dass ich mein Stativ für mein Lidlscope zu Hause vergessen hatte. Ich hatte aber keine Lust, die 48 km nach Hause zu fahren, um es zu holen. Glücklicherweise konnte unser Geburtstagskind Uwe dann mir am Abend mit seiner azimutalen Montierung aushelfen. Ebenfalls anwesend waren ein großer Teil unserer HTT-Südkurve (die Müllers, Stephan, der andere Uwe aus Chemnitz sowie Mario und Christian), die überwiegend nur mit leichtem Equipment unterwegs waren. Thomas stellte u.a. seinen niegelnagelneuen Takahashi vor und sprach an, einige Probleme damit zu haben. Aus diesem Grund wurde kurzerhand eine Art “Testbank” aufgebaut, wobei Uwes eigener Takahashi als Referenzrefraktor dienen sollte. Später stellte sich dann heraus, dass Thomas Befürchtung, ein suboptimales Gerät erwischt zu haben, als unbegründet heraus. Den gesamten übrigen Nachmittag bis in den frühen Abend hinein verbrachten wir auf dem nahe gelegenen Spielplatz der Grundschule, wo sich die Teilnehmer u.a. an einem Grillstand verpflegen konnten. Inzwischen waren auch mehr Sternfreunde eingetroffen. Neben den Kirchhainern (Christoph, Rick und Ilka), kamen diesmal auch Michaela und Anja, die wir seit dem 17. HTT kannten und die wir zum letzten Mal beim Tag der Astronomie in Radebeul trafen. Die Runde war überaus lustig und es wurde sehr viel gelacht und gescherzt. Der Höhepunkt war, als Christoph sein neues Tamron 150–600 mm Teleobjektiv für seine Canon EOS 1000D und sein neues Carbon-Stativ präsentierte, dass sofort Anklang bei Uwe fand.
Kurz vor Sonnenuntergang fand man sich wieder am Platz ein um zur goldenen Stunde die Geräte und ihre Besitzer zu fotografieren. Hier und da wurde durch die verschiedenen Teleskope auch der Abendstern Venus, noch am Taghimmel, betrachtet, der einen deutlichen Phasendefekt zeigte. Ansonsten saß man abermals in netter Runde auf Campingstühlen beisammen. Als gegen 21:20 Uhr ein Iridium-Flare auftauchte, wurde schnell die App gezückt um zu schauen, wann ein weiterer Flare zu erwarten wäre. Schon wurde der nächste Termin gefunden. Und obwohl alle zum angegebenen Zeitpunkt des Flares auf die Stelle am Himmel im Sternbild Krebs starrten, blieb dieser überraschenderweise aus. Wahrscheinlich wurde dieser Satellit schon entsorgt, taucht aber dennoch in der NORAD-Datenbank auf. Oder es gab andere Gründe für sein Nichtaufleuchten. Sternfreunde haben diesbezüglich in Zukunft immer weniger Gelegenheiten, Flares zu beobachten, denn bis 2019 sollen die alten Satelliten der Serie endgültig in Rente gehen und eine neue Satelliten das Ruder übernehmen. Die neuen Iridiums sind etwas anderes konstruiert und zeigen zukünftig überhaupt kein Flare-Verhalten.
Auch mein eigenes Teleskop kam Dank Uwes Montierung an diesem Abend zum Einsatz: Neben der Praesepe (M44) im Krebs, wurde noch der Doppelsternhaufen h & Chi im Perseus, der Ringnebel (M57) in der Leier, die Whirlpool Galaxie (M51) in den Jagdhunden sowie der Herkuleshaufen (M13) beobachtet. Und obwohl diese Objekte mit 70mm Öffnung schon überaus nett aussahen, musste unbedingt ein größeres Teleskop her. Aus diesem Grund besuchten die Astro-Mädels, Christian und ich die anderen Sternfreunde, die etwas abgelegen weiter südlich die Wiese bewohnten. Bei unserem alten bekannten Radeberger konnten wir dann durch seinen 16 Zoll Gitterrohrdobson schauen. Als erstes betrachteten wir die Whirlpool Galaxie, die eindeutig ihre Spiralarme und sogar die Lichtbrücke zur Nachbargalaxie zeigte. Anschließend schwenkten wir das Teleskop auf das Leo Triplet, dass sich beeindruckend im Okular präsentierte. Auch in diesen Galaxien waren überaus einfach einzelne Strukturen erkennbar. Vor allem das Staubband der schwächeren Galaxie NGC 3628. Weiter ging es zur bekannten Nadelgalaxie NGC 4565 im Haar der Berenike, die wir von der Seite sehen, wobei hier vor allem das Staubband inmitten der Scheibe noch deutlicher herausstach. Messier 104, die berühmte Sombrero Galaxie in der Jungfrau, machte ihrem Namen alle Ehre, denn schon bei niedriger Vergrößerung sah die Galaxie tatsächlich wie ein mexikanischer Sombrero aus. Auch hier stach das Staubband regelrecht ins Auge. Der Ringnebel in der Leier präsentierte sich ebenfalls eindrucksvoll. Man erkannte, dass das Zentrum des Ringes nicht ganz dunkel war. Auch im Ring selber waren einige hellere und dunklere Gebiete zu erkennen.
Anschließend schwenkten wir das Teleskop auf Messier 81 und Messier 82 im Großen Bären. M 81 nahm fast das gesamte Gesichtsfeld ein. Die Starburst Galaxie M 82 präsentierte sich reich strukturiert mit einzelnen Knoten in der Galaxienscheibe. Dagegen war die Galaxie NGC 4236 im Drachen eine regelrechte Enttäuschung. Nicht nur dass sie recht schwierig, u.a. aufgrund ihrer lichtschwäche, aufzufinden war, sah sie doch ähnlich aus wie vor ein paar Wochen durch meinen 8 Zöller bei deutlich besseren Bedingungen. Das nicht gerade beeindruckende Aussehen der Galaxie im 16 Zöller rührte wahrscheinlich auch von den Pollen her, die sich wie eine Art Dunstschicht über den Himmel legten, allerdings das Bodenlicht kaum reflektierten. So zeigte das SQM‑L trotzdem respektable 21,49 mag/arcsec² an, obwohl die Milchstraße im Nordosten kaum erkennbar war. Auch bei Messier 101 im Großen Bären bestätigten sich die suboptimalen Bedingungen des Himmels. Normalerweise sollte diese Galaxie im größeren Fernrohren deutlich besser aussehen. Die Spiralarme erkannte man aber nur bei genauerem Hinsehen. Das letzte Objekt des Abends war dann der Riesenplanet Jupiter mit seinen Monden. Bei hoher Vergrößerungen war selbst im 16 Zöller nur die hellsten Bänder in seiner Atmosphäre erkennbar. Der Anblick der hellen Galaxien im Dobson begeisterten Anja und Michaela. Denn es war ein riesen Unterschied, ob man diese durch Anjas 4 Zoll Refraktor oder einen 16 Zöller betrachten kann.
Inzwischen war es 1.30 Uhr geworden und die meisten Sternfreunde auf dem Platz packten schon ihre Ausrüstung zurück ins Auto um die Heimreise anzutreten. In der Zwischenzeit war auch der abnehmende Mond aufgegangen und erhellte die Umgebung ein klein wenig. Die restlichen verbliebenen Sternfreunde der Südkurve saßen dann noch in geselliger Runde beisammen, bis wir uns kurz nach 2.30 Uhr morgens endgültig voneinander verabschiedeten.
Dank der neuen Umgebung und des sehr guten Wetters, war es wieder ein erfolgreiches, erlebnisreiches und besonders familiäres Treffen abseits der großen Teleskoptreffen – wie das Herzberger Teleskoptreffen im September. Leider verpassten wir den traditionellen Vortrag von Sonnenprofi Harald Paleske und Uwe Pilz Vortrag über Haloerscheinungen bzw. wir kamen von der Ankündigung nichts mit. Pünktlich zur Totalen Mondfinsternis und der Mars Opposition am 27. Juli 2018 ist das nächste Treffen der Südkurve geplant. Allerdings steht der genaue Standort unserer Zusammenkunft noch nicht fest.